Warum haben die Deutschen den ersten Krieg verloren?

25. Oktober 1918. Der erweiterte Parteivorstand (mit Beirat) der USP beschließt, Liebknecht in den Parteivorstand zu berufen. L. ist bereit, der Berufung zu folgen, falls die USP auf einem sofort einzuberufenen Parteitag ihr Programm und ihre Taktik im Sinne der Gruppe „Internationale“ (Spartakusbund) ändern und durch entsprechende Gestaltung ihrer Leitung sichern würde. Nach längerer Verhandlung erklärt L., sich über die neueste Entwicklung der USP, von der behauptet war, daß sie zu einer vollständigen Übereinstimmung mit den Anschauungen der Gruppe Internationale geführt habe, näher unterrichten und, falls diese Prüfung zu einer anderen Stellungnahme führe, davon Mitteilung machen zu wollen; L. ersucht den Parteivorstand, für alle Fälle auch zu seinem Vorschlag Stellung zu nehmen. – Diese Angelegenheit ruht seither.

Am 26. Oktober. Sitzung des Arbeiterrats. Beschluß: Bei den bevorstehenden Aktionen mit Spartakusbund zusammen zu arbeiten, separate Maßnahmen nur in gegenseitigem Einverständnis zu unternehmen; Erweiterung des Arbeiterrats durch Arbeitervertrauensleute der Spartakusgruppe und mehrerer Mitglieder der Spartakuszentrale (für Arbeiterrat und Vollzugsausschuß des Arbeiterrats). Wenn nationale Verteidigung proklamiert wird, soll aufs Ganze gegangen werden. „Alles oder nichts!“ […]

30. Oktober. Berliner Zentralvorstand der USP lehnt Sonntagsdemonstrationen ab. „Alles oder nichts“ – also nichts. Unsere Auffassung, dass es zwischen den bisher üblichen Demonstrationen und dem revolutionären Endkampf Möglichkeiten, Zwischenstufen gäbe, in denen sich das Heranreifen der Bedingungen für den Endkampf beschleunigen kann, wird wiederum, wie auch bei anderen Beratungen, als revolutionäre Gymnastik ironisiert und abgelehnt. L. wendet sich gegen die mechanische Auffassung, die zu viel Gewicht auf die technische Vorbereitung legt. Die Massenbewegung ist das allein Wesentliche. Große Massen auf den Straßen sind auch gegen Militär und Polizei das Stärkste, selbst wenn unbewaffnet. Sie erschweren den polizeilichen oder militärischen Waffengebrauch und sind der stärkste Druck zur Fraternisierung (Verbrüderung) oder doch Demoralisierung der bewaffneten Macht. […]

2. November, früh. Vollzugsausschuß des Arbeiterrats: Am 4. November soll aufs Ganze gegangen werden. Wir energisch dafür.

2. November, abends. Arbeiterrat: Ungünstige Stimmungsberichte der Revolutionären Obleute. Nachtsitzung. Die technische Vorbereitung für Montag (4. November) wird unmöglich. Antrag des Vorstandes: „Die Sache zu verschieben, Arbeiterrat solle Mittwoch, den 6. November, wieder zusammentreten. Es seien noch technische Vorbereitungen nötig, Organisation usw. Zu ergänzen.“ Es wird festgestellt, daß der Arbeiterrat fast nur die Metallindustrie und diese nicht vollständig umfaßt. Wenn „alles“, so wir dabei; wenn „nichts“, so nicht. Für den Fall, daß nicht „alles“ beschlossen werden sollte, so unser Antrag, um jedenfalls zu retten, was zu retten ist:

Spätestens am Dienstag, früh 9 Uhr, in einen Massenstreik zu treten, mit daran anschließenden bewaffneten Demonstrationen, unter den im Verlauf der Aktion sich steigernden Parolen: „Sofortiger Frieden und Aufhebung des Belagerunszustandes – Deutschland sozialistische Republik – Bildung einer Regierung der Arbeiter- und Soldatenräte“.

Selbstverständlich auch Flugblätter usw. an Soldaten.

Weiterer Antrag von anderer Seite: Sympathie-(Solidaritäts-) Streiks gegen die Einberufungen.

Beschluß, bei dem nur die Obleute, Arbeitervertreter, abstimmen: „Alles“ mit 19 gegen 22 Stimmen abgelehnt; unser Antrag gegen 2 Stimmen abgelehnt; Vertagung auf Mittwoch. 3. November, früh. L. bei Ledebour, Däumig usw. (USP-Führer, WK), um doch für Sonntag oder Montag Arbeiterrat zu berufen, um frühere entscheidende Aktion durchzusetzen. Am 3. November wird in zwei Sitzungen engerer Körperschaften abgelehnt – warten usw. Dabei wird dann L. von den beiden Vorsitzenden (der Obleute) Barth und Müller erklärt: Die Verschiebung sei nach ihrer Ansicht nützlich; es seien noch technische Vorbereitungen zu treffen usw. Selbst wenn die Abstimmung der Obleute eine Mehrheit für „alles“ ergeben hätte, sei die Aktion ausgeschlossen gewesen, da man für diese die Gesamtstimmung wenigstens des weit überwiegenden Teils der Arbeiterschaft brauche. Am 4., 5. November. L.s Verlangen nach Losschlagen vor Montag (11. November) abgelehnt. Donnerstag, Freitag seien Lohnzahlungstage. Da seien die Arbeiter nicht herauszubringen. L.s Ansicht, dass das für die revolutionäre Zeit nicht gelten könne, wird als unpraktisch abgelehnt.

