Ein Delir oder Delirium ist ein Zustand von akuter Verwirrtheit. Im Gegensatz zu einer Demenz entwickelt sich das Delir nicht schleichend und kontinuierlich, sondern plötzlich innerhalb von Stunden oder Tagen. Es zählt zu den organisch-psychischen Störungen. Betroffene leiden schlagartig unter verschiedenen Symptomen, die das Gehirn, aber auch den Körper betreffen können. Beispiele sind Störungen des Bewusstseins, Denkens, Gedächtnisses sowie der Orientierung, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Dazu können Schwitzen, krankhafte Unruhe oder ein schneller Puls kommen. Das Delir kann sogar in einen lebensbedrohlichen Zustand übergehen, weshalb eine Behandlung auf einer Intensivstation nötig sein kann. Show
Medizinische Fachpersonen können ein Delir oft anhand der Symptome erkennen. Zudem gibt es wirksame Tests, mit denen sich der Verwirrtheitszustand und der Schweregrad ermitteln lassen. Die Behandlung hängt immer von der jeweiligen Ursache ab. Die Ärztinnen und Ärzte suchen somit als erstes die Ursache und behandeln diese. Dann bessert sich das Delir oft wieder. Ebenso wichtig sind bei der Delir-Behandlung die nicht-medikamentösen Massnahmen. Dazu zählen eine ruhige Atmosphäre, Miteinbezug von Angehörigen, frühzeitige Mobilisierung nach einer Operation, Anregung geistiger Aktivitäten oder Reorientierung (z. B. Uhr, Kalender, kein Zimmerwechsel) zum Einsatz. Diese helfen sowohl bei der Behandlung als auch vorbeugend. Ansonsten helfen Medikamente zur symptomatischen Behandlung, zum Beispiel Neuroleptika und Benzodiazepine. Delir – Häufigkeit und AlterDas Delir ist kein seltenes Krankheitsbild und tritt heute öfters auf als früher. Der Grund ist, dass Menschen heute älter werden und sie sich intensiveren Behandlungen unterziehen. Zusätzlich ist zu vermuten, dass die Diagnose Delir heute besser bekannt und somit häufiger gestellt wird als früher. Prinzipiell kann die akute Verwirrtheit in jedem Lebensalter auftreten. Am häufigsten kommt das Delir jedoch bei betagten Menschen vor, die an mehreren chronischen Krankheiten leiden. Allgemein gilt, dass die Häufigkeit des Delirs mit dem Alter zunimmt. Medizinerinnen und Mediziner schätzen, dass in der Bevölkerung insgesamt etwa 10 Prozent der über 85-Jährigen ein Delir entwickeln. Ein wichtiger Risikofaktor ist die Demenz. Und darunter leiden sehr viele betagte Menschen – auch in der Schweiz. Einige Zahlen:
Delir: Ursachen und RisikofaktorenEin Delir kann viele verschiedene Gründe haben. Folgende Ursachen und Risikofaktoren können für die akute Verwirrtheit verantwortlich sein: Risikofaktoren:
Ursachen:
Symptome: Delir beginnt schlagartigMenschen mit einem Delir sind akut verwirrt. Anders als bei der Demenz setzt der Verwirrtheitszustand plötzlich innerhalb weniger Stunden oder Tage ein. Zudem variiert die Stärke der Symptome. Fluktuierende Beschwerden sagen Ärztinnen und Ärzte dazu. So verstärken sich die Symptome oft in den späten Nachmittags- und Abendstunden („Sundowning“). Meist klingen sie nach einigen Tagen wieder ab. Bei einigen Personen kann das Delir aber auch länger als einen Monat anhalten. Die Symptome des Delirs betreffen das Gehirn, aber auch den Körper. Folgende Anzeichen können auf ein Delir hindeuten:
Ein Delir kann lebensbedrohlich werden und die Behandlung muss möglichst schnell beginnen. Je nach Schweregrad des Delirs kann eine Behandlung auf der Intensivstation nötig sein. Delir: Diagnose beim ArztDie Diagnose eines Delirs ist nicht ganz einfach, denn die Symptome sind sehr vielfältig und leicht mit einer Demenz zu verwechseln. Der Umstand, dass viele Demenz erkrankte Personen ein Delir entwickeln, macht die Diagnose oft schwierig. Besonders das hypoaktive Delir wird beim älteren Menschen oft übersehen. Auch die Abgrenzung zu einem Morbus Parkinson, der ebenfalls mit delirähnlichen Zuständen eingehen kann, erfordert einiges Fachwissen. Das Behandlungsteam befragt zunächst die Angehörigen („Anamnese“), weil Menschen mit einem Delir meistens nicht gut Auskunft geben können. Wichtig sind folgende Informationen:
Danach folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der die Ärztin oder der Arzt zum Beispiel das Herz abhört und den Körper auf Auffälligkeiten hin abtastet. Sie machen sich unter anderem ein Bild von der Flüssigkeitsversorgung des Körpers und dem Ernährungszustand. Eine erfahrene Ärztin, resp. Arzt kann oft schon anhand der Symptome eine erste Einschätzung treffen, ob ein Delir vorliegen könnte. Im aktuellen Diagnostic and Statistic Manual of Mental Disorders (DSM-5) ist das Leitsymptom des Delirs eine Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörung, die von einer Denkstörung begleitet sein kann. Diese Störung beginnt akut und verläuft fluktuierend – das heisst, die Art und Intensität der Symptome verändern sich. Hilfreich sind neuropsychiatrische Tests, um die Diagnose „Delir“ zu stellen. Schwierig für das Behandlungsteam ist die Tatsache, dass es verschiedene Diagnosesysteme und Screening-Instrumente gibt, die oft unscharfe Ergebnisse liefern. Es gibt eine Vielzahl von Screening- und Assessment-Methoden, unter anderem kommen zum Einsatz:
