Was passiert wenn die krankenkasse kein krankengeld mehr zahlt

Sobald bei längerer Krankheit der Arbeitgeber keinen Lohn mehr zahlt, springt die gesetzliche Krankenversicherung ein. Die Zahlung von Krankengeld sorgt aber immer wieder für Ärger. Was Sie wissen sollten, wenn Sie mehrere Wochen krank sind.

Was passiert wenn die krankenkasse kein krankengeld mehr zahlt

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Krankengeld ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Höhe richtet sich nach Ihrem regelmäßigen Einkommen. Es beträgt 70 Prozent des Bruttogehalts (mit weiteren Einschränkungen).
  • In den meisten Fällen zahlt die Krankenkasse Krankengeld ab der siebten Woche nach der ersten Krankschreibung, weil bis dahin der Arbeitgeber noch eintritt.
  • Anspruch auf Krankengeld haben Arbeitnehmer, Auszubildende und Bezieher von Arbeitslosengeld I. Selbstständige dagegen müssen sich um eine eigene Absicherung kümmern.

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Wer erhält Krankengeld?

Krankengeld wird gezahlt für

  • Arbeitnehmer
  • Auszubildende
  • Bezieher von Arbeitslosengeld I

Als Student bekommen Sie dagegen in der Regel kein Krankengeld - auch dann nicht, wenn Sie neben dem Studium versicherungsfrei ein wenig jobben. Das dreht sich erst, wenn Sie länger mehr Gewicht auf die Arbeit als aufs Studium legen. Das bedeutet: Ist der Job Ihre Hauptbeschäftigung, sind Sie versichert und bekommen Krankengeld. Wichtig ist dabei meist die Frage: Arbeiten Sie in einer typischen Woche mehr als 20 Stunden?

Bei einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit bekommen Sie kein Krankengeld. In diesen Fällen ist stattdessen die Unfallkasse oder die Berufsgenossenschaft zuständig.

Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören

Wer mehr als 6 Wochen krank ist, erhält Geld von der Krankenkasse. Doch das passiert nicht von alleine. In dieser Folge schauen wir auf das Krankengeld und finden heraus, worauf man achten muss, wie viel Geld man erhält und was passiert, wenn es zum Streit mit der Krankenkasse kommt.

Der Podcast ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderten Projekts entstanden.

Was passiert wenn die krankenkasse kein krankengeld mehr zahlt

Ab wann habe ich als Arbeitnehmer Anspruch auf Krankengeld?

Sobald Ihr Arzt Sie krankgeschrieben hat, also die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt hat, haben Sie Anspruch auf Krankengeld. Das gilt auch ab dem ersten Tag eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus oder in einer Vorsorge- oder Reha-Einrichtung der Krankenkasse. Unter bestimmten Bedingungen wird auch Krankengeld bezahlt, wenn Sie ein krankes Kind betreuen.

Die meisten Arbeitnehmer haben allerdings Anspruch auf Lohnfortzahlung durch ihren Arbeitgeber während der ersten sechs Krankheitswochen. Erst ab der siebten Woche springt dann die Krankenkasse ein und zahlt Krankengeld.

Die Krankmeldung durch Ihren Arzt wird meist "Attest" oder "gelber Schein" genannt – eigentlich ist es eine "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung". Sie müssen

  • Ihrem Arbeitgeber unverzüglich mitteilen, dass Sie krank sind. Sobald Sie mehr als drei Tage am Stück krank sind, ist dem Arbeitgeber zudem das ärztliche Attest vorzulegen. Dieses ist spätestens am vierten Tag einzureichen. Der Arbeitgeber kann das auch früher verlangen.
  • sie bei der Krankenkasse innerhalb einer Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit vorlegen – dafür sind Sie noch selbst verantwortlich, Ihr Arbeitgeber erledigt das nicht für Sie.
  • auch bei jeder Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit sowohl Ihrem Arbeitgeber als auch der Krankenkassen per Folge-Attest belegen, dass Sie weiterhin krank sind.

Für gesetzlich Versicherte wird ab dem Jahr 2021 schrittweise die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eingeführt. Der behandelnde Arzt übermittelt dann das Attest digital an die Krankenkasse. Für Arztpraxen ist allerdings die elektronische Übermittlung erst ab dem 1. Oktober 2021 verpflichtend. Solange gilt: Sind Sie krankgeschrieben, klären Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob die Bescheinigung digital übermittelt werden kann. Falls es noch nicht geht, sind Sie selbst für die Zusendung an die Krankenkasse verantwortlich.

