Wie lange sollte man höchstens die Pille nehmen?

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Artikel von: STEFFI MORCINEK veröffentlicht am 21.07.2010 - 00:28 Uhr

Seit 50 Jahren wird mit ihr verhütet, sie hat unser Sexleben revolutioniert – die Pille. Doch wie sicher ist sie? Wie gefährlich ist es, sie über einen langen Zeitraum einzunehmen? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen zum sichersten Verhütungsmittel.

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Wie viele Frauen nehmen die Pille?

In Deutschland verhüten sechs Millionen Frauen mit der Pille. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind das 55 Prozent der Frauen zwischen 20 und 44, bei den 20- bis 29-Jährigen sogar 72 Prozent. Und auch 87 Prozent der 14- bis 17-jährigen Mädchen mit sexueller Erfahrung gaben an, schon einmal die Pille als Verhütungsmittel genutzt zu haben.

Wie wirkt die Pille?

Die Pille (orales Kontrazeptivum) hemmt den Eisprung, verändert den Schleimpfropfen im Gebärmutterhals. Spermien können schwerer zur Gebärmutter durchdringen, das Einnisten einer befruchteten Eizelle wird praktisch unmöglich.

Welche Pillen-Arten gibt es?

• Die Mikro- oder Kombinationspille enthält ein Östrogen (Ethinylestradiol) und das Gelbkörperhormon Gestagen. Das Östrogen sorgt für die Stabilisation des Zyklus, Gestagen wirkt verhütend. Man unterscheidet Einphasenpillen, Zwei- und Dreistufenpräparate. Die Einphasenpille enthält jeweils die gleiche Hormonmenge, damit lässt sich z. B. auch die Regelblutung verschieben.

Bei den Zwei- und Dreistufenpräparaten ist die Hormondosierung innerhalb eines Zyklus unterschiedlich. Die genaue Einnahme-Reihenfolge muss eingehalten werden. Wird die Einnahme einer Mikropille versäumt, kann dies innerhalb von zwölf Stunden nachgeholt werden, ohne den Schutz zu verlieren. Es dürfen aber nicht mehr als 36 Stunden zwischen zwei Einnahmen liegen.

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• Minipillen enthalten nur ein Gestagen, greifen nicht in die Ei-Reifung ein, normalerweise findet ein Eisprung statt. Die Wirkung der Pille ist auf die Veränderung des Schleimpfropfens am Gebärmutterhals zurückzuführen. Außerdem wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert. Besonders für stillende Frauen geeignet.

Wann und wie sollte ich die Pille einnehmen?

Beim ersten Mal ab dem ersten Blutungstag, danach regelmäßig drei Wochen, immer zur selben Tageszeit. Idealerweise direkt vor dem Zubettgehen.

Können auch schon junge Mädchen die Pille nehmen?

Ja, der Frauenarzt verschreibt niedrig dosierte Pillen auch bei sehr jungen Mädchen, falls die Periode unregelmäßig kommt, dabei starke Schmerzen entstehen. Auch bei Hautproblemen können bestimmte Pillen (antiandrogene Pille) helfen.

Verhütungsmethoden ohne Pille

  • Vaginal-Ring

    Wird in die Scheide eingeführt, bleibt dort für 21 Tage, gibt Hormone ab. Besonders für Frauen mit Magen-Darm-Krankheiten geeignet. Kosten: ca. 44 Euro für drei Monate.

  • Spirale

    Es gibt Hormon- und Kupferspiralen. Sie werden vom Frauenarzt direkt in der Gebärmutter eingesetzt, können dort bis zu fünf Jahren bleiben. Kosten: zwischen 160 und 350 Euro.

  • Hormonstäbchen

    Das 4 cm lange und 2 mm breite Stäbchen wird unter die Haut am Oberarm implantiert, kann bis zu drei Jahren dort bleiben, gibt ein Gelbkörperhormon ab. Kosten: ca. 350 Euro.

  • Frauenkondom

    Das einzige ­Verhütungsmittel, mit dem sich Frauen selbst vor Geschlechtskrankheiten schützen können. Wird in die Scheide eingeführt, nach dem Sex entfernt. Kosten: ca. 5–15 Euro.

