Was passiert wenn die aorta platzt

Mein Vater starb an einem Aortenaneurysma in der Bauchhöhle. Ich (m, 62) habe gelesen, dass bei dieser krankhaften Erweiterung der Hauptschlagader erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Muss ich mich sorgen?

Die krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta) tritt meistens im Bauch oder in der Brust auf. Die Vererbung ist tatsächlich einer der bekannten Risikofaktoren dieser Krankheit, die in der Fachsprache Aortenaneurysma genannt wird. Erhöht wird das Risiko auch durch das männliche Geschlecht, einen Bluthochdruck und das Rauchen. Da Sie bereits über 60 Jahre alt sind, dürfte das Risiko in Ihrem Fall noch einmal erhöht sein. Bei über 60-jährigen Männern tritt das Aneurysma der Hauptschlagader relativ häufig auf, man geht von etwa 6 Fällen pro 100 Personen aus.

Was passiert wenn die aorta platzt

Prof. Dr. med. Stefan Ockert

Was für Sie jetzt vielleicht wie eine schlechte Nachricht klingt, ist in Tat und Wahrheit positiv: Heute kennt man diese Risikofaktoren, und es ist als Erfolg zu werten, dass Sie rechtzeitig davon erfahren haben. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde ein Aortenaneurysma meist erst dann entdeckt, wenn es zu spät war – nämlich nachdem es geplatzt war. Vorsorglich gezielt ausgeführte Eingriffe gibt es erst, seit man Aneurysmen mittels Ultraschall oder CT leichter erkennen kann. Kein Wunder hält sich der umgangssprachliche Begriff der «Bombe im Bauch» bis heute.

Bei einem Aortenaneurysma bläht sich die Aorta auf wie ein Ballon, meist über mehrere Jahre hinweg. Dabei wird die Wand des Blutgefässes immer dünner, bis sie irgendwann platzen kann. Der damit verbundene, plötzliche Blutverlust endet meist tödlich.

Die meisten Betroffenen merken nichts

Besonders tückisch ist an diesem Krankheitsbild, dass die meisten Menschen nichts davon merken. Vereinzelt wird von einem dumpfen Pulsieren tief im Bauchraum berichtet, als wäre das Herz sprichwörtlich «in die Hose gerutscht». Aber meist entsteht und bleibt das Aneurysma unbemerkt.

Immerhin: Heutzutage wird das Aortenaneurysma häufiger erkannt als früher. Bei Männern wird es oft beim Urologen entdeckt, quasi als Nebenbefund bei der Prostatafrühuntersuchung. Nicht immer ist dann eine Operation nötig. Wissenschaftliche Daten zeigen, dass eine Operation erst ab einer Grösse von 5 cm (Bauch) bzw. 5,5 cm (Brust) angezeigt ist. Bis zu dieser Grösse bläht sich das Aneurysma – ähnlich wie ein Ballon, der aufgeblasen wird – relativ langsam und zäh. Ist die kritische Grösse aber erreicht, ist schnelles Handeln angezeigt.

Zwei verschiedene Operationstechniken

Es gibt zwei Operationstechniken. Zum einen die Standardtherapie, bei der das Aortenaneurysma mit einem grossen Bauchschnitt zugänglich gemacht und von aussen abgeklemmt wird. Zu andern die endovaskuläre Methode, bei der über kleine Schnitte in der Leiste ein «Stent» direkt in die Aorta eingeführt wird. Dieses Gitterdrahtgeflecht ist beschichtet und wird im Inneren der ausgestülpten Blutbahn platziert. So lastet kein Druck mehr auf der Gefässwand.

Angesichts Ihres persönlichen Risikoprofils würde ich raten, sich nach Rücksprache mit dem Hausarzt oder der Hausärztin in fachärztliche Abklärung zu begeben damit alle erforderlichen Untersuchungen in die Wege geleitet werden können.

