Was passiert wenn wir niesen

Niesen soll aus Sicht der Menschen die Nase befreien, Viren und Bakterien nutzen den Vorgang zur Ausbreitung. Ein Video zeigt, in welcher Form Flüssigkeit aus Nase und Mund fliegt.

von Daniel Lingenhöhl

Was passiert wenn wir niesen

© iStock / stocknroll (Ausschnitt)

In den Ärmel oder in ein Taschentuch niesen – so lautet die gängige Methode, wenn es in der Nase juckt und sich der Niesreiz löst. Damit soll verhindert werden, dass sich zu viele mit Viren oder Bakterien kontaminierte Tröpfchen aus der Nase in der Umgebung verbreiten (oder auf die Hand gelangen) und so weitere Personen infizieren. Wie nötig dies ist, zeigen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von Lydia Bourouiba vom Massachusetts Institute of Technology und ihrem Team: Sie filmten, in welcher Form Flüssigkeiten und Schleim aus den Körperöffnungen in die Luft geschleudert werden, sich verändern und ausbreiten. Dazu ließen sie Probanden je rund 50-mal niesen und achteten dabei vor allem auf das initiale Stadium des Prozesses – viele Studien hätten zwar schon untersucht, wie sich die Tröpfchenwolke ausbreitet, dabei aber den Beginn nur unzureichend berücksichtigt, so die Wissenschaftlerin: "Wie werden die Tröpfchen geformt und welche Größenklassen treten auf?"

© Bourouiba Group, MIT

Niesen in Highspeed

Bourouiba und Co zeichneten in der Folge eine beeindruckende Bandbreite an Formen auf, in denen Schleim und Spucke aus Nase und Mund geschleudert werden: Sie beobachteten neben den erwarteten Tröpfchen flächige Fetzen, berstende Schleimtaschen und regelrechte Bänder, die durch die Wucht beim Ausstoß zerrissen und in kleinere und kleinste Tröpfchen zerstäubt werden. Diese Kaskade unterschiedlicher Formen hatte man zuvor bei industriellen Produktionsprozessen beobachtet, jedoch nicht in diesem physiologischen Zusammenhang, so Bourouiba: "Das hat uns überrascht. Das Auseinanderbrechen des Schleims geschieht nicht nur zu Beginn des Niesens in den Atemwegen, sondern setzt sich auch außerhalb davon dynamisch fort." Ihre Studie soll dazu beitragen, den Weg der infektiösen Tropfen in der Umwelt exakter nachzuvollziehen, ihre Zahl zu bestimmen und so die Verbreitung von Krankheitserregern einzudämmen.

Ein kurzes Kribbeln in der Nase und schon – Hatschi! – niesen wir, meist ohne dass wir es aufhalten können. Doch warum niesen wir überhaupt? Was löst ein Niesen aus? Und was passiert, wenn wir dabei die Nase zu halten?

Niesen ist ein Schutzreflex, mit dem unser Körper auf eine Reizung der Nasenschleimhaut reagiert. Wir atmen zum Niesen automatisch tief ein und pressen dann explosionsartig Luft durch Mund und Nase. „Durch das Niesen werden Nasensekret, Schmutzpartikel und andere Fremdkörper aus der Nase entfernt“, erklärt der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Die dabei entstehende Tröpfchen-Wolke entlädt sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Kilometern pro Stunde.

Doch Niesen bewirkt mehr als nur diese orkanartige Wolke. Wenn wir niesen, aktivieren wir dabei auch die sogenannten Zilien, haarähnliche Zellen, die in unserer Nasenschleimhaut sitzen. Durch das Niesen schlagen sie kurzzeitig wild um sich und helfen so dabei, Fremdkörper und mikrobielle Eindringlinge vor die Tür zu setzen.

Was bringt uns zum Niesen?

Die Gründe für das Niesen sind vielfältig. Eine der bekanntesten Ursachen sind Atemwegsinfekte wie eine Erkältung, die Grippe oder eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Viren und Bakterien reizen dabei die Nasenschleimhaut und lösen schließlich den Niesreflex aus. Auf diese Weise wird unser Körper schädliche Keime los. Doch mitunter zum Leidwesen umstehender Personen, denn: Jeder Nieser kann tausende Keime durch die Gegend schleudern und sie dabei auf andere Menschen übertragen.

