Was würde es ohne Bienen nicht geben

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Fragt sich nur, wie lange noch. Das Bienensterben ist in aller Munde. In aller? Nun, wahrscheinlich nicht. Denn wer setzt sich effektiv dafür ein, dass es unseren Bienen gut geht? Warum wird weltweit, vor allem aber auch in Deutschland, immer mehr Honig konsumiert? Auch in Form von Lebensmitteln, von deren Honiganteil wir gar nichts wissen? Wer hält überhaupt Bienen? Was können wir als Verbraucher tun? Und vor allem: warum?

Nun, erst einmal können wir informieren – und zwar über dieses "warum". Bevor wir uns nämlich überhaupt fragen, was wir tun können, müssen wir erst einmal klären, warum wir es tun sollten. Und da gibt die Generalversammlung der Vereinigten Nationen zum Weltbienentag einen wichtigen Schlagsatz mit: Eine Welt ohne Bienen ist undenkbar.

Bienensterben verhindern: Wofür brauchen wir die Bienen überhaupt?

Bienen machen nicht nur Honig. Sie bestäuben auch Pflanzen – und genau das ist der Punkt. Die rund 560 in Deutschland lebenden Wildbienenarten, die neben der klassischen Honigbiene von Pflanze zu Pflanze unterwegs sind, sorgen dafür, dass die Pflanzen sich vermehren – und so auch überhaupt erst Früchte tragen können, die wir wiederum verzehren.

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Beim Bestäuben vieler heimischer Pflanzen helfen Bienen unterstützend. Apfel-, Birnen, Kirsch- und Pflaumenbäume sowie Gurkenpflanzen werden etwa zur Hälfte vom Wind oder anderen Faktoren und zur anderen Hälfte von Insekten bestäubt. Es gibt aber auch (nichtheimische) Obst- und Gemüsesorten, deren Pflanzen ganz von der Bestäubung durch Bienen und andere Bestäuber abhängig sind – darunter Kiwis oder Melonen. Und Kakao.

Laut Weltbiodiversitätsrat sind fünf bis acht Prozent der Pflanzenproduktion auf Bestäubung durch Insekten zurückzuführen. Das klingt erst einmal wenig, aber: Auf manche Sorten müssten wir dann ganz verzichten.

Zwischenfazit: keine Bienen, keine Schokolade. Und viel weniger Obst und Gemüse.

Zwar sind nicht nur Bienen für das Bestäuben von Pflanzen zuständig. Andere Insekten, die das übernehmen, leiden aber unter denselben Problemen, die den Bienen das Leben so schwer machen.

Ohne Bienen aber auch kein Wachs. Und das wiederum steckt in mehr Produkten, als wir denken: Kosmetika wie Seifen und Cremes, in Kerzen oder aber als Überzug von Gummibärchen besipielsweise.

Und ohne Bienen auch keine Baumwolle. Was uns alles fehlen würde, zeigt eindrucksvoll das folgende Video des BUND:

Auch der Discounter Penny hat bereits in einem Versuch gezeigt, auf welche Waren wir beim Einkauf verzichten müssten, wenn es keine Bienen mehr gäbe. So hat Penny kurzerhand alle Bienen-Produkte aus dem Regal genommen. Rewe machte etwas Ähnliches und zeigte einen Frühstückstisch ohne Produkte mit Bienen-Beteiligung:

Kleiner Exkurs: Wie cool Bienen eigentlich sind

Wenn Ihnen das als Überzeugung für die Wichtigkeit unserer Bienen noch nicht reicht, lohnt sich ein Blick in den Bienenalltag. Denn Bienen sind richtig fleißige Arbeitstiere, die den Begriff Teamwork ganz neu definieren.

Wussten Sie zum Beispiel, dass eine einzelne Biene täglich bis zu 3.000 Blüten besuchen kann – bei einer Geschwindigkeit von fast 30 km/h bei 270 Flügelschlägen pro Sekunde? Dass da die Aufmerksamkeit groß sein muss, ist klar. Daher nehmen Bienen auch etwa 330 Bilder pro Sekunde wahr. Zum Vergleich: Wir als Menschen sehen 25 Bilder in der Sekunde.

Und um an den wirklich guten Nektar zu kommen, kann es auch schon einmal vorkommen, dass sich Bienen gegenseitig ein wenig an den Hals gehen. Und dennoch ist der Zusammenhalt im Bienenvolk groß. Im Team erreichen die Tierchen Verblüffendes: Ein Volk von rund 50.000 Bienen kann in guten Sommern bis zu 300 kg Honig produzieren. Voraussetzung: Sie sind gesund und finden genügend nektarliefernde Blüten.

