Wie viele Armeen hatte Deutschland im 2 Weltkrieg?

Um den Jahreswechsel 1943/44 wollte die Stawka, Stalins Hauptquartier, der Wehrmacht endgültig den Todesstoß versetzen. Mit vier Armeegruppen, 2.230.000 Soldaten, 28.654 Geschützen, 2015 Panzerkampfwagen und 2600 Kampfflugzeugen sollte die Heeresgruppe Süd zum Einsturz gebracht werden, während die Angriffe gegen die Heeresgruppe Mitte wegen der enormen Verluste in vier sogenannten „Autobahnschlachten“ fürs Erste eingestellt werden mussten. Dafür wurde im Norden die Offensive zur Befreiung Leningrads vorbereitet.

Allein in der ersten sowjetischen Angriffsoperation gegen Shitomir und Berdytschew kamen sieben Armeen und zwei Panzerarmeen gegen eine einzige deutsche Panzerarmee zum Einsatz, zusammen 830.000 Soldaten mit 1125 Panzern und 11.387 Geschützen. Erschwerend kam hinzu, dass Hitler in seiner „Führerweisung Nr. 51“ vom November 1943 im Hinblick auf die erwartete Invasion der Amerikaner und Briten kategorisch verboten hatte, „dass der Westen zu Gunsten anderer Kriegsschauplätze weiter geschwächt wird“.

Kursk: Die Rote Armee hätte schon 1943 siegen können

Seine Generäle im Osten mussten daher mit dem auskommen, was ihnen zur Verfügung stand, und das war wenig genug. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, dass die erste Welle der Roten Armee innerhalb weniger Wochen sieben bis acht Divisionen und rund 700 Panzer verlor.

Die Frage, warum es der Roten Armee nach dem Scheitern der deutschen Offensive bei Kursk im Sommer 1943 trotz drückender Überlegenheit nicht gelungen war, die Wehrmacht niederzuringen und den Krieg womöglich zu beenden, hat in den 1980er- und 1990er-Jahren zumal unter russischen Historikern für Debatten gesorgt. Sie hinterfragten den geheimen Bericht der „Kommission des Staatskomitees für Verteidigung an den Genossen Stalin vom 11. April 1944“, in der sich der sowjetische Diktator das lange Scheitern seiner Truppen und ihren großen Blutzoll erklären ließ.

Stalin gab seine Mittel nicht aus der Hand

Stalins "große Säuberung"

Im Mai 1937 beginnen die Prozesse gegen 1,5 Millionen Sowjetbürger. 700.000 werden hingerichtet, 500.000 in die berüchtigten Gulags verschleppt. Sicher ist in der UdSSR nur einer: Josef Stalin.

Quelle: STUDIO_HH

Darin war die Verantwortung für das Versagen der Front „ausschließlich auf die unbefriedigende Führung (ihres) Oberkommandos“ zurückgeführt worden. Spätsowjetische Militärhistoriker wagten einen anderen Schluss. Nicht die örtlichen Kommandeure, sondern Stalins Stawka selbst habe grundlegende Fehler begangen.

So kritisierte der Historiker Machmut Gareev, dass das Hauptquartier der sowjetischen Westfront in weniger als sechs Monaten elf Großoperationen zugemutet habe, „was bedeutet, dass auf jede durchschnittlich 15 Tage entfielen, wohingegen erfahrungsgemäß mindestens 30 bis 40 Tage auf die Vorbereitung von lediglich einer (einzigen) großen Angriffsoperation erforderlich sind“. Außerdem habe es die Stawka versäumt, einheitliche Frontoperationen zu koordinieren. Ziel derartiger Kritik war zweifellos Stalin, der sich in seiner Paranoia scheute, seine Machtmittel in den Händen weniger Generäle zu konzentrieren.

Diese Analysen erklären indes nicht, wie es der Wehrmacht gelang, trotz ihres dramatischen Mangels an Menschen und Material die Rote Armee ein ums andere Mal auszumanövrieren und ihr dabei große Verluste beizubringen. Nicht umsonst hat der amerikanische Historiker Paul Kennedy in seinem jüngsten Buch „Die Casablanca-Strategie“ ausgeführt, dass der Krieg bis zur Jahreswende 1943/44 im Osten noch keineswegs entschieden war.

