Welche Krankheit hat Alice im Wunderland?

Menschen wachsen riesenhaft, schrumpfen oder ändern ihre Form: Bei Migräne kann es zu diesen Halluzinationen kommen. Aber auch Patienten mit anderen Krankheiten können betroffen sein.

Mal sehen die Patienten plötzlich alle anwesenden Menschen riesenhaft in die Höhe wachsen, mal schrumpft das Gegenüber oder nimmt abstruse Formen an. Mediziner sprechen bei diesen Halluzinationen von einer Makropsie, einer Mikropsie oder einer Metamorphopsie. Sie allesamt können Betroffene natürlich sehr ängstigen und Ärztinnen und Ärzte verfrüht zu der Diagnose einer psychiatrischen Erkrankung verleiten.

Die Symptome sind typische Anzeichen des Alice-im-Wunderland-Syndroms, benannt nach dem im Jahr 1865 erschienenen Kinderbuch. Der Verfasser, der britische Schriftsteller Lewis Carroll, litt vermutlich an ähnlichen Eindrücken. Und nahm seine persönlichen Erfahrungen als Inspiration für seine berühmte Erzählung. Wer erinnert sich nicht daran, wie das Mädchen Alice auf der Suche nach dem weißen Kaninchen zunächst winzig klein wird, dann später wieder riesig groß.

Migräne und Co.: Wann das Alice-im-Wunderland-Syndrom auftreten kann

Bei Migräne zum Beispiel kann es zu diesen Halluzinationen kommen. Sie werden jedoch auch bei Patienten mit Infektionen des Gehirns beschrieben, etwa mit Epstein-Barr-Viren, Coxsackie-Viren oder Varicella zoster (Windpocken). Auch bei Hirntumoren, Verletzungen der Netzhaut oder einer Epilepsie, deren Ursprung im Stirnlappen liegt, können die Symptome auftreten.

Wie es dann genau zu den Halluzinationen kommt, ist noch unklar. »Wir müssen unsere Patienten daher stets ernst nehmen, auch wenn sie mit höchst merkwürdigen Symptomen zu uns kommen«, sagt Petra Zwijnenburg, Kinderärztin und klinische Genetikerin an der Klinik der Freien Universität Amsterdam. Sie hat bereits über solche Patienten in der medizinischen Fachliteratur berichtet. Erst wenn alle organischen Ursachen ausgeschlossen wurden, sollten Mediziner eine psychiatrische Erkrankung in Erwägung ziehen: eine Psychose.

Kennen Sie das Gefühl, außerhalb Ihres Körpers zu schweben? Was nach einer Szene aus „Matrix“ oder „Alice im Wunderland“ klingt, ist für Etta Shaheen (41) Realität. Angefangen hat alles Ende 2019 mit einem leichten Schwindelgefühl, kurze Zeit später bricht sie zusammen, muss ins Krankenhaus und ist anschließend zwei Jahre lang bettlägerig. Sie hat das Gefühl, außerhalb ihres Körpers zu schweben – ohne das Bett verlassen zu können. Der Grund: Etta Shaheen hat das Alice-im-Wunderland-Syndrom (AIWS).

"Ich hatte dieses schreckliche Gefühl, als wäre ich nicht mehr mit meinem Körper verbunden"

Als ob „Watte in meinem Kopf“ sei, fühlt es sich an, als Etta Shaheen Ende 2019 mit einem Schwindelgefühl aufwacht. Wie sie gegenüber „Daily Mail“ berichtet, können Ärzte damals nichts finden. Zwei Monate später bricht sie schließlich beim Wäschewaschen zusammen, denkt sie hätte einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Im Krankenhaus werden Blut-, Gehirn- und Augentests gemacht, doch die Ärzte können auch hier nichts finden.

Erst zehn Tage später bekommt Etta die Diagnose von einem HNO-Arzt: Sie hat chronischer vestibulärer Migräne und anhaltendem postural-perzeptivem Schwindel – und das Alice-im-Wunderland-Syndrom.

Was klingt wie eine ausgedachte Krankheit, spürt Etta am eigenen Leib: Zwei Jahre lang kann sie ihr Bett nicht wirklich verlassen, ist unfähig zu kochen, zu putzen, mit ihren Hunden spazieren zu gehen oder sich zu duschen. Immer hat sie Angst, das Gefühl der Schwerelosigkeit zu spüren.

„Ich hatte dieses schreckliche Gefühl, als wäre ich nicht mehr mit meinem Körper verbunden, als würde ich außerhalb von mir selbst schweben“, erzählt sie der „Daily Mail“. „Es ist, als ob man kein Gefühl dafür hat, wo der eigene Körper ist. Man weiß, dass man zum Beispiel auf dem Bürgersteig steht, aber man hat das Gefühl, hinter sich zu sein und durch Glas zu schauen, und sein Leben ist nicht mehr real. Es ist, als ob man sich selbst von einem anderen Ort aus beobachtet.“

Welche Krankheit hat Alice im Wunderland?

"Ich hatte das Gefühl, nicht in meinem Körper zu sein, oder ich hatte das Gefühl, außerhalb von mir selbst zu schweben", erinnert sich Etta heute an ihre schlimmsten Phasen.

Jam Press

Was ist das Alice-im-Wunderland-Syndrom?

Das Alice-im-Wunderland-Syndrom ist eine Wahrnehmungsstörung, die laut „DocCheck“ meist bei Kindern auftritt, aber auch bei Erwachsenen vorkommen kann. Bei Auftreten im Kindesalter verschwinden die Symptome meistens im Laufe der Pubertät.

Betroffene verlieren unter anderem die Orientierung, leiden an Halluzinationen und haben das Gefühl „verrückt“ zu werden. Dies äußert sich unter anderem in dem Gefühl, dass sich Teile ihres Körpers in ihrer Größe verändern und dass sich die Größe von Gegenständen verändert. Autos, Menschen oder Gebäude also plötzlich ganz klein oder ganz groß wahrgenommen werden und Entfernungen nicht mehr eingeschätzt werden können. Die Symptome treten überwiegend nachts auf.

„Die Umgebung und der eigene Körper werden verändert wahrgenommen. Dinge erscheinen plötzlich viel größer oder kleiner als in der Realität, der Tastsinn und das Hören können verändert sein. Auch eine Dislokation oder Fehlanordnung von Körperteilen wie in Gemälden von Pablo Picasso oder di Chirico werden beschrieben“, erklärt Neurologe Prof. Dr. med. Peter Berlit bei „Praxisvita“.

Häufig tritt das Alice-im-Wunderland-Syndrom nicht allein auf, sondern gemeinsam mit anderen körperlichen oder psychischen Störungen, wie zum Beispiel Migräne, Epilepsie, Tumoren oder Virusinfektionen wie dem Epstein-Barr-Virus. Eine Behandlung des Alice-im-Wunderland-Syndroms erfolgt meist durch die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung.

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"Ich musste mich als heilende Person sehen, nicht als kranke Person"

Etta Shaheen schafft es schließlich, Stück für Stück mit den Symptomen umzugehen und so ein wenig Normalität in ihr Leben zu bringen. Ihr erster Schritt: Sie streicht ihre Auslöser – darunter ihre frühere Ernährung, hält sich von toxischen Menschen in ihrem Leben fern und fängt an, mehr Sport zu treiben. Zudem lernt sie in einem Kurs, „neue Nervenbahnen zu schaffen“.

Heute, sagt die 41-Jährige bei „Daily Mail“, geht es ihr zu 90 bis 95 Prozent wieder gut. Hin und wieder hat sie noch Rückfälle und vermutlich wird sie für den Rest ihres Lebens mit der Krankheit zu kämpfen haben. Dennoch betont sie: „Das Wichtigste war nicht, dass ich meinen Symptomen einen Namen oder eine Emotion zuordnen konnte, sondern ich musste neu lernen, wie ich über meine Krankheit dachte und wie ich an sie heranging, um sie heilen zu können [...] Ich musste mich als heilende Person sehen, nicht als kranke Person.“

Heute teilt Etta Shaheen ihr Leben mit dem Alice-im-Wunderland-Syndrom auf Instagram und sagt, dass sie fast täglich von Menschen angeschrieben wird, die Hilfe bei dieser Krankheit suchen. (akr)

War Alice im Wunderland krank?

Carroll litt selbst unter Migräne, es wird angenommen, dass seine Erfahrungen mit dem Leiden als Inspiration für die in seinem Werk beschriebenen halluzinationsähnlichen Effekte dienten. Darüber hinaus wurde Carrolls Erzählung als Beschreibung eines Trips nach Konsum bewusstseinsverändernder Drogen diskutiert.

Was hat Alice im Wunderland mit Drogen zu tun?

Im Jahre 1971 hat die amerikansiche Gesundheitsbehörde den animierten Kurzfilm Curious Alice veröffentlich, der sich auf das bekannte Kindermärchen beruft und dabei gleichzeitig noch gegen Drogenmissbrauch wettert. Der Hutmacher ist auf LSD und der Herzkönig fährt auf Heroin ab.

Was ist die wahre Geschichte von Alice im Wunderland?

Es ist inspiriert durch eine Bootsfahrt auf der Themse genau drei Jahre zuvor (gemeinhin wird für den Termin dieser legendären Bootsfahrt der 4. Juli 1862 angegeben, der jedoch ein kühler, wolkiger und regnerischer Tag war), auf der Carroll den drei Schwestern Lorina Charlotte, Alice Pleasance und Edith Mary Liddell, ...

Wie ist das Ende von Alice im Wunderland?

Sie fordern Alice auf, mit ihnen Croquet zu spielen, wobei ein Flamingo als Schläger und ein Igel als Ball dienen. Es entsteht ein heilloses Chaos und am Ende werden alle, bis auf Alice, von der Herzkönigin zum Tode verurteilt, jedoch vom Herzkönig begnadigt. Damit ist das Spiel zu Ende.