Soll man sich impfen lassen oder nicht

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Coronavirus

Corona: Kinder impfen – ja oder nein?

Bei Kindern ist die Pandemie besonders unfair: Sie sind am wenigsten gefährdet, aber mit am stärksten getroffen. Sollte man kleine Kinder impfen lassen? Die Fakten.

26. Oktober 2021 | Aktualisiert: 25. August 2022 |

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Artikel Abschnitt: Darum geht's:

Darum geht's:

Impfstoffe für Kinder – eine ganz andere Abwägung

Oft war das Argument für eine Impfung von Kindern: So könne man verhindern, dass sie andere anstecken – etwa die Oma, die zur Risikogruppe gehört. Nur ist zum einen mittlerweile klar, dass die klassischen Impfstoffe nur kurzzeitig und weniger als anfangs erhofft davor schützen, das Virus weiterzugeben.

Zum anderen wäre der Fremdschutz ohnehin kein ausreichender Grund, Kinder zu impfen. Eine Covid-Impfung muss vor allem die Kinder selbst vor einem höheren Risiko bewahren.

Macht die Impfung für Kinder Sinn?

Aber: Wie hoch ist dieses Risiko – und wovor schützt die Impfung bei Kindern genau? Denn klar ist: Schwere Krankheitsverläufe oder sogar Todesfälle sind gerade bei kleinen Kindern selten.

Das schauen wir uns an, und zwar differenziert nach Altersgruppen. Denn ein Kind ist nicht gleich Kind ist nicht gleich Jugendlicher. Das sieht man schon an den Empfehlungen: Sie sind viel differenzierter und komplizierter als die für Erwachsene.

Artikel Abschnitt: Wie hoch ist das Risiko für einen schweren Verlauf?

Wie hoch ist das Risiko für einen schweren Verlauf?

Gering. Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sind bei Kindern weiterhin sehr selten. (Klein-)Kinder haben einer Studie der Charité zur Folge den Vorteil, dass ihre oberen Atemwege eine deutlich effektivere Immunantwort haben, wenn sie sich infizieren. Das erklärt die vielen asymptomatischen oder milden Verläufe. Kinder haben also ein geringeres, aber kein Nullrisiko.

Das Risiko hängt auch bei Kindern vom Alter ab. Laut einer Studie unter anderem aus Deutschland wurde in der Altersgruppe von 0 bis 17 Jahren etwa eines von hundert Kindern mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt, nicht einmal eines von tausend auf der Intensivstation. Bei Säuglingen und Kleinkindern zwischen 0 und 2 war das Risiko acht bzw. zehnmal größer.

Risiko vermutlich noch geringer

Diese Daten müssen mit Vorsicht betrachtet werden, denn:

  • Grundsätzlich gehen Eltern mit ihren Kindern häufiger bei Symptomen ins Krankenhaus, je jünger die Kinder sind.
  • Die Dunkelziffer bei Kindern ist wegen vieler asymptomatischer Covid-19-Fälle hoch. Demnach wäre der Anteil schwerer Verläufe noch geringer als bisher angenommen.
  • Nicht alle Kinder, die ins Krankenhaus kommen, sind wegen ihrer Corona-Infektion dort. Daten aus Österreich zufolge ist Covid-19 nur bei knapp über der Hälfte der Kinder im Krankenhaus auch die Hauptdiagnose, auf Intensivstationen sogar nur bei einem Drittel.

Besonders betroffen von schweren Verläufen sind vor allem Kinder mit Vorerkrankungen. Für sie ist das Risiko für Hospitalisierung, Intensivstation oder Tod deutlich erhöht (7 bis 27-mal so hoch). Und: Mehr als die Hälfte der bisher gemeldeten Todesfälle waren Kinder mit Vorerkrankungen.

Wer das Covid-Risiko für Kinder allerdings nur an den Krankenhauseinweisungen festmacht, vereinfacht es stark. Denn klar ist mittlerweile auch: Wer als genesen gilt, ist nicht unbedingt auch gesund.

Artikel Abschnitt: Wie hoch ist das Risiko für Folgeschäden durch eine Covid-Infektion?

Wie hoch ist das Risiko für Folgeschäden durch eine Covid-Infektion?

Nicht alle Komplikationen treten direkt während der akuten Infektion auf. Laut einer dänischen Studie erkrankt etwa eines von 4000 Kindern nach Covid-19 am sogenannten PIM-Syndrom (PIM-S oder MIS-C).

