Was bedeuten doppelbilder beim sehen

Was bedeuten doppelbilder beim sehen

Darstellung, wie eine Person Doppelbilder wahrnehmen kann

Diplopie (Synonyme: Doppelsehen, Doppelbilder) ist in der Regel eine Störung des Binokularsehens, die die dauerhafte oder zeitweise Wahrnehmung identischer Objekte an verschiedenen Orten im Raum zur Folge hat. Sie wird bei einem schielenden Auge durch die Projektion von Sehdingen auf Netzhautstellen ausgelöst, die eine unterschiedliche Raumlokalisation zu denen aufweisen, auf denen das Objekt am nicht schielenden Auge abgebildet wurde. Je nachdem, welche Augenmuskeln betroffen sind, kann die Lage von Doppelbildern horizontal, vertikal oder verkippt sein. Zudem kann ihr Abstand in Abhängigkeit von der Blickrichtung stark variieren.

Diplopie kann u. a. mit folgenden Krankheitsbildern einhergehen, die als ein zentrales Symptom eine Augenmuskelgleichgewichtsstörung aufweisen:

  • Läsionen der für die motorische Versorgung der Augenmuskeln zuständigen Hirnnerven (Lähmungsschielen): Nervus oculomotorius, Nervus abducens oder Nervus trochlearis
  • Störung der neuromuskulären Reizübermittlung wie bei Myasthenia gravis pseudoparalytica oder einigen Vergiftungen (Botulismus)
  • mechanische Einschränkungen im Bereich der Orbita (z. B. Orbitabodenfraktur, Brown-Syndrom oder raumfordernde Prozesse)
  • entzündliche Prozesse wie eine endokrine Orbitopathie
  • frühkindliches Schielen
  • normosensorisches Spätschielen
  • dekompensierende Heterophorien
  • zentrale Fusionsstörung bei Alkoholabusus.

Eine weitere Form der Diplopie, die keinen pathologischen Hintergrund hat, nennt man physiologische Diplopie. Diese tritt auf, wenn sich auf der Netzhaut projizierte Objekte außerhalb der Grenzen des sogenannten Panumareals befinden.

Doppelbilder können in bestimmten Fällen und je nach Befund auf optischem Weg mit Prismen korrigiert werden, was aber nicht deren auslösende Ursachen behandelt. Umgekehrt bedeutet dies, dass Doppelbilder auch durch Prismen ausgelöst werden können.

Monokulare Diplopie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn die Diplopie mit nur einem Auge wahrgenommen wird (monokulare Diplopie), können u. a. Hornhautveränderungen wie Keratokonus, ein grauer Star oder andere Läsionen der brechenden Medien als Grund hierfür in Frage kommen. In sehr seltenen Fällen kann monokulare Diplopie auch das unerwünschte Resultat einer intensiven, pleoptischen Amblyopiebehandlung sein. Monokulare Doppelbilder können auch entstehen, wenn das Auge Abbildungsfehler höherer Ordnung wie Kleeblatt, Koma oder sphärische Aberration aufweist. Solche Abbildungsfehler können mit entsprechenden Brillengläsern häufig korrigiert werden.

Zerebrale Polyopie

Eine sehr seltene Form von monokularer Diplopie ist deren Wahrnehmung mit beiden Augen, also abwechselnd mit dem rechten und dem linken Auge, je nachdem welches gerade geöffnet ist (zerebrale Polyopie). Auslöser hierfür können neben psychosomatischen Aspekten organische Störungen in Form von erworbenen Läsionen im Bereich des visuellen Cortex sein.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konfusion
  • Palinopsie
  • Information des VDOÖ zur Behandlung von Diplopie

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Kaufmann (Hrsg.): Strabismus. Unter Mitarbeit von Wilfried de Decker u. a., Enke, Stuttgart 1986, ISBN 3-432-95391-7.
  • Albert J. Augustin: Augenheilkunde. Berlin: Springer Verlag, 2007, S. 152 ff. ISBN 978-3-540-30454-8

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Eine Frau hat ihre Brille abgenommen und drückt die Finger gegen den Nasenrücken.

