Wann war die letzte Todesstrafe in Hessen?

Die letzte vollstreckte Todesstrafe in Hessen stammt noch aus dem 19. Jahrhundert. Bis heute steht sie aber weiterhin in der Landesverfassung. Dies soll sich nun ändern. Dafür sind sowohl der Landtag als auch die Bevölkerung nötig.

Seit der Neuordnung Europas nach dem Wiener Kongress im Jahre 1815 bis 1918 wurden in Hessen einem neuen Buch zufolge fast 100 Menschen nach Gerichtsprozessen hingerichtet. Autor Udo Bürger hat insgesamt 96 Hinrichtungen dokumentiert. Ihr Leben verloren die zum Tod Verurteilten durch Schwert, Richtbeil, Guillotine oder Erschießen.

Viele Hinrichtungen in Hessen waren öffentlich. Dies sollte den Abschreckungseffekt erhöhen. Doch daraus entwickelten sich regelrechte Volksbelustigungen, die Tausende von Menschen anzogen. Die Behörden versuchten, Exekutionen eher geheimhalten. Dies gelang aber nicht, wie Autor Bürger der Deutschen Presse-Agentur sagt. Später wurden dann Exekutionen hinter die Gefängnismauern verlegt.

Die letzte öffentliche Hinrichtung in Hessen wurde am 14. Oktober 1864 in Marburg vollstreckt. Es war gleichzeitig auch die vorletzte in ganz Deutschland. Ein Schuhmacher wurde enthauptet, der eine bei ihm arbeitende Tagelöhnerin geschwängert und dann ermordet hatte.

Todesstrafe steht immer noch in der Verfassung

Die Todesstrafe wird in Hessen zwar seit langem nicht mehr vollstreckt. Sie steht aber weiterhin in der Verfassung. Nach Art. 21 Abs. 1 S. 1 der Verfassung des Landes Hessens kann der Schuldige bei besonders schweren Verbrechen zum Tode verurteilt werden. Grund dafür ist, dass Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg als erstes Bundesland 1946 eine neue Verfassung mit altbekanntem Gedankengut erhielt. Seit Inkraftreten des Grundgesetzes (GG) im Jahr 1949 genießt dieses aber gem. Art. 31 GG Vorrang vor der Landesverfassung.

Seit vielen Jahren wird in Wiesbaden versucht, die Todesstrafe aus der Verfassung zu streichen. Ein Problem: Nicht nur der Landtag muss der Änderung mit absoluter Mehrheit zustimmen, sondern auch die Bevölkerung in einem Volksentscheid. Die Parteien haben nun einen neuen Anlauf zu einer Verfassungsreform unternommen, die auch andere Regelungen betreffen soll. Voraussichtlich bei der nächsten Landtagswahl Ende 2018 könnte dann die Bevölkerung darüber abstimmen.

mgö/dpa/LTO-Redaktion

Ludwig Hilberg (geb. um 1840 in Ockershausen (?); gest. 14. Oktober 1864 in Marburg) aus dem kurhessischen Ockershausen bei Marburg war ein deutscher Schuhmacher und der vorletzte öffentlich in Deutschland hingerichtete Straftäter.

Wann war die letzte Todesstrafe in Hessen?

Richtstätte Rabenstein Marburg

Die vorletzte öffentlich vollzogene Hinrichtung fand bei Marburg am 14. Oktober 1864 statt. Die letzte wurde am 21. Oktober 1864 in Greiz vollzogen.[1] Hilberg wurde des Mordes an seiner Geliebten, einer 24 Jahre alten Tagelöhnerin, den er am 9. September 1861 verübte, überführt. Hilberg war auch 24 Jahre alt. Am 27. Juni 1864 erfolgte der Schuldspruch und das Urteil zur Enthauptung Hilbergs.[2] Hilberg schnitt seiner durch ihn schwangeren Geliebten Dorothea Wiegand die Kehle durch. Er lehnte eine Heirat mit ihr ab. Die Leiche wurde drei Tage später mit zahlreichen Messerstichen am Südhang des Dammelsberges, der zum Marburger Rücken gehört, gefunden. Nach dem Urteil gestand er den Mord begangen zu haben und dass er weder vorhatte Dorothea Wiegand zu ehelichen, weil sie im Ort wohl wegen ihres Geisteszustandes als das „Hinkel“ verspottet wurde, noch wollte er als Vater eines unehelichen Kindes die gesellschaftlichen Folgen tragen, die sich ergeben hätten. Die Mordeiche am Tatort erinnert an dieses Verbrechen. Dort steht auf einem an der Eiche angebrachten Schild allerdings das Datum „12.9.1861“. Es handelt sich vermutlich um das Datum, an dem der Leichnam Dorothea Wiegand von dem „Forstläufer“ Lorenz Reinhardt gefunden wurde. Das war laut Matthias Blazek drei Tage nach der Tat. Das Ereignis ging somit in das kollektive Gedächtnis von Marburg ein, was eben u. a. die Mordeiche bezeugt.