Dabei handelt es sich um ein multisystemisches Entzündungssyndrom. Noch Wochen nach einer Virusinfektion kommt es hier plötzlich zu einer Überreaktion des Immunsystems mit Entzündungsreaktionen im ganzen Körper.

Für Deutschland und Österreich führt die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) eine Datensammlung zu PIMS-Fällen. Demnach berichteten alle meldenden Kliniken von insgesamt 464 Fällen. Fast jedes vierte Kind davon muss auf der Intensivstation behandelt werden.

Mehr als 90 Prozent der Kinder waren nach Entlassung wieder gesund, 6,5 Prozent hingegen litten an Folgeschäden, vor allem am Herz- und Kreislaufsystem. Todesfälle wurden hier bislang nicht berichtet, in anderen Ländern hingegen schon.

Wie viele Kinder an PIMS erkranken, scheint aber mit den Infektionswellen stark zu variieren. Die meisten Fälle wurden demnach zu Beginn der Pandemie gemeldet. In der Delta- und Omikron-Welle wird meist von weniger PIMS-Fällen berichtet, gemessen an den Fallzahlen.

Wie hoch ist das Risiko für Long Covid?

Bislang gibt es zu wenige Erkenntnisse Long Covid bei Kindern. Gemeint sind Symptome, die auch noch drei Monate nach der Infektion auftreten. Solche Spätfolgen kennt man auch von anderen Viruserkrankungen, etwa dem Pfeifferschen Drüsenfieber.

Hier waren weniger als zehn Prozent der Kinder nach einer Infektion für längere Zeit eingeschränkt. Die allermeisten erholen sich mit der Zeit, aber ein niedriger, einstelliger Prozentbereich bleibt geschädigt zurück – für Jahre oder ein Leben lang.

Auch bei SARS-CoV-2 geht man von dieser Größenordnung aus. Studien, die von bis zu 30 oder gar 40 Prozent der infizierten Kinder sprechen, beruhen auf Erhebungen mit vielen Schwächen:

  • sehr kurzer Abstand zur Infektion (unter drei Monaten)
  • zum Teil nur Kinder mit schweren Verläufen einbezogen
  • keine Unterscheidung der Krankheitsschwere
  • keine medizinische Untersuchung, sondern telefonische Befragungen der Eltern
  • keine Kontrollgruppe (Kinder, die nicht infiziert waren)

Bei Studien mit Kontrollgruppen zeigt sich nämlich, dass einige der Symptome auch bei Kindern ohne Infektion vorkommen. Heißt: Auch Faktoren wie die Pandemie-Maßnahmen könnten bei einigen die Ursache sein – oder es sind Beschwerden, die man eben immer mal wieder hat und die keinen Bezug zur Infektion haben müssen.

Infektionen können zu lebenslangen Beeinträchtigungen führen

In methodisch guten, systematischen Untersuchungen treten Long Covid-Symptome bei ein bis fünf Prozent der Kinder auf. Diese Kinder sind auch Monate nach der Infektion noch nicht fit, zu müde oder verwirrt für die Schule oder den Alltag.

Da Impfungen zumindest zeitweise das Risiko für eine Infektion etwas verringern, dürfte auch das Risiko für Long Covid sinken. Völlig verhindern lässt sich Long Covid aber durch eine Impfung nach bisherigem Stand nicht.

Das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 ist für Kinder und Jugendliche also wie beschrieben eher gering, gerade wenn die Kinder gesund sind.

Nutzen vs. Risiko

Ob eine Impfung sinnvoll ist, ergibt sich einerseits aus dem positiven Schutzeffekt und andererseits aus den möglichen Nebenwirkungen, die von der Impfung ausgehen. Wie dieses Verhältnis aussieht, zeigen wir euch jetzt.

Artikel Abschnitt: Also, welchen Nutzen haben die Impfstoffe für Kinder?

Also, welchen Nutzen haben die Impfstoffe für Kinder?

In Kurzform:

  1. Deutliche Reduktion von Komplikationen, schweren Verläufen und Todesfällen, insbesondere bei vorerkrankten Kindern
  2. Vermutlich zumindest für kurze Zeit Verringerung des Risikos von Long Covid-Symptomen, die auch nach milden oder asymptomatischen Verläufen auftreten können
  3. Kurzfristige Verringerung der Ansteckungsrate geimpfter Kinder und Jugendlicher

Wer mehr wissen will, hier mehr Details.

