Am Sonntag endet die Normalzeit und wir kehren zur Sommerzeit zurück (GettyImages)
Am 27. März 2022 endet die Winterzeit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag beginnt die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) und wir stellen die Uhren dann um 2 Uhr eine Stunde vor. Jedes Jahr aufs Neue ärgern wir uns über die Zeitumstellung. Das hartnäckige Gerücht, dass wir mit der Zeitumstellung den Energiebedarf senken würden ist schon lange widerlegt. Aber warum stellen wir trotzdem noch die Uhren um? 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, drehte Deutschland als erstes Land der Welt an der Zeit - und stellte die Uhren eine Stunde vor. Der Grund damals: Das deutsche Reich wollte Energie sparen - oder vielmehr das "kriegswichtige" Material wie Kohlen und Petroleum. Nach deutschem Vorbild führten unter anderem auch die Briten und Franzosen die Sommerzeit ein, obwohl sie sich damals im Krieg mit Deutschland befanden. Das ewige Gerücht der EnergieeinsparungZur Freude der Menschen schaffte Deutschland die ungeliebte Kriegsmaßnahme 1919 wieder ab - bis sie im Zweiten Weltkrieg 1940 erneut in Erwartung einer Energieeinsparung wiedereingeführt wurde. Auch andere Länder verabschiedeten sich wieder von der Sommerzeit. Lediglich Großbritannien hielt daran fest. 1949 einigten sich die Alleierten schließlich darauf die Sommerzeit in Deutschland abzuschaffen. Dieses Versprechen hielt nur 30 Jahre. Die Ölkrise von 1973 bewegte Frankreich dazu, die Sommerzeit in Jahr 1976 wiedereinzuführen um Energie zu sparen. Andere Länder folgten. Dies führte dazu, dass es innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), dem Vorläufer der EU, zu unterschiedlichen Zeitzonen kam, die den Binnenhandel und Verkehr belasteten. Deswegen folgte bis 1981 die Einführung der Sommerzeit in allen mitteleuropäischen Staaten. Der wahre Grund für die erneute Einführung der Sommerzeit ist also nicht die Einsparung von Energie, sondern die Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes. Wir sind nicht alleinAuch außerhalb Europas gibt es Länder, die an den Zeigern drehen. Die meisten Länder befinden sich in der gemäßigten Klimazone. Am Äquator zum Beispiel schwankt der Sonnenaufgang um lediglich 20 Minuten gegen über der Tag-und-Nacht-Gleiche. Auch an den Polen ist das einmalige umstellen der Uhr um eine Stunde sinnlos. Hier scheint die Sonne im Sommerhalbjahr rund um die Uhr und im Winterhalbjahr überhaupt nicht. Nur in der gemäßigten Zone verlagert sich der Sonnenaufgang so, dass es Sinn macht die Uhren zu verstellen. Zu den Ländern, die im Sommer zur Sommerzeit wechseln, zählen unter anderem: alle Mitgliedsstaaten der EU, alle Balkanländer, sowie Kleinstaaten in Europa wie der Vatikan und Monaco. Auch die Schweiz und Norwegen haben sich dem EU Standard angepasst. Außerhalb Europas gibt es die Sommerzeit zum Beispiel in den USA (mit ein paar Ausnahmen), Brasilien, Australien, Namibia, einigen Karibikstaaten und Teilen des Nahen Ostens. Wobei besonders in stark religiös geprägten Staaten die Sommerzeit an religiöse Gegebenheiten angepasst werden. So setzt Marokko die Sommerzeit während des Ramadans aus. Winterzeit ade - Sommerzeit für immer?Da die ewige Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und umgekehrt sehr unbeliebt sind, gibt es immer wieder Bestrebungen von einzelnen Ländern die Umstellung abzuschaffen. So beschloss Beispielsweise Russland, 2011, auf die Rückkehr zur Winterzeit (Normalzeit) zu verzichten. Allerdings waren die Russen mit dieser Entscheidung nicht sehr glücklich. Sie wollten ihre alte, Normalzeit zurück. So kam es, dass 2014 eine Neue Reform der Zeit beschlossen wurde. Seitdem gilt in Russland das ganze Jahr über die Normalzeit. Auch in anderen europäischen Ländern sollte die Zeitumstellung längst abgeschafft sein. 2018 befragte die EU-Kommission die Bürger zu dem Thema. 84 Prozent waren in der nicht repräsentativen Konsultation für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. In Deutschland war die Zustimmung besonders groß. Der ehemalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete noch im gleichen Jahr im deutschen Frühstücksfernsehen ein Ende der Zeitumstellung: „Die Menschen wollen das, wir machen das“, sagte er. Das EU-Parlament stimmte dem daraufhin folgenden Vorschlag der EU-Kommission dann im März 2019 zu und sprach sich dafür aus, die Zeitumstellung 2021 abzuschaffen. Doch darauf warten wir bis heute. Abschaffung der Zeitumstellung auf unbestimmte Zeit verschobenDoch die Zeitumstellung gibt es immer noch. Seit über zwei Jahren liegt das Projekt mehr oder weniger auf Eis. Denn es hakt bei den EU-Ländern: Sie müssten klären, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Bislang haben die Regierungen im Rat der EU jedoch keine gemeinsame Position gefunden. Und suchen sie offenbar auch nicht mehr: Derzeit hat Slowenien den Vorsitz der EU-Staaten inne, eine Sprecherin teilte mit, es gebe „nichts Neues“ bezüglich der Zeitumstellung. Unter slowenischer Ratspräsidentschaft habe es seit Juli keine Debatte dazu gegeben. Ein Problem ist unter anderem, dass die Gefahr eines Flickenteppichs besteht: Wenn sich die Länder nicht einheitlich auf Sommer- oder Winterzeit einigen, könnte es etwa zu Problemen bei Fahrplänen und in anderen Bereichen kommen. Zudem sind die Auswirkungen für EU-Länder an den Rändern der Mitteleuropäischen Zeitzone nicht positiv: Käme die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3 Uhr hell. Die Zeitumstellung zweimal im Jahr dämpft diese Extreme. Eine gute Sache hat die Zeitumstellung. Ab Sonntag ist es abends wieder länger hell und so bleibt auch unter der Woche mehr Zeit, die Sonne nach Feierabend zu genießen. Das könnte Sie auch interessieren: Frauen leiden besonders unter der Zeitumstellung Zeitumstellung: So einfach merken Sie sich, in welche Richtung die Uhren gestellt werden Wann wurde die Sommerzeit in Europa eingeführt?Die Winterzeit startet: Uhren bitte eine Stunde zurückdrehen! Seit März gilt anstelle der „normalen“ mitteleuropäischen Zeit (MEZ) wieder die mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ).
Wann wird die Zeitumstellung in Europa abgeschafft?Auch das Europäische Parlament stimmte zu, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021. Doch die Mitgliedsstaaten zogen nicht mit.
Wie lange gibt es schon die Sommerzeit?Erst erfand man Zeitzonen, dann trickste man mit der Sommerzeit. Seit dem 6. April 1980 läutet der Wecker im Sommer wieder eine Stunde früher.
Welches Land in Europa hat keine Sommerzeit?In einem europäischen Land aber hat man sich dazu entschlossen, auf die Zeitumstellung zu verzichten: in Island. Weil das Land schon so weit oben im Norden liegt, will man die Sommerzeit dort nicht nutzen, um den Tag nicht noch früher künstlich um eine Stunde zu verlängern.
|