Wie verblüffend ihre Wahrnehmung ist und warum Bienen gerne tanzen (müssen), verrät auch das Video:

Woran leiden Bienen?

Bienen haben heutzutage mehrere Probleme, die das Bienensterben voranschreiten lassen. Das wohl größte sind die Monokulturen, mit denen wir heute unsere Felder bewirtschaften. Auf Monokultur-Feldern wächst nur eine einzige Pflanzenart, die eben auch nur zu einer bestimmten Zeit wächst. Dem Landwirt vereinfacht dies die Arbeit. Den Bienen wird sie erschwert – sie finden etwa im Spätsommer, wenn Rapsfelder und Co bereits abgemäht sind, keine Nahrung mehr, da auch am Feldrand keine Wildblumen mehr wachsen.

Warum aber wachsen die da nicht mehr? Der Bauer könnte sie ja sonst einfach stehen lassen. Wildblumen gelten jedoch als Unkraut – und werden entsprechend behandelt. Man möchte sie also loswerden, da man fürchtet, dass sie den Hauptpflanzen auf dem Feld die Nährstoffe wegnehmen und Saaten verunreinigen.

Also wird Unkraut- und auch Insektenschutzmittel gesprüht. Die darin enthaltenen Nervengifte, die etwa gegen Läuse schützen sollen, schaden aber auch den Bienen. Genau genommen beeinflussen etwa Neonicotinoide den Orientierungssinn von Bienen, die dadurch ihren Stock nicht mehr finden. Einige dieser Stoffe sind in Deutschland verboten.

Kürzlich gab es endlich Gutes zu berichten: Die EU hat den Gebrauch von Insektiziden endlich verboten. Und zwar dürfen drei Neonikotinoide endgültig nicht mehr genutzt werden. Dem voran ging ein acht Jahre währender Rechtsstreit zwischen der EU und dem Hersteller Bayer, der zwei der schon seit 2013 eingeschränkten Mittel herstellt.

Im Fokus steht aber auch Glyphosat. Der umstrittene Unkrautvernichter scheint laut einer Studie der University of Texas die Leistungsfähigkeit von Bienen zu schwächen. Hier bedarf es weiterer Belege – aber man geht davon aus, dass vor allem der Mix aus verschiedenen Giften gegen Unkraut und Insekten den Bienen stark zusetzt. . Langsam werden die Pläne immerhin konkret: Ab Anfang 2024 soll der Einsatz von Glyphosat in der EU verboten werden.

Krankmachendes Problem: Die Varroa-Milbe

Aber nicht nur Chemikalien direkt setzen der Biene zu. Es gibt auch natürliche Feinde – die ihr aber noch mehr zusetzen können, wenn sie bereits von Unkrautvernichtungsmitteln und Co geschwächt ist.

Die Varroa-Milbe ist ein aus Asien eingeschleppter Parasit, der sich vom Blut der Bienenbrut ernährt und Viren übertragen kann. Die Jungbienen können durch den Blutmangel nicht richtig wachsen, bleiben oft klein und schwach und leiden unter missgestalteten Flügeln. Sie sterben zudem oft früher. Die Varroa-Milbe kann damit ganze Völker ausrotten.

Zwar gibt es bereits ein potentiell erfolgreiches Mittel, nämlich Lithiumchlorid, doch die Zulassung dauert.

Problem weite Reisen: Warum Bienentransport die Tiere zusätzlich schwächt

Vor allem in den USA ist ein Modell unter Imkern beliebt: Je nach Blütezeit fahren sie ihre Bienenvölker kilometerweit durch das Land, damit sie etwa die Zeit der Kirsch- oder Mandelblüte mitnehmen können. Prinzipiell eine gute Idee, um das ganze Jahr über Honig produzieren zu können, die Landwirtschaft am Laufen zu halten und den Bienen ausreichend Futter zu geben – trotz Monokulturen.

Doch für die Bienen sind die langen Transportwege laut einer amerikanischen Studie sehr anstrengend. Und zudem kommen sie so noch leichter mit ihnen unbekannten Parasiten wie der Varroa-Milbe oder anderen Krankheitserregern in Kontakt, etwa wenn sie auf andere, infizierte Völker treffen.

Warum uns das in Deutschland auch betrifft? Nun, die wenigsten unserer Honige stammen zu 100 Prozent aus der Nähe. Meist sind die verkauften Honige Mischungen aus EU- sowie Nicht-EU-Ländern.

Was also tun, um die Bienen zu retten?

