Wie viel muss man verdienen um nicht arm zu sein?

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Erstellt: 11.04.2018Aktualisiert: 12.04.2018, 09:16 Uhr

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Wie viel muss man verdienen um nicht arm zu sein?

Der Mindestlohn in Deutschland beträgt aktuell 8,84 Euro. Doch das reicht bei weitem nicht aus, wenn man fürs Alter vorbauen möchte. © dpa / picture alliance / Jens Büttner

Altersarmut – das Wort macht vielen Deutschen Angst. Kein Wunder, fällt das Rentenniveau immer weiter ab. Erfahren Sie, wie viel Sie verdienen müssen, um nicht arm zu werden.

Das Bankkonto ist fast leer, dabei ist der Monat noch nicht einmal ganz rum. Das ist für manchen kaum vorstellbar. Doch für viele Rentner in Deutschland ist das bittere Realität. Besonders Frauen sind hierzulande gefährdet – haben sie doch ihre Karrieren oder Berufe für die Familie geopfert.

2.100 Euro und mehr: Bei so viel Gehalt bleiben Sie von der Altersarmut verschont

Doch wer kaum oder gar nichts in die Rentenkasse einzahlt, der muss wohl später mit finanziellen Engpässen rechnen. Und laut einer Studie soll die Altersarmut weiter stark ansteigen. Daher macht es Sinn, sich frühzeitig darüber zu informieren, wie man dem großen Schreckgespenst entgehen kann.

Beziehungsweise, wie viel Sie verdienen müssen, um nicht am Ende ohne jeden Cent dazustehen. Das Nachrichtenportal Focus Online hat die Rechnung gemacht – und das ist das Ergebnis:

  • Ein Arbeitnehmer in Vollzeit, der nie arbeitslos war und im Jahr 2030 oder später in Rente geht, muss sein Leben lang durchschnittlich 2.100 Euro brutto monatlich verdienen, um so gerade nicht in die Altersarmut zu schlittern.
  • Wer hingegen 35 Jahre lang Vollzeit arbeitet und bereits 2.500 Euro brutto pro Monat verdient, kommt besser weg. Er erhält ab 2030 immerhin etwa 700 Euro Rente.

Video: Wie funktioniert unsere Rente?

Erfahren Sie hier, warum sich eine Betriebsrente lohnt und Stiftung Warentest dazu rät.

Altersarmut: Ein Leben lang viel Arbeit, am Ende nur wenig Rente

Da mag sich der ein oder andere denken: Ganz schön wenig! Schuld ist daran unter anderem das sinkende Rentenniveau, das auch die kommenden Jahre einen Abwärtstrend erleben wird. Die Prognose: Bis zum Jahr 2030 soll sie von aktuell 48 auf 43 Prozent des lebenslangen Durchschnittsverdienstes fallen.

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Das Pikante daran: Dagegen sollen die Renten in Zukunft wohl stärker besteuert werden. Laut Focus Online soll der Rentenfreibetrag sogar auf Null sinken. Das bedeutet schließlich im Umkehrschluss: Die gesamte Rente wird steuerpflichtig.

Lesen Sie auch: Deshalb arbeiten immer mehr Rentner auch noch nach der Pension, um sich ein Zubrot zu verdienen. Wie Sie ein Rentenplus erzielen, erfahren Sie hier.

jp

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Es ist einige Monate her, da machte auf Twitter ein Hashtag die Runde. Einer, der verdeutlichte, was die Gesellschaft bisher gerne ignoriert hat. Unter #IchbinArmutsbetroffen schilderten arme Menschen ihre Schicksale, schrieben über finanzielle Nöte und die sorgenvolle Frage: Wie soll es weitergehen? Wer soll das alles bezahlen? Mehr als 100.000 Tweets zeugen mittlerweile von der Angst vor der nächsten Rechnung und dem Leben am Existenzminimum.

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Die Twitter-Bewegung zeigt freilich nur einen Ausschnitt dessen, was Wirklichkeit ist. Während mittlerweile auch Menschen, die ein mittleres Einkommen beziehen ob Inflation und Energiekrise sorgenvoll auf Kassenbon und Gas- und Stromrechnungen schauen, klagen die Tafeln über einen hohen Andrang. „Seit Jahresbeginn verzeichnen wir einen Anstieg der Kundinnen und Kunden von 50 Prozent“, sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen. Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. „Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten“, sagte Brühl.

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Arm ist, wer weniger als 1251 Euro netto verdient

Offiziell gilt in Deutschland als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des sogenannten Nettoäquivalenzeinkommens – ein je nach Zahl und Alter der Haushaltsmitglieder gewichtetes Nettoeinkommen – zur Verfügung hat. Im vergangenen Jahr waren das laut Statistischem Bundesamt für eine alleinlebende Person 15.009 Euro netto im Jahr (1251 Euro im Monat), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 31.520 Euro netto im Jahr (2627 Euro im Monat).