* Prof. Dr. med. Stefan Ockert ist Facharzt für Gefässchirurgie an der
Hirslanden-Klinik St. Anna in Luzern, www.luvas.ch

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Aortenaneurysma: Krankhafte Aussackung der Gefäßwand der Hauptschlagader (Aorta). Aortenaneurysmen treten bevorzugt bei älteren Menschen und überwiegend an der Bauchaorta auf. Männer erkranken wesentlich häufiger als Frauen. Jedes größere Aortenaneurysma ist eine Zeitbombe – es kann platzen und verursacht dann meist tödliche innere Blutungen. Die rasche gefäßchirurgische Beseitigung ist deshalb die Behandlung der Wahl, wenn das Aortenaneurysma eine kritische Größe entwickelt hat.

Es können auch an jedem anderen arteriellen Gefäß Aneurysmen auftreten z. B. im Rahmen von Autoimmunerkrankungen oder Vaskulitiden.

Leitbeschwerden

  • Selten Rückenschmerzen, oft als nagender Dauerschmerz oder leichter lokaler Druckschmerz
  • Pulssynchrones Klopfgefühl im Bauch
  • Beim Aufreißen der Aorta: Plötzlich Atemnot bei Belastung, starke Schmerzen, Blutdruckabfall, Kreislaufzusammenbruch.

Wann in die Arztpraxis

Am nächsten Tag, wenn

  • die obigen Beschwerden bemerkt werden.

Sofort den Notarzt rufen, wenn

  • plötzlich starke Schmerzen im Brust- oder Bauchbereich mit Schwindel, Schwäche, Übelkeit und kaltem Schweiß auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Eine gesunde Aorta hat bei Erwachsenen einen Durchmesser von etwa 2,5 bis 3,5 cm – je nach Geschlecht, Körpergröße und Ort der Messung. Durch Gewebsschwäche und/oder Einrisse der Innenschicht kann sich die die komplette Gefäßwand der Aorta weiten und ausleiern, es entsteht ein sack- oder spindelförmiges Aneurysma. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck (Bluthochdruck) verstärkt diesen Prozess und treibt das Wachstum des Aneurysmas regelrecht voran.

Ursachen der Gewebeschwäche sind degenerative, entzündliche oder genetisch bedingte Veränderungen der Gefäßwand wie

  • Arteriosklerose
  • Infektionskrankheiten (Syphilis, Pilzinfektionen)
  • angeborene Bindegewebserkrankungen (Marfan-Syndrom oder Ehlers-Danlos-Syndrom)
  • Gefäßerkrankungen.

Lokalisation

Am häufigsten tritt eine solche Aufweitung an der Bauchaorta auf (abdominelles Aortenaneurysma), besonders gefährdete Stellen sind abzweigende Gefäße zum Darm oder zu den Nieren. Seltener entwickelt sich ein Aortenaneurysma auch an der Brustaorta (thorakales Aortenaneurysma).

Verlauf und Komplikationen

Typischerweise wird ein Aneurysma immer größer, im Durchschnitt wächst es pro Jahr um etwa 4 mm. Der Durchmesser der Aorta kann dabei um das Doppelte und mehr zunehmen. Je größer ein Aortenaneurysma wird, desto größer ist die Gefahr, dass es zerreißt (Ruptur). Beträgt der Durchmesser des Bauchaortenaneurysmas weniger als 5 cm, liegt dieses Rupturrisiko unter 1 %. Ist der Durchmesser größer als 8 cm, steigt das Rupturrisiko auf über 25 % an. Die Ruptur eines Aortenaneurysmas ist lebensbedrohlich, es drohen massive Einblutungen in den Bauchraum, Hypotonie und Schock.

In manchen Fällen lösen sich auch Blutgerinnsel aus dem Aneurysma, werden als sog. Embolie in kleinere Arterien weitertransportiert, bleiben dort stecken und lösen einen akuten arteriellen Verschluss aus (z. B. Darmarterienverschluss).

Diagnosesicherung

Die Diagnose wird meist zufällig bei einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung gestellt. Manchmal fallen dem Patienten selbst oder dem Arzt bei der körperlichen Untersuchung eine pulsierende Schwellung beim Abtasten des Bauchs auf. Mit dem Stethoskop kann der Arzt über dem Aneurysma oft Strömungsgeräusche hören.