Daneben gibt es noch weitere Screening Methoden, die ein mögliches Delir, das Ausmass der Agitation und den Schmerz erfassen. Beispiele sind die Numerische Ratingskala (NRS), Richmond-Agitation-Sedation-Scale (RASS) und DOS (Delirium observation scale). Eventuell kommen weitere Untersuchungsmethoden zum Einsatz, etwa: Sie liefern weitere Hinweise auf ein Delir, sind aber alleine nicht aussagekräftig genug. Steht die Diagnose des Delirs, müssen Ärztinnen und Ärzte sofort mit der Behandlung beginnen. Delir: Vorbeugen, Früherkennung, PrognoseEs gibt einige Möglichkeiten, wie das Behandlungsteam einem Delir vorbeugen könnte, zum Beispiel nach einer Operation. Die wichtigsten Strategien zur Delirprävention sind:
In einigen Studien versuchten Forscherinnen und Forscher, einem Delir mit Medikamenten vorzubeugen – allerdings bislang nicht mit durschlagenden Ergebnissen. So konnten Haloperidol, andere Antipsychotika und Cholinesterasinhibitoren das Risiko für ein Delir nicht klar senken. Auch die Wirksamkeit von Melatonin ist noch nicht wissenschaftlich ausreichend nachgewiesen und nicht generell empfohlen. Vielversprechender scheint der Wirkstoff Dexmedetomidin zu sein. In einer Studie konnte er das Auftreten des Delirs deutlich senken, wenn Ärztinnen und Ärzte das Medikament vor der Operation verabreichten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen aber noch weiter daran forschen. Verlauf und Prognose beim DelirDer Verlauf und die Prognose bei einem Delir lassen sich nicht allgemein vorhersagen. Beide hängen von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von bestehenden Grunderkrankungen, vom allgemeinen Gesundheitszustand oder dem Alter eines Menschen. Ein Delir kommt oft bei Personen vor, die schon älter sind und an Erkrankungen leiden, etwa einer Demenz. Weniger günstig ist die Prognose, wenn Patientinnen und Patienten mit einem Delir ins Spital eingewiesen werden oder sich das Delir während eines stationären Aufenthalts entwickelt – dann ist das Sterblichkeitsrisiko erhöht. Daher sind präventive Massnahmen auch so wichtig. In vielen Fällen bessert sich das Delir nach einigen Tagen durch die entsprechende Behandlung wieder. Es kann aber auch einige Wochen lang bestehen bleiben. Wichtig ist immer, dass das Behandlungsteam das Delir schnell erkennen und die Ursachen adäquat therapieren. Möglich ist jedoch, dass sich ein Mensch nicht mehr vollständig vom Delir erholt. Das Risiko für (weitere) kognitive Einbussen, Verlust der Selbstständigkeit, Unterbringung in einem Pflegeheim und auch den Tod bleibt erhöht. Einen Unterschied für die Prognose scheint es zu machen, ob ein hypoaktives oder hyperaktives Delir vorliegt. Forscherinnen und Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass das hypoaktive Delir mit einer höheren Sterblichkeit verbunden ist. Ein Grund könnte sein, dass Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte es häufiger übersehen. Daher ist für ältere Patienten im Spital ein regelmässiges Delir-Screening mindestens alle acht Stunden empfohlen. Delir: Behandlung mit mehreren StrategienEin Delir ist potenziell lebensgefährlich und Ärztinnen und Ärzte müssen den akuten Verwirrtheitszustand häufig auf der Intensivstation behandeln. Dort überwachen sie die sogenannten Vitalparameter wie Atmung, Herztätigkeit (Blutdruck, Puls), Körpertemperatur und den Bewusstseinszustand. Dieses komplexe Thema wird am USZ von einer Fachgruppe begleitet. Was ist Demenz mit Delir?Delir und Demenz sind unterschiedliche Störungen, die jedoch manchmal nur schwer voneinander unterschieden werden können. Bei beiden ist die Kognition gestört; jedoch hilft Folgendes diese zu unterscheiden: Delir betrifft hauptsächlich die Aufmerksamkeit. Demenz betrifft vor allem das Gedächtnis.
Wie kündigt sich ein Delir an?Betroffene leiden schlagartig unter verschiedenen Symptomen, die das Gehirn, aber auch den Körper betreffen können. Beispiele sind Störungen des Bewusstseins, Denkens, Gedächtnisses sowie der Orientierung, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Dazu können Schwitzen, krankhafte Unruhe oder ein schneller Puls kommen.
Wie kommt es zu einem Delir?Ein Delir wird immer durch körperliche oder psychische Stressfaktoren ausgelöst. Oft wirken mehrere Faktoren zusammen. Die Ausgangslage ist häufig eine Ausnahmesituation für den Menschen: Ein Krankenhausaufenthalt, eine Operation oder ein plötzlicher Umzug ins Pflegeheim.
Was versteht man unter einem Delir?Als Delir wird eine akute, vorübergehende, meist reversible fluktuierende Störung der Aufmerksamkeit, der Kognition und des Bewusstseinsniveaus bezeichnet. Die Ursachen umfassen fast jede Krankheit oder Arzneimittelwirkung.
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