Wie Länge dauert ein Footballspiel netto?

Wahrscheinlich liegt es an Gestalten wie Joseph „Sepp“ Blatter, dass der Fußball unveränderlich, ja beratungsresistent ist. Blatter wollte in seiner Amtszeit als Verbandschef des Weltfußballs das Elfmeterschießen abschaffen, Pausen für taktische Anweisungen einführen oder das Tor größer machen, damit noch viel mehr Bälle reinpassen. Der Schweizer wurde für seine Vorschläge (größtenteils zu Recht) belächelt. Nichts davon ist umgesetzt worden.

Überhaupt haben sich bedingt durch derlei abstruse Vorschläge die Fußball-Puristen durchgesetzt. Regeländerungen beim Fußball, dem für viele schönsten aller Spiele, gelten als ketzerisch. Und wenn doch etwas passiert, wie etwa die Einführung des Videobeweises, wird darüber jahrelang mit einer Emotionalität und Ernsthaftigkeit diskutiert, als wären auch die nächsten zehn Weltmeisterschaften nach Katar vergeben worden.

Nun, bei der Weltmeisterschaft in Katar, wird das in der Regelspielzeit von 90 Minuten angesetzte Spiel teils endlos in die Länge gezogen. Die Nachspielzeit, mitunter insgesamt bis zu 25 Minuten, gerät derart lang, dass in einem schon der Gedanke reifen kann, vielleicht erst zur zweiten Hälfte reinzuschauen.

Die Idee hinter den vielen Zusatzminuten im Fußball: Dem Zeitspiel soll vorgebeugt werden. Wenn ein Spieler meint, die Führung seiner Mannschaft durch minutenlanges Bodenwälzen wegen einer sich anbahnenden Stauchung des kleinen Zehs über die Runden bringen zu müssen, soll konsequenter als bislang nachgespielt werden. Stichwort Netto-Spielzeit! Der schöne Nebeneffekt für den Milliardenbetrieb Fußball: Der Fußball respektive „der Content“ wird noch mehr. Und dieser lässt sich zu Geld machen.

Es gäbe aber eine charmantere und einfachere Lösung, dem Zeitspiel ein Ende zu machen: Die Zeit (vielleicht 60 Minuten) laufen lassen, wenn der Ball läuft. Die Zeit anhalten, wenn diskutiert, geschauspielert oder ehrlich auf dem Rasen vor Schmerzen gelitten wird. Viele andere Sportarten, sei es Basketball, Eishockey oder American Football, fahren gut damit. Eine Stunde netto wäre schöner als fast zwei Stunden brutto.

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American Football: eine Einführung

Beim American Football geht es im Wesentlichen darum, den Spielball durch Raumgewinn in die gegnerische „Endzone“ zu tragen oder dort zu fangen bzw. ihn mittels Kick durch die „Field-Goal-Stangen“ zu befördern. Jedes Team besteht aus drei sogenannten Units (Offensive, Defensive und Special Team). Diese stehen je abwechselnd am Feld. Bei Ballbesitz des Teams A stellt dieses beispielsweise die „Offense“ und Team B die „Defense“. In Österreich dauert ein Footballspiel 4 x 12 Minuten (Netto-Spielzeit).

SO WIRD GEPUNKTET

Die Offense des Teams, das sich in Ballbesitz befindet, versucht, den Spielball in die Endzone des Gegners zu befördern, um so einen „Touchdown“ (6 Punkte) zu erzielen. Dies passiert durch Raumgewinn, der auf folgende Arten erfolgen kann: Der Quarterback wirft den Ball zu einