Warum ist Spargel so teuer 2022?

Bereits in der vergangenen Saison kostete der Spargel vom Direktvermarkter im Durchschnitt zwölf Euro und lag damit über dem Niveau der Vorjahre, so Frank Saalfeld vom Netzwerk der Spargelverbände in Deutschland.

Damals war der Preisanstieg dem Mehraufwand durch Corona geschuldet. In diesem Jahr könnten der höhere Mindestlohn sowie die gestiegenen Energie- und Düngemittelpreise den Spargelpreis erneut nach oben treiben.

Warum ist Spargel so teuer 2022?

Unter den Folientunneln hat es das Gemüse warm und gemütlich. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland

Preise bis 19 Euro möglich

Karl-Walter Hecht von der Agrargesellschaft Herbsleben befürchtet, die Preise könnten sogar bis zu 19 Euro pro Kilo klettern. Ob das aber der Verbraucher bereit sei zu zahlen, bezweifelt er. In circa drei Wochen beginnt er mit der Spargelernte.

Auch im benachbarten Kutzleben rechnet man mit einem Saisonstart zu Ostern. 16 Erntehelfer aus Rumänien sind bereits vor Ort und betreuen die Felder. Mit insgesamt 250 Erntehelfern rechnet Jan Niclas Imholze, Geschäftsführer des Spargelhofes Kutzleben, in dieser Saison. Die Helfer kommen aus Rumänien und Polen, Arbeitskräftemangel aufgrund des Krieges befürchtet er deshalb nicht.

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Jan Niclas Imholze vom Spargelhof Kutzleben sorgt sich eher um das Wetter als um zu wenig Erntehelfer. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland

Größere Sorgen bereiten ihm der fehlende Niederschlag. Das sonnige Wetter lässt den Spargel derzeit gut wachsen, auf Dauer aber brauche das Gemüse mehr Regen. Der Grundwasserspiegel sei nach der Trockenheit 2018/19 immer noch zu niedrig. Auch das kann sich auf den Preis auswirken.

Auch Spargel aus Spanien könnte teurer werden

Gerade zu Saisonbeginn, wenn das Angebot noch knapp ist, werden die Preise oben sein. So kostete ein Kilo Spargel zu Beginn der Saison 2021 zwischen 18 und 20 Euro. Zum Saisonende gab es das Kilo dann schon für rund 5,50 Euro - so weist es die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) aus. Das Unternehmen analysiert die Branchenpreise.

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Manche Bauern überlegen inzwischen, weniger Spargel anzubauen. Bildrechte: MDR/Alexander Reißland

Betrachtet man alle Spargelpreise in Deutschland, vom Discounter bis zum Wochenmarkt, so kommt die AMI sogar auf einen niedrigeren Spargelpreis. So gab der Deutsche im vergangenen Jahr durchschnittlich 8,94 für Spargel aus. Besonders günstig war bislang der Importspargel, aus Spanien und Peru. Doch auch hier werden die gestiegene Dieselpreise die Transportkosten explodieren lassen, ist sich Frank Saalfeld sicher.

Weizen statt Spargel

Bis zum Oktober soll zudem der Mindestlohn von derzeit 9,82 Euro auf 12 Euro klettern. Dann muss jeder Landwirt schauen, ob sich die Spargelproduktion in der Menge noch lohne, meint Karl-Walter Hecht aus Herbsleben. Hier mache sich wieder der Ukraine-Krieg bemerkbar. Die Weizenpreise sind gestiegen, wodurch die Weizenproduktion wirtschaftlicher sein könnte als der Spargelanbau. Wie sich der Markt aber wirklich entwickelt, wird man erst zum Saisonende wissen, traditionell am 24. Juni.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Spargel Südhessen, Rolf Meinhardt, geht von steigenden Preisen aus. Die 20-Euro-Marke für ein Kilogramm bester Spargelqualität werde aber zum Verkaufsstart wohl nicht geknackt. „Unsere Philosophie ist, eine Hälfte trägt der Verbraucher, eine Hälfte tragen die Landwirte.“ Auch Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd sieht eine Teuerung. Mit Preisaussagen halte man sich zurück. Aber: „Es würde mich überraschen, wenn wir keine Anhebung der Preise haben.“ Die Produktionskosten seien höher als im vergangenen Jahr. In Rheinland-Pfalz sei schon der erste Spargel gestochen worden.

Anders als in den letzten beiden Jahren der Pandemie ist in diesem Jahr Köhr zufolge das Thema Erntehelfer kein Problem. „Corona ist geübte Praxis mit 3 G am Arbeitsplatz“, sagte Köhr. „Unsere Saisonarbeitskräfte dürfen kommen“, sagte auch Meinhardt. Man habe auch wegen ukrainischer Flüchtlinge angefragt, die könnten sofort arbeiten. Die Corona-Maßnahmen würden nicht wegfallen. Alle, die kommen, würden erst einmal getestet.

Arbeitskräfte aus Rumänien zur Grenzsicherung eingezogen

Man müsse zwar nicht wie zuletzt einen Flieger mieten, um die Arbeitskräfte aus Polen und Rumänien zu holen, sagte Meinhardt. Aber die Preise für Bus­tickets seien von 200 auf 250 Euro gestiegen. Einschränkungen gebe es für ihn dennoch. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine seien einige seiner Arbeitskräfte aus Nordrumänien zur Grenzsicherung eingezogen worden. Statistiken, wie viele Erntehelfer zum Beispiel nach Hessen kommen, gibt es dem Bauernverband zufolge nicht.

Den Schwerpunkt beim Verkauf sieht Meinhardt auch in diesem Jahr wieder bei der Direktvermarktung an den Verkaufsbuden. „Ich hoffe auch, dass die Gastronomie wieder mehr abnimmt. Das hat uns in den letzten beiden Jahren gefehlt.“ Verbraucher müssen sich Weber zufolge wegen höherer Energiekosten, steigender Mindestlöhne und einer Verteuerung beim Dünger auf steigende Lebensmittelpreise einstellen. „Es gab eine Explosion bei den Preisen für Stickstoffdünger.“ Nach Angaben Meinhardts hat sich hier der Preis binnen eines Jahres fast vervierfacht.

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Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden deutschlandweit im vergangenen Jahr 119.268 Tonnen Spargel geerntet. Die Anbaufläche der rund 1500 Betriebe lag bei 22.283 Hektar. In Hessen wird dem Bauernverband zufolge das Gemüse auf rund 1650 Hektar angebaut, 8500 Tonnen werden geerntet. In Rheinland-Pfalz bauen dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd zufolge rund 120 Betriebe den Spargel auf rund 1230 Hektar an. Die Spargelernte beginnt in Deutschland normalerweise in der zweiten Aprilhälfte und dauert traditionell bis zum „Johannistag“ am 24. Juni. Durch den Anbau unter Folie konnte die Erntezeit verlängert werden.

Quelle: dpa.

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