Kann kein Blut sehen will aber Arzt werden

Frage & Antwort Warum können manche kein Blut sehen?

16.01.2018, 08:50 Uhr

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Für Menschen mit einer Blutphobie reicht ein kleiner Schnitt aus, um zu reagieren.

(Foto: imago stock&people)

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Ein kleiner Schnitt in den Finger oder ein Piekser beim Arzt: Menschen, die kein Blut sehen können, haben schreckliche Angst vor solchen Situationen. Manche fallen sogar in Ohnmacht beim Anblick der tiefroten Körperflüssigkeit. Aber warum?

Der Gang zum Arzt fällt äußerst schwer, weil die Wahrscheinlichkeit einer Blutentnahme groß ist. Manche Menschen können weder ihr eigenes noch fremdes Blut sehen, ohne dass ihnen übel wird. Einige fallen sogar in Ohnmacht. Tatsächlich haben rund drei Prozent aller Menschen diese krankhafte Angst vor Blut. Die sogenannte Blutphobie ist damit die häufigste aller Angststörungen. Männer sind gleichermaßen betroffen wie Frauen.

Die Ursachen für diese starken Reaktionen werden in der Frühzeit des Menschen gesehen. Blut galt damals als echtes Alarmzeichen und bedeutete immer Gefahr. In dieser Situation gab es genau drei Möglichkeiten, die im Englischen mit "freeze, flight or fight" umschrieben werden. Dementsprechend reagiert auch der Körper. Für die Varianten fliehen und kämpfen steigen Blutdruck und Puls rasch an, damit der Körper über ausreichend Sauerstoff für eine Flucht oder einen Kampf ausgestattet ist. Doch nicht immer haben sich diese beiden Varianten vor Millionen von Jahren bewährt.

Totstellen als Überlebensstrategie

Auch die dritte Variante, sich tot zu stellen ("freeze", gefrieren), galt als echte Option, vor allem bei im Rudel jagenden Raubtieren. Die körperliche Reaktion beim Anblick von Blut dürfte bei Menschen mit einer Blutphobie noch zu finden sein. Bei ihnen steigen Puls und Blutdruck automatisch nur sehr kurz an, um gleich danach rasch abzufallen. Das Gehirn bekommt dann nicht mehr genügend Sauerstoff. Das führt zu Übelkeit, Unwohlsein, Schwindel und manchmal auch zu einer Ohnmacht.

Letztere war für die Menschen der Frühzeit sinnvoll. War man beispielsweise als Homo erectusvor knapp zwei Millionen Jahren selbst verletzt, konnte diese Ohnmacht das Leben vor im Rudel jagenden Raubtieren schützen, denn diese verloren, wenn sich ihr Opfer nicht mehr bewegte, oftmals ihr Interesse daran. Der geringere Blutdruck und die schnellere Blutgerinnung konnten zudem auch vor dem Verbluten bewahren.

Heute ist diese Reaktion für Betroffene eher störend, weil sie mit Angst vor Arztbesuchen und Kontrollverlust verbunden ist. Es wird vermutet, dass die Veranlagung für eine Blutphobie vererbt wird. Eine Therapie für die als psychiatrische Erkrankung eingestufte Angststörung gibt es nicht. Betroffene sollten ihren behandelten Ärzten auf jeden Fall vorher Bescheid geben. Dann wird ihnen unter Umständen im Liegen Blut abgenommen. Außerdem kann es helfen, vor einer Blutentnahme viel zu trinken, um den Blutdruck nicht zu sehr absinken zu lassen.

Übrigens: Die Angst vor dem Anblick von Blut geht oftmals mit der Angst vor Spritzen und Verletzungen aller Art einher. Das Besondere an diesen als spezifische Phobien eingestuften ist, dass der Körper, anders als bei anderen Phobien, mit einem "Runterfahren" und schließlich einer Ohnmacht reagiert.

Quelle: ntv.de

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Frage : Wie kann man verhindern, dass man beim Anblick von Blut oder Verletzungen in Ohnmacht fällt ? Es antwortet Julia Lange, Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Magdeburg.

Leichtes Unwohlsein oder " weiche Knie " beim Anblick von Blut oder Verletzungen kennen viele Menschen. Steigern sich diese Symptome jedoch und der Betroffene wird bleich, beginnt er zu schwitzen, wird ihm übel und neigt er zu Schwäche und Ohnmacht, so spricht man von einer Blutphobie. Zwei bis drei Prozent der Allgemeinbevölkerung, überwiegend Frauen, sind davon betroffen.

Biologen erklären das mit einer evolutionär tief verwurzelten Urangst des Menschen vor Blut. Blut signalisiert höchste Gefahr, so dass der Körper ein " Notfallprogramm " aktiviert : Nach einer kurzen Erhöhung der allgemeinen körperlichen Erregung wird der Kreislauf schlagartig heruntergefahren, Herzschlag und Blutdruck sinken deutlich ab. Dadurch wird der Blutverlust verringert und die Blutgerinnung gewährleistet.

Der Betroffene wird bleich, ihm wird übel, und er hat das Gefühl jeden Moment " umzukippen ". Versackt das Blut im Extremfall in den Beinen und strömt kurzfristig nicht mehr in ausreichenden Mengen zum Gehirn, wird ihm " schwarz vor Augen ", und er fällt in Ohnmacht.

Dieses Reaktionsmuster weist Ähnlichkeiten zum sogenannten " Totstellrefl ex " aus dem Tierreich, einer Erstarrungsreaktion auf das Herannahen von Feinden, auf. Solche Verhaltensweisen sind beim Menschen in der heutigen Zeit jedoch meist fehl am Platz, weshalb viele Betroffene Hilfe suchen. Bereits eine kurze Verhaltenstherapie kann ausreichen. Hier lernt der Betroffene in einem ersten Schritt, die Ohnmachts- und Schwächeanfälle durch wechselnde Phasen von Muskelanspannung und -entspannung zu verhindern.

In einem zweiten Schritt wird er zunehmend an den Anblick von Blut gewöhnt, zum Beispiel durch Bilder von Verletzungen oder Filme von Operationen. Hier soll er merken, dass er mithilfe des erlernten Anspannungsverfahrens einer Ohnmacht vorbeugen kann und sich seine Angst durch die andauernde Konfrontation mit Blut nach und nach verringert.

Es kann in leichteren Fällen jedoch auch schon helfen vor dem geplanten Arztbesuch ausreichend zu frühstücken, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich zum Beispiel bei der Blutentnahme hinzulegen und wegzusehen.

Eine relativ einfache Methode zur Vermeidung von Bewusstlosigkeit wenden Kampfpiloten bei hoher Beschleunigung an : Bei den ersten Anzeichen einer Ohnmacht mehrmals die Pobacken zusammenkneifen und die Oberschenkel anspannen. Das drückt die Venen zusammen und verhindert das Absacken des Blutes in die Beine.

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Was kann man dagegen tun wenn man kein Blut sehen kann?

Es kann in leichteren Fällen jedoch auch schon helfen vor dem geplanten Arztbesuch ausreichend zu frühstücken, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich zum Beispiel bei der Blutentnahme hinzulegen und wegzusehen.

Was passiert wenn man kein Blut sehen kann?

So kommt es zum Blackout. Beim Anblick von Blut kämpfen Betroffene mit heftigen körperlichen Reaktionen: So steigen Puls und Blutdruck nur kurz an – und fallen danach schlagartig ab. Das Gehirn wird so nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Es kommt zu Übelkeit, Schwindel und, im Extremfall, zu Ohnmacht.