1. Deutliche Reduktion von Komplikationen, schweren Verläufen und Todesfällen

Konkret: Eine aktuellere Studie hat den Schutzeffekt gegen Omikron-Infektionen untersucht. Demnach kamen Kinder zwischen 5 und 11 Jahren nach einer Impfdosis 42,3 Prozent seltener ins Krankenhaus, nach einer zweiten Dosis 82,7 Prozent seltener.

Hierbei handelt es sich allerdings, wie in Impfstudien üblich, um eine relative Risikoreduktion, also: Wie viel weniger geimpfte Kinder müssen ins Krankenhaus – verglichen mit Kindern, die nicht geimpft sind. Heißt also: Die Impfung konnte bei Kindern das ohnehin geringe Risiko für einen schweren Verlauf nochmals verringern.

Langzeitschäden bei geimpften Kindern seltener

Ausschließlich Kinder sind in seltenen Fällen vom PIM-Syndrom betroffen. Aktuelle Einschätzungen legen nahe, dass die Impfung diese zum Teil schwerwiegende und in der Regel intensivpflichtige Komplikation erheblich verringern kann. Einer Studie der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC zufolge lag das Risiko für PIMS nach zwei Impfdosen um 91 Prozent niedriger. Also, auch hier: Das Risiko für eine ohnehin seltene, aber schwere Komplikation kann durch die Impfung nochmal deutlich verringert werden.

2. Verringerung des Long Covid-Risikos

Für Long Covid gibt es noch keine vollends überzeugenden Daten. Das liegt auch daran, dass die Erkrankung erst mit einigen Monaten Abstand zur Infektion als solche anerkannt wird und viele Kinder noch gar nicht lange geimpft genug werden konnten, um eine Reduktion in Studien festzustellen.

Bislang wird bei Erwachsenen davon ausgegangen, dass die Impfungen das Auftreten von Long Covid reduzieren. Der Effekt dürfte aber eher gering ausfallen, womöglich im Bereich von 10 bis 20 Prozent.

3. Kurzfristige Verringerung der Ansteckungsrate

Wenige Wochen nach der Impfung ließen sich auch Infektionen teilweise vermeiden. So kamen kurz nach der zweiten Impfung bei geimpften Kindern 90 Prozent weniger Infektionen vor als bei ungeimpften Kindern.

Doch je schneller sich das Virus entwickelt, desto geringer und kurzfristiger fällt diese Wirkung aus. Solange angepasste Impfstoffe und Virusevolution derart weit auseinanderliegen, wird sich daran vorerst nichts ändern.

So, dem Nutzen müssen aber eben auch die Risiken einer Impfung gegenübergestellt werden. Die schauen wir uns im Folgenden genauer an, denn auch hier wird vieles in einen Topf geworfen.

Artikel Abschnitt: Welche möglichen Nebenwirkungen hat die Impfung?

Welche möglichen Nebenwirkungen hat die Impfung?

Eltern fürchten besonders schwere Komplikationen nach einer Covid-Impfung. Wichtig ist dabei jedoch, zwischen Impfreaktionen und Impfkomplikationen zu unterscheiden – das wird oftmals vermischt.

  • Impfreaktionen:
    Darunter fallen lokale Reaktionen oder Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle oder Rötungen; aber auch systemische Reaktionen wie Schüttelfrost und Fieber. Impfreaktionen sind meist nur von kurzer Dauer, allerdings wurden sie (laut Befragungen und in seltenen Fällen) bis zu vier Wochen lang beobachtet
  • Impfkomplikationen:
    eher seltene, schwere Nebenwirkungen, die auch fortbestehen können

Weitere Angaben zum Artikel:

Was man bei Kinder-Impfstoffen beachten muss

Eine Corona-Impfung für Kinder, die seltener schwer erkranken, muss besonders verträglich und besonders sicher sein. Spezielle Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit haben die Hersteller daher erst gestartet, nachdem sich die Impfung in den großen Studien an Erwachsen als sicher erwiesen hatten.

Grob gesagt gilt für einige Impfstoffe: Je jünger die geimpfte Person, desto besser die Immunreaktion – desto höher aber auch die Impfreaktionen bei gleicher Dosis.

Letztlich haben Forschende daher nach einer Dosis gesucht, die den besten Kompromiss aus Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit bietet. Aus diesem Grund gibt für verschiedene Altersgruppen spezielle Dosierungen.

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Mehr Impfreaktionen bei Kindern

Aus den Daten der kanadischen Zulassungsbehörde geht hervor, dass Impfreaktionen unter Jüngeren (12 bis 17 Jahre) relativ häufig waren – etwa um ein Fünftel häufiger als bei Erwachsenen. Die Impfreaktionen treten laut den Daten nach der zweiten Impfdosis häufiger auf, nach einer Booster-Impfung seltener.

  • Schmerzen an der Injektionsstelle: mehr als 90 Prozent
  • Müdigkeit und Kopfschmerzen: mehr als 70 Prozent
  • Muskelschmerzen und Schüttelfrost: mehr als 40 Prozent
  • Gelenkschmerzen und Fieber: mehr als 20 Prozent

Bei einer geringeren Dosis für Kinder unter 12 Jahren sind Impfreaktionen in der kleinen Zulassungsstudie nochmals seltener aufgetreten. Natürlich sind diese unerwünscht, dramatisch sind sie nicht. Trotzdem würden viele Kinder ihre Coronainfektion auch ohne solche Symptome überstehen.

Herzmuskelentzündungen: Was ist mit seltenen Nebenwirkungen?

Wissenschaftler:innen haben eine Häufung von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) nach einer mRNA-Impfung festgestellt – besonders bei jungen Menschen bis 29. In bis zu 90 Prozent der Fälle waren es Jungen und männliche Jugendliche.

Konkret:

  • Kinder bis 11 Jahre zeigen kein erhöhtes Risiko.
  • Am höchsten war das Risiko für eine Herzmuskelentzündung bei Jungen zwischen 16 und 19 – da war es bis zu 14-mal so hoch, wie es eigentlich in der Altersgruppe zu erwarten wäre. Damit war etwa einer von 6000 Geimpften betroffen. Das ist also immer noch selten.
  • Für junge Frauen zeigt sich lediglich nach der zweiten Moderna-Impfung ein erhöhtes Risiko. Ansonsten sind Mädchen hiervon nicht auffällig betroffen.

Auch wichtig: Rund 75 bis 95 Prozent der Fälle verlaufen laut mehreren Studien mild. Die Kinder und Jugendlichen können das Krankenhaus nach wenigen Tagen und ohne Beschwerden oder Auffälligkeiten wieder verlassen.

Die richtige Risikoeinschätzung: Höheres Risiko nach Infektion oder Impfung?

Um das Risiko durch die Impfung sinnvoll beurteilen zu können, muss man es mit dem Risiko durch eine Infektion vergleichen. Und da muss man sagen: Bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern, die mit dem hochdosierten Impfstoff von Moderna geimpft wurden, scheint das Risiko einer Herzmuskelentzündung nach der Impfung höher zu liegen als das nach einer Infektion mit dem Virus.

In allen anderen Altersgruppen ist es andersherum – das Risiko für eine Herzmuskelentzündung ist deutlich höher, wenn man sich mit dem Virus infiziert. Und das Risiko für andere Folgeschäden eben auch.

Aus diesem Grund werden junge Menschen in Deutschland nur noch mit dem Biontech-Impfstoff geimpft, der niedriger dosiert ist.

Behörden: Nutzen größer als Risiko

Insgesamt empfiehlt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) daher Covid 19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zwischen 5 bis 17 Jahren, weil das Risiko der Impfung unter dem Risiko der Infektion liegt. So sah es auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA in einer Risikoanalyse für die Impfempfehlung der Altersgruppen zwischen sechs Monaten (!) bis 17 Jahre.

Allerdings galten manche dieser Einschätzungen auch gemessen an einem gewissen Impfschutz vor Infektion und an verhinderten Krankenhausfällen, die mit einem nachlassenden Impfschutz über die Zeit oder bei Immunflucht-Varianten wie Omikron so nicht mehr zutreffen und alsbald aktualisiert werden sollten.

Artikel Abschnitt: Und jetzt?

Und jetzt?

Klar ist: Kinder werden sich mit dem Coronavirus anstecken. Bei Kindern verläuft Covid-19 nur in sehr seltenen Fällen schwer, noch seltener tödlich. Trotzdem müssen einige Kinder im Krankenhaus behandelt werden oder leiden an möglichen Spätfolgen der Infektion.

Die Studien zeigen bislang, dass Impfungen solche Fälle häufig verhindern und damit das zum Glück sehr niedrige Risiko nochmals reduzieren. Eine Infektion verhindern können die aktuellen Impfstoffe allerdings nur kurzzeitig und nicht komplett.

