Was ist vor der Ehe erlaubt

Ist es erlaubt vor der Ehe Sex zu haben, wenn das Paar schon lange zusammen ist und sich geschworen hat zu heiraten?

Hallo Dafina, streng genommen gilt: Sex sollten Muslime erst in der Ehe haben. Doch zuletzt muss das jeder Mensch für sich selbst entscheiden. -  Jane

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Im Buddhismus gibt es vor allem eine Regel in Sachen Sexualität: Die Partner sollen sich gegenseitig und ihr Umfeld respektieren und bewusst miteinander umgehen.<br />

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Hindus ist Sex vor der Ehe verboten, ebenso das Fremdgehen während der Ehe. Homosexualität und andere Formen der Sexualität gelten als Sünde.

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In der Bahai-Religion hat die Ehe als liebevolle Beziehung zwischen Mann und Frau einen sehr hohen Wert.

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Christen haben unterschiedliche Meinungen zum Umgang mit der Sexualität. Katholiken verbieten Sex außerhalb der Ehe und Homosexualität. Viele Protestanten haben damit kein Problem.

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In der Ehe sollen Muslime die Sexualität genießen, Sex vor der Ehe, Seitensprünge und Homosexualität sind verboten.<br />
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Frage

Ein muslimisches Liebespaar sollte heiraten.

Inhalt

Religiöse Traditionen haben ein schwieriges Verhältnis zum Sex. Dennoch sind die religiösen Regeln und ihre Anwendung von grosser gesellschaftlicher Bedeutung. Wie genau lauten diese Regeln? Was ist erlaubt, was verboten? Fünf KennerInnen der grossen Weltreligionen erklären. Teil 1: Sex vor der Ehe.

Sasikumar Tharamalingam (Hinduismus):

Erlaubt oder verboten?

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«Sex vor der Ehe ist nicht erlaubt. Aber Sexualität ist im Hinduismus kein tabuisiertes Thema. Auch im Tempelturm, im heiligsten Bereich des Tempels, gibt es diese Figuren, die von Kamasutra inspiriert sind. Sexualität gehört zur Natur. Aber es gibt diese Bedingung: keinen Sex vor der Ehe.»

Rifa’at Lenzin (Islam):

«Sexualität ist im Islam grundsätzlich positiv besetzt. Viele Koranverse und Prophetenüberlieferungen (Hadīth) bestätigen die positive Einschätzung der menschlichen sexuellen Beziehung. Der Islam sieht die sexuelle Beziehung als natürlichen Bestandteil von Gottes Schöpfung. Die Eheschliessung ist prinzipiell empfohlen. Eine Frau hat in der Ehe genauso ein Recht auf sexuelle Erfüllung wie der Mann.
Allerdings gilt religionsrechtlich jeglicher Sex ausserhalb der Ehe als Unzucht (zinā’) und ist damit haram (verboten). Was das im Einzelfall bedeutet, hängt von den im jeweiligen Land geltenden gesetzlichen Bestimmungen ab. Ob Sex vor der Ehe sozial akzeptiert wird, hängt ebenfalls von den Gegebenheiten vor Ort ab. Was in Städten wie Istanbul in gewissen Kreisen akzeptabel sein kann, ist anderenorts, zum Beispiel in ländlichen Gebieten, völlig tabu.»

Zu den Experten

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Sasikumar Tharamalingam: Tamile und Hindupriester in Bern

Rifa’at Lenzin: Islamwissenschafterin, Fachreferentin Islam und Co-Leiterin des Zürcher Lehrhauses

Michel Bollag: Fachreferent Judentum und Co-Leiter des Zürcher Lehrhauses

Christina Aus der Au: reformierte Theologin, Uni Basel

Norbert Reck: katholischer Theologe in München

Michel Bollag (Judentum):

«Das Judentum hat eine positive Beziehung zu Körper und Sexualität. Körperliche Liebe ist nichts Schlechtes, verlangt aber eine zwischenmenschliche Beziehung. Die Thora verbietet Sex vor der Ehe, wenn nicht eine darauffolgende Bindung folgt. Haben also zwei unverheiratete Menschen miteinander Sex, sollte eine Heirat folgen. Ultraorthodoxe Juden kennen keinen Sex vor der Ehe. Die Praxis unter modernen Orthodoxen und unterschiedlichen Reformströmung des Judentums ist verschieden. Eine voreheliche sexuelle Beziehung ist kein Drama, hat aber Konsequenzen.»

Christina Aus der Au (Reformierte):

«In der Sexualität kommen sich zwei Menschen sehr nahe. Wir sollten uns sicher sein, mit wem wir das erleben wollen. Die Fixierung auf ‚vorher – nachher‘ bindet aber oft viel Energie, die man besser in die Beziehung steckt. Christen und Christinnen leben nicht aus Gesetzlichkeit, sondern aus Freiheit und Liebe.»

Norbert Reck (Katholizismus):

«Nach katholischer Lehre ist Sex den Eheleuten vorbehalten. Denn die Ehe ist ein Sakrament, das heisst, in der Hingabe der Eheleute zueinander soll sich die Liebe Gottes zu den Menschen spiegeln. Sie ist etwas Heiliges. Deshalb sollen Unverheiratete enthaltsam leben. Nach einer Umfrage unter den Katholiken der Welt, die Papst Franziskus im Jahr 2013 in Auftrag gegeben hat, zeigte sich jedoch, dass die überwiegende Mehrheit der katholischen Gläubigen diese Lehre nicht teilt und auch das sexuelle Kennenlernen vor der Ehe in Ordnung findet.»

Was darf man vor der Ehe nicht?

Nicht nur im traditionellen Christentum, sondern auch im Islam und im Hinduismus gilt vorehelicher Sex als Tabu. Auch die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft kann dazu führen, auf Sex verzichten zu wollen.

Was dürfen evangelen nicht tun?

Die evangelische Kirche erwartet von ihren Geistlichen keinen Verzicht auf Sexualität, da der Zölibat kein biblisch begründbares Gebot ist. Partnerschaft und Sexualität gehören natürlich auch zum Leben der Pfarrerinnen und Pfarrer.

Was ist illegitimer Geschlechtsverkehr?

Unzucht. Bedeutungen: [1] sexuelles Verhalten, das gegen das sittliche Empfinden einer Gesellschaft verstößt; illegitimer Geschlechtsverkehr.