Hallux – der große Zeh steht im Valgus – er ist zum Fußaußenrand hin orientiert und liegt in stark ausgeprägten Fällen über dem 2. Zeh. Dieser kann auch überlappend über dem Hallux zum Liegen kommen. Man spricht dann von einer overlapping toe deformity. Der Großzehenballen wird vom dem innen vergrößerten Mittelfußkopf gebildet. Show
Bei Druck durch den Schuh gegen den knöchernen Ballen bildet sich ein Schleimbeutel zwischen Haut und Knochen. Kalte Temperaturen und zusätzlicher Druck können zum Frostballen führen. Es kann ein Loch in der Haut entstehen, Flüssigkeit tritt aus dem Schleimbeutel aus.
DEFINITIONHallux (lat.): Großzehe Der Ballen wird von der Erweiterung des Gelenkkopfes des 1. Mittelfußknochens gebildet – zusammen mit der Abweichung des 1. Mittelfußknochens nach innen (Metatarsus primus varus). Das Gelenk im Übergang zur Fußwurzel ist vermehrt beweglich, der 1. Mittelfußknochen wandert nach innen und der große Zeh kippt nach außen. Enge, spitz zulaufende Schuhe in Verbindung mit hohen Absätzen und eine z.B. familiäre Veranlagung begünstigen die Ausbildung der Fehlstellung. Der Großzehenballen mit Rötung der Haut und einem darunter liegenden Schleimbeutel stört etwa jede zweite Frau im Alter von 50 Jahren, aber auch schon Mädchen unter 20 Jahren leiden darunter. Männer sind selten betroffen (Verhältnis M/F 1:10). 1 GROSSZEHENGRUNDGELENK KONSERVATIVE MÖGLICHKEITENKräftigende Übungen für die Zehenspreizung und begradigende Schienen werden zur Behandlung der leichten Fehlstellung empfohlen. Beim Hallux valgus kommt es sehr häufig auch zur Überlastung der Mittelfußköpfe 2 und 3. Auch findet sich häufig eine Rückfuß-Knickfuß-Komponente, die bis zu einer deutlichen Plattfuß-Stellung führen kann. Gegen Mittelfußschmerzen können unterstützende Einlagen ergänzend zu den Übungen helfen. Die Fehlstellung des Hallux wird durch Einlagen aber nicht beeinflusst. Die Knick-Plattfußkomponente kann durch stimulierende Einlagen – Propriozeptive Einlagen – günstig beeinflusst werden. Die Kräftigung der Fußmuskulatur kann durch gezielte Übungen sowie Ausrichtungsbandagen, Tapeanlagen oder Schienen unterstützt werden. Auch das Barfußlaufen (barefootrunning) hat sicher bei vielen Problemen eine prophylaktische und gelegentlich beschwerdenlindernde Wirkung. Distale Metatarsale Osteotomie und Akin-OsteotomieFixierung durch Schrauben oder Drähte oder sich selber auflösende „Zuckerschrauben“. Nach L-förmiger Durchtrennung des Mittelfußknochens wird das Gelenk soweit nach seitlich verschoben, dass die Sesam-beine unter dem Gelenk wieder zentriert werden können. Stabilisiert wird der Knochen mit Stahl-Gewindedraht, Titanschrauben oder sehr gut erprobten und bewährten resorbier-baren Implantaten. Diese resorbierbaren Implantate bestehen aus einer Art Milchzucker (PLGA). Sie bewahren ihre Festigkeit so lange, wie es für die Heilung notwendig ist. Sie lösen sich etwa binnen eines Jahres auf. Ein möglicher zweiter Eingriff zu ihrer Entfernung entfällt. Wichtig ist die Stabilisierung der Kapselnaht, die zusätzlich den Sesambeinkomplex unter dem M 1 Kopf zentriert. Die Haut wird intracutan mit einem schnell auflösenden Faden genäht und verklebt, sodass eine feine nach einem Jahr kaum sichtbare Narbe entstehen