Gebeine Heilige Drei Könige Kölner Dom

Die Gebeine der "Heiligen Drei Könige" werden im Kölner Dom aufbewahrt. Die im Matthäusevangelium "Magier aus dem Osten" genannten Männer hatten als erste den neugeborenen Jesus als Sohn Gottes angebetet. Ihre sterblichen Überreste wurden am 23. Juli 1164 vom Kölner Erzbischof Rainald von Dassel als Kriegsbeute aus dem eroberten Mailand an den Rhein gebracht. Letztlich entstand ihnen zu Ehren der gotische Dom.

Für die kostbaren Gebeine wurde der Dreikönigenschrein in Auftrag gegeben, nach Expertenmeinung der größte und wertvollste mittelalterliche Reliquienbehälter. Der auf Goldschmiedemeister Nikolaus von Verdun zurückgehende Schrein entstand zwischen 1185 und 1220. Er wurde mehrfach beschädigt, verändert und restauriert. Der 1,53 Meter hohe, 1,10 Meter breite und 2,20 Meter lange Sarkophag in Basilikaform ist mit zahlreichen Figuren und Verzierungen aus Gold, Silber, Email, Edelstein und Halbedelstein geschmückt. Er befindet sich auf einem Podest hinter dem Hochaltar.

Indes wird die Echtheit der im Schrein enthaltenen Reliquien der "Heiligen Drei Könige" von Wissenschaftlern bezweifelt. Der Legende nach entdeckte Kaiserin Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, im vierten Jahrhundert im Heiligen Land das Kreuz Christi ebenso wie die Gebeine der Weisen aus dem Morgenland. Bestattet wurden sie demnach in Konstantinopel in der späteren Hagia Sophia. Angeblich gelangten die Knochen durch den Heiligen Eustorgius nach Mailand. Doch erst Berichte aus dem 12. Jahrhundert und später wissen von Auffindung und Überführung der heiligen Männer, die im übrigen nie offiziell heiliggesprochen wurden, deren Zahl wohl im Rückschluss auf die drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe angenommen wird und die vermutlich keine Könige, sondern Gelehrte waren. (KNA)

Schulter an Schulter drängen sich Besucher vor einer samtig roten Kordel im Kölner Dom. Das Handy weit nach vorne gereckt, versuchen sie so nah wie möglich an den riesigen goldenen Schrein direkt vor ihnen zu gelangen. Hunderte Male fotografieren sie die prächtigen Kronen, die hinter einem Gitter in dieser Art Sarkophag liegen. Schemenhaft erkennt man, dass die Kronen auf drei menschlichen Schädeln ruhen.

Reliquien erinnern an Vorbilder

"Wir sind extra gekommen, um uns das anzusehen", erzählt eine Frau aus dem 60 Kilometer entfernten Waldbröl. "Das ist sehr interessant", pflichtet ihr Ehemann bei. Bei den Schädeln soll es sich um die sterblichen Überreste der Heiligen Drei Könige handeln. Zum ersten Mal zeigt sie der Dom eine volle Woche - vom Dreikönigstag am Montag und noch bis zum Sonntag.

Reliquien nennt die katholische Kirche die Knochen von Heiligen - oder auch andere Gegenstände wie persönliche Kleidungsstücke -, die sie in ihren Kirchen zeigt. "Das ist die Erinnerung an Menschen, die real gelebt haben, real gestorben sind und von denen ich glaube, dass sie auch nach ihrem Tod real bei Gott leben", erklärt Domdechant Robert Kleine und zieht einen Vergleich zum Fußball. "Nach Fußballspielen ziehen Spieler ihr verschwitztes Trikot aus und schmeißen das zu den Fans", sagt er. Die Parallele zur Reliquie: "Ich habe etwas, das mich an ein Vorbild erinnert."

Brauchtumsexperte: Ohne Reliquien hätte sich Köln nicht so gut entwickelt

Die Überreste stellen also eine symbolische Verbindung zu den Heiligen im Himmelreich her. Im Mittelalter waren die Knochen außerdem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wie Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti erklärt: "Sie zogen Menschen aus allen Himmelsrichtungen an. Die wollten nicht nur beten, die mussten auch übernachten und verköstigt werden." Ohne Reliquien hätte sich Köln nicht so gut entwickelt, schätzt Becker-Huberti, zumal die Stadt nicht nur mit den Heiligen Drei Königen sondern auch mit weiteren Knochen, wie etwa die der Heiligen Ursula aufwarten konnte. "Damit haben die ein Bombengeschäft betrieben", sagt der Brauchtumsforscher.