Am 5. November. [...]bei Däumig und dann in Sitzung des Exekutivausschusses, nochmals Beschleunigung angeregt, vor allem auch wegen Kiel uws. – abgelehnt. Am 6. November. Arbeiterrat: Dringender Antrag L.s, am 8. (Freitag) loszuschlagen. Es kommt weder auf die „technischen Vorbereitungen, noch auf die Masse von Flugblättern (d. h. der zur Aktion aufrufenden, von den Mitgliedern des Aktionsausschusses unterschriebenen) entscheidend an; wenige Exemplare für jeden Betrieb genügen, wenn der Inhalt zündet. Weiteres Zögern höchst bedenklich – wegen der Bewegung im Reiche, der Desorganisations- und Spitzelgefahr sowie der Gefahr, daß sich die Scheidemänner der Bewegung bemächtigen – abgelehnt.

Am 7. November. Sitzung des Parteivorstandes der USP und Beirat mit Vollzugsausschuß. Wir (Liebknecht und Pieck) fordern: Man soll je schneller desto besser vorgehen, auch wenn vor Berlin. Es stellt sich heraus, daß der Provinz durch Berliner Kuriere bestellt war, nicht vor Berlin vorzugehen, und daß darum Aktion im Rheinland, wo sie für Sonnabend geplant, verschoben.

Die Versammlungen zur Feier der russischen Revolution, die verboten sind, beantragt Liebknecht, durch Zusammenleitung der Herausströmenden nach einer Stelle zu einer großen Kundgebung zu gestalten, Der Antrag wird gegen L.s und des Düsseldorfers Stimme ablehnt – „alles oder nichts“; die Redner sollen nicht versuchen, trotz des Verbots zu reden; sie sollen überhaupt nicht zu den Versammlungsplätzen gehen; es soll nicht gehindert, aber auch nichts getan werden. Man will abwarten, wie sich die Dinge entwicklen. L.s Vorschlag wird als Forcierung bezeichnet. Düsseldorf erhebt gegen Berlin den Vorwurf, daß es das, was es von der Provinz fordert, selbst nicht tut.

Allen Forderungen auf Beschleunigung der Aktion wird seit dem 3. November von Däumig, Barth, Müller usw. stereotyp entgegnet: Jetzt sei alles auf den 11. November vorbereitet; es sei technisch unmöglich, die Revolution früher zu machen! Alle Proteste L.s gegen dieses grob-mechanische Auffassung prallten ab, bis die objektiven Verhältnisse die superklugen Revolutionsfabrikanten überrannten.

Am 8. November früh war Franke bei Liebknecht, der ihm darlegte, daß unmöglich weiter gewartet werden kann, sonst kommen uns die Regierungssozialisten noch bevor; die Massen sind nicht mehr zu halten. Durch Polizei wird die geplante Vollzugsausschußsitzung gestört, - Däumig verhaftet, L. abgetrieben; Zusammentreffen L.s mit Herzfeld und Dittmann (USP-Führer, WK), denen L. gleichfalls seine Forderung, sofort loszuschlagen, mitteilt. „Die Regierungssozialisten werden uns sicher noch zuvorkommen, und uns vor der Geschichte und uns selbst blamieren.“

Am 8. November wird endlich einstimmig sofortige Aktion auf den 9. November festgesetzt, aber abgelehnt, ein unterschriebenes Flugblatt (Aufforderung dazu) zu machen. Dennoch werden am 9. früh zwei Flugblätter herausgegeben; eines von Liebknecht umd Meyer (Spartakus, WK) (ohne des durch die Polizei abgesprengten L.s Zutun, aber mit nachträglicher Billigung, obwohl es nicht alles Nötige enthielt); zweitens eines von Barth, Ledebour, Liebknecht, Müller, Pieck usw. unterzeichnet.

Aus: Gerhard A. Ritter und Susanne Miller (Hg.), Die deutsche Revolution 1918-1919. Dokumente, Hamburg 1975, S. 64-67.

Wann war der Erste Weltkrieg für Deutschland verloren?

Mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika auf Seiten der Entente-Mächte am 6. April 1917 zeichnete sich die militärische Niederlage des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten ab. Der Krieg war verloren, doch erst Ende September 1918 konfrontierte man die Bevölkerung mit der Realität.

War Deutschland allein Schuld am Ersten Weltkrieg?

Im Versailler Vertrag wurde auch von den Siegern festgeschrieben, dass Deutschland die alleinige Kriegsschuld trage.

Was verliert Deutschland nach dem 1 Weltkrieg?

Seine Bruchstücke verteilen sich auf fünf andere Staaten, von denen drei neu entstehen, nämlich die Tschechoslowakei, das Königreich Jugoslawien und Polen. Österreich verliert außerdem Südtirol und seine Bewohner an Italien. Ungarn verliert die Mehrheit seines Gebiets und seiner Bevölkerung an mehrere Nachbarstaaten.

Wie hat der Erste Weltkrieg aufgehört?

Der Erste Weltkrieg dauerte von 1914 bis 1918. Er begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien. Am 11. November 1918 endete er offiziell mit einem Waffenstillstand.