Wer hat die Rechte an Wellerman?

Seit Wochen spitzt sich der Kosovo-Konflikt zu. Für den vorläufigen Höhepunkt sorgte Serbiens Präsident Aleksandar Vucic, der am Montag die Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Die drei wichtigsten Fragen und Antworten.

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Rudolph Gruber, Wien 27.12.2022

Wer hat die Rechte an Wellerman?

Kontroverse«Für mich ist eine Welt zusammengebrochen»: Warum bis zu 70 Personen nächsten Frühling ihren Bootsplatz in Arbon aufgeben müssen Sein Debütalbum mit schon rund sieben Millionen monatlichen Hörer:innen bei Spotify starten zu können ist Fluch und Privileg zugleich. Für Nathan Evans allerdings eher letzteres. Er nutzte den Hype um sein Shanty-Cover "Wellerman", um nun auf "Wellerman – The Album" (auch) eigene Songs zu präsentieren.AnzeigeDie Karriere von Nathan Evans klingt fast ein wenig wie ein modernes Internetmärchen. Ach was – sie ist eines! Hier noch einmal die Kurzversion, für alle, die außer auf unserer Website vor allem analog unterwegs sind: Nathan liebte schon immer Musik, jobbte sich durch seine Heimatstadt Glasgow, lebte glücklich mit seiner Jugendliebe Holly zusammen (die inzwischen seine Ehefrau ist und die er kennt, seit er zwölf ist), ging zur Uni, wurde schließlich Postbote, musizierte aber immer nebenher, fand in der Pandemie keine Auftrittsmöglichkeiten, nutzte schließlich YouTube und TikTok und kam plötzlich auf die Idee, einen catchy Shanty zu covern, der vor allem auf Walfangschiffen gesungen wurde. Nathans Interpretation des "Wellerman" ging zum Jahreswechsel durch die Decke, als sich sein TikTok-Clip wie ein Lauffeuer um die ganze Welt verbreitete. Die Remix-Version von 220 KID & Billen Ted – "Wellerman" – erschien wenig später als seine offizielle Debütsingle und erstürmte in gleich 10 Ländern Platz #1 der Singlecharts. Flankiert von einer halben Milliarde Streams, schrieb der britische Rolling Stone, dass Evans "in die Stratosphäre durchgestartet" sei."Das fühlt sich an, als würde ich im Zentrum eines Wirbelsturms stehen", sagt Evans selbst, "und dabei zusehen, wie alles um mich herum durch die Gegend gewirbelt wird. Diese letzten Monate waren der absolute Traum – einfach fantastisch, in sämtlichen Ecken der Welt meine Stimme zu hören." Der besagte TikTok-Clip steht übrigens inzwischen bei über 5,5 Milliarden (!) Views bei TikTok.Aber wie macht man dann weiter? Nathan Evans war zu lange Fan und Musiker, um sich bloß auf das Covern historischer Seemannslieder zu beschränken – obwohl das ein faszinierender Fundus ist. "In Interviews wurde ich dann immer über meine Liebe zu Shantys und Seemannsliedern ausgefragt, ob ich womöglich in irgendeinem kleinen Kaff an der schottischen Küste aufgewachsen sei? Ich hab mich dann immer entschuldigt: 'Stimmt absolut nicht.'" Tatsächlich wird Evans sogar seekrank, wenn er irgendein Boot betritt. "Aber für die war ich der Hochsee-Shanty-Mann vom Meer", sagt er weiter, was jedoch keine Beschwerde sein soll, im Gegenteil: Er hat zuletzt sogar Auftrags-Shantys für die US-Navy und die Gewinner des Super Bowl (The Tampa Bay Buccaneers) komponiert. Auch sein erstes Buch zum Thema kommt bald: Die Rechte gingen an den Londoner Verlag Welbeck, der Evans’ Werk in einer sehr schönen Edition im Oktober letzten Jahres in den Buchhandel brachte.Nathan Evans hat also seine Ambitionen als eigener Künstler mit seiner Liebe zur Shanty-Musik verbunden und legt nun auf "Wellerman – The Album" neue, von ihm (mit)geschriebene und auch wieder gecoverte, zeitlos klingende Lieder für die See und von der See vor. Die schon hörbaren Singles zeigen, wie gut das funktioniert: "The Last Shanty" mit einem Text von Tom Lewis ist so etwas wie ein Abgesang auf das klassische Seemannsleben. Darin singt Evans: "Two cans of beer a day and that's your bleeding lot / And now we've got an extra one because they stopped The Tot / So we'll put on our civvy-clothes find a pub ashore / A sailor's just a sailor just like he was before." Zuletzt erschien dann das von Nathan Evans mit aufpolierte und neu interpretierte Traditional "The Banks Of Sacramento", das ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt. Man darf also schon jetzt gespannt sein, was es unter den Segeln seinen Debüts "Wellerman – The Album" noch alles zu entdecken gibt. Was hat der Gegenwartsmensch mit einem Walfänger gemeinsam? Eine Vorliebe für Sea Shanties mal mindestens. Bild: Picture-AllianceBald kommt der „Wellerman“: Das Seemannslied eines neuseeländischen Walfängers aus den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts zieht gerade Kreise im Internet – und spricht zu uns allen.2 Min.Permalink: https://www.faz.net/-gqz-a7gdsWeitersagen abbrechenWarum genau der „Wellerman“ so durch die Decke gegangen ist, lässt sich im Nachhinein wohl nicht mehr klären. Tatsache ist aber, dass der aus der neuseeländischen Schifffahrt stammende Sea Shanty Anfang des noch jungen Jahres 2021 ziemlich viele junge Menschen bei einem Internet-Kurzvideodienst namens TikTok beschäftigte und noch viele mehr in einer nicht ganz leichten Zeit plattformübergreifend bei Laune hielt.Andrea DienerKorrespondentin im Main-Taunus-KreisFolgen Ich folge Urheber der allerersten Version ist Nathan Evans, diversen Internetquellen zufolge ein 26 Jahre alter Briefträger aus Schottland mit einer Vorliebe für Seemannslieder, und Schotten brauchen in diesen Post-Brexit-Tagen ja wirklich jede Aufheiterung, die sie bekommen können. Am 27. Dezember postete er seine A-Capella-Version des „Wellerman“, der mit einem äußerst einprägsamen Refrain aufwartet: „Soon may the Wellerman come /To bring us sugar and tea and rum. / One day, when the tonguin’ is done /We’ll take our leave and go“.Enormes Mitmachpotential

