Gemeinderat schwetzingen wer ist drin 2022

Schwetzingen Wie geht es weiter mit dem Rothackerschen Haus in Schwetzingen? Der Gemeinderat tagte im Juni dazu. Hier dazu ein exklusives Interview mit dem Bundestagsabgeordneten Olav Gutting.

Von Frank Bürger

Gemeinderat schwetzingen wer ist drin 2022

Olav Gutting Foto: Deutscher Bundestag

Befindet sich Schwetzingen auf dem Weg zu einem Spargelmuseum? Trotz der Schwierigkeiten bei der geplanten Sanierung des Rothackerschen Hauses und der angepassten Planung und Finanzierung sehen die Pläne der Stadt weiterhin die Errichtung eines Spargelmuseums vor. Dieses Projekt hat eine hohe Bedeutung für Schwetzingen und wird, wenn auch in veränderter Form, realisiert.

 Welche Stolpersteine auf dem Weg zum Museum im Rothackerschen Haus/ Finanzierung?

Die größten Herausforderungen und Hürden bestehen in der Tat in den derzeitigen Unwägbarkeiten beim Bauen. Insbesondere durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und der damit einhergehenden Inflation sind Baurohstoffe entweder nicht verfügbar oder verteuern sich zum Teil dramatisch. Daher ist es erforderlich, den Kostenrahmen immer wieder kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. Die geplante Eröffnung des Rothackerschen Hauses kann derzeit nur vorsichtig geschätzt werden, da sich die nun anstehenden deutlichen Umplanungen in jedem Fall auf die bisherige Zeitschiene auswirken werden. Mit einer Fertigstellung ist aber nach den Plänen der Stadt vor 2025/26 nicht zu rechnen.

 Welche Strategien gibt es weiterhin für den Schwetzinger Spargel zu werben? Der Schwetzinger Spargel ist eng mit der Geschichte Schwetzingens und der Region verbunden. Jahr für Jahr erfreuen sich über 750.000 Besucher an Kultur, Sehenswürdigkeiten und auch dem Schwetzinger Spargel. Damit der Spargel auch weiterhin seinen Stellenwert hat und noch viele Menschen erfreuen kann, müssen die Voraussetzungen erhalten und an zukünftige Bedarfe angepasst werden. Dabei lässt sich auf dem Erreichten aufbauen. Aus der Geschichte erwächst ein gesundes Selbstbewusstsein, das auch dem Spargel und seiner Bekanntheit zugutekommt. Indem wir zeigen, wie der Spargel auf den Teller kommt, welche Bedeutung er für die Region hat und wieviel Geschichte sich hinter dem Schwetzinger Spargel verbirgt können wir auch in Zukunft sicherstellen, dass sich diese Erfolgsgeschichte fortsetzt. In Berlin findet z.B. jährlich das Badische Spargelessen in der Landesvertretung von Baden-Württemberg statt. Dort kommen 150 Hauptstadtjournalisten in den Genuss von Spargel aus unserer Region. Das ist eine tolle Veranstaltung, die den Schwetzinger Spargel hervorragend bewirbt.

 Spargelzeit / Schwetzinger Festspiele: Kultur und Kulinarisches wachsen zusammen? Kann von dieser Verbindung die Festspielstadt profitieren, überregional? Klar! Baden-Württemberg war schon immer stark darin, gemeinsam etwas zu schaffen und Verbindungen herzustellen. Bei zwei Höhenpunkten wie der Spargelzeit und den Schwetzinger Festspielen kommen die Menschen zusammen. Dadurch werden selbstverständlich Erzählungen und Geschichten über die Region hinausgetragen. Davon profitieren alle Beteiligten mit der Folge, dass Kultur und Kulinarisches jedes Jahr Menschen nicht nur aus der Region, sondern darüber hinaus anziehen.

 Welche Bedeutung hätte ein Spargelmuseum in Schwetzingen für Stadt und Land? Ein Spargelmuseum in Schwetzingen würde der kulinarischen Tradition eine ganzjährige Anlaufstelle für interessierte Menschen geben und der vielfältigen Geschichte des Spargels Rechnung tragen. Mit dem Umbau des Rothackerschen Hauses besteht die Möglichkeit, ein kulturelles Zentrum zu schaffen, das viele verschiedene Informationen und Geschichten unter einem Dach vereint. Nach den Plänen der Stadt kann der Spargel, der sonst nur zur Saison gegessen wird, das ganze Jahr den Menschen in Form einer Dauerausstellung erhalten bleiben und somit würde ein Spargelmuseum ganzjährig für die Stadt Schwetzingen und die Region werben.

 Früher an Frau Merkel Spargel überreicht, jetzt neue Regierung: Machen Sie auch in der Ampelkoalition Werbung für den regionalen Spargel? Für die Verköstigung des aktuellen Bundeskanzlers sind jetzt andere zuständig.

 Schrobenhausen und Schwetzingen, der Weg zu einer Koalition? Zwischen Schrobenhausen und Schwetzingen besteht ein Partnerschaftsverhältnis, das maßgeblich aus der gemeinsamen Begeisterung für Spargel hervorgeht. Bereits vor der Städtepartnerschaft bestand über Jahrzehnte hinweg ein Austausch. Die zwei Spargelmetropolen haben eine beeindruckende Historie, die weit über den Spargel hinausgeht. Eine Partnerschaft zu einer anderen Stadt, die die Liebe zum Spargel ebenso zelebriert, ist dann nur noch eine logische und richtige Schlussfolgerung, die für beide Seiten nur Vorteile bringt.

 Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit der Stadt mit dem Bundestag, im Hinblick auf die Kultur der Perle Schwetzingen? Als Abgeordneter für die Region ist man immer auch Botschafter für die Besonderheiten, die unsere Kurpfalz zu bieten hat. Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist seit vielen Jahren exzellent und von großem gegenseitigem Vertrauen geprägt. Bund, Stadt und Land gemeinsam Hand in Hand – nur so kann es was werden.

 Wann erwarten Sie die Eröffnung eines Spargelmuseums in Schwetzingen? Mit einer Fertigstellung ist nach jetzigem Kenntnisstand vor 2025/26 nicht zu rechnen.

 Was bedeutet für Sie persönlich Schwetzingen im Spiel der Kulturzentren international? Wir haben in Europa eine unglaublich lange und sehr unterschiedliche Kulturgeschichte. Dennoch gibt es viele Verbindungen untereinander z.B. durch Handelsbeziehungen bedingt. Schwetzingen reiht sich da in eine Vielzahl großer Namen ein und kann sich mit einem gesunden Selbstbewusstsein präsentieren. Aber letztlich geht es um Gemeinsamkeiten und die Bewahrung unserer Kultur und unserer Werte, die in den letzten Jahrhunderten entstanden ist. Jeder Austausch und jede Partnerschaft bringt uns weiter und unterstreicht den Gedanken eines gemeinsamen Europas.

Pressemitteilung zur Sitzung des Schwetzinger Gemeinderates am 22. Juni 2022

Der Gemeinderat stimmte dem von der Stadtverwaltung erstellten Umplanungsentwurf zu Sanierung und Umbau des Rothackerschen Hauses (mit großer Mehrheit) zu und beauftragte gleichzeitig Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und die Verwaltung mit der weiteren Umsetzung des Projektes. Die Räte bewilligten zudem ein Investitionsvolumen von 11.500.0000 EUR für den Umbau. Insgesamt 2 Mio. EUR der gesamten Investitionskosten werden im Rahmen des Förderprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ durch den Bund und rund 520.000 EUR im Rahmen der Tourismusförderung des Landes Baden-Württemberg übernommen. Der Gemeinderat beauftragte die Stadt auch mit der Prüfung, inwieweit der Parkplatz „Alter Messplatz“ in die Sanierung und Neunutzung des Rothackerschen Hauses gestalterisch miteinbezogen und – auch unter ökologischen Gesichtspunkten – umgestaltet werden kann.

Zur Vorgeschichte:

Das Rothackersche Haus befindet sich im Eigentum der Stadt Schwetzingen und steht unter Denkmalschutz. Im Jahr 2019 fasst der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss zur Sanierung und Neunutzung des leerstehenden Gebäudes. An dieser zentralen innerstädtischen Lage sollte mit dem städtischen Museum, der Tourist-Information, einer Gastronomie sowie Kunst- und Veranstaltungsräumen eine Anlaufstelle für die Bevölkerung und Touristen geschaffen werden. In einer europaweiten Ausschreibung erhielt die Architektengemeinschaft fischerarchitekten / rebuild.ing aus Aachen/ Reilingen den Zuschlag zur weiteren Projektabwicklung. Im Frühjahr 2021 stellten die Generalplaner im Gemeinderat den Vorentwurf zum Umbau vor.

Angesichts einer enormen Baukostenentwicklung und extremen Preissteigerungen bei Baumaterialien, sprachen sich die Fraktionen zu Beginn des Jahres 2022 für eine Überarbeitung des Planungsentwurfs aus. Zwischenzeitlich ging man von einer Baukostensteigerung von ursprünglich 16,5 Mio. EUR auf nun ca. 21 Mio. EUR aus.

Vor diesem Hintergrund ist die Stadtverwaltung in Abstimmung mit den Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen zu dem Schluss gekommen, dass die Baukosten massiv gesenkt werden müssen, um eine Umsetzung und die Finanzierung des Projektes zu gewährleisten. Hierzu wurde es erforderlich, die Sanierung und Erweiterung des Rothackerschen Hauses räumlich und funktional auf ein Mindestmaß zu beschränken. Der Schwerpunkt der Maßnahme wird dafür auf Sanierung und Nutzbarmachung des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes gelegt. Lediglich zur funktionalen Gebäudeerschließung erfolgt eine maßvolle Erweiterung.

Das bedeutet, dass in das neue Rothackersche Haus statt wie bisher geplant auf rund 2.000 m² auf nunmehr nur 885 m² die Tourist-Information, das städtische Museum mit der historisch-stadtgeschichtlichen Dauerausstellung, einer Dauerausstellung zu den Themen Spargel und Musikfestivals, einer Wechselausstellungsfläche sowie einem Museumspädagogikraum im Dachgeschoss integriert werden. Verzichtet wird auf die Gastronomie sowie den Vollausbau des Keller- und Dachgeschosses. Reduziert wird bei den Büroflächen für das Kulturamt und bei der technischen Gebäudeausstattung für Dauer- und Wechselausstellungsflächen sowie der Lüftungsanlage.