Was für eine Marke steckt hinter Hisense?

Veröffentlicht am 02.06.2017 | Lesedauer: 4 Minuten

A trade show attendee watches a display of Hisense UHD TVs on display at the International Consumer Electronics Show, Thursday, Jan. 9, 2014, in Las Vegas. (AP Photo/Julie Jacobson) | A trade show attendee watches a display of Hisense UHD TVs on display at the International Consumer Electronics Show, Thursday, Jan. 9, 2014, in Las Vegas. (AP Photo/Julie Jacobson) |

Blick auf TV-Geräte von Hisense: Der chinesische Konzern hat große Ziele

Quelle: picture alliance / AP Photo

Wer steckt wohl dahinter? Das fragten sich viele Zuschauer bei der Fußball-EM, als Hisense plötzlich in allen Stadien auftauchte. Mit einem simplen Plan will der chinesische Konzern Europa erobern.

Es ist eine Schockbehandlung, die nicht unterbrochen werden darf. In einer hermetisch abgeriegelten Kammer werden zehn Bildschirme einem Härtetest unterzogen: Im Inneren einer großen Box wird die Temperatur auf 44 Grad erhöht, die Luftfeuchtigkeit liegt bei stattlichen 66 Prozent. Fünf Tage lang wird die Stabilität der elektrischen Komponenten der Fernseher geprüft, bevor sie in Kartons verpackt und zum Verkauf an den Handel geschickt werden.

Hisense macht keine Kompromisse, und das aus gutem Grund: Das chinesische Unternehmen, bekannt für seine Elektrohaushaltsgeräte, gegründet 1969 in Qingdao, einem Badeort im Osten Chinas, ist seit 2015 auch viertgrößter Produzent von Fernsehern, inzwischen sogar vor dem japanischen Rivalen Sony.

Quelle: Infografik Die Welt

Mit zehn Fabriken im Land ist Hisense inzwischen ein echter Riese. Die größte Fabrik, am Stadtrand von Qingdao gelegen, produziert pro Jahr rund 20 Millionen Fernseher. Ein Heer von 20.000 Arbeitern steht allein hier an den Fließbändern. Insgesamt arbeiten rund 75.000 Mitarbeiter für Chinas Fernsehkaiser.

Hisense will den Weltmarkt erobern

Im eigenen Land hatte das Staatsunternehmen – nur zwei seiner Töchter sind an der Börse notiert – bereits vor 13 Jahren die Marktführerschaft übernommen. Doch das reicht Hisense nicht. Wie die einheimischen Konkurrenten Midea und Changhong will das Unternehmen sich auch international etablieren. Der Markt in China ist zwar riesig, doch den so wichtigen guten Ruf, den holt man sich auf dem Weltmarkt.

„Hisense ist eine chinesische Marke. Unser Ziel jedoch ist es, daraus eine internationale Marke zu machen, und das ist ein langwieriger Prozess“, sagt Vizepräsident Lan Lin bei einem seiner seltenen Interview in Qingdao. Die Stadt ist auch für ihr Bier Tsingtao berühmt, das hier 1903 während der deutschen Kolonialzeit erstmals gebraut wurde. „Viele chinesische Firmen sind nach Europa gegangen und dann wieder verschwunden. So schadet man seiner Marke erheblich. Wir dagegen haben vor zu bleiben.“

Aufrüsten oder ganz neu investieren?

Das bisherige Antennenfernsehen wird abgeschaltet. Jetzt kommt DVB-T2, die neue Sendetechnik in HD an den Start. Für die Zuschauer heißt das: umrüsten. Wir erklären, wie das funktioniert und was es bringt.

Quelle: N24/ Nora Lenz

Diese Strategie ist allerdings nicht ganz neu. Hisense expandiert schon seit 2004, zunächst nach Südafrika und Australien. Danach nahmen die Chinesen Europa ins Visier, als Erstes den deutschen Markt, dann England, Italien, Spanien und Belgien. 2014 eroberte Hisense auch den französischen Markt – wie zuvor auch schon mit einem simplen Plan: Zunächst wird der Kunde von einem Fernseher überzeugt und danach sein Interesse an den anderen Produkten des Unternehmens geweckt.

