Wer hat die Kammer des Schreckens das zweite Mal geöffnet?

So wie die Großen die Rückkehr von 007 bejubeln, ersehnen die Kleinen ihren Serienhelden: Harry Potter kommt ein zweites Mal ins Kino. Der stern beobachtete die Dreharbeiten.

Luigis Problem ist ganz und gar nicht magisch - obwohl er einer der Stars des neuen Spektakels um Harry Potter und die Kammer des Schreckens ist: ein 130 Pfund schwerer Neapolitanischer Mastiff; vulgo ein Hund, dessen Augen traurig wie ein voll geweintes Taschentuch aussehen und dessen graues Fell mindestens drei Nummern zu groß ist. Speichel sabbert von seinem riesigen Maul zu Boden, den sein Tiertrainer routiniert mit einem feuchten Lappen abwischt. Aber das Sabbern ist nicht Luigis Problem. Der Mastiff - er spielt Fang, den Kuschelköter des liebevoll tölpelhaften Wildhüters Hagrid - hat es mit der Verdauung. Er hat einen fahren lassen, einen so unglaublichen Furz, dass die versammelte Weltpresse mit den Notizblöcken fächelt und nach Luft schnappt.

Journalistentag am Filmset, ein exquisites Medienereignis. Man lotst uns durch Harry-Potter-Land, vorn ein Führer mit Funkgerät, hinten ein Aufpasser mit Funkgerät, dazwischen Schweden, Spanier, Franzosen, Deutsche und die hagere Italienerin, die immer noch fächelt, als Luigis Duftnote längst Richtung London Zentrum abgezogen ist. Harry-Potter-Land liegt im Stadtteil Watford, auf einem ehemaligen Rolls-Royce-Gelände. Zwischen Zelten für Garderobe und Make-up lungern Hexen herum, die Burger essen, und Zauberer, die mit Handy telefonieren.

Wo früher Triebwerke zusammengeschraubt wurden, steht nun Harrys finsteres Verlies unter der Treppe bei den Dursleys; steht Hagrids Hütte, in der man sich vor lauter Käfigen und Drachenfallen, die unter der Decke hängen, kaum rühren kann. Hier wurde auch die monumentale Halle von Schloss Hogwarts gebaut, hier lagern Schneckenschleim-Kannen, das original Quidditch-Set (fürs Zauber-Rugby), Bücher wie »Das Standardwerk der Zaubersprüche« und der Nimbus 2000, Harrys Turbobesen, ergonomisch geformt mit Fußstütze.

Regisseur Chris Columbus lächelt wie Tom Cruise, ist klein wie Tom Cruise und sieht auch fast aus wie Tom Cruise; einer der wenigen Amerikaner im Team. Er sagt: Der zweite Teil der Siebentologie - so viele sollen's angeblich werden - sei besser als der erste, mit mehr Action, »viel mehr Action!« Die Kids - er meint die Darsteller von Harry und seinen Freunden Ron und Hermine - hätten schauspielerisch enorme Fortschritte gemacht. Und Daniel Radcliffe, der 13-jährige Hauptdarsteller, entwickle sich geradezu zum Frauenhelden.

Der erste Potter-Streifen spielte in den USA bisher mehr als das Siebenfache seiner Produktionskosten von 120 Millionen Euro ein. Wie viele Millionen Warner diesmal lockergemacht hat, um möglichst viele Muggels (zu Deutsch: »kleine Stümper«, so werden die Normalsterblichen genannt) ins Kino zu locken, ist geheim. Das Filmteam, mit knapp 60 Oscar-Nominierungen (davon drei für den ersten »Harry Potter«) erfolgsverwöhnt, blieb im Wesentlichen das gleiche. Erst bei Teil drei wird Columbus nicht mehr Regie führen, weil er sich mehr um die eigenen Kinder kümmern will - er hat drei Töchter und einen Sohn - statt um die anderer Leute.

Die Dreharbeiten zur »Kammer des Schreckens« begannen bereits drei Tage nach der Premiere des ersten Teils im November vergangenen Jahres, wobei die größte Herausforderung neben sprechenden Riesenspinnen die britischen Arbeitsbestimmungen für minderjährige Darsteller waren: Neun Stunden täglich auf dem Filmgelände sind erlaubt, davon drei Stunden Unterricht, alle 45 Minuten eine Viertelstunde Pause, eine Stunde Mittag. "Da bleibt nicht viel übrig", stöhnt David Heyman, der Produzent.