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Davon betroffen sind nach dem aktuell verfügbarsten Datenstand 15,8 Prozent der deutschen Bevölkerung – also rund 13 Millionen Bürger. Ein Rekordwert, wie der Paritätische Wohlfahrtsverband jüngst vorrechnete. Vor Beginn der Corona-Pandemie lebten demnach noch 600.000 Menschen weniger unter der entsprechenden Grenze.

Dieser Bemessungsmaßstab ist nicht unumstritten: So fließen beispielsweise keine Vermögenswerte mit ein, auch Ausgaben werden nicht berücksichtigt. Zudem wenden Kritiker ein, dass der Wert vor allem Ungleichheit messe – aber keine Armut. In einem Land mit höheren Einkommen etwa liegt die Armutsgefährdungsschwelle entsprechend höher. Das zeigt auch ein Blick in andere europäische Länder. So liegt der Schwellenwert in reicheren Staaten wie Norwegen, der Schweiz und Luxemburg noch höher als in Deutschland – in Ländern wie Rumänien, Griechenland oder Albanien dagegen deutlich darunter.

Paritätischer Armutsbericht: 13,8 Millionen Menschen in Deutschland leben in Armut

Viele Menschen merken zurzeit, dass ihr Geld im Vergleich zu den Monaten zuvor einfach nicht reicht.

© Quelle: Reuters

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Alleinerziehende überdurchschnittlich oft betroffen

Auswirkungen auf die Armutsbetroffenheit hat nicht nur der Wohnort. Nach neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes verdient ein Fünftel der Deutschen weniger als 16.300 Euro netto im Jahr. 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger muss mit einem Nettoeinkommen unter 22.000 Euro pro Jahr auskommen – ebenso viele Menschen verdienen allerdings auch mehr als 28.400 Euro.

Finanziell kritisch wird es dabei überdurchschnittlich oft für Menschen in einer ganz bestimmten Familienkonstellation. Während die durchschnittliche Armutsgefährdungsquote für die Gesamtbevölkerung bei 15,8 Prozent liegt, sind bei Alleinerziehenden mehr als 41 Prozent von Armut bedroht. Nur Erwerbslose sind noch häufiger betroffen (48,8 Prozent).

Auch bei Familien mit drei oder mehr Kindern wird es finanziell bei gut einem Drittel eng. Besonders belastet sind laut jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes auch Studierende. 37,9 Prozent von ihnen waren 2021 armutsgefährdet. Wer im Studium allein oder ausschließlich mit anderen Studierenden zusammenlebt, hat ein noch höheres Risiko - in diesem Fall, waren rund drei Viertel (76,1 Prozent) der Studierenden armutsgefährdet. Nahezu zwei von fünf Studierenden konnten außerdem bereits im vergangenen Jahr - also noch vor Energiekrise und hohen Preissteigerungen - ungeplante Ausgaben nicht stemmen.

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Bremen - Armenhaus der Nation?

Beim Blick in die Bundesländer zeigt sich, dass im traditionell wirtschaftlich starken Süden gemessen am Bundesmedian die wenigsten Deutschen von Armut bedroht sind. In Baden-Württemberg lag die Armutsgefährdungsquote im vergangenen Jahr bei 13,9 Prozent – in Bayern waren es sogar nur 12,6 Prozent.

Anders sieht es dagegen im Osten der Republik aus. Während Brandenburg offenbar von der Nähe zu Berlin profitiert (14,5 Prozent armutsgefährdet), gehören die Hauptstadt selbst (19,6 Prozent), Sachsen-Anhalt (19,5 Prozent) und Thüringen (18,9 Prozent) zu den Bundesländern mit den meisten von Armut bedrohten Menschen. Darüber liegt nur Bremen. Dort befindet sich mit 28 Prozent mehr als ein Viertel der Bürger in finanziell schwieriger Lage.

Kritiker bemängeln allerdings, dass dieser Vergleich nicht die bundeslandeigene Einkommensstruktur berücksichtigt, daher lohnt sich auch ein Blick auf den Vergleich nach Landesmedian. Nimmt man diesen als Berechnungsgrundlage, entschärft sich die Situation in Bremen. Dann liegt die Quote dort mit 20,9 Prozent nur noch bei gut einem Fünftel, während sie in Bayern auf 15,5 Prozent steigt – höher als in allen Neuen Bundesländer, Berlin ausgenommen.

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Wie verteilt sich das Vermögen in Deutschland?

Bei den Reichen hingegen ist der Osten nicht beliebt. Nur ein Bruchtteil der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kann ein Einkommen von mehr als 200 Prozent des Nettoäquivalenzeinkommens aufweisen. Eine Ausnahme bildet auch hier Brandenburg, das wiederum von der Nähe zur Bundeshauptstadt profitieren dürfte.

