Charlotte Link - Das andere Kind teil 2 3sat

Aus Sicht eines Drehbuchautors ist es fraglos reizvoll, f�r eine Handlung und ihre Protagonisten 180 Minuten Zeit zu haben; erst recht, wenn man auf diese Weise einer komplexen Romanvorlage gerechter werden kann. Andererseits sind Zweiteiler oft zu lang geraten. Das galt schon f�r „Das Echo der Schuld“, die ZDF-Adaption eines Buchs von Charlotte Link. F�r die ARD hat nun die renommierte Produktionsfirma TeamWorx Links Roman „Das andere Kind“ verfilmt. TeamWorx-Filme sind in der Regel immer sehenswert, und das gilt keineswegs nur f�r die vielen herausragenden zeitgeschichtlichen Produktionen (zuletzt „Rommel“). „Das andere Kind“ ist die Ausnahme, die die Regel best�tigt.

Wie „Das Echo der Schuld“, so spielt auch diese Geschichte in England, auch sie ist an den Originalschaupl�tzen verfilmt worden, allerdings vor der Kamera mit deutlich geringerer deutscher Beteiligung; wichtige Rollen werden von Einheimischen verk�rpert. Das mag zur Authentizit�t beigetragen haben, wie die Charlotte Link findet, hat aber zwangsl�ufig zur Folge, dass die Briten synchronisiert werden mussten; und die Mischung aus Darsteller-Deutsch und glattem Synchrondeutsch klingt selten authentisch, sondern meistens k�nstlich.

Charlotte Link - Das andere Kind teil 2 3sat

Foto: Degeto / A. Peebles

Als Teenager tr�umen sich Fiona (Hannah Steele) & Chad (Tom Westen) in die Welt.

Dar�ber lie�e sich jedoch problemlos hinwegh�ren, wenn der Film wenigstens spannend w�re. Der Schweizer Regisseur und Grimme-Preistr�ger Urs Egger genie�t zu Recht einen ausgezeichneten Ruf im Genre, seine Verfilmung des Craig-Russell-Romans „Wolfsf�hrte“ zum Beispiel ist ein richtig guter TV-Thriller. „Das andere Kind“ leidet dagegen darunter, dass der zentrale Erz�hlstrang immer wieder zerfasert. Au�erdem verliert die Geschichte am Ende von Teil eins ihre interessanteste Figur und damit auch die sehenswerteste Schauspielerin. Das ist der Vorlage geschuldet, aber ein Manko, das Teil zwei nicht verkraftet.

Buch und Film behaupten, dass Kinderpsychologin Leslie (Marie B�umer) nicht gl�cklich werden kann, so lange eine alte Schuld nicht getilgt ist: 1944 schickt eine Mutter ihre Tochter Fiona vom zerbombten London ins vergleichsweise idyllische Yorkshire. Der Waisenjunge Brian schlie�t sich Fiona an. In Scarborough werden die Kinder liebevoll von einer Bauern-Familie aufgenommen, auch wenn sich der kleine Brian nie wieder vom Kriegstrauma erholt und sp�ter lieblos einem gef�rchteten Nachbarn �berlassen wird, wo er ein bedauernswertes Dasein fristet. Parallel dazu erz�hlt der Film von Leslie, die nach der Trennung von ihrem Mann zur Gro�mutter (Hannelore Hoger) aufs Land f�hrt. Zuletzt hat sie zwei traumatisierte Kinder behandelt, die auf einem verfallenen Hof in der N�he von einem zotteligen Monster angefallen worden sind. Der Film m�chte den Vorfall gern verr�tseln, aber da es sich bei der Gro�mutter um Fiona handelt, ist fr�h klar, wer sich hinter dem Zottelmonster verbirgt.

Charlotte Link - Das andere Kind teil 2 3sat

Foto: Degeto / von Vietinghoff

Neben der guten Kameraarbeit retten sie, was zu retten ist: Marie B�umer & Hoger

Kompliziert und zum Krimi wird die Geschichte, weil in Scarborough kurz hintereinander zwei Frauen ermordet werden und sich Leslie in einen Abendschullehrer (Fritz Karl) verguckt, der nicht blo� der Verlobte ihrer besten Freundin ist, sondern auch in Mordverdacht ger�t. Zumindest f�r Mord Nummer zwei h�tte er in der Tat ein gutes Motiv. Beide Ebenen – die alte Schuld, die neuen Morde – sind durchaus interessant, werden aber durch diverse Seitenstr�nge immer wieder in den Hintergrund ger�ckt. Leslies geschiedene Ehe zum Beispiel oder der enorme Ehrgeiz der zudem auf Leslies Erfolg eifers�chtigen Ermittlerin lenken nur vom Wesentlichen ab. H�tten die ARD und TeamWorx auf diesen Ballast verzichtet und Egger statt dessen einen straffen Zweist�nder drehen lassen, „Das andere Kind“ w�re wom�glich ein fesselnder Film geworden. Im Gegensatz zum letztj�hrigen ARD-Zweiteiler "Russisch Roulette" kann sich diese Link-Verfilmung zumindest optisch (Kamera: Martin Kukula) sehen lassen, der Look ist very british und auch den beiden deutschen Hauptdarstellerinnen gelingt es gelegentlich, von den grunds�tzlichen dramaturgischen Schw�chen abzulenken.

Charlotte Link - Das andere Kind teil 2 3sat

Foto: Degeto / A. Peebles

Schwer verletzt – ist dieser Mann Leslies Schicksal? Marie B�umer & Fritz Karl

Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker f�r Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelm��iges Mitglied der Jury f�r den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.

Erst anderthalb Jahre nach Beendigung der Dreharbeiten wurde der Film am 2. und 3. Januar 2013 von ORF 2 und dem Ersten ausgestrahlt.

Wann läuft das andere Kind?

Charlotte Link: Das andere Kind Sendetermine 02.01.2013 – 18.07.2022 – fernsehserien.de.
Leslie, eine Ärztin für Kinderpsychiatrie, kehrt aus Newcastle in ihre Heimat, das nordenglische Küstenstädtchen Scarborough, zurück. Dort wurde kurz zuvor eine junge Studentin erschlagen aufgefunden, ein rätselhafter Fall ohne jeden Anhaltspunkt.
Charlotte Link - Das andere Kind, Teil 1 (2013).
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