Warum drehen sich Sonnenblumen von der Sonne weg

Faszinierendes Geheimnis gelöst

| 02. September 2021, 16:45 Uhr

Junge Sonnenblumen drehen sich mit dem Sonnenstand. Ältere Pflanzen schauen nur noch nach Osten. Warum das so ist, haben Forscher herausgefunden.

Sommerzeit ist Sonnenblumenzeit. Jetzt blüht die Frohnatur unter den Blumen im Garten und ganz malerisch auf Feldern. Hier und da leuchtet es auch auf einem Balkon Goldgelb. Dabei dreht die Pflanze ihren „Kopf“ mit dem Stand der Sonne. Deshalb heißt Sonnenblume auf Französisch auch „Tournesol“ oder auf Italienisch „Girasole“. Noch erstaunlicher: Junge Sonnenblumen drehen sich in der Nacht wieder gen Osten. Aber wie machen die Pflanzen das und vor allem warum? Schließlich haben Pflanzen doch keine Muskeln. Und warum drehen sich ausgewachsene Sonnenblumen nur noch in Richtung Osten?

Warum Sonnenblumen abends nach Osten drehen

Ein Forscherteam aus den USA hat nun das Geheimnis der Sonnenblumen gelüftet. Demnach sind die Pflanzen für Bienen und andere Bestäuber noch attraktiver, wenn die Blüten durch die morgendliche Sonne aufgewärmt werden. Und die geht bekanntlich im Osten auf. Zudem produzieren die Pflanzen so mehr nahrhafte Pollen. Und auch die Samen sind nach Meinung der Wissenschaftler schwerer und größer.

Alles in allem ist das ein Vorteil für die Pflanzen, aber auch für Bienen und andere Bestäuber. Das Ergebnis ihrer Studie haben die Forschenden im Fachjournal „New Phytologist“ veröffentlicht. Schon länger bekannt ist, dass die Pflanzen in ihrer Wachstumsphase durch das Drehen bis zu 15 Prozent mehr Sonnenlicht abbekommen.

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Junge Sonnenblumen drehen sich, ältere schauen nur in eine Richtung

Warum aber sind vor allem junge Sonnenblumen so agil und drehen ihre noch nicht voll blühenden Blütenstände mit der Sonne? Also über den Tag hinweg von Osten über Süden nach Westen. Der auffallende Effekt wird durch eine Art „innere Uhr“ in den Pflanzen gesteuert. Je nach Helligkeit und Sonneneinstrahlung werden die Stängel während des Wachstums an den Seiten verlängert. Dafür ist das Wachstumshormon „Auxin“ zuständig, das den Teil des Blütenstandes zum Wachsen anfeuert, der im Schatten liegt. Als Folge richten sich die Sonnenblumen nach der Sonne aus. Unter Botanikern ist der Effekt als „Heliotropismus“ bekannt.

Ältere Sonnenblumen halten still

Ältere Sonnenblumen, die in der Blüte ihres Lebens stehen, halten dagegen den ganzen Tag lang nach Osten Ausschau. Ihre Stängel sind ausgewachsen und das Wachstumshormon wird nicht mehr ausreichend produziert. Als Folge justieren sich die Sonnenblumen nicht mit dem Lauf der Sonne aus. Hier zählt nun der Trick mit der wärmenden Morgensonne. Und das bedeutet für die Pflanzen, die Blütenstände generell nach Osten auszurichten.

Wieso starren Sonnenblumen im Garten oder auf dem Acker mit ihren Köpfen alle in die selbe Richtung? Wir erklären, warum Sonnenblumen sich drehen.

Warum drehen sich Sonnenblumen von der Sonne weg

© Mathias Podstawka / stock.adobe.com

Warum schauen Sonnenblumen alle in eine Richtung?

Sonnenblumen wenden sich der Sonne zu – warum?

Weil sie in die Sonne verliebt sind, glaubten die Inkas und verehrten die Blume als Symbol für ihren Sonnengott Inti.