All diese Faktoren fließen zusammen und begünstigen ein Bienensterben – mit dramatischen Folgen für uns alle. Was können wir also tun? Das "Aktionsprogramm Insektenschutz" des Umweltministeriums sieht etwa vor, Schadstoffeinträge in Böden und Gewässern zu senken. Zudem sollen Insektenlebensräume gefördert werden.

Die bisherigen Taten reichen aber etwa dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) noch nicht. "Wir müssen grundsätzlich weg von der intensiven Landwirtschaft mit Monokulturen, massivem Pestizideinsatz und Überdüngung und Bäuerinnen und Bauern unterstützen, die auf Pestizide verzichten und auf häufig wechselnde Fruchtfolge setzen", erklärt Corinna Hölzel vom BUND gegenüber Stiftung Warentest.

Aber auch wir Privatpersonen können so einiges machen.

Sie haben einen Garten oder Balkon? Perfekt! Auch als Hobbygärtner können Sie viel tun, indem Sie etwa eine pflegeleichte Wildblumenwiese anlegen und so Lebensraum schaffen. Oder setzen Sie auf nektarreiche, heimische Blumen wie Wildrosen, Astern und Zinnien und ziehen Sie Kräuter wie Thymian, Oregano und Lavendel. Eine Kräuterspirale im Garten etwa ist ein echtes Bienenparadies.

Haben Sie viel Platz, können Sie Wildsträucher als Hecken anpflanzen oder einen Obstbaum setzen.

Verzichten Sie dabei aber unbedingt auf den Einsatz von Pestiziden! Auch Schneckenkorn sollten Sie nicht einsetzen.

Bremen sagt Schottergärten den Kampf an

Auch Steingärten voller Kies und Schotter mögen zwar modern aussehen, bieten Bienen und anderen Insekten aber nur eine Brachlandschaft. Hier finden sie keine Nahrung und können auch keine Pflanzen bestäuben. Mehr dazu: So schaden Schottergärten der Natur und unseren Insekten.

Die Stadt Bremen geht bereits seit längerem ernsthaft gegen den fragwürdigen Gartentrend vor: Die Stadt äußerte sich 2019 zu einem Verbot großer Steinflächen. Ein Gesetzesentwurf sieht vor, dass Außenflächen "zu begrünen oder zu bepflanzen sind" – wenn keine andere zulässige Verwendung stattfindet. Erlaubt sind: Hütten, Terrassen oder gepflasterte Fahrrad-Stellplätze. Große Steinbeete jedoch darf es dann nicht geben.

Selbst aktiv werden: Leichter als gedacht!

Sie können aber auch zum Hobbyimker werden. Es gibt zahme Bienenvölker, die sich in einem kleinen Kasten auf dem Balkon, im Garten oder auf dem Dach halten lassen. Diese Völker haben ihre bestimmte Flugbahn, von der sie nicht abweichen, wenn der Kasten richtig aufgestellt ist. Nachbarn werden daher nicht beim Frühstück auf dem Balkon gestört. Mehr Infos dazu lesen Sie beispielsweise bei der BienenBox.

Und auch am Weltbienentag können Sie teilnehmen. Mehr zu geplanten Aktionen finden Sie hier. Ganz viele spannende Informationen gibt's zudem bei den Bienenrettern.

Was würde es ohne Bienen nicht geben

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Was wäre ein Leben ohne Bienen?

Ohne Bienen drohen massive Engpässe in der Nahrungsmittelproduktion. Denn sie produzieren nicht nur wertvollen Honig, sondern bestäuben alle Arten von Nutzpflanzen und Bäumen. Die Bestäubung der Frühjahrsblüher (Obst) ist fast zu 100 Prozent ihrer Arbeit zu verdanken.

Wie wäre die Welt ohne Bienen?

Ohne Bienen gäbe es nicht nur keinen Honig, auch Obst und Gemüse würden zu Luxusgütern – die Tiere bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen. Wenn es nicht gelingt, die Bienenbestände zu halten, und die Insekten aussterben, hätte dies nach Ansicht von Forschern fatale Folgen für den Menschen.

Was passiert ohne Biene?

Ohne Bienen würden die Erträge von bis zu drei Vierteln der Nutzpflanzen stark schrumpfen - oder müssten anders und künstlich bestäubt werden. Vor allem verschiedene Obst- und Gemüsesorten wären von einem starken Ertragsrückgang betroffen, darunter Äpfel, Birnen, Tomaten, Zucchini und Mandeln.

Warum ist die Biene so wichtig für uns?

Bienen sind in unserem Land das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein. Nicht wegen des Honigs, der ein willkommenes Nebenprodukt ist. Ihre Hauptleistung: Sie bestäuben Obstbäume und Sträucher und sichern somit die Ernte vieler wichtiger Lebensmittel.