Grundsätzlich haben Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder auch unabhängig von den offiziellen Empfehlungen des Landes impfen lassen. Das gilt auch für Kinder ab sechs Monaten. Die offiziellen Empfehlungen gelten erst ab fünf Jahren, da in Europa noch keine Zulassung für jüngere Kinder stattgefunden hat. Sie wird derzeit geprüft.

Empfehlungen je nach Land unterschiedlich

Vergleicht man die unterschiedlichen Empfehlungen der Gesundheitsbehörden in Europa, gibt es für Corona-Impfungen bei Kindern kein einheitliches Bild. Schweden empfiehlt Kindern bis 11 Jahren keine Impfung, Finnland nur bei vorerkrankten Kindern bis 11 Jahre, Norwegen empfiehlt hier weniger Impfdosen als das Gremium in Deutschland.

Grundsätzlich können die Impfungen als erster Schutz bei noch nicht infizierten Kindern gelten, als zusätzlicher Immunschutz nach einer Infektion und als sehr sinnvoller und wirksamer Schutz bei vorkrankten Kindern – der Nutzen der Impfung liegt laut Stiko über dem Risiko, das eine Impfung mit sich bringt.

Es lässt sich nach Altersstufen aber noch etwas präzisieren, was empfohlen und was sinnvoll ist:

Kleinkinder bekommen oft nur eine Dosis

In Deutschland werden die Impfungen mittlerweile generell für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Für die Altersstufe 5 bis 11 Jahre empfiehlt die STIKO allerdings nur eine Impfdosis, solange bei Kindern keine Erkrankung vorliegt. Dieses Impfschema wurde in Studien nicht getestet, wird allerdings auch in anderen Ländern angewandt.

Dafür spricht, dass die meisten Kinder in dieser Altersstufe bereits eine Infektion durchgemacht haben und der Impfstoff die Immunreaktion ausreichend verbessert. Das entspricht damit quasi der üblichen Grundimmunisierung nach zwei Impfdosen (bei Kindern).

Und: Impfreaktionen oder Nebenwirkungen sind vor allem nach der zweiten Dosis aufgetreten. Diese möglichen Nachteile würden dadurch entfallen. Letztlich ist diese Empfehlung aber eine Momentaufnahme, denn bei angepassten und sehr wirksamen Impfstoffen könnte eine weitere Impfdosis ratsam sein. Das müssten die Daten aber erst zeigen.

Ältere Kinder bekommen mehr Impfdosen – wenn gewünscht

Für die Altersstufe 12 bis 17 Jahre empfiehlt die STIKO eine dritte Impfung im Abstand von drei bis sechs Monaten nach der Grundimmunisierung, sofern es nicht zu einer Infektion gekommen ist. In Norwegen etwa gilt hier nur eine generelle Empfehlung für eine einzelne Dosis, um mögliche Nebenwirkungen der zweiten Impfdosis zu reduzieren.

Auch in anderen Ländern werden für Jugendliche weitaus weniger Impfdosen empfohlen – wobei angepasste Impfstoffe sich eher eignen könnten als die bisherigen klassischen Impfstoffe. Die bisherigen Empfehlungen könnten sich dann wieder ändern.

Trotzdem: Mit jeder Impfdosis sinkt das absolute Risiko der Kinder, das ohnehin sehr gering ist, noch weiter ab. Auffrischungsimpfungen sind daher vor allem für Risikogruppen unter den Kindern ratsam. Die Realität ist aber auch: Viele Kinder frischen ihren Immunschutz im Alltag bereits durch Infektionen auf.

Sollte man schon Babys impfen?

In den USA wird mittlerweile auch eine Impfung ab sechs Monaten empfohlen. Hier kam die FDA zur Entscheidung, drei Biontech-Impfungen mit geringer Dosis (10-Mal niedriger als bei Erwachsenen) zu verabreichen. In Europa prüft die Europäische Zulassungsbehörde die Daten seit Juli.

Über den Autor:

Soll man sich impfen lassen oder nicht

Wissenschaftsjournalist mit Schwerpunkt Digital und Film. Geht Ursachen, Zusammenhängen und Lösungen nach, insbesondere wenn es um Biotechnologie, Umwelt oder Infektionskrankheiten geht.

Quellenangaben zum Artikel:

Unsere Quellen

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