Ein Alarmzeichen: Die Raucherquote geht hierzulande steil nach oben. Die meisten sind »Rückfällige«, berichten Suchtforscher. Sie haben allerdings auch eine positive Nachricht. Show 27.08.2022, 11.24 Uhr
Rauchen in Deutschland: In der Tabakkontrollpolitik international bei den Schlusslichtern Foto: Kay Nietfeld / dpaDer Anteil der Raucher in Deutschland ist einer Langzeitstudie zufolge seit Beginn der Coronapandemie deutlich gestiegen. Er liegt derzeit bei den Menschen ab 14 Jahren bei über einem Drittel (34,5 Prozent), wie aus der repräsentativen »Deutschen Befragung zum Rauchverhalten« (Debra) hervorgeht. Vor der Pandemie (Anfang 2020) waren es noch etwa 27 Prozent. Momentan rauchen also ein Viertel mehr Menschen als kurz vor der Pandemie.
Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagte der Epidemiologe und Debra-Leiter Daniel Kotz der Deutschen Presse-Agentur. Kotz, der an der Uniklinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt leitet, führt den Trend in erster Linie auf die Rückfälligkeit von Ex-Rauchern zurück, die im Zuge sogenannten Coronastresses wieder angefangen haben. Zu beobachten sei aber weiterhin, dass viele junge Leute in Deutschland gar nicht erst anfingen zu rauchen – anders als in den Siebziger-, Achtziger und Neunzigerjahren. »Erfreulich ist, dass immer weniger Jugendliche rauchen«, sagt auch Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) im westfälischen Hamm. »Bei den Erwachsenen beobachten wir aktuell leider einen gegenläufigen Trend.« Deshalb bleibe noch viel zu tun. »Auch in der Tabakkontrollpolitik zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern«, sagt Rummel. »Das Beispiel Neuseeland zeigt, dass es auch anders geht: Dort soll der Verkauf von Zigaretten langfristig ganz verboten werden. Eine nachhaltige Verringerung des Tabakkonsums gehört auch in Deutschland ganz oben auf die gesundheitspolitische Agenda.«
Krebsforscherin kritisiert RegierungKatrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg betont, der jüngste Anstieg des Anteils rauchender Menschen zeige, dass die deutsche Regierung weiterhin zu wenig tue. »Immer noch dürfen die Hersteller ihre tödlichen Produkte am Verkaufsort bewerben und sie rund um die Uhr an zahlreichen Automaten verkaufen. Rauchenden werden nicht genügend Anreize für einen Rauchstopp geboten, und sie erhalten zu wenig Unterstützung beim Ausstieg. Zudem bringen die Hersteller zunehmend neue Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel auf den Markt.« Da die Produkte abhängig machten und ein Gesundheitsrisiko seien, müssten auch sie streng reguliert werden. »Andere EU-Länder wie Irland oder Finnland sind Deutschland diesbezüglich weit voraus.« Dort gebe es seit etlichen Jahren klare Präventionsstrategien. Dadurch habe dort der Anteil rauchender Menschen weit unter 20 Prozent gesenkt werden können. Wie viele Leute Rauchen in Deutschland 2022?Düsseldorf. Ein Drittel qualmt: Der Anteil der Raucher in Deutschland steigt weiter. Er liegt derzeit bei den Menschen über 14 Jahren bei fast 33 Prozent, wie aus der repräsentativen Langzeitstudie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) hervorgeht.
Wie viele Zigaretten pro Tag sind ok?Aber jede Zigarette schadet dem Körper, nicht nur eine ganze Packung. Tabakrauch enthält Stoffe, die Krebs erzeugen können. Und für diesen Inhalt gibt es keinen unteren Grenzwert. Schon eine einzige Zigarette am Tag erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Wie viele Menschen auf der Welt Rauchen?Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) belief sich die Zahl der Raucher im Jahr 2020 weltweit auf rund 991 Millionen.
Wie viele Menschen Rauchen auf der Welt 2022?Der Konsum von Nikotin, das im Tabakrauch enthalten ist, birgt zudem das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit. Jedes Jahr sterben deutschlandweit schätzungsweise 143.000 Menschen an den Folgen des Rauchens - weltweit sind es über 7,6 Millionen Menschen.
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