Was braucht man für ein berufliches Gymnasium?

Das berufliche Gymnasium oder manchmal auch zusammenfassend Berufsgymnasium (kurz: BG beziehungsweise BGY; früher: Fachgymnasium) ist in Deutschland (oder in einigen Bundesländern) eine Schulform im berufsbildenden Schulbereich.

Das berufliche Gymnasium ist ein drei- oder sechsjähriger vollzeitschulischer Bildungsgang in der Sekundarstufe II (Klassen 11–13) bzw. der Sekundarstufe I und II (Klassen 8–13), der neben den allgemeinbildenden Fächern der gymnasialen Oberstufe auch ein berufsbezogenes Profilfach, wie zum Beispiel Wirtschaft (Wirtschaftsgymnasium) und Technik (Technisches Gymnasium), umfasst. Für den Besuch wird der Erweiterte Sekundarabschluss I (beziehungsweise Fachoberschulreife plus Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe) vorausgesetzt, wobei bestimmte Zugangsvoraussetzungen miteinbezogen werden. So ist beispielsweise in Baden-Württemberg für die sechsjährige Form eine Versetzung in die 8. Klasse des Gymnasiums bzw. der Realschule erforderlich. Für Realschüler ist hierzu ein Notendurchschnitt von 3,0 (Mathematik, Deutsch, Englisch) notwendig. Ziel ist der Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Abitur), die den Zugang zu allen Studiengängen an den Universitäten, Gesamthochschulen und Fachhochschulen, aber auch den Weg in eine berufliche Ausbildung ermöglicht.

Abgängern wird nach der 12. Jahrgangsstufe unter bestimmten Voraussetzungen die Fachhochschulreife zuerkannt. In Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg und Niedersachsen wird maximal der schulische Teil der Fachhochschulreife anerkannt. Für die Fachhochschulreife selbst wird dann noch ein praktischer Teil (zum Beispiel eine Berufsausbildung oder ein einjähriges Praktikum) benötigt. Genaueres regelt die zuständige Schulaufsicht.

An Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen ist es im beruflichen Gymnasium möglich, neben dem Abitur einen Ausbildungsabschluss (teilweise mit beruflichem Anerkennungsjahr) zu erhalten (Beispiel: Schwerpunkt Erziehungswissenschaft – Abitur und Berufsabschluss als Erzieher).

In Baden-Württemberg sowie Rheinland-Pfalz, wo berufliche Gymnasien auf eine lange Geschichte zurückblicken können, wird schon seit jeher diese Bezeichnung verwendet. So wurde im Dezember 2016 der Tag des Beruflichen Gymnasiums – 50 Jahre Berufliches Gymnasium Baden-Württemberg begangen. Inzwischen gibt es in Baden-Württemberg sowohl staatliche als auch private berufliche Gymnasien.

Im Saarland gab es bis in die 1990er-Jahre lediglich drei Standorte für berufliche Gymnasien: Wirtschaft in Saarbrücken und Technik in Dillingen und Völklingen. Zur Jahrtausendwende erfolgte der Ausbau der nun Oberstufengymnasien genannten Schulart; in diesem Zusammenhang wurde das Profil Gesundheit und Soziales eingeführt und ab dem Schuljahr 2018/2019 das Profil Allgemeinbildend. Mittlerweile befindet sich in jedem Landkreis bzw. im Stadtverband Saarbrücken mindestens ein Standort.

Beginnend mit dem Jahr 2002 wurden im Bundesland Bremen sukzessive berufliche Gymnasien aufgebaut. Seit 2006 gibt es 6 Berufliche Gymnasien.

Seit dem Schuljahr 2006/2007 wird das Fachgymnasium in einigen Bundesländern, z. B. in Brandenburg, offiziell „berufliches Gymnasium“ genannt.

In Schleswig-Holstein ist „Berufliches Gymnasium“ seit Ende 2007 die Bezeichnung für die früheren Fachgymnasien. Die Änderung entstand durch eine Novellierung des Schulgesetzes und die damit verbundene Einführung der Landesverordnung über das Berufliche Gymnasium (BGVO) vom 2. Oktober 2007.

Niedersachsen benennt seit dem Schuljahr 2010/2011 das Fachgymnasium in Berufliches Gymnasium um.

Es gibt in Deutschland Institutionen, die ebenfalls den Abiturbildungsgang anbieten, ohne dass dies in der Bezeichnung der Schule erkennbar ist, wie etwa die Berufliche Oberschule Bayern oder die Kollegschule in NRW (ca. 1970–1990 neben dem bereits existierenden System Berufsschule existierend) sowie das jetzige Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen, bei denen Berufskollegs mit Beruflichen Gymnasium dieses aber häufig auch in ihren offiziellen Namen aufnehmen.

Innerhalb dieses Rahmens existieren (in Deutschland) je nach Bundesland im Detail Unterschiede, insbesondere beim Angebot der Fachrichtungen. Häufig angebotene Fachrichtungen sind:

Das berufliche Gymnasium (BGY) führt als gymnasiale Oberstufe in folgenden Fachrichtungen zur allgemeinen Hochschulreife:

  • Gesundheit und Soziales
  • Technik
  • Wirtschaft

Es unterscheidet sich von den allgemeinbildenden Gymnasien dadurch, dass es als besonders attraktives Angebot für Absolventinnen und Absolventen mit dem Qualifizierten Sekundarabschluss I (Mittlerer Schulabschluss) nur aus der Oberstufe (Jahrgangsstufe 11 - 13) besteht. 

