Wieviel Strom verbraucht ein Fernseher im Standby

Wieviel Strom verbraucht ein Fernseher im Standby

Was bringt es, Geräte nicht im Standby-Modus laufen zu lassen, sondern komplett auszuschalten?

picture alliance ; Dominik Schmitt

Ich habe mich angesichts der aktuellen Inflation gefragt, was ich sparen könnte, wenn ich meinen Fernseher und andere Alltagsgeräte nicht ständig im Standby-Modus laufen lasse, sondern abschalte.

Die Rechnung ist simpel, ihr müsst nur den Stromverbrauch eures Geräts wissen und könnt dann die jährlichen Kosten ausrechnen.

In meiner Wohnung kosten mich meine elektronischen Geräte insgesamt 130 Euro pro Jahr.

Die Strompreise sind laut Statistischem Bundesamt bereits um 16 Prozent gestiegen und viele Versorger reichen die steigenden Energiekosten an die Kunden weiter. Neukunden müssen mit deutlich höheren Stromkosten rechnen als noch vor einem Jahr. Wie viele Verbraucher in Deutschland frage auch ich mich aktuell: Wie kann ich jetzt Strom sparen?

Bringt es etwas, seine elektronischen Altgasgeräte auszustecken und wie viel Strom verbrauchen sie tatsächlich im Standby-Modus? Ich habe ausgerechnet, wie viel Geld ich so im Jahr sparen könnte und erkläre euch, wie auch ihr das ausrechnen könnt.

Im Durch­schnitt „schlafen“ Fernseher 20 Stunden täglich im stromsparenden Standby. Ob sie in dieser Zeit vom Nutzer unerkannt Strom ziehen, haben wir mit Spitzenmodellen von LG, Panasonic, Philips, Samsung und Sony geprüft. Im Test beob­achteten wir Wach­phasen mit bis zu 50 Watt Verbrauch. Verhindern können Nutzer das nur bedingt.

Bald kommt das neue Energielabel

Wieviel Strom verbraucht ein Fernseher im Standby

© Stiftung Warentest

Aufgepasst beim Fernseherkauf: Die Geräte tragen ab März 2021 ein neues Energielabel. Das Etikett der EU mit den bunten Balken gibt die Energieeffizienz­klasse an. Wer Strom sparen will, achtet darauf.

Das ändert sich. Die Top-Effizienz­klassen mit Pluszeichen wie A+++ fallen weg, die beste Klasse heißt dann A. Damit Spielraum für Inno­vationen bleibt, werden bestehende Geräte ab März herunter­gestuft, etwa von A+++ auf B. Neu ist ein QR-Code auf dem Etikett, über den sich per Handy Zusatz­infos abrufen lassen. Ausgewiesen wird bei Fernsehern auch der höhere Verbrauch im HDR-Modus, in dem Bilder kräftigere Farben und Kontraste haben.Preistreiber auto­matisches Aufwachen

Schlappe 0,5 Watt, Strom für ziemlich genau einen Euro jähr­lich, erlauben die Anforderungen der EU an die umwelt­gerechte Gestaltung von Fernsehern im Standby. Dafür muss aber nicht einmal ein Empfänger installiert sein. Wir dagegen maßen bei fünf Topmodellen aus unserem interna­tionalen Gemein­schafts­test (nicht alle sind in unserer Test-Datenbank Fernseher enthalten) die Leistungs­aufnahme im Standby, jede Sekunde einmal, über 24 Stunden und vor allem praxis­nah nach einer „voll­ständigen Installation“. Dafür richteten wir Kabeltuner und WLan ein, schlossen einen Blu-ray-Spieler an und akti­vierten oder installierten Apps für YouTube und Netflix. Das erhöhte den Standby­verbrauch des Philips gar nicht – er war mit 0,72 Watt aber höher als beispiels­weise der des LG (0,3 Watt). Der „REM-Schlaf“ des Sony dagegen – Gehirn wach, aber nichts rührt sich – erhöht den Standby­verbrauch auf 2,4 Watt. Dem Geldbeutel schaden die höheren Strom­kosten von rund 3 Euro jähr­lich wahr­scheinlich weniger als der um etwa 10 Kilowatt­stunden höhere Jahres­strom­verbrauch der Umwelt.