Weller Bros. war um 1830 ein auf Walfang spezialisiertes Unternehmen, das die erbeuteten Tiere an Land zerlegte – was man auf Englisch als „tonguing“ bezeichnet –, das sich aber auch um Versorgung und Ausrüstung einer Flotte von Walfangschiffen kümmerte. Um Zucker, Tee und Rum zum Beispiel, weshalb die Ankunft des Wellerman so sehnsüchtig erwartet wurde. Das Schöne an diesen Sea Shantys ist nun die möglichst einfach mitzusingende Melodie, die auf einer ebenso einfachen Struktur aus Einheiten zu jeweils vier Takten beruht. Viel komplexer darf es auch nicht werden angesichts etwa 20 bis 30 hart arbeitender Seeleute auf einem durchschnittlichen Walfangschiff, die nicht alle musikalisch hochbegabt sind. Wie die meisten Folksongs ist auch die Melodie des „Wellerman“ offen für Variationen, Verzierungen und Harmonien, was das enorme Mitmachpotential in diesen digitalen Zeiten vielleicht ansatzweise, aber nicht vollständig erklärt.

Eine weitere Rolle spielte die Duett-Funktion, die Tiktok anbietet und es ziemlich einfach macht, eine weitere Stimme zuzuschalten. Zu Nathan Evans kurzem Video gesellte sich jedenfalls bald mit Luke Taylor aus Philadelphia ein Bass, dann diverse Baritone, ein paar Soprane und schließlich ziemlich versierte Geigerinnen. Über mehrere Tage hinweg erfreuten immer neue „Wellerman“-Chöre das geneigte Publikum im Internet, und niemand konnte sich der Faszination so recht entziehen, und dem Ohrwurm erst recht nicht.

Ist es der Rhythmus, dafür gemacht, die Mannschaft bei der harten Arbeit auf einem Segelschiff im Takt und bei Laune zu halten und uns in unserem Homeoffice auch irgendwie? Ist es die Sehnsucht nach der weiten See, die wir alle ewig nicht mehr gesehen haben? Ist es das im Refrain angesprochene Warten auf bessere Zeiten – Tee oder Rum oder ein Ende der Pandemie – das uns mitreißt? Oder vielleicht einfach die Freude am gemeinsamen Singen, das über TikTok angenehm aerosolfrei vonstatten gehen kann?

Oder von allem etwas? Nach der großen Brotbackwelle von 2020 sollte einen nicht mehr wundern, dass Menschen momentan zu den Dingen greifen, die sie schlicht glücklich machen – egal, wie verpönt diese einmal waren.

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Quelle: F.A.Z.

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Was ist das Original von Wellerman?

Das Original stammt aus der Zeit zwischen 1860 und 1870 Eigentlich heißt der Song „Soon my the Wellerman come“ und stammt aus Neuseeland. Vermutlich wurde das Lied zwischen 1860 und 1870 von einem jungen Seemann verfasst.

Was ist mit Wellerman gemeint?

Und was ist nun ein „Wellerman“? Dabei handelt es sich um Versorgungsschiffe, die nach ihren Besitzern, den Gebrüdern Weller benannt waren. Und diese Schiffe brachten Waren – für die an den Küsten arbeitenden Walfänger, die oftmals mit Tee, Zucker und Rum statt mit Geld entlohnt wurden.

Wer singt Wellerman auf Deutsch?

Gude DocWellerman Deutsch / Künstlernull

Warum ist das Lied Wellerman so beliebt?

Schiefe Töne sind sogar erwünscht. Das alles ist so bodenständig, so authentisch und ehrlich und passt in eine Zeit, in der sich viele einsam fühlen. Alle sitzen in einem Boot, alle ziehen an einem Tau. Jedenfalls für die Dauer eines »Wellerman«.