Als Grund nennt Kennedy das Konzept des Blitzkriegs, das der Wehrmacht auch noch in der Verteidigung spektakuläre Siege zutrug. Diese „Geheimwaffe“ bestand aus der „koordinierten Macht dreier Komponenten“: 1. hochmobilen Panzer- und Kampfeinheiten, die 2. von einer speziell für taktische Aufgaben ausgerüsteten Luftwaffe unterstützt wurden und die 3. für den unorthodoxen, schnellen Angriff gedrillt worden waren, der jede Schwäche in der feindlichen Front sofort auszunutzen wusste.

Gefecht der verbundenen Waffen

Von diesen Komponenten waren aber Anfang 1944 nicht mehr sehr viele Panzer und noch weniger Flugzeuge geblieben. So erklärt der Historiker Karl-Heinz Frieser das sowjetische Scheitern in den „Autobahnschlachten“ mit der taktischen Überlegenheit der Wehrmacht. Ihre Offiziere drehten die Führungsprinzipien des Blitzkrieges quasi um. Dem gegnerischen Angriffsschwerpunkt wurden eigene mobile Verteidigungsschwerpunkte entgegengesetzt, wobei man wie bei den großen Offensiven 1940 bis 1942 das Risiko in Kauf nahm, dass weite Teile der Front, die Flanken zumal, nur „symbolisch“ überwacht wurden.

Anfang 1944 verfügte die Wehrmacht mit dem „Tiger“ und dem „Panther“ immerhin über Panzer, die selbst dem modifizierten sowjetischen T-34/85 überlegen waren. Aber die Zahl der Soldaten, vor allem aber der Unteroffiziere und Offiziere, deren Ausbildung lange gedauert hatte, um das „Gefecht der verbundenen Waffen“ zu beherrschen, sank rapide. Vor allem diese Spezialisten waren es, die von den sowjetischen Scharfschützen vor allem als Opfer ausgewählt wurden.

Im Prinzip hatte eine kriegsstarke deutsche Division alle Waffengattungen – Infanterie, Pioniere, Artillerie, Sturmgeschütze, Aufklärer – bereits als organische Verbände integriert, während die Rote Armee mit eigenen Selbstfahrlafetten-Regimentern, Panzerbrigaden oder Artillerie-Divisionen in die Schlacht zog. Das gab den deutschen Truppen die Möglichkeit, wesentlich flexibler auf Herausforderungen zu reagieren, als dies den sowjetischen Verbänden möglich war.

Hinzu kam, dass deutsche Truppen im Idealfall solange im Verband ausgebildet wurden, bis sie diese Gefechtsform buchstäblich als verschworene Gemeinschaft beherrschten. Sowjetische Truppen wurden dagegen oft nach wenigen Tagen Ausbildung – Panzerfahrer nach nur fünf bis zehn Stunden Fahrpraxis – an die Front geschickt.

Auftragstaktik bringt Wehrmacht strategischen Vorteil

Preußens Aufstieg und seine Herrscher

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Brandenburg ein ruiniertes Land. Nur drei Generationen später hatten die Hohenzollern mit einem neuen Konzept von Herrschaft eine neue Großmacht geschaffen.

Quelle: WELT

Der entscheidende Unterschied in der Führung der beiden Armeen aber war die Dienstvorschrift für Offiziere. Sowjetische Führer hatten ausschließlich ihren Befehlen zu gehorchen. Erwiesen sie sich als falsch, hatte der Vorgesetzte die Verantwortung zu tragen. Eigenständige Veränderung von Anweisungen führte selbst im Erfolgsfall leicht vor ein Kriegsgericht. Entsprechend prägte eine Mentalität der Verantwortungslosigkeit selbst die höchsten Ebenen der Roten Armee. Eigeninitiative galt als Ungehorsam, blinder Gehorsam bis in den Tod als Ehre.

Demgegenüber hatte die Wehrmacht die Auftragstaktik verinnerlicht. Schon die preußischen Reformer der Befreiungskriege gegen Napoleon hatten den höheren Offizieren einen erheblichen Entscheidungsfreiraum im Gefecht zugestanden. Es war ihnen bis zu einem gewissen Grad freigestellt, mit welchen Mitteln sie einen Auftrag ausführten.