In welchen Landkreisen wird wie viel verdient?

Wie hoch genau das verfügbare Einkommen in den jeweiligen Landkreisen ist, zeigen Daten der Bundesländer. Der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ – kurz VGR – zieht dabei für die Berechnung eine andere Grundlage an, als er für die Armutsberechnung verwendet wird. Statt des Nettoäquivalenzeinkommens wird das verfügbare Einkommen errechnet. Dieses berücksichtigt das Primäreinkommen (also etwa Gehalt plus Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit, Einkommen aus Vermögenswerten und Zulagen wie Weihnachtsgeld etc.) und laufende Transferleistungen wie beispielsweise Elterngeld- und Kindergeldzahlungen und zieht davon laufende Transfers (Steuern, auch KfZ-Steuer, Hundesteuer etc. und Sozialabgaben) ab.

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Auch nach dieser Berechnung zeigen sich vor allem Landkreise im Süden Deutschlands als finanziell stark. In der Stadt Heilbronn lag das verfügbare Einkommen 2019 pro Einwohner bei mehr als 42.000 Euro, während es in Gelsenkirchen nur bei rund 17.000 Euro lag. Im Norden der Republik zeigen sich vor allem die Regionen um Hamburg einkommensstark – außerdem der Kreis Nordfriesland, in welchem auch die Insel Sylt liegt.

Hohe Einkommen können übrigens überdurchschnittlich oft Haushalte aufweisen, die keine Kinder haben. So beträgt der Anteil der sogenannten DINKs - „Double Income, No Kids“ (Doppeltes Einkommen, keine Kinder) an der Gesamtbevölkerung nur 4,6 Prozent. Ihr Anteil an den Haushalten, die in in den oberen 5 Prozent der Einkommensgruppen zu finden sind, beträgt hingegen 13 Prozent. Auch bei Paaren, bei denen die Kinder außerhalb den eigenen Haushalts leben, weil sie etwa bereits ausgezogen sind, lässt sich dieser Trend beobachten.

Auch hier zeigt sich allerdings die Benachteiligung von Alleinerziehenden. Sie machen 5 Prozent der Haushalte der Gesamtbevölkerung aus - nur 1 Prozent findet sich aber unter den obersten 10 Prozent der Einkommen. In der obersten Einkommensgruppe finden sich sogar nur 0,5 Prozent Alleinerziehende.

Wie Sie selbst im Vergleich mit dem Rest der Bevölkerung dastehen, lässt sich über ein interaktives Tool des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) herausfinden. Hier können Sie ihr Haushaltsnettoeinkommen und ihren Haushaltstyp angeben - und auch die Gruppe - etwa die Gesamtbevölkerung oder auch einzelne Haushaltstypen - auswählen, mit der Sie sich vergleichen möchten.

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Übrigens: Alle Grafiken zeigen Daten, die das Armuts- und Einkommensbild vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine und vor dem sprunghaften Anstieg von Energiepreisen und Inflation zeigen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil derer, die ihre Rechnungen bei Energieversorgern nicht fristgemäß begleichen konnten, bei 3,7 Prozent.

Fast ein Drittel der Deutschen konnte nach den Daten des Statistischen Bundesamtes 2021 größere ungeplante Ausgaben bestreiten. Wie stark sich die aktuellen Krisen auf diese Zahlen auswirken, wird allerdings erst im kommenden Jahr feststehen.

Bei welchem Gehalt gilt man als arm?

Mit einem Nettoeinkommen von 781 Euro oder weniger gilt eine alleinstehende Person als arm. Die Statistik folgt der europäischen Definition von Einkommensschichten, die auf Basis des Durchschnittseinkommens (nach Median) errechnet wird (inklusive aller Sozialleistungen).

Wie viel muss ich verdienen um im Alter nicht arm zu sein?

Um im Alter über der Grundsicherung zu liegen, benötigen Arbeitnehmer mit einer Lebensarbeitszeit von 35 Jahren aktuell einen Stundenlohn von 14,68 Euro. Bei einem Rentenniveau von 41,7 Prozent wären es aber 16,79 Euro. Bei 45 Berufsjahren wären es noch immer 13,06 Euro statt 11,42 Euro.

Wann ist man Einkommensschwach?

Anteil der Einkommensschwachen steigt, aber auch deren Einkommen. Auf Basis der SOEP-Daten von 2016 lag das Einkommen pro Person, das 60 % des Medianeinkommens entspricht, bedarfsgewichtet bei 990 Euro netto im Monat (vgl. Abbildung 1). 2011 waren es nur etwas mehr als 857 Euro.

Wie hoch ist die Armutsgrenze in Euro?

2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15 009 Euro netto im Jahr (1 251 Euro im Monat), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 31 520 Euro netto im Jahr (2 627 Euro im Monat).