  • Kondom

    Wird über den Penis gestülpt, fängt die Samenflüssigkeit auf. Schützt vor Geschlechtskrankheiten, kann nur einmal verwendet werden. Kosten: 5er-Packung ab ca. 3 Euro.

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Welche Nebenwirkungen hat sie?

Es kann zu Brustspannen, Übelkeit und Zwischenblutungen kommen. Vor allem Raucherinnen müssen aufpassen, laut Studien ist bei Ihnen die Thrombosegefahr erhöht. Positiv: Die Gefahr eines Krebses der Eierstöcke oder der Gebärmutterschleimhaut wird durch die Pilleneinnahme verringert.

Ist es gefährlich, über einen längeren Zeitraum die Pille einzunehmen?

Studien haben gezeigt, dass bei längerer Pilleneinnahme ab fünf Jahren die Gefahr, an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zu erkranken, ums 1,9-Fache erhöht ist. Dies hängt mit den Humanen Papillom-Viren zusammen, die etwa 80 Prozent der sexuell aktiven Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens bekommen. Dazu kann die Pilleneinnahme einen ungünstigen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko entwickeln.

Was passiert, wenn ich eine Pilleneinnahme vergessen habe?

Dann ist der empfängnisverhütende Schutz verringert, Sie sollten zusätzliche Verhütungsmethoden (Kondom) anwenden. Aber: Unbedingt die vergessene Pilleneinnahme nachholen, sonst kann es zu Zwischenblutungen kommen. Wichtig: die Pille wie gewohnt weiternehmen.

Was ist eigentlich die „Pille danach“?

Ein hochdosiertes, gestagenhaltiges Medikament, das eine Befruchtung der Eizelle auch bis zu fünf Tage nach dem Sex verhindert. Kann nur vom Arzt verschrieben werden.

Gibt es Medikamente, die den Empfängnisschutz vermindern?

Ja, vor allem Antibiotika oder Psychopharmaka können die empfängnisverhütende Wirksamkeit beeinflussen. Sprechen Sie die Einnahme unbedingt mit ihrem Arzt ab. Um sicherzugehen, verwenden Sie zur Pille bei jedem Sex ein Kondom. Außerdem aufpassen bei Dauer-Durchfall oder Erbrechen innerhalb der ersten drei bis vier Stunden nach der Pillen-Einnahme. Es kann sein, dass der Körper die Wirkstoffe noch nicht aufgenommen hat, der Verhütungsschutz verloren geht.

*Fachliche Beratung: Dr. Christian Albring (58), Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (www.frauenaerzte-im-netz.de)

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Was passiert wenn man die Pille zu lange durch nimmt?

Die Langzeiteinnahme der Pille kann zyklusabhängige Beschwerden lindern und führt dazu, dass die Blutung aus bleibt. Dadurch wird der Verhütungsschutz noch höher. Risiken und Nebenwirkungen stimmen nach bisherigen Erkenntnissen mit denen einer regulären Einnahme überein. Anfangs können Zwischenblutungen auftreten.

Wie lange sollte man die Pille nehmen Jahre?

Wenn Frauen die Pille länger als fünf Jahre nehmen, bekommen sie etwas häufiger Gebärmutterhalskrebs. Etwa eine von 1000 Frauen, die 10 Jahre lang die Pille genommen haben, bekommt zusätzlich Gebärmutter- halskrebs. Nach dem Absetzen der Pille normalisiert sich das Risiko in den nächsten 10 Jahren wieder.

Was passiert wenn man 10 Jahre die Pille nimmt?

Spätestens 10 Jahre nachdem die Pille nicht mehr genommen wurde, ist das Risiko allerdings nicht mehr erhöht. Außerdem zeigte sich bei Frauen, die die Pille über eine lange Zeit einnahmen, eine leichte Steigerung des Risikos für Leberkrebs und für Gebärmutterhalskrebs.

Wie lange darf man die Pille noch nehmen?

Wird die vergessene Pille innerhalb von 12 Stunden noch eingenommen bleibt die Verhütung gewährleistet. Bei einem Fehler in der ersten Einnahmewoche (Dragee 1-7), sollte in den nächsten 7 Tagen zusätzlich ein Kondom verwendet werden. Danach besteht wieder Empfängnisschutz.