Wie funktioniert die Drehung der Sonnenblume?

Tatsächlich folgen Sonnenblumen mit ihren Köpfen dem Lauf der Sonne. Wie sie das schaffen, obwohl sie über keinerlei Muskeln verfügen, war Wissenschaftlern lange ein Rätsel. Inzwischen hat man herausgefunden, dass der Stängel auf der Schattenseite schneller wächst als auf der Sonnenseite und mit einer Zeitverzögerung von etwa 45 Minuten dem Lauf der Sonne folgt. Morgens blicken die Köpfe nach Osten, bis zum Abend nach Westen. Nachts wachsen die Köpfe weiter und bringen sich bis zum frühen Morgen wieder in Ost-Position. Damit gleichen sie das einseitige Wachstum vom Vortag aus.

Die Gründe, warum sich Sonnenblumen drehen

Eine Pflanze, deren Ehrgeiz darin liegt, in 3 Monaten 3 m hoch zu wachsen, vergeudet keine Energie damit, aus Langeweile der Sonne hinterherzustarren. Im Gegenteil, das Köpfedrehen bringt ihr den Vorteil, dass sie dadurch, ähnlich wie eine Photovoltaik-Anlage, 10 bis 15 % mehr Sonnenlicht einfängt.

Sonnenblumen, die nicht mitmachen

Die großen schweren Blütenköpfe moderner Sonnenblumen-Sorten freuen sich über jeden Sonnenstrahl, jagen ihm aber nicht mehr hinterher. Nur die Blätter und Blütenknospen, die noch grün sind und sich voll im Wachstum befinden, richten sich nach der Sonne aus. Sobald diese aufblühen, stoppen die Stängel das Wachstum und verhärten, um die schweren Köpfe tragen zu können. Von da an blicken die Blüten starr nach Osten zur aufgehenden Sonne hin. Natürlich gibt es auch unter Sonnenblumen immer einige, die aus der Reihe schlagen und in eine andere Richtung schauen.

Wilde Sonnenblumen nehmen nicht am Sonnentanz teil. Sie tragen zahlreiche kleine Blüten und recken sie in alle Himmelsrichtungen.

Warum drehen sich Sonnenblumen gegen die Sonne?

Die Drehung der Pflanzen resultiert aus ungleichmäßigem Wachstum im Stengel. Eine Seite wächst schneller in der Nacht, die andere am Tag. Gesteuert werden diese Prozesse von einem eigenen Rhythmus und vom Sonnenlicht. Ältere Sonnenblumen machen dieses 'Hin und Her' nicht mehr mit.

Warum schauen Sonnenblumen immer in eine Richtung?

Tagsüber folgen die Blütenstände der Blumen der Sonne, um deren Licht optimal auszunutzen. Nachts drehen sie sich wieder zurück. Verantwortlich für diese Bewegung ist wechselseitiges Wachstum: Tagsüber wachsen die Stämme der jungen Pflanzen mehr auf der Ostseite, nachts mehr auf der Westseite.

Was machen Sonnenblumen wenn die Sonne nicht scheint?

Wissenschaftler haben nun herausgefunden, warum das so ist. Während der Wachstumsphase richten sich Sonnenblumen tagsüber durchaus nach der Sonne, erst nachts orientieren sie sich zurück nach Osten. Doch wenn die Blüte einsetzt, wechseln sie ihre Taktik und zeigen nur noch Richtung aufgehende Sonne, also nach Osten.

Kann sich die Sonnenblume bewegen?

Sonnenblumen reagieren auf Sonnenstrahlen und Temperatur. Entgegen den Annahmen besitzen sie aber keine „Motoren“ (sogenannte Pulvinus), wie andere heliotrope Pflanzen. Stattdessen steuert das Wachstum die Bewegung: Tagsüber wächst der Stamm der Sonnenblume auf der Ostseite mehr, sodass sie sich nach Westen neigt.