Menschen, die an Diplopie leiden, sehen Doppelbilder: Sie nehmen einen betrachteten Gegenstand als zwei neben- oder übereinanderliegende Gegenstände wahr. Die Ursachen des Doppeltsehens sind vielfältig – sie reichen von Schielen über Verletzungen bis hin zum Schlaganfall.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Diplopie (Doppelbilder)

Ärzte sprechen bei Doppelbildern von einer Diplopie. Sie unterscheiden zwischen der binokularen und der monokularen Diplopie:

  • Bei einer binokularen Diplopie verschwinden die Doppelbilder, sobald der Patient ein Auge zuhält. Die binokulare Diplopie entsteht, wenn die Achsen der beiden Augen nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen, sodass das Gehirn die Sinneswahrnehmungen nicht zu einem Bild verschmelzen kann.
  • Bei der monokularen Diplopie sieht der Patient auch dann noch Doppelbilder, wenn nur ein Auge geöffnet ist. Diese Form des Doppeltsehens entsteht, wenn das einfallende Licht an Hornhaut oder Linse unregelmäßig bricht.

Wann zum Arzt?

Neu aufgetretene Doppelbilder sollten Sie unverzüglich abklären lassen. Erster Ansprechpartner kann der Augenarzt oder der Hausarzt sein. Wenn weitere ernste Symptome auftreten (z.B. Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen) sollten Sie nicht zögern, die Notaufnahme aufzusuchen oder den Notarzt zu alarmieren.

Anatomie: Aufbau des gesundes Auges

Anatomie: Aufbau des gesundes Auges

Kurz erklärt: Wie der Mensch Bilder wahrnimmt
Um den Sehvorgang zu verstehen, lohnt es sich, den Aufbau des Auges näher zu betrachten: Das Licht, das beim Sehen auf das Auge trifft, gelangt durch die Hornhaut, Pupille, Linse und den Glaskörper auf die Netzhaut (Retina). Hornhaut und Linse bündeln dabei den Lichtstrahl. Über die Pupille reguliert das Auge, wie viel Licht tatsächlich auf die Netzhaut gelangt. Hierzu zieht sich die Regenbogenhaut, die um die Pupille herum liegt, zusammen. Bei starkem Lichteinfall wird die Pupille dadurch ganz klein. Ist es dunkel, vergrößert sie sich hingegen.

Auf der Netzhaut befinden sich Millionen von speziellen Sinneszellen – die Stäbchen und die Zapfen. Die Stäbchen sind für das Schwarz-Weiß-Sehen zuständig, die Zapfen für Farbtöne. Das einfallende Licht reizt diese Sinneszellen unterschiedlich stark. Die Stäbchen und Zapfen erzeugen daraufhin verschiedene Nervensignale. Auf der Netzhaut entsteht ein verkleinertes Bild, das zunächst auf dem Kopf steht. Über den Sehnerv gelangen diese Nervenimpulse nun zur Sehrinde im Gehirn. Das Gehirn wertet die Signale schließlich aus und dreht das Bild um 180 Grad. Durch die Kombination der Bildeindrücke aus dem rechten und linken Auge erscheint ein dreidimensionales Bild.

Ist dieser komplexe Prozess gestört, können verschiedene Symptome die Folge sein – unter anderem auch Doppelbilder.

Doppelbilder: Ursachen

Doppelbilder entstehen in den meisten Fällen, wenn die Achsen der Augen nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen (sog. binokulare Diplopie). Die möglichen Ursachen einer binokularen Diplopie sind vielfältig. Dazu zählen:

  • Schielen durch Augenmuskellähmung (sog. paralytischer Strabismus)
  • sog. Begleitschielen (Strabismus concomitans, Heterotropie)
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Verletzungen und Unfälle (Kopfverletzungen, z.B. sog. Blow-Out-Fraktur, Orbitabodenfraktur)
  • Tumoren in der Augenhöhle oder im Hirn
  • Entzündungen in der Augenhöhle
  • Nervenerkrankungen (z.B. multiple Sklerose, Myasthenia gravis)
  • endokrine Orbitopathie, eine immunologisch bedingte Erkrankung der Augenhöhle
  • Durchblutungsstörungen, Thrombosen und Schlaganfall
  • Infektionen
  • Medikamente und Vergiftungen
  • Sonderform von Migräne

Ursachen einer monokularen Diplopie

Manchmal gehen Doppelbilder auch nur von einem Auge aus. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel

  • grauer Star (Katarakt)
  • Veränderungen der Hornhaut, z.B. Keratokonus, eine kegelförmige Verformung der Hornhaut

Doppelbilder: Diagnose

Um bei Diplopie (Doppeltsehen) die richtige Diagnose stellen zu können, ist in der Regel eine augenärztliche und/oder neurologische Untersuchung notwendig.