Bei den technischen Untersuchungsverfahren ist zunächst der Ultraschall wegweisend. Damit erkennt der Arzt das Aneurysma und prüft dessen Größe und Ausdehnung. In manchen Fällen zieht er auch die Echokardiografie heran. Zur Planung der Therapie erfolgen Aufnahmen mit dem Kernspin und/oder einer CT.

Differenzialdiagnosen. Aufgrund der starken Schmerzen und der Schocksymptomatik kann eine Aneurysmaruptur mit einer Nierenkolik, einer akuten Divertikulitis und einer akuten gastrointestinalen Blutung verwechselt werden.

Behandlung

Die entscheidende Frage ist die nach der Dringlichkeit einer Operation. Ein Aortenaneurysma neigt mit zunehmender Größe zum Zerreißen. Die dadurch entstehende Massenblutung, wie sie der Mediziner nennt, endet selbst bei sofortiger Operation meist tödlich. Leider sind Operationen an Aortenaneurysmen stets schwerwiegende Eingriffe, da abhängig vom Ort des Aneurysmas 5–10 % der Eingriffe tödlich verlaufen.

Deshalb haben jahrelange Beobachtungen zu der Empfehlung geführt, ein Bauchaortenaneurysma erst dann zu operieren, wenn es einen Querdurchmesser von 5 cm bei Männern und 4,5 cm bei Frauen überschreitet. Treten Beschwerden wie Rücken-, Bauch- oder Flankenschmerzen auf, empfehlen die Ärzte auch bei kleineren Aneurysmen eine Operation. Ein solcher Eingriff sollte möglichst zeitnah erfolgen, d. h. innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Schmerzen.

Im Einzelfall beeinflussen auch weitere Kriterien die Entscheidung, z. B. wie gut das Aneurysma operationstechnisch zugänglich ist und welche Begleiterkrankungen bestehen. So wird im Bereich des Brustkorbs wegen der besonders schwierigen OP-Gegebenheiten erst bei größeren Durchmessern (5,5 bis 6 cm) operiert.

Bei der Operation ersetzt ein Gefäßchirurg die erweiterte Aorta durch eine Gefäßprothese. Für die Bauchaorta gibt es darüber hinaus noch die Möglichkeit, eine Stentprothese über einen Katheter einzubringen und im Aneurysma als "Rohr im Rohr" zu platzieren.

Was passiert wenn die aorta platzt
Operation eines Aortenaneurysmas. Der Gefäßchirurg ersetzt die erweiterte Aorta durch eine Y-förmige Gefäßprothese.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Solange noch keine Operation ansteht, kontrolliert der Arzt das Aneurysma regelmäßig mit dem Ultraschall, um eine Größenänderung rechtzeitig zu erkennen. Aneurysmen > 4 cm Durchmesser untersucht er alle 6 Monate, bei einer Ausdehnung < 4 cm erfolgen jährliche Kontrollen. Mithilfe einer guten Blutdruckeinstellung versucht er, das Wachstum des Aneurysmas zu verlangsam. Außerdem müssen alle weiteren Risikofaktoren der Arteriosklerose vermindert werden (z. B. Rauchverzicht, Behandlung von Fettstoffwechselstörungen und Diabetes).

Prognose

Das Aortenaneurysma ist eine fortschreitende Erkrankung. Mit zunehmender Größe steigt auch das Risiko für eine Aortenruptur, also das Zerreissen der Arterie. Beträgt der Durchmesser des Aneurysmas mehr als 8 cm, kommt es in 25 % der Fälle zu einer Ruptur.

Die Ruptur selbst hat eine schlechte Prognose – jeder zweite Patient verstirbt trotz Notfalloperation.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Nicht jedes Aneurysma muss operiert werden. Je nach Größe und Form ist die Wahrscheinlichkeit eines Zerreißens unterschiedlich hoch. Wägen Sie die Argumente, die für bzw. gegen eine OP sprechen, gemeinsam mit Ihrem Arzt ab.