kann (kosmetisch günstiger Wundverschluss). Fuß mit Hallux valgus vor der OP Röntgenbild vor der OP: Distale Metatarsale 1 Osteotomie (L-Austin) mit proximaler BandzügelungBei übermäßiger Beweglichkeit im Fußwurzelgelenk wird der Mittelfußknochen 1 mit dem Mittelfußknochen 2 mit einer Bandcerclage verbunden. Hierdurch wird die Anheilung der medialen Kapsel geschützt und die Gefahr des erneuten Auseinanderweichens des 1. und 2. Mittelfußknochens erheblich reduziert. Hiermit kann oftmals eine Lapidusarthrodese im Fußwurzelbereich vermieden werden. Distale Metatarsaleosteotomie L-förmige Knochendurchtrennung und Verschraubung mit resorbierbaren Zuckerschrauben (PLGA). NACHBEHANDLUNGHierzu geben die Spezialisten (aus dem OZA) folgende Punkte an:
Hinweis: Fuß mit gerade gestelltem Großzeh, 5 Jahre nach der Operation. Operativ korrigierter Hallux valgus, Longarm-Austin-, Akin-Osteotomie mit Bandcerclage Fusion zwischen Mittelfußknochen 1 und 2 Operative Therapie modifiziert nach LapidusBei ausgeprägten Fehlstellungen mit sehr großen Winkeln zwischen M1 und M2 sowie übermäßiger Mobilität der Mittelfußknochen zueinander und im Übergang von Mittelfuß zu Fußwurzel wählen wir diese Versorgung. Hier erfolgen zusätzlich differenzierte Eingriffe an den Weich-teilen (Sesambeine, Gelenkkapsel, Muskelansätze), um das Großzehengrundgelenk wieder normal auszurichten. Dann erfolgt korrigierende Versteifung von Gelenken am Übergang Fußwurzel zu Mittelfuß. Hiermit gewinnt der Fuß wieder seine verloren gegangene Stabilität des 1. und 2. Strahles. Alle Zehengelenke bleiben beweglich. Präperatives Röntgenbild: Hallux valgus, Metatarsus primus varus, dezentrierte Sesambeine, abgeheilte Ermüdungsfraktur M 2 Lapidusarthrodese: Fusion M1C1, M1M2, C1C2, M1C2 Für die Stabilisierung (Arthrodese) werden die Gelenkflächen der zu beweglichen oder falsch ausgerichteten Gelenke entfernt. Dies sind die Gelenke zwischen M1 und C1, C1 und C2 sowie basisnah M1 und M2. Gelegentlich auch C2 und C3. Die Gelenkflächen werden in optimierter Ausrichtung des Gesamtfußes aufeinander gestellt und z. B. durch eine Kombi-nation aus Schrauben und Platten stabil verbunden (Plantare Lapidusplatte). Dabei wird die notwendige Ausrichtung des Fußes am zentralen 2. Strahl wiederhergestellt. Hier kann in speziellen Fällen teilweise mit resorbier-baren Implantaten gearbeitet werden. Auch hier ist die Versorgung der Gelenkkapsel des Großzehengrundglieds inklusive Rezentrierung der Sesambeine wichtig. Hallux valgus bei Instabilität 4 Monate nach OP: Nachbehandlung nach LapidusarthrodeseDie Nachbehandlung erfolgt i. d. R. ebenfalls mit flachen Verbandsschuhen für 6 Wochen. Ideal ist dabei eine Entlastung 10-20 kg des operierten Fußes in den ersten 4 Wochen. Röntgenbild ap im Stehen vor Lapidusarthrodese Röntgenbild ap im Stehen nach Lapidusarthrodese Bis zum Abschluss der 10. Woche sollte längeres Gehen vermieden und eher Schuhe mit fester Sohle getragen werden. Zusätzlich ist zu beachten: Verhindern von Schwellung, aktivierende und kräftigende Übungen, Sprunggelenk und Zehengelenke dürfen und sollen bewegt werden! Röntgenbild seitlich im Stehen vor Lapidusarthrodese Röntgenbild seitlich im Stehen nach Lapidusarthrodese Versteifung Großzehengrundgelenk |