Wie halten sich die Tiere im Winter warm?

Die ungewöhnlichste Truppe, die sich jemals gefunden hat, um den Winter gemeinsam zu verbringen, sind sicher Manni das Mammut, Diego, der Säbelzahntiger und Sid, das Riesenfaultier. In „Ice Age“ finden die drei Außenseiter zusammen, weil sie sich nicht wie alle anderen in Richtung Süden aufmachen. Im echten Leben hätten sie weniger Abenteuer erlebt: Sid hätte wahrscheinlich Winterschlaf gehalten und Manni sich in einer Höhle verkrochen. Nur Scrat, das Säbelzahn-Eichhörnchen, hätte sicher genauso überzeugt an seiner Nuss festgehalten.

Wenn wir Menschen im Herbst immer weniger Lust bekommen, uns zu bewegen, und uns lieber mit Schokolade und einem Buch unter einer Decke vergraben, dann sind uns die Wildtiere meistens schon voraus. Sie stecken dann mitten in der Vorbereitung für den Winter. Im Spätsommer fressen sie sich Winterspeck an, der ihnen bis zum Frühling reichen muss.

Es gibt zwei Arten, den Winter zu überleben: Entweder man verkriecht sich und hält ihn aus, oder man flieht – ins Warme. Die Flucht nach vorne treten vor allem Vögel an: Sie ziehen in großen Scharen in den Süden, aber nicht, weil sie lieber auf Mallorca leben würden, sondern weil es bei uns zu der Zeit fast keine Insekten und Samen gibt – ihr Hauptnahrungsmittel. Etwa die Hälfte der heimischen Vögel ist im Winter nicht in Deutschland sondern fliegt in wärmere Gegenden. Die Langstreckenzieher wie der Kuckuck oder die Nachtigall fliegen bis weit nach Afrika hinein, sie überqueren sogar noch die riesige Sahara-Wüste. Die Kurzstreckenzieher haben es weniger weit: Vögel wie die Feldlerche oder der Kiebitz zieht es nach Südeuropa, in die Mittelmeerregion.

Manche Vögel bleiben aber auch hier und passen sich dem Wetter an: Diese Vögel sind im Frühling schneller vor Ort, um sich zu paaren und ein Nest zu bauen. Viele Meisen oder Amseln haben sich mit der Situation abgefunden: Weil im Winter der Boden gefroren ist und die Bäume kahl sind, ändern sie ihre Diät. Es gibt dann Beeren oder Insekteneier zu essen. Der Ornithologe Lars Lachmann vom Naturschutzbund berichtet, dass viele Störche, die früher bis nach Afrika geflogen seien, heute in Spanien den Winter verbringen. Einige würden sogar gleich ganz in ihrer Heimat bleiben, ebenso wie viele Kraniche: Von 400.000 Kranichen bleiben 10.000 zuhause. Andere, die früher bis Spanien geflogen sind, bleiben in Frankreich.

Viele Wildtiere harren in der Kälte aus: Manche halten Winterschlaf, andere machen Winterruhe und wieder andere verfallen in eine Winterstarre. In Laubhaufen, Erdhöhlen oder Nestern aus Holz und Blättern verbringen die Tiere die kälteste Jahreszeit. Im Winterschlaf verlangsamen sich bei Igeln, Haselmäusen, Murmeltieren oder Fledermäusen der Herzschlag, der Stoffwechsel und die Atmung. Die Körpertemperatur sinkt, und sie atmen nur wenige Male pro Minute. Gefährlich wird es für sie, wenn sie zu oft in ihrem Winterschlaf gestört werden – sie verbrauchen ihre Reserven dann schneller. Im schlimmsten Fall sind diese vor Frühlingseinbruch aufgebraucht, und die Tiere könnten verhungern.

Einige Tiere halten lediglich Winterruhe: der Maulwurf und der Braunbär zum Beispiel, oder das Eichhörnchen. Sie gehen alles ruhiger an, wachen aber immer wieder auf und lassen sich den Spaß nicht nehmen, ab und zu mal im tiefen Schnee herumzuhüpfen. Im Herbst vergraben Eichhörnchen Nüsse, Eicheln und Kastanien. Da sie nicht immer alle wiederfinden, wachsen an diesen Stellen im Frühling manchmal neue Bäume.