Achtung: Für Privatversicherte bleibt hingegen alles wie gehabt.

Neue Krankschreibung per Video

Ärzte können ihre Patienten seit Oktober 2020 auch in einer Videosprechstunde krankschreiben. Die entsprechende Richtlinie wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) entsprechend angepasst.

Voraussetzungen der AU‐Bescheinigung per Video:

  • Sie ist nur möglich bei Patienten, die in der Praxis von früheren Behandlungen bereits bekannt sind und bei denen eine Arbeitsunfähigkeit per Videoübertragung sicher genug beurteilt werden kann.
  • Eine Erstbescheinigung kann per Video für maximal sieben Tage ausgestellt werden. Danach muss der Patient die Praxis aufsuchen, falls er weiterhin krank sein sollte.
  • Folgebescheinigungen können per Video nur bei vorherigem Praxisbesuch ausgestellt werden, bei der der Arzt mit einer persönlichen Untersuchung Arbeitsunfähigkeit wegen derselben Krankheit festgestellt hat.
  • Der Patient muss außerdem vor der Videosprechstunde über die eingeschränkten Möglichkeiten für Befunde auf diesem Wege aufgeklärt werden.

Patienten haben keinen Anspruch auf Krankschreibung in einer Videosprechstunde: Der Arzt entscheidet, ob er in bestimmten Fälle eine AU-Bescheinigung auch nach einer Online‐Visite ausstellt.

Generell gilt: Ist keine hinreichend sichere Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit per Videosprechstunde möglich, muss eine persönliche Untersuchung in der Praxis erfolgen.

Außerdem darf die Arbeitsunfähigkeit nicht ausschließlich auf Grundlage etwa eines Online-Fragebogens, einer Chat-Befragung oder eines Telefonats ausgestellt werden.

Haben Selbstständige auch einen Anspruch auf Krankengeld?

Für Selbstständige gibt es keinen gesetzlichen Anspruch auf Krankengeld. Sie haben aber drei verschiedene Möglichkeiten, um sich dennoch für den Krankheitsfall abzusichern:

  1. Sie geben eine Wahlerklärung gegenüber der Krankenkasse ab und zahlen einen höheren Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung, der auch den Anspruch auf Zahlung von Krankengeld beinhaltet.
  2. Sie schließen einen Wahltarif Krankengeld bei der gesetzlichen Krankenversicherung ab.
  3. Alternativ können Sie eine private Krankentagegeld-Versicherung abschließen.

Wie viel Krankengeld wird gezahlt?

Das Krankengeld wird für jeden Kalendertag bezahlt, an dem Sie krankgeschrieben sind. Es richtet sich nach der Höhe Ihres regelmäßigen Einkommens:

  • Das Krankengeld beträgt 70 Prozent vom Bruttoeinkommen, jedoch höchstens 90 Prozent vom Netto.
  • Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld werden berücksichtigt.
  • Das Krankengeld ist auf einen gesetzlichen Höchstbetrag von 112,88 Euro pro Tag (Wert für das Jahr 2021) begrenzt.

Vom Krankengeld werden noch Beiträge zur Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung abgezogen. Beiträge zur Krankenversicherung müssen Sie nicht zahlen, wenn Sie Krankengeld bekommen.

Für die meisten bedeutet das, dass Sie mit Krankengeld etwas weniger Geld zur Verfügung haben als während sie arbeiten.

Zieht sich eine Arbeitsunfähigkeit sogar über Monate und müssen Sie für Medikamente und Hilfsmittel selbst größere Anteile zahlen oder wegen der Krankheit die Wohnung umbauen, kann es finanziell eng werden. Einen zusätzlichen Schutz gegen dieses Risiko bieten einige Berufsunfähigkeitsversicherungen, die auch bei längerer Arbeitsunfähigkeit zahlen. Wenn Sie sich nach einer entsprechenden Versicherung umsehen, können Sie auf diese Klausel achten. Die Versicherung springt dann in der Regel nach sechs Monaten Krankheit ein und zahlt über einen längeren Zeitraum eine Rente.

Wie lange wird das Krankengeld gezahlt?