1164 kamen die drei Schädel von Mailand nach Köln. Um der Pilgerschar Herr zu werden und die Reliquien würdig zu präsentieren, wurde der alte Dom zurückgebaut und ab 1248 ein neuer errichtet. Das Weltkulturerbe Kölner Dom gäbe es ohne die Knochen in dem goldenen Schrein also vermutlich gar nicht.

Auch heute zählen die Gebeine laut Becker-Huberti zu den bekanntesten Reliquien der Welt. Etwa drei Meter Luftlinie und eine Glasvitrine trennen die modernen Pilger mit ihren Smartphones von den Schädeln mit ihren Kronen. Normalerweise wird nur für den Dreikönigstag, den 6. Januar, eine trapezförmige Platte von dem Schrein entfernt und so das Gitter mit Reliquien freigelegt. "Wir möchten die Heiligen Drei Könige mehr in den Blick nehmen", sagt Domdechant Kleine. Deshalb habe sich das Domkapitel entschieden, den Schrein auch in den kommenden Jahren bis zum Sonntag nach Dreikönig geöffnet zu lassen.

Fingerzeig auf Weihnachten

Die Strategie scheint aufzugehen: Besucher um Besucher drängen sich vor der roten Kordel und machen Fotos. Kleine schätzt, dass jeden Tag einige hundert Menschen zusätzlich in den Dom kommen, um die Knochen zu sehen. "Das ist toll", sagt ein Grundschüler aus der Eifel, der die Gebeine zusammen mit seiner Klasse anschaut. "Ehrlich gesagt, finde ich das ein bisschen furchteinflößend", erklärt hingegen eine Touristin aus Marokko, die eher zufällig an den Reliquien vorbeigelaufen ist.

Ob es sich bei den Schädeln wirklich um die drei Weisen aus dem Osten handelt, die laut Matthäus-Evangelium einem leuchtenden Stern gefolgt und so zum Jesuskind gelangt sein soll, ist übrigens umstritten. "Einen handfesten Beweis haben wir natürlich nicht", sagt auch Domdechant Kleine. "Aber es gibt diese lange Tradition." Bereits im 4. Jahrhundert seien die Knochen verehrt worden und besäßen damit eine Wirkungsgeschichte. "Eigentlich sind sie ein Fingerzeig darauf, was wir Weihnachten gefeiert haben", erklärt Kleine. "Nämlich dass Gott Mensch geworden ist in diesem Jesus von Nazareth."

Sind die Gebeine der Heiligen Drei Könige wirklich in Köln?

Reliquien. Über den Ursprung der Dreikönigs-Reliquien und ihre Verehrung liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Der Überlieferung zufolge soll die hl. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, um das Jahr 326 von Konstantinopel nach Palästina gereist sein, dort die Reliquien aufgefunden und an sich genommen haben.

Wo befinden sich die Gebeine der Heiligen Drei Könige?

Die Gebeine der Könige sollen im Dreikönigsschrein im Kölner Dom liegen. Wer die "Könige" heute besuchen will, muss gar nicht so weit fahren. Nach katholischer Überlieferung liegen ihre - sowie weitere - Gebeine in einem goldenen Schrein im Kölner Dom, dem Dreikönigenschrein.

Welche Gebeine liegen im Kölner Dom?

Heilige Drei KönigeDer Dreikönigenschrein im Kölner Dom Nach einigen Umwegen: Die heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, soll die Gebeine der drei Könige auf einer Pilgerfahrt um 326 in Palästina entdeckt und mit nach Konstantinopel genommen haben.

Wer liegt im dreikönigsschrein?

Kleine: Die Knochen, die im Dreikönigenschrein liegen, wurden von der Kaiserin Helena als die Reliquien der Heiligen Drei Könige gefunden. Die wurden dann nach Konstantinopel gebracht, später nach Mailand und 1164 nach Köln.