Ein weiterer häufiger Grund für Nieser sind Allergien. In diesem Fall lösen zum Beispiel Pollen, Staub oder Tierhaare den Reflex aus. Das liegt daran, dass unser Immunsystem bei einer Allergie solche eigentlich harmlosen Stoffe mit Krankheitserregern gleichsetzt und ebenso hartnäckig versucht, sie wieder loszuwerden.

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Außerdem: Sonne und ein Besuch im Kosmetiksalon

Ein etwas unkonventioneller Nies-Auslöser ist plötzliche Helligkeit. Etwa ein Viertel aller Menschen müssen niesen, wenn sie in helles Licht schauen. Dieses „Sonnenniesen“ ist vererbbar. Niesen kann aber auch auftreten, wenn der Trigeminusnerv, ein verästelter Gesichtsnerv, der von der Schläfe zu Augen, Kiefer und Nase zieht, zum Beispiel durch Augenbrauenzupfen gereizt wird.

Manchmal ist Niesen auch eine Nebenwirkung eines Medikaments. Doch was auch immer einen Nieser ausgelöst haben mag: Er kommt selten allein. Häufig reicht ein einzelnes Niesen nicht, um Reizstoffe loszuwerden. Deshalb niesen wir auch mal mehrmals nacheinander.

Ist Niesen gefährlich?

Vor allem wenn wir unter Leuten sind, ist uns die Lautstärke des eigenen Niesens häufig so unangenehm, dass wir uns Mund und Nase zuhalten und so das laute Geräusch etwa dämpfen. Das kann allerdings Folgen haben. So kommen HNO-Arzt Michael Deeg hin und wieder Patienten unter, denen durch das unterdrückte Niesen ein Äderchen im Auge geplatzt ist: „Beim Niesen oder auch Husten wird ein ganz erheblicher Druck aufgebaut. Da wirken ordentliche Kräfte“, erklärt er.

Doch geplatzte Äderchen sich harmlos im Vergleich zu dem, was einem Briten beim unterdrückten Niesen passiert ist. Dem 34-Jährigen riss dabei nämlich die Rachenmuskulatur, wie Ärzte um Wanding Yang vom Krankenhaus in Leicester im „British Medical Journal“ berichten. Besagter Patient habe nach dem Unfall eine Woche lang künstlich ernährt und mit Antibiotika behandelt werden müssen.

Die Ärzte sagen sogar, dass er mit dem Riss noch glimpflich davongekommen sei. Ihm hätten genauso gut sein Trommelfell oder ein Blutgefäß im Gehirn platzen können. Ein Niesen zu unterdrücken, indem man sich Nase und Mund zu hält, kann also durchaus gefährlich werden.

Warum tut es gut zu Niesen?

Das Niesen ist physiologisch ein explosives Atmen – es sind also die gleichen Körperpartien beteiligt wie beim normalen Atmen auch: das Zwerchfell, die Atemmuskeln in Bauch und Brust.

Ist Niesen gut oder schlecht?

Das Niesen ist eine komplexe Schutzfunktion des Körpers gegen Fremdkörper, Viren und Bakterien. Der oft störende Reflex beginnt mit einem kleinen Kribbeln in der Nase und endet oft mit einer Niesattacke. Entgegen vieler Mythen ist das Niesen selber (ohne es zu unterdrücken) ungefährlich und sogar gut für den Körper.

Was passiert mit dem Herz wenn man niest?

Beim Niesen verändert sich der Druck im Brustkorb. Das bringt das Herz mitunter tatsächlich für einen Moment aus dem Takt. Die Betroffenen erleben diese Unregelmäßigkeit als Flattern oder Stolpern. Der Herzschlag setzt aber nicht aus.

Kann beim Niesen das Gehirn platzen?

Es kommt aber gelegentlich vor, dass den Personen, die ein Niesen zurückhalten, das Trommelfell oder ein Blutgefäss im Gehirn platzt. Allgemein sind solche Vorfälle aber äusserst selten.