Gerhard polt wer ist wir

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Nun kann man ihm wieder lauschen, dem großen Satiriker und konsequentesten Bühnengrattler mit seiner umwerfenden Beobachtungsgabe und seinem außerordentlichen Sinn fürs Allzumenschliche. In gewohnter Größe entlarvt Gerhard Polt unsere Gesellschaft - schonungslos und mit viel Witz.

Erscheinungstermin: 30.8.2016

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Im Urlaub lauern überall Verdrießlichkeiten: Lauter Ausländer, die kein Deutsch sprechen, Durchfall auf halbem Reiseweg oder Jetlag. Der Kabarettist Gerhard Polt und das Trio Converso geben in ihrem Live-Mitschnitt des Kabarett- und Musikabends "Da fahren wir nimmer hin" nicht nur neapolitanische Lieder zum Besten.

Gerhard polt wer ist wir

Gerhard Polt ist ein deutscher Kabarettist, Autor, Fernseh- und Filmschauspieler. (imago/Christine Roth)

Das Kauderwelsch der Hinterwäldler: Gerhard Polt singt den Dialekt mehr als dass er ihn spricht. Schon die Sprache ist eine unwegsame Reise.

"I roas jetzt mal fuart."

Zu Hochdeutsch: Ich verreise jetzt mal. Im Bayerischen wird das Reisen zum Rasen, dem sich in großer Eile fortbewegen. Von wegen Gemütlichkeit, die liegt höchstens in der Erzählstimme von Gerhard Polt.

"Wir nennen ja diesen Abend "Da fahren wir nicht mehr hin". Und das hat natürlich damit zu tun, weil ich tatsächlich mal eine Frau gehört habe, die gesagt hat: Also, wir haben da jetzt so eine Weltreise unternommen, der Vati und ich, so eine Weltreise. Aber das sage ich gleich wie es ist: da fahrma nicht mehr hin."

14 Texte, 12 Popsongs, knapp zwei Stunden Spielzeit - Die passend zur Urlaubszeit erschienene Doppel-CD "Da fahrma nimmer hin" ist ein Live-Mitschnitt eines Musik- und Kabarett-Abends in Dingolfing, der etwa 20.000 Einwohner kleinen Kreisstadt in Niederbayern. Nach jedem Text von Polt gibt es Musik vom Trio Converso aus Neapel.

Gerhard Polt inszeniert wie eh und je seine aus dem kleinbürgerlichen Alltag gegriffenen Anekdoten. Reisenotizen voller menschlicher Abgründe, zusammengewürfelt aus seinem Werk. Die Ferne als das Fremde, der Urlaub als das Übel, das Andere als das Abartige. Da wird schon mal ein Abendessen zum Untergang des Abendlandes.

"...Ich sagte gerade zu meiner Frau: Also hier möchte ich auch nicht vom Boden essen. Also in Deutschland, da haben wir Lokale, da könnte man direkt vom Boden essen, so sauber ist das alles."
Die Dame am Nebentisch: Pardon?
Ute: Ach, sie versteht nicht.
Otto: In Germania abbiamo restaurante possibile mangare... Was heißt denn Boden?
Ute: Terra, terra.
Terra, terra, mangare terra.
Ute: Das ist hier in Italien gar nicht möglich, hier muss man auf dem Tisch essen. Tavola.
Otto: In Italien mangare Tavola.
Die Dame am Nebentisch: Pardon?..."

Reise zu Menschenfressern inbegriffen

Bei Gerhard Polt entsteht die Situationskomik über sprachliche Spitzfindigkeiten. "Boden essen" statt "essen vom Boden". Das bloße Weglassen der grammatikalischen Determinationen macht aus der Völkerverständigung ein slapstikartiges Missverständnis.

"Jetzt habe ich da eine Geschichte, eine Reiseerzählung von einer Dame, die heißt Meisinger, Frau Meisinger..."