Rehe, Wildschweine und Hirsche zum Beispiel sind an die kalten Temperaturen angepasst. Ihnen wächst ein dickes Winterfell mit Luftkammern, das sie warm hält. Sie sind weniger aktiv als sonst und ernähren sich von Wurzeln, Pilzen und kleinen Tieren in Winterstarre. In diese Starre verfallen Insekten, aber auch Frösche, Kröten, Eidechsen, Schlangen und Fische. Alle diese Tiere haben ihren eigenen Rückzugsort: Insekten überleben den Winter unter Baumrinden, Frösche in Erdlöchern oder im Schlamm und Fische an einem möglichst ruhigen Ort im Wasser. Auch Fische sind wechselwarme Tiere: Ihre Körpertemperatur entspricht der Temperatur ihrer Umgebung. So können sie im eiskalten Wasser überwintern und wachen erst auf, wenn es um sie herum wieder wärmer wird. Sogar im Ameisenbau wird es im Winter ganz ruhig. Und auch Schnecken machen Winterschlaf: Sie dichten mit Schleim ihr Häuschen zu.

Beeinflusst der Klimawandel das Verhalten der Tiere im Winter? „Nicht direkt und nicht dramatisch“, erklärt der Tierphysiologie Gerhard Heldmaier von der Universität Marburg. Tierphysiologen interessieren sich für die Lebensvorgänge in Tieren, in ihren Organen, ihren Zellen und ihrem Gewebe. Anders als meistens angenommen, sagt Professor Heldmaier, sei der Winter für die Tiere nicht wegen der Kälte eine schwierige Jahreszeit, sondern weil es wenig Essen zu finden gibt.

Manche Tiere wie der Igel oder Feldhamster könnten auf den Winterschlaf verzichten, wenn es genügend Essen gäbe: Für sie würde also eine Veränderung der Temperatur und somit der Natur zu anderen Gewohnheiten führen. Für den Großteil der Tiere aber ist der Winter durch einen inneren Kalender als die Zeit der Ruhe abgespeichert. Der Winterschlaf kann sich höchstens um ein paar Wochen verschieben, wenn das Wetter besonders warm ist. Die Rekordhalter sind Siebenschläfer: Wenn sie merken, dass es nicht viel Nahrungsmittel zu finden gibt, verschlafen sie einfach den ganzen Sommer und bis zum Frühling im Jahr darauf. So können sie 19 Monate verbringen und stehen erst auf, wenn es ihnen passt. Winterschlaf kann man das schon fast nicht mehr nennen.

Wie halten sich die Tiere im Winter warm?

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Wie schützen sich die Tiere vor der Kälte?

Im Winter schützen sich Tiere, wie Füchse und Hasen, durch ein dichtes Winterfell vor der jahreszeitlichen Kälte. Neben langen Grannenhaaren besteht es aus vielen gekräuselten Wollhaaren, in denen sich eine Luftschicht bildet.

Wie überwintern Tiere im Winter?

Unterschieden werden Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre. Echte Winterschläfer sind Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere. Sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktion drastisch ab. Winterruhe ohne Absenkung der Körpertemperatur halten Dachs, Eichhörnchen, Waschbär und Braunbär.

Wie schützen sich Tiere vor Kälte und Hitze?

Ein sehr wirksamer Schutz gegen die Kälte ist das Fell der Tiere. Da Luft ein schlechter Wärmeleiter ist und zwischen den Fellhaaren Luft eingeschlossen ist, schützt die Luftschicht vor dem Abfließen der Körperwärme. Auch das Federkleid der Vögel hat dieselbe Wirkung.

Was passiert mit Tieren in der Winterstarre?

Während der Winterstarre, wie auch beim Winterschlaf, atmen die Tiere sehr wenig und der Herzschlag sinkt stark ab. Die Körpertemperatur sinkt mit den kalten Außentemperaturen. Im Gegensatz zu Winterschläfern können Tiere in der Winterstarre auch Temperaturen unter 0 Grad Celsius (unter dem Gefrierpunkt) überleben.