Hingerichtet wurde Hilberg durch Enthauptung durch das Schwert am 14. Oktober 1864 vor großen Publikum[3][4] am Rabenstein in Marburg. Auch dafür gibt eine Gedenktafel, auf der zu lesen steht: Alte Schwertrichtstätte Rabenstein Letzte Hinrichtung 14. Oktober 1864.[5] Die Hinrichtung geschah nach den Maßgaben der Constitutio Criminalis Carolina.

Der Mord war wiederum eine Vorlage für einen Kriminalroman von Christina Bacher unter dem Titel: Hinkels Mord.[6] Sie schrieb auch eine Kurzgeschichte unter dem Titel: Der letzte Rabensteiner, wo dieser Fall literarische Verarbeitung fand.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Blazek: Mord und Sühne. Der Prozess gegen den Schuhmacher Ludwig Hilberg, der 1864 vor großem Publikum hingerichtet wurde, Stuttgart 2017. ISBN 978-3-8382-1147-3
  • https://matthias-blazek.eu/tag/dammelsberg/
  • https://www.op-marburg.de/Marburg/Eine-Bluttat-die-ganz-Ockershausen-erschuetterte
  • https://www.das-marburger.de/2018/03/buch-mord-und-suehne-die-letzte-oeffentliche-hinrichtung-in-hessen/
  • https://hansenhausgemeinde.de/rabenstein/

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank Esche und Wolfgang Krüger: Thüringer Mörderinnen: Frauenschicksale zwischen Liebe und Schafott ; 1859-1938, Kirschschlager Verlag, Arnstadt 2009,S. 60.
  2. https://hansenhausgemeinde.de/rabenstein/
  3. Frank Esche und Wolfgang Krüger: Thüringer Mörderinnen: Frauenschicksale zwischen Liebe und Schafott ; 1859-1938, Kirschschlager Verlag, Arnstadt 2009,S. 60 Anm. 18.
  4. https://www.geocaching.com/geocache/GC4R7WP_rabenstein?guid=a5325855-9380-4051-9ce8-012ae11c1888
  5. http://www.suehnekreuze.eu/html/body_marburg.html
  6. Christina Bacher: Hinkels Mord, KBV, Hillesheim 2020. ISBN 978-3-95441-522-9
  7. Christina Bacher: Der letzte Rabensteiner In: Grenzenlos ermitteln, Solo Gemeiner Nr. 5, 23 Rätsel-Krimis, Messkirch 2013, ISBN 978-3-8392-1452-7
Personendaten
NAME Hilberg, Ludwig
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schuhmacher und der vorletzte öffentlich in Deutschland hingerichtete Straftäter
GEBURTSDATUM um 1840
GEBURTSORT unsicher: Ockershausen
STERBEDATUM 14. Oktober 1864
STERBEORT Marburg

Bis wann gab es die Todesstrafe in Hessen?

Durch das Grundgesetz ist die Todesstrafe - auch in Hessen - seit 1949 abgeschafft. Die Änderung würde dies auch in der Hessischen Verfassung klarstellen.

In welchem Bundesland in Deutschland gibt es noch die Todesstrafe?

Die Todesstrafe ist seither in immer mehr Staaten abgeschafft worden, so in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz.

Wie lange gab es die Todesstrafe in Deutschland?

Vor 70 Jahren, am Donnerstag 2. Oktober 1952, scheiterte einer der letzten Versuche im Bundestag, die Todesstrafe wieder einzuführen. Artikel 102 des Grundgesetzes ist einfach und eindeutig: „Die Todesstrafe ist abgeschafft.

Wo gibt es die meisten Todesstrafen?

Die Länder mit der höchsten Zahl an bekannt gewordenen Hinrichtungen sind Iran (mindestens 314), Ägypten (mindestens 83), Saudi-Arabien (65) und Syrien (mindestens 24).