Von wegen Ruhe­zustand: TV lauert auf Einschalt­signale

Von Anbietern hörten wir, dass Fernsehgeräte in Ruhephasen nach Updates suchen oder Einbrenn­effekte etwa von immer an der gleichen Stelle einge­blendeten Senderlogos ausmerzen könnten. Deshalb erscheint das Trennen der Fernseher vom Stromnetz allenfalls während längerer Abwesenheit sinn­voll, etwa im Jahres­urlaub. Eine für den erhöhten Strom­verbrauch verantwort­liche Funk­tion ist meist „Wake on Lan“ (WoL, zu deutsch etwa: aufwecken übers Netz): Nach einer voll­ständigen Installation horchen Fernseher permanent auf Einschalt­signale. Diese kommen vom Smartphone oder aus dem Heimnetz­werk – etwa vom Computer, der ein Streaming-Video über den Fernseher wiedergeben soll. Die Komfort­funk­tion WoL können Nutzer meist abschalten. Das spart je nach Marke unterschiedlich viel. Wir haben es geprüft.

LG OLED55C7V: Moderater Mehr­verbrauch nach voll­ständiger Installation

Der LG-Fernseher akti­vierte „Wake on Lan“, WoL, bei Installation der YouTube-App auto­matisch, wies allgemein darauf hin, dass sich dies womöglich auf den Strom­verbrauch auswirke und die Nutzer diese Funk­tion deaktivieren könnten. Damit würden sie unserer Messung nach rund 25 Cent pro Jahr sparen: Bei voll­ständiger Installation ermittelten wir knapp 0,9 Kilowatt Mehr­verbrauch pro Jahr im Vergleich zur minimalen Installation (Werk­szustand ohne Internet, aber Kabeltuner akti­viert und Fernseh­kabel ange­schlossen). Der Anstieg des Standby-Verbrauchs resultiert aus den Last­spitzen bis zu 1,22 Watt vor allem in einem Zeit­slot etwa acht Stunden nach Umschalten in Standby (durch­schnitt­licher Standby-Verbrauch: 0,3 Watt). Bei minimaler Installation über­stiegen die kurzen Last­spitzen kaum die 0,5-Watt-Marke. Im Durch­schnitt kam der LG dann auf 0,18 Watt im Standby.

Panasonic TX-55EZW954: Verbrauch nur unwesentlich höher

Dieser Panasonic akti­vierte WoL bei der ersten Nutzung der YouTube-App auto­matisch, informierte vage über den dadurch möglicher­weise erhöhten Strom­verbrauch und präzise darüber, wie Nutzer diese Komfort­funk­tion abschalten können. Bei voll­ständiger Installation stieg der Standby-Verbrauch um etwas mehr als ein Kilowatt pro Jahr (etwa 29 Cent). Neben dem über die gesamte Zeit leicht erhöhten Standby­verbrauch traten etwa 15 beziehungs­weise 20 Stunden nach Umschalten in den Standby-Modus zwei kurze Last­spitzen bis zu 2,1 Watt auf. Bei minimaler Installation ging keine Last­spitze über 1,5 Watt. Insgesamt stieg der durch­schnitt­lichen Standby-Verbrauch von 0,36 auf 0,5 Watt.

Philips 55PUS6482: Wird morgens ziemlich wach

Dieser Philips-Fernseher bietet keinen „Schalter“ für WoL und änderte nicht den Verbrauch nach Akti­vierung des WLan (Netz­werk­installation). Unabhängig von der Installations­art stieg der Strom­verbrauch zweimal auf 10 bis 12 Watt: um 5 Uhr für rund 40 Minuten und um 7 Uhr für 20 Minuten. Unsere Prüfer vermuten, dass der Fernseher sich hierbei einschaltet und dunklem Bild nach Updates sucht. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt. In beiden Szenarien ermittelten wir einen durch­schnitt­lichen Standby­verbrauch von 0,72 Watt.

Samsung QE55Q8CAMT: Standby-Verbrauch mehr als verdreifacht

Der Samsung während der Netz­werk­installation nicht WoL. Einen Hinweis auf dadurch erhöhten Strom­verbrauch und dagegen wirkende Abschalt­möglich­keiten gab er nicht, obwohl das hilf­reich wäre: Die Anzahl der schon bei minimaler Installation für den Samsung charakteristischen Leistungs­spitzen von rund vier Watt stieg bei voll­ständiger Installation deutlich und trieb den Standby-Verbrauch auf 0,94 Watt statt 0,27 Watt bei minimaler Installation. Der Mehr­verbrauch beläuft sich auf fast 5 Kilowatt­stunden jähr­lich (knapp 1,40 Euro). Eine Erklärung für die vermehrten Aktivitäten nach einer Netz­werk­installation fanden wir nicht.