Hinter dem hohen, von mächtigen Pflanzententakeln umrankten Gewächshaus für Alraunen und andere Zauberbotanik sitzt auf einer altersschwachen Holzbank Professor Sprout, Expertin für Kräuterkunde. Drehpause. Miriam Margolyes, wie Professor Sprout im Muggelleben heißt, hat dunkle Augen zwischen tiefen Lachfalten und Haare, die wie Drahtwolle aus ihrem Kopf ragen. »Ich bin 61, wiege 161 Pfund«, stellt sie sich vor, »und hasse Kinder. Kinder sind Nervensägen.« Dann lacht sie, als meine sie alles gar nicht ernst, und fügt hinzu, dass Kinder wenigstens etwas lernen könnten von Harry Potter: nämlich Loyalität, Mut und Neugierde.

Bevor der erste Film in den deutschen Kinos anlief, forderte ein Abgeordneter der CSU, ihn für Kinder zu verbieten; er sei okkultistisch. Der Chefexorzist des Vatikans, Pater Gabriele Amorth, 77, bezeichnete ihn gar als »Machwerk des Teufels. Harry Potter liefert Hunderte Millionen Kinder dem Satan aus«.

Da sitzt er nun, der mutmaßliche Satansbraten. Er sitzt auf seinen Händen, auf der Bank hinterm Gewächshaus, lächelt nervös und schaut durch einen hindurch; nicht unfreundlich, eher wie jemand, der völlig überarbeitet ist und Mühe hat, die Augen offen zu halten. Der Film sei »absolutely brilliant«, sagt Daniel Radcliffe. Er klingt nach Stimmbruch; das Gesicht ist erwachsener geworden, markanter.

Chris Columbus hat mit seiner Einschätzung des Teenieschwarm-Faktors gewiss recht. Dans Antworten sind freundlich, professionell, sehr amerikanisch - obwohl er wie sämtliche Potter-Schauspieler Brite ist. Eigentlich findet er alles »brilliant«, »amazing« oder »cool«. Aber was soll man auch sagen, wenn man seit zwei Jahren in einem Traum lebt, den außer ihm 40.000 andere Bewerber geträumt hatten? Das Studio hat für Dan extra einen Fitnesstrainer engagiert, damit er seine Stunts selbst drehen kann und generell nicht zu schmächtig rüberkommt. Das sei alles ein bisschen seltsam, sagt Dan. Und er sagt es mehr zu sich selbst, als hätte er immer noch nicht begriffen, was da passiert.

Die Schriftstellerin Joanne K. Rowling bekam für die Filmrechte an Teil eins und zwei der Potter-Saga 1,5 Millionen Euro. Während die Fans ungeduldig auf »The Order of the Phoenix« - Teil fünf - warten, sorgt sich die britische Presse um die Potter-Mutter. Es hieß, sie würde unter Schreibhemmung leiden, weil sie nun reich und berühmt sei, aber nicht reich und berühmt aussehe: breite Hüften, zu rundes Gesicht, beginnende Cellulite und so fort; angeblich trieb sie sich nur noch auf Beautyfarmen herum. Dann trat der 31-jährige Anästhesist Dr. Neil Murray, laut »Bild« ein Typ wie Harry Potter, in ihr Leben, und nun der Schreibblockade Lösung: Frau Rowling ist schwanger. Das eigentlich für Herbst angekündigte Buch soll's nun nächstes Jahr zu kaufen geben.

Inzwischen regnet es aus dem Londoner Himmel auf Harry-Potter-Land. Ein rundlicher Mann mit weißem Haarkranz und einem Kopfhörer steht zwischen den Tontechnikern. Er hat die Augen geschlossen und lauscht konzentriert. Im Gewächshaus versucht sich Emma Watson alias Hermine zum fünften Mal an dem Satz: »Die Alraune oder Mandragora ist eine mächtige Rückwandlerin. Sie wird verwendet, um Verwandelte oder Verfluchte in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.« Der alte Mann macht einen Hüpfer: »Jetzt hat sie's gepackt!« Und erklärt den fragend dreinblickenden Journalisten stolz: »Ich bin Emmas Opa.«

Emma Watson ist ein Jahr jünger als Dan Radcliffe, aber, typisch Mädchen, viel reifer und etwas vorlaut. Natürlich, sagt sie, gäbe es weitere Rollenangebote, aber man müsse ja noch etwas anderes im Leben machen als Film. Mit Hermine habe sie im Übrigen nur wenig gemeinsam; sie sei »absolut nicht« versessen auf Bücher oder Hausaufgaben. Und Hermine wiederum würde bestimmt nicht auf Klamotten abfahren, auf Backstage-Besuche bei Rockkonzerten oder Brad Pitt, »der ist absolut cool«.

Und Harry? Könnte sie sich das vorstellen: Harry und Hermine als Paar? »Absolut - aber ohne mich.«

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