Denn davon gibt es viele: Hisense ist der weltweit drittgrößte Produzent von Kühlschränken, stellt Waschmaschinen, Klimaanlagen, Tablets, Smartphones, Wasserkocher und sogar Dunstabzugshauben her. „Wenn man einen guten Fernseher präsentiert, dann sagen sich die Leute, sieh an, die machen sicherlich auch gute Elektrogeräte für alles andere im Haus“, sagt Lan Lin.

Fußball-EM steigert Bekanntheit

Innerhalb von 13 Jahren hat Hisense seine Verkaufszahlen international um das Achtfache gesteigert. Trotzdem steht der Auslandsmarkt bislang lediglich für 23 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens. Aus Kostengründen – und um sich den ausländischen Märkten weiter anzunähern – hat Hisense inzwischen drei Fabriken außerhalb Chinas gekauft: in Mexiko, der Tschechischen Republik und in Südafrika.

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Hisense-Werbung im Stadion von Schalke 04

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„In Mexiko werden die Arbeitslöhne und Grundstückspreise künftig sogar noch niedriger liegen als in Qingdao. Wir werden auch noch weitere Produktionsstätten im Ausland erwerben“, kündigt Lan Lin an. Doch das allein wird nicht reichen. Während Hisense auf der einen Seite seinen industriellen Apparat verstärkt, muss das Unternehmen sich gleichzeitig auch beim globalen Publikum einen Namen machen. Und da liegen die Chinesen noch weit hinter der koreanischen Konkurrenz von Samsung oder LG.

Hisense schickt sich jedoch an, den Rückstand aufzuholen. Mit einer teuren Strategie, die sich langfristig aber auszahlen könnte. Im vergangenen Jahr gab das Unternehmen Millionen von Dollar als offizieller Sponsor der Fußball-EM aus. In seiner 56-jährigen Geschichte hatte das Sportereignis noch nie ein chinesisches Unternehmen als einen Hauptsponsor. „Dank der EM haben wir unseren Bekanntschaftsgrad um ein Prozent auf zwölf Prozent erhöht“, sagt Damien Neymarc, Marketingchef von Hisense in Frankreich.

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Und der Haushaltsgerätechampion aus China setzt noch einen drauf. Im kommenden Jahr wird sein blaugrünes Logo in allen Stadien der Fußball-WM in Russland zu sehen sein. „Unsere Verkaufszahlen werden dank dieser Partnerschaft um fünf bis zehn Prozent steigen. Das bedeutet eine Milliarde Dollar an zusätzlichen Einnahmen. Wir werden also unsere ursprüngliche Investition zweifellos wieder hereinholen“, sagt Lan Lin. Ob er Recht hat, wird sich in einem Jahr zeigen.

Dieser Text stammt aus der Zeitungskooperation Leading European Newspaper Alliance (LENA). Ihr gehören neben WELT die italienische Zeitung „La Repubblica“, „El País“ aus Spanien, „Le Figaro“ aus Frankreich, „Gazeta Wyborcza“ aus Polen, „Le Soir“ aus Belgien sowie aus der Schweiz „La Tribune de Genève“ und „Tages-Anzeiger“ an.

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Wie gut ist die Marke Hisense?

Im direkten Bildvergleich mit anderen Herstellern schneidet Hisense gut ab, wenn auch nicht ganz so gut wie der Durchschnitt. Beim Ton sieht es ähnlich aus: Hisense-Flachbildfernseher klingen nicht schlecht, bleiben im Marktvergleich aber leicht hinter der Konkurrenz zurück.

Wo wird Hisense hergestellt?

Ab Januar 2021 wird Hisense am Stammwerk in Velenje/Slowenien als Teil des neuen Unternehmens Hisense Europe Electronic mit der Produktion von Fernsehgeräten für den europäischen Markt beginnen. In der neuen Fabrik werden dafür rund 400 Arbeitsplätze geschaffen, davon 330 für die Produktion.

Ist Hisense eine deutsche Marke?

Die Hisense Co., Ltd. (chinesisch 海信集团 Hǎixìn Jítuán) ist ein internationaler Elektronikkonzern aus der Volksrepublik China mit Unternehmenssitz in Qingdao.

Welches Betriebssystem hat Hisense?

Hisense brachte sein offenes Smart-TV-Betriebssystem Vidaa, das auf Linux basiert, 2014 auf den Markt. In den vergangenen Jahren wurde es weltweit über 20 Millionen Mal installiert und hat sich zu einem bedeutenden Wettbewerber unter den smarten Plattformen für Fernseher entwickelt.