Das Ehepaar Meisinger unternimmt eine exotische Abenteuerreise zu Menschenfressern. Natürlich stilecht in bayerischer Tracht bei tropischer Hitze.

"Mit den Rotariern sind wir hin. Das war damals dieses Benefiz-Lobster-Festival zugunsten der Tiramisu-Geschädigten..."

Etepetete, weltfremd und versnobt. Der Menschenfresser als Urlaubsspektakel wird zum Sinnbild für den barbarischen Banausen in uns.

"Ich muss ihnen jetzt eines sagen, auf alle Fälle, wenn sie mich fragen: Wie schmeck's? Dann muss ich sagen: nein, man muss es nicht haben. Nein. Also was soll ich ihnen sagen: Von der Faserung, es marschiert ein bisschen in Richtung Hendl..."

Das sind die ganz großen Polt-Momente, wenn einem fast das Lachen im Halse stecken bleibt. Da möchte man doch am liebsten zuhause bleiben. Wenn sie nur nicht immer wieder geweckt würde, die Urlaubssehnsucht. Und dazu braucht es oft nicht mehr wie eine dieser neapolitanischen Volksweisen.

"Wir sind Triebtäter" Gerhard Polt weiß nicht, was Humor ist

07.05.2022, 15:43 Uhr

Er versteht es, das Innerste der Menschen hintersinnig nach außen zu kehren. Und das bereits seit mehreren Jahrzehnten - ebenso liebenswert wie mit bairisch-bissiger Ironie. Nun feiert Gerhard Polt seinen 80. Geburtstag.

Was Humor ist - Gerhard Polt sollte das wissen. Seit fast einem halben Jahrhundert bringt er seine Fans zum Lachen - das zugleich gern mal im Halse steckenbleibt und eine Art Schluckauf macht zwischen Betroffenheit und Erheiterung. Gerhard Polt beobachtet haarscharf die menschlichen Abgründe und bringt sie mit unschuldiger Bosheit auf den Punkt.

Aber zur Frage, was denn Humor nun genau sei, sagt er nur: "Das weiß ich nicht. Das müssen Sie einen anderen fragen." Stimmt natürlich nicht. Am Samstag (7. Mai) wird der Kabarettist, Filmemacher, Autor und Träger Dutzender Preise 80 Jahre alt.

Rentenalter erreicht, Aufhören kein Thema. "Dieter Hildebrandt hat immer gesagt: 'Wir sind Triebtäter.'" Er mache einfach gerne weiter. Also steht Polt weiter auf der Bühne, am Mikrofon, vor der Kamera.

Er liebt das "Kleinräumige"

Gerade hat er für Servus TV eine schräge Idee seines Sohnes Martin umgesetzt: In eigenwilliger Interpretation haben Gerhard Polt, Gisela Schneeberger und andere die japanische Soap "Hanbun, Aoi" synchronisiert - in bairischem und anderen Dialekten, unter dem Titel "Die Vroni aus Kawasaki".

Ab Mai ist er auf Tournee mit den Well-Brüdern von der Musiker-Großfamilie, die einst als Biermösl Blosn in Bayern für Furore sorgten. Im Dezember beginnen Proben in den Kammerspielen - Details gibt es noch nicht. Es gehe um ein schwieriges Thema, sagt er nur. "Es ist eine im Grunde sehr traurige, triste Sache, versucht, so zu erzählen, dass sie erträglich ist." Vermutlich mit der ihm eigenen Ironie, die stets tief in menschliche Seelengründe blicken lässt.

Auch neue Bücher sind erschienen, eines mit seinen Interviews aus vielen Jahrzehnten, in einem anderen nimmt Polt einen Tegernseer Privatier aufs Korn. Auf seiner Internet-Seite finden Anhänger weitere Polts jüngeren Datums. Am Gartenzaun vor ländlicher Kulisse präsentiert er Tratsch aus der kleinen Welt daheim - und spiegelt darin die große. Gerhard Polt liebt das "Kleinräumige", wie er es einmal nannte. Das große Ganze erschließt sich daraus.