In dem Maße, wie sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts das Führen größerer Verbände als immer schwieriger erwies, wurde die Auftragstaktik auch niedrigeren Offizieren und Unteroffizieren zugestanden. Die Formulierung eines möglichst zielgerichteten Auftrags stand dem Generalstab und den Stäben der Großverbände zu, deren Angehörige eine entsprechende Ausbildung genossen.

Die Auftragstaktik überlebte die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs, weil sie sich als ein probates Mittel erwies, ihre Rahmenbedingungen zu durchbrechen. Den lokalen Kommandeuren von Stoßtrupps bis hin zu Regimentern wurde ein größerer Handlungsspielraum zugestanden, um erkannte Lücken im Stellungskrieg umgehend ausnutzen zu können. Ernst Jünger oder Erwin Rommel erwarben sich mit erfolgreichen Stoßtrupp-Unternehmen den Orden Pour le Mérite, dieser führte im Zweiten Weltkrieg ganze Armeen nach diesem Prinzip.

Geheimwaffe: Großes Maß an intellektuellem Freiraum

In den „Allgemeinen Richtlinien für die Kampfführung“ vom April 1943 wurde dieses Konzept wie folgt beschrieben: „Jeder Führer muss durchdrungen sein, nur das zum Kampf Notwendige mitzuführen.“ Ziel sei es, „aus der Tiefe ... mit örtlicher Überlegenheit aller Angriffsmittel tief in den Feind durchzuschlagen“ und seine Front „im raschen Anlauf“ zu durchbrechen. Falsch dagegen sei es, „mit Massierung der Truppe die Entscheidung“ zu erzwingen. Als Beispiel dafür darf die Angriffsdoktrin der Roten Armee gelten.

Der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld hat in seiner großen Studie „Kampfkraft“ (1982) die militärische Organisation und Leistung von US-Army und Wehrmacht verglichen. Darin erkennt er in dem Prinzip, dass „vom jüngsten Soldaten aufwärts ... überall selbständiges Einsetzen der ganzen geistigen und körperlichen Kraft gefordert werden (muss)“, einen zentralen Grund für die außerordentliche Kampfkraft der deutschen Armeen.

Selbst die Nationalsozialisten haben diese Eigenverantwortlichkeit des Kämpfers nicht angetastet, sondern sie sogar gefördert. So kam es, dass in ihrem totalitären Regime ausgerechnet der bewaffneten Macht ein ungewöhnliches Maß an intellektuellem Freiraum zugestanden wurde, allerdings nur bezogen auf das Schlachtfeld und die Fähigkeit, auf ihm zu bestehen. Ihre Befehle auf ihren moralischen Gehalt zu überprüfen, reichte dafür allerdings nicht aus. Oder anders ausgedrückt: Die Führung hatte „ihre Soldaten so sehr in der Gewalt, dass es ihnen ganz gleich war, wo, gegen wen und warum sie kämpften.“

Wer hatte die größte Armee im 2 Weltkrieg?

Auch wenn das Deutsche Reich nicht die zahlenmäßig größte Streitmacht im Kriegsfall aufbot, so war sie trotzdem die Stärkste. Deutschland hatte eine Reihe von Vorteilen auf seiner Seite. Die deutsche Wirtschaft, die deutsche Industrie war die mächtigste auf dem Kontinent.

Wie groß war Hitlers Armee?

Aufrüstung und Kriegsvorbereitung. Zwischen 1933 und Ende 1936 verfünffachte sich die Heeresstärke der Wehrmacht auf 550.000 Mann, 1939 erreichte das Heer eine Stärke von knapp 2,75 Millionen Soldaten.

Wie viele Soldaten gab es im 2 Weltkrieg Deutschland?

SOLDATEN IM EINSATZ: Im Verlauf des Krieges wurden etwa 17,3 Millionen deutsche Männer zur Wehrmacht einberufen, hinzu kamen noch rund eine Million Angehörige der Waffen-SS. 1945 dienten allein in Heer und Luftwaffe der USA 10 Millionen Soldaten, in der Sowjetunion weitaus mehr.

Wie viele Soldaten hatte die Rote Armee im 2 Weltkrieg?

Die Rote Armee umfasste 4,7 Millionen Soldaten. Nur knapp die Hälfte von ihnen war allerdings bei Beginn des Angriffs im Westen der Sowjetunion bzw. in den 1939 eroberten ostpolnischen Gebieten stationiert.