Fernseher im Test Testergebnisse für 347 Fernseher

Sony KD-55A1: Schläft schlecht ein, wacht öfter auf

Dieser Sony über­raschte uns. Bei minimaler Installation zog er nach dem Abschalten (Standby) für eine geschlagene Stunde mehr als 20 Watt. Nur drei Stunden später schnellte die Leistungs­aufnahme 5 Minuten lang sogar auf fast 50 Watt. Positiv: Bei voll­ständiger Installation akti­vierte dieser Sony nicht die Funk­tion WoL. Er wies die Nutzer auf diese Option hin, allerdings ohne Hinweis auf den dann höheren Standby­verbrauch. Der stieg von 1,05 auf 2,4 Watt, weil die für dieses Gerät üblichen 20-Watt-Leistungs­spitzen nun nicht mehr etwa halb­stündlich, sondern alle 5 Minuten auftraten. Zwar entfiel infolge der voll­ständigen Installation der hohe Verbrauch in der ersten Stunde nach dem Abschalten, doch insgesamt ermittelten wir einen Mehr­verbrauch von fast zehn Kilowatt­stunden pro Jahr (knapp 2,80 Euro).

Stan­dard­test für die Daten­bank vs. Lang­zeit­beob­achtung

Damit die jähr­lich mehr als 100 Fernsehgerätetests bezahl­bar und das Ergebnis vergleich­bar bleibt, prüfen wir den Standby-Verbrauch prinzipiell nach den Anforderungen der EU. Die Leistungs­aufnahme in Betrieb dagegen ermitteln wir mit praxis­nahen Bild­einstel­lungen. Unser Kalkül: Der hohe Verbrauch beim Fernsehgu­cken wirkt sich stärker auf den Jahres­strom­verbrauch aus und sollte genauer ermittelt werden als der per se nied­rige Standby-Verbrauch. Unterm Strich glichen sich die realitäts­ferne Vorgabe zum Ermitteln des Standby­verbrauchs und die praxis­nahe Ermitt­lung der Leistungs­aufnahme beim Panasonic ganz und bei LG, Philips und Samsung zumindest beinahe aus. Sony zog im realitäts­nah ermittelten Standby­verbrauch deutlich mehr Strom, was den Jahres­strom­verbrauch um knapp 10 Prozent erhöht.

Fazit

Wer auf den Komfort des auto­matischen Anschalten des Fernsehers beim Start einer Smartphone-App verzichten kann, sollte die Funk­tion WoL deaktivieren – falls der Fernseher diesen „Schalter“ bietet – und beim Sony gar nicht erst akti­vieren. Ein Fingertipp auf die Start­taste der TV-Fernbedienung bewirkt das Gleiche und schont die Umwelt. Ein Blick auf die absoluten Verbrauchs­werte und Kosten relati­viert aber das Ergebnis: Sony stieg nach voll­ständiger Installation zwar kräftig um fast 14 kWh auf 156 kWh Jahres­strom­verbrauch, doch so viel brauchte der Panasonic schon bei minimaler Installation. Samsung steuerte das insgesamt verbrauchs­güns­tigste Modell bei: Bei 20 Stunden Standby und 4 Stunden Fernsehen täglich kam er trotz der rund 5 kWh im Standby auf insgesamt nur 109 kWh im Jahr.

Soll man Fernseher komplett ausschalten?

Wenn du deinen Fernseher alle 10 Minuten an- und ausschaltest, ist der Standby Modus sinnvoll. Doch falls du deine Elektrogeräte eher selten nutzt, solltest du den Stecker ziehen. Insbesondere nachts ist das Deaktivieren des Ruhezustands sinnvoll. Folglich kannst du deine Stromkosten möglichst gering halten.

Wie viel kostet Standby im Jahr?

In einem durchschnittlichen deutschen Haushalt werden pro Jahr über 500 Kilowattstunden Strom durch Geräte im Standby-Modus verbraucht. Das ergibt bei einem Strompreis von 0,30 Euro pro Kilowattstunde schnell über 100 bis 150 Euro mehr im Jahr!

Sollte man den Fernseher nachts vom Strom trennen?

Moderne OLED-Fernseher etwa sollten angeschlossen bleiben, damit sie nachts einen Regenerationslauf für das Display durchlaufen können. Dem WLAN-Router schadet es zwar nicht prinzipiell, wenn man ihn Nacht für Nacht vom Netz trennt. Es ist aber nicht unbedingt notwendig und kann zudem unangenehme Nebenwirkungen haben.