Was ist eine Sozialisation einfach erklärt?

Sozialisation als ein zentraler Begriff der Sozial- und Erziehungswissenschaft geht auf den Soziologen Emile Durkheim zurück, der darunter den Vorgang der Vergesellschaftung des Menschen, d. h., den Einfluss der sozialen Bedingungen auf die Entwicklung eines Heranwachsenden, verstand. Sozialisation in diesem Sinne beschäftigt sich letztlich mit der Frage, wie aus einem Neugeborenen ein autonomes, gesellschaftliches Subjekt werden kann, eng verbunden mit der sozialen Bedingtheit der Persönlichkeitsentwicklung.

Dabei bildet die Interaktion zwischen Kindern und Erziehenden einen wichtiger Teil jedes Sozialisationsprozesses, da Erziehung als Hilfe und Unterstützung dazu dient, um heranwachsenden Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mit der objektiven Wirklichkeit auseinanderzusetzen und sich bereits bestehende Erfahrungen anzueignen. In diesem Prozess kommt es zur Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der sozial vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Sozialisation ist dabei als lebenslanger, individueller Lernprozess und Voraussetzung zur kompetenten Lösung von Entwicklungsaufgaben zu verstehen. In einer individualisierten Gesellschaft kommt es zu steigenden Anforderungen an Selbststeuerung und Identitätssicherung, wobei Erziehung als Teil der Sozialisationsprozesse als geplante, zielgerichtete Sozialisation verstanden, Kinder und Jugendliche bewusst beeinflusst.

In der Sozialwissenschaft wird der Begriff Sozialisation oft als zweite „sozio-kulturelle“ Geburt (Rene König) angesehen. Dies impliziert auch, dass unter Sozialisation nicht nur Erziehung, sondern auch das Eingliedern des Individuums in die Gesellschaft und die Bildung von Normen und Werten bzw. die Rollenübernahme in der Gesellschaft gemeint ist. Zu Beginn wurde die Sozialisation begrenzt auf das Jugendalter gesehen. Heute unterscheidet man mehrere Phasen und sieht diese als lebenslangen Prozess an. Beginnend in den ersten Lebensjahren werden in der primären Sozialisation grundlegende Verhaltensmuster und –regeln erlernt. In der sekundären Phase, in der die Kinder bereits in die Schule gehen, erlernen diese jene Normen, Werte und Fähigkeiten, die sie benötigen, um in der Gesellschaft zu „funktionieren“. Weiters definiert ist die tertiäre Phase, in der der Schwerpunkt auf Bewältigung und Auseinandersetzung mit beruflichen und sozialen Anforderungen, die an ein Mitglied der Gesellschaft gestellt werden, liegt. Der Begriff Sozialisation ist laut Gerhard Wurzbacher in 3 Arten unterteilt. Einerseits die Personalisation, unter der die Selbstformung der eigenen Triebstrukturen, die Herausentwicklung der eigenen Persönlichkeit gemeint ist. Zweitens die Sozialisation im engeren Sinn, die die Eingliederung des Menschen in die Gesellschaft meint und schließlich die Enkulturation, in der kulturelle Elemente in die eigene Persönlichkeit aufgenommen werden.

Sozialisation oder Sozialisierung kann verstanden werden als

  • Prozess oder Ergebnis
  • zwischenmenschlichen Lernens
  • bzw. des Hineinwachsens der einzelnen Menschen in eine Gruppe, Organisaton und Gesellschaft.

Melzer (1976, S.14f) bezeichnet Sozialisation als „Prozess, in dessen Verlauf sich ein Individuum den sozialen Erfordernissen der Umwelt … anpasst oder dazu veranlasst wird, indem es sich die Normen der sozialen Umwelt zu eigen macht und lernt, diesen Normen entsprechend zu handeln“.
Sozialisation enthält nach Wurzbacher die Teilprozesse

  • Soziale Prägung (Anpassung, Sozialisation i.e.S.)
  • Enkulturation (Hineinwachsen in eine Kultur)
  • Personalisation (Persönlichkeitsentwicklung)

Sozialisation endet nicht mit einem gewissen Alter oder einer bestimmten „Reife “ des Individuums, sondern „dauert … so lange an, wie neue Motive und Verhaltenserwartungen erlernt werden müssen“ (Rolff 1997, S.63). Als lebenslanger Prozess kann Sozialisation in bestimmte Phasen unterschieden werden, in denen jeweils bestimmte Instanzen, wie Familie, Schule oder Beruf zentral bedeutsam sind:

  • Primäre Sozialisation mit der Ausbildung grundlegender Verhaltensweisen und kognitiven und emotionalen Grundstrukturen erfolgt zumeist in Familien (Primärgruppen).
  • Sekundäre Sozialisation erfolgt meist in der Institution Schule und soll Heranwachsenden Fertigkeiten (z.B. Lesen, Schreiben, Rechnen) und Fähigkeiten (z.B. „Schlüsselqualifikationen“) sowohl fach- als auch persönlichkeitsbezogen vermitteln und so auf das weitere Leben vorbereiten (vgl. Melzer 1976, S.14f; Fend 1981, S.58f).
  • Tertiäre Sozialisation erfolgt hauptsächlich verbunden mit bestimmten berufsbezogenen Tätigkeiten, aber auch mit der persönlichen Lebensgestaltung als Erwachsene und mit den Gruppen und Organisationen, in den diese verschiedenen Aktivitäten ablaufen.

Nach Hurrelmann ist Sozialisation in keinem Fall eine abgeschlossene Verinnerlichung sozialer Strukturen, sondern die erfolgreiche Behauptung der Subjektivität und Identität, nachdem eine Auseinandersetzung mit sozialen Strukturen stattgefunden hat und auf dieser Basis eine Beteiligung an gesellschaftlichen Aktivitäten erfolgt ist.

Das Trichtermodell der Sozialisation beschreibt die Sozialisation als einen eher passiven Vorgang, während andere Theorien wie Eriksons psychoanalytische Entwicklungstheorie die Sozialisation als Bewältigung von Entwicklungsaufgaben ansehen. Andere sehen die Sozialisation als einen Prozess, der den Erwerb von Rollen zum Ziel hat.

Was ist Sozialisation Beispiel?

Die Instanzen der Sozialisation ändern sich im Laufe des Lebens. Beispielsweise stellt ein Kindergarten lange Zeit eine Sozialisationsinstanz darf, diese wird durch die Schule abgelöst und später in der Regel durch einen Beruf ersetzt.

Was ist das Ziel der Sozialisation?

Als Sozialisation bezeichnet man den lebenslangen Erwerb von Werten, Normen, Verhaltensmustern und Einstellungen, der die Übernahme einer sozialen Rolle ermöglicht. Die Sozialisation hilft dem Individuum, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Welche Sozialisationen gibt es?

a) primäre Sozialisation (Elternhaus), b) sekundäre Sozialisation (Gleichaltrige und Schule), c) tertiäre Sozialisation (insbes. die Arbeitswelt), d) quartäre Sozialisation (Anpassung an das Altersstadium).

Wie läuft Sozialisation ab?

Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess. die unter diesen Umständen herausgebildeten Gefühle und Verhaltensweisen des einzelnen Menschen, die im positiven Falle sozial erwünscht sind, aber im negativen Falle auch sozial inakzeptabel oder selbstschädigend sein können.