Im ersten Gespräch wird der Arzt einige Fragen stellen (sog. Anamnese). So wird er zum Beispiel wissen wollen,

  • wie lange das Doppeltsehen schon anhält,
  • ob sich die Doppelbilder im Verlauf verändert (verschlimmert, verbessert) haben,
  • wie die Doppelbilder angeordnet sind (nebeneinander, übereinander …),
  • in welcher Blickrichtung die Doppelbilder auftreten,
  • ob die Doppelbilder kontinuierlich oder sporadisch auftreten,
  • ob der Patient einen Unfall hatte,
  • ob der Patient weitere Symptome hat, z.B. Schmerzen, Schwindel, Taubheitsgefühle, Sprach- oder Schluckstörungen,
  • ob der Patient bestimmte Vorerkrankungen hatte und
  • ob der Patient Medikamente einnimmt.

Anhand der Schilderungen des Patienten kann der Arzt die Zahl der möglichen Diagnosen eingrenzen. Gegebenenfalls wird er den Patienten an einen Augenarzt oder einen Neurologen überweisen.

Nach der Anamnese folgt eine gründliche Untersuchung. Dabei prüft der Arzt, ob es sich um mono- oder binokulare Doppelbilder handelt (durch Abdecken eines Auges); dies gibt ihm wichtige Hinweise auf die Ursache. Auch beobachtet der Mediziner die Kopfhaltung des Patienten. Zudem testet er die Augenbeweglichkeit. Zum Beispiel muss der Patient mit den Augen dem Finger oder Stift des Arztes folgen und berichten, in welcher Blickrichtung die Doppelbilder erscheinen und wie sie genau aussehen. Daraus kann der Arzt schließen, welcher Muskel eventuell gelähmt sein könnte. Darüber hinaus prüft der Arzt unter anderem

  • die Sehkraft,
  • die Sensibilität der Hornhaut,

  • die Reaktion der Pupillen auf Licht und
  • die Funktionalität der äußeren Augenmuskeln.

Je nachdem, welche Ursache der Arzt hinter der Diplopie vermutet, führt er zur genauen Diagnose zusätzliche Untersuchungen durch, zum Beispiel:

  • Blutuntersuchungen
  • Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Hirnwasseruntersuchung
  • EEG

Doppelbilder: Behandlung

Die Behandlung der Diplopie (Doppeltsehen) ist so vielseitig wie ihre Ursachen. Einige Beispiele:

  • Ist Schielen die Ursache der Diplopie, wird der Arzt z.B. eine Brille verordnen. Auch kann es hilfreich sein, die Fehlsichtigkeit mit Prismenbrillen oder -folien auszugleichen, die der Arzt auf eine vorhandene Brille klebt. In manchen Fällen kann auch eine Operation nötig sein.
  • Ein Keratokonus (kegelförmige Hornhautveränderung) kann z.B. durch Kontaktlinsen oder in schweren Fällen durch eine Hornhauttransplantation behandelt werden.
  • Sind Kopfverletzungen oder Tumoren für die Doppelbilder verantwortlich, ist unter Umständen ein operativer Eingriff notwendig.

Letzte Aktualisierung: 11.05.2020

Autor*in

Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)

Quellen

Online-Informationen des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA): www.augeninfo.de (Abrufdatum: 8.10.2019)

Burk, A., Burk, R.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2018

Diplopie. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: April 2016)

Schaps, K., Kessler, O., Fetzner, U.: Das Zweite - kompakt: Gesundheitsstörungen. Springer, Heidelberg 2008

Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

Pressemitteilung des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA): Warum Alkohol uns doppelt sehen lässt (9.2.2012)

Hahn, G.: Kurzlehrbuch Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2012

Weitere Informationen

Onmeda-Lesetipps:

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    • Bindehautentzündung
    • Blindheit
    • Grauer Star
    • Nachtblindheit

Welche Krankheit bei Doppelbilder?

Was ist Diplopie? Diplopie ist eine Form der Sehstörung, bei der Betroffene Doppelbilder sehen. Sie nehmen einen betrachteten Gegenstand als zwei gegeneinander verschobene Gegenstände wahr. Es ist normal, dass die Augen zwei Bilder desselben Gegenstands sehen.

Wann gehen Doppelbilder wieder weg?

Bleiben erworbene Doppelbilder auch nach einem Jahr noch bestehen, kann gegebenenfalls eine Schieloperation durchgeführt werden. Bei Lähmung eines oder mehrerer Augenmuskeln kann die Regenerationszeit bis zu einem Jahr, in einzelnen Fällen auch noch länger, dauern.