Versicherte erhalten Krankengeld wegen derselben Krankheit für höchstens 78 Wochen innerhalb von je drei Jahren. Gerechnet wird das vom Tage des Beginns der Arbeitsunfähigkeit an. Dabei wird die Zeit der Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber mitgerechnet.

Sie erhalten nur dann durchgehend Krankengeld, wenn Ihr Arzt Sie ohne Unterbrechung arbeitsunfähig schreibt. Eine rückwirkende Krankschreibung ist nicht möglich.

Das heißt: Sie müssen spätestens am Werktag, nach dem die Krankmeldung ausläuft, wieder zu Ihrem Arzt! Endet die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an einem Freitag, reicht es, wenn die weitere Krankschreibung am anschließenden Montag erfolgt.

Was passiert, wenn ich ein Attest nicht rechtzeitig einreiche?

Wenn Sie über eine längere Zeit krank sind, müssen Sie regelmäßig neue Atteste vom Arzt besorgen und der Krankenkasse sowie Ihrem Arbeitgeber zuschicken. Tun Sie das nicht, kann es beim Krankengeld zu Lücken kommen. Die Versicherungen zahlen nicht, sobald kein gültiges Attest mehr vorliegt.

Für den Fall, dass das Arbeitsverhältnis während einer Krankschreibung endet, hat man inzwischen einen Monat ab dem Ende der zuletzt bescheinigten Arbeitsunfähigkeit, um eine Folgebescheinigung nachzureichen.  Auch hier ruht der Krankengeldanspruch, bis ein entsprechendes Attest nachgereicht wird.

Kommen Sie mit einem Folgeattest ein paar Tage zu spät, verlieren Sie auf diese Weise etwas Geld. Der Krankengeldanspruch ruht für diesen Zeitraum. Kommt dann wieder ein Attest bei der Krankenversicherung an, wird sie die Zahlungen fortsetzen.

Schlimmer kann es dagegen sein, wenn die Lücke wegen derselben Erkrankung länger als einen Monat dauert. Lassen Sie sich mehr Zeit, ein neues Attest bei der Krankenversicherung vorzulegen, riskieren Sie Ihren Versicherungsschutz!

Sie sollten daher unbedingt erst gar keine Lücken entstehen lassen und die Folgebescheinigung umgehend nach dem Ende der letzten AU-Bescheinigung an die Krankenkasse weiterleiten.

Kann ich in Urlaub fahren, wenn ich Krankengeld beziehe?

Für Reisen innerhalb Deutschlands ist keine Zustimmung der Krankenkasse erforderlich. Die Krankenkasse müssen Sie auch nicht über eine solche Reise informieren. Sie müssen lediglich an Heilbehandlungen und Untersuchungen teilnehmen. Ist während der Zeit der Reise keine Behandlung geplant, können Sie im Inland also problemlos fahren.

Anders sieht es bei Auslandsreisen aus. Grundsätzlich ruht der Anspruch auf Krankengeld im Ausland. Das können Sie in der Regel verhindern, indem Sie sich vor einer Auslandsreise die Zustimmung der Krankenkasse einholen. Mehr dazu haben wir in einem separaten Beitrag zusammengestellt.

Dieser Inhalt wurde von den Verbraucherzentralen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

Wie lange bekomme ich Arbeitslosengeld nach Krankengeld?

Bezieher von Arbeitslosengeld I bekommen nach einer Krankschreibung bis zu sechs Wochen lang das Arbeitslosengeld weiter bezahlt. Erst nach Ablauf der sechs Wochen müsste die Krankenkasse einspringen.

Was passiert wenn man länger als 78 Wochen krank ist?

Nach 78 Wochen endet der Anspruch eines Arbeitnehmenden auf Krankengeld durch die gesetzliche Krankenkasse. Danach erhalten die Betroffenen das sogenannte Arbeitslosengeld bei Arbeitsunfähigkeit. Arbeitgeber müssen bei der Aussteuerung betroffener Arbeitnehmender einiges beachten.

Kann mir die Krankenkasse das Krankengeld streichen?

Eine Krankenkasse darf die vom Arzt attestierte Arbeitsunfähigkeit durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) überprüfen lassen. Wenn der MDK feststellt, dass der Versicherte wieder arbeitsfähig ist, kann die Krankengeldzahlung eingestellt werden.