"Fast wia im richtigen Leben"

Polts Figuren, das ist das Gemeine, sind keine Erfindungen: Da ist der Makler, der Familienvater, der Nikolaus - und der Papst. Die Anni, der Erwin. Man trifft sie auf der Straße, im Supermarkt - und auch, wenn man im Bad in den Spiegel schaut. Derb oft in der Wortwahl und gespickt mit bairischen Kraftausdrücken, kehrt Polt das Innerste der Menschen hintersinnig nach außen.

"Fast wia im richtigen Leben" - das heißt: wie im richtigen Leben. Nur ein bisschen zugespitzt. Die Ausstrahlung der gleichnamigen zwölfteiligen ARD-Reihe mit Schneeberger und Hanns Christian Müller machte Polt in den 1980er-Jahren bekannt.

Der gebürtige Münchner wuchs - evangelisch getauft und später katholisch gefirmt - zeitweise im streng katholischen Altötting auf. Nach dem Abitur studierte er in München und später in Göteborg und lebte einige Jahre in Schweden. Zurück in München arbeitete Polt als Übersetzer, Lehrer und Dolmetscher.

Polt ist unberechenbar

1976 trat er in München erstmals mit einem kabarettistischen Programm auf. Es folgten Auftritte unter anderem in Berlin und in Dieter Hildebrandts Fernseh-"Scheibenwischer". Für eine bissige Satire zum umstrittenen Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals, die den damaligen CSU-"Übervater" Franz Josef Strauß auf die Palme trieb, bekam er den Grimme-Preis in Silber.

Mal ein langanhaltendes Schweigen statt Dankesrede wie bei der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 1980, mal eine eklige Geschichte über den im Maßkrug schwimmendem Lungenschleim bei der offiziellen Vorstellung des Oktoberfest-Krugs: Polt ist unberechenbar. Er derbleckt geschickt auch mit Konventionsverstoß.

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Auch mit 80 tritt er noch auf.

(Foto: picture alliance / Sven Hoppe/dpa)

Seit 1971 verheiratet, lebt Polt am oberbayerischen Schliersee - und teils in Italien. Er hat einen erwachsenen Sohn und ist inzwischen Großvater.

Geburtstag auf der Bühne

Zurück zur Frage nach dem Humor. Natürlich befasst er sich damit. Seit vier Jahren versuche man, ein "Forum Humor" zu etablieren, um das Thema voranzubringen. Die Fähigkeit zur Ironie sei eine der bei den Menschen am schwächsten ausgeprägten Eigenschaften. Dabei könne Humor ein "Kitt der Gesellschaft" sein - "wenn er denn da ist." "Humor ist etwas zutiefst Politisches.". Er könne auch über schwierige Situationen helfen, trösten und ablenken. "Wenn der Humor aufhört, ist es nicht mehr weit zu Brutalisierung oder zu Barbarei."

Den Geburtstag wird Polt auf der Bühne verbringen. "Die Münchner Kammerspiele haben uns eingeladen. Er werde "auf die Bühne gehen" und "irgendwas machen".

Ist Gerhard Polt verheiratet?

Christine PoltGerhard Polt / Ehepartnerinnull

Was macht Gerhard Polt heute?

Nach seiner Rückkehr nach München arbeitete Polt als Übersetzer, Lehrer und Dolmetscher. Heute lebt Polt in Neuhaus (Gemeinde Schliersee). Er ist seit 1971 verheiratet und hat einen Sohn.

Wie geht es Gerhard Polt?

Zurück in München, arbeitete er als Lehrer, Übersetzer und Dolmetscher. 1971 heiratete Polt, er ist Vater eines Sohnes und inzwischen Opa einer Enkelin. Mit seiner Familie lebt er heute am Schliersee und verbringt viel Zeit in seinem Haus in Italien.

Hat Gerhard Polt Kinder?

Martin PoltGerhard Polt / Kindernull