Der Erziehungs- und Bildungsauftrag besteht neben der Befähigung zum Studium an jeder Hochschule insbesondere darin, berufsorientierte Fachkenntnisse zu vermitteln, zur Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler beizutragen, sie zu vernetztem Denken, zu werteorientiertem Verhalten sowie zur verantwortlichen Mitgestaltung des öffentlichen Lebens zu qualifizieren.  

Aufbau

Das BGY wird im Vollzeitunterricht geführt und dauert drei Schuljahre. Es gliedert sich in folgende Fachrichtungen und Schwerpunkte: 

FachrichtungenSchwerpunkte

Gesundheit und Soziales

Technik

Bautechnik

Elektrotechnik

Gestaltungs- und Medientechnik

Metalltechnik

Umwelttechnik

Wirtschaft

Es beginnt mit der Einführungsphase (Klasse 11). Hier findet der Unterricht im Klassenverband statt.

Danach folgt die Qualifikationsphase (Klassen 12 und 13).

In der Qualifikationsphase wird der Bereich Technik - je nach den Möglichkeiten der Schule - in den Fachrichtungen: Bautechnik, Elektrotechnik, Gestaltungs- und Medientechnik, Metalltechnik oder Umwelttechnik geführt.

Hier findet der Unterricht in Kursen statt, die in Leistungs- und Grundfächer sowie zusätzlich wählbare Fächer unterteilt sind.

Leistungsfächer  

In den jeweiligen Bereichen werden folgende Leistungsfächer (im Umfang von je fünf bis sechs Wochenstunden) angeboten: 

Grundfächer  

Die Grundfächer (im Umfang von je zwei bis vier Wochenstunden) entsprechen denen des Leistungsfächerangebotes (außer Technik, Gesundheit und Pädagogik). Hinzu kommen noch Religion, Sport, Gemeinschaftskunde, zweite Fremdsprache, Naturwissenschaft und nur in der Klassenstufe 12 ein Fach aus dem künstlerischen Bereich (Bildende Kunst oder Darstellendes Spiel oder Musik).

Jede Schülerin und jeder Schüler muss diese Fächer, soweit sie nicht als Leistungsfächer gewählt wurden, als Grundkurs belegen.

Aufnahmevoraussetzungen

Voraussetzung für die Aufnahme in die Jahrgangsstufe 11 (11/1) eines BGY ist:

  • der Qualifizierte Sekundarabschluss I (Mittlerer Schulabschluss) oder ein gleichwertiger Abschluss mit einem Notendurchschnitt von mindestens 3,0. Dabei darf keines der Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik schlechter als mit „ausrei­chend“ bewertet sein. Der Notendurchschnitt wird als arithmetisches Mittel aus den Zeugnisnoten der Pflicht- und Wahlpflichtfächer berechnet.
    oder
  • die Versetzung an einem Gymnasium in die Jahrgangsstufe 11
    oder
  • der Erwerb an einer Integrierten Gesamtschule der Berechtigung zum Übergang in die gymnasiale Oberstufe
    oder
  • die Erlangung des Qualifizierten Sekundarabschluss I in Verbindung mit einer Berufsausbildung 

Voraussetzung für die Aufnahme in die Jahrgangsstufe 12 (12/1) eines BGY ist:

  • in der Sekundarstufe I erworbene ausreichende Kenntnis in einer zweiten Fremdsprache als Pflicht- oder Wahlpflichtfach und der Abschluss dieses Unterrichtsfachs mindestens mit der Note „ausreichend“
    und entweder
  • der Erwerb der Fachhochschulreife gleicher Fachrichtung im Berufsbildenden Bereich
    oder 
  • der Abschluss einer
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    Höheren Berufsfachschule gleicher Fachrichtung mit mindestens befriedigenden Leistungen. 

Abschluss

Das BGY schließt mit der Abiturprüfung ab.

Das Abiturzeugnis vermittelt die allgemeine Hochschulreife und berechtigt zum Studium in allen Fachrichtungen wissenschaftlicher Hochschulen.

Auf der Basis von bestimmten Leistungsanforderungen in der Jahrgangsstufe 12 kann am Beruflichen Gymnasium der schulische Teil der Fachhochschulreife erworben werden.

Was für einen Durchschnitt braucht man um auf ein berufliches Gymnasium zu gehen?

Schülerinnen und Schüler, die in Klassenstufe 10 den Realschulabschluss erworben haben, benötigen für die Aufnahme in die Oberstufe des beruflichen Gymnasiums einen Durchschnitt von mindestens 3,0 aus den Noten der Fächer Deutsch, Mathematik sowie der am aufnehmenden Beruflichen Gymnasium weiterzuführenden ersten ...

Welche Noten braucht man für berufliches Gymnasium Hessen?

Mittlerer Abschluss (Realschulabschluss) mit einem Notendurchschnitt der Fächer Deutsch, erste Fremdsprache, Mathematik und einer Naturwissenschaft von besser als 3,0 sowie einem Notendurchschnitt der übrigen Fächer gleichfalls von besser als 3,0.

Wie viele berufliche Gymnasien gibt es in Deutschland?

Seit 2006 gibt es 6 Berufliche Gymnasien. Seit dem Schuljahr 2006/2007 wird das Fachgymnasium in einigen Bundesländern, z. B. in Brandenburg, offiziell „berufliches Gymnasium“ genannt.