  • Wenn Sie sich operieren lassen, suchen Sie eine Klinik mit großer Erfahrung im Bereich der Gefäßchirurgie. Die OP kann offen (größerer Schnitt) oder minimal-invasiv als Stentprothese durchgeführt werden. Welcher Eingriff für Sie in Betracht kommt, hängt von Lage, Ausmaß und eventuellen Begleiterkrankungen ab.
  • Rät der Arzt zunächst zu einem abwartenden Verhalten, halten Sie die Kontrolltermine ein. Folgende Maßnahmen helfen, das Aneurysma in Schach zu halten:
  • Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck engmaschig, er sollte < 140/90 mmHg liegen.
  • Verzichten Sie unbedingt auf das Rauchen.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob moderater Ausdauersport für Sie günstig ist – Blutdruckspitzen sollten aber auf jeden Fall vermieden werden.
  • Regulieren Sie Ihren Stuhlgang und verhindern Sie unbedingt Verstopfung und starkes Pressen, da auch dadurch der Blutdruck steigt.
  • Reduzieren Sie Ihr Gewicht, wenn Sie übergewichtig sind.

Nach der Operation

Nach einer offenen Operation darf der Patient 2 Monate lang keine schweren Lasten über 5–10 kg heben. Husten und Verstopfung sollten vermieden werden, um den Druck im Bauch- und Brustraum nicht kurzzeitig zu erhöhen. Bauen Sie Ihren Kreislauf und Ihre Kondition langsam wieder auf, am besten gehen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt zweimal täglich mindestens 30 Minuten spazieren.

Prävention

Etwa 2 von 100 Männern zwischen 65 und 75 Jahren sind von einem Aortenaneurysma betroffen. Deshalb zahlt die Krankenkasse Männern ab 65 Jahren eine einmalige Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung.

Die beste Prävention gegen Gefäßerkrankungen wie Aortenaneurysma, koronare Herzkrankheit (KHK) oder pAVK ist ein gesunder Lebensstil. Was Sie dafür tun können, finden Sie im Beitrag koronare Herzkrankheit unter "Ihr Apotheker empfiehlt".

Weiterführende Informationen

  • K. & J. Ennker: Aortenchirurgie. Steinkopff, 2008. Patientenratgeber zu Aortenaneurysma und Aortendissektion. Überblick über Ursachen, Therapiemöglichkeiten und die Zeit nach der Operation.

Autor*innen

Dr. med. Dieter Simon in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am 13.06.2022 um 19:03 Uhr

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.

Kann man einen Aortariss überleben?

Die Sterblichkeit der Aortendissektion ist noch immer hoch. Etwa 20 Prozent der Patienten erreichen laut dem Experten nicht lebend das Krankenhaus. Weitere 20 bis 25 Prozent sterben in der Klinik, oft bevor die Ärzte die Diagnose erkannt haben. Ohne Therapie steigt die Sterberate um ein Prozent pro Stunde.

Kann die Aorta einfach so Platzen?

Die häufigste behandlungsbedürftige Erkrankung der Aorta ist die Aussackung (Aneurysma). Weil der Durchmesser des Gefäßes zunimmt, erhöht sich die Wandspannung überproportional. Dies kann in sämtlichen Abschnitten der Hauptschlagader zum Einreißen bzw. Platzen der Aorta führen.

Wie bemerkt man einen Aortariss?

Symptome: Aortenruptur verursacht heftigen Schmerz.
Schnelles Absinken von Blutdruck und Puls aufgrund der massiven Blutungen in den Brust- oder Bauchraum (Schockzustand).
Schneller Herzschlag (Tachykardie).
Atemnot (Dyspnoe).

Wie kann es passieren dass die Aorta reisst?

Ursache. Die Aortendissektion entsteht aufgrund einer Schwäche in der Wand der Hauptschlagader. Eine solche Schwäche kann angeboren sein, die Folge einer Arteriosklerose oder einer Bindegewebserkrankung sein oder durch Verletzungen bei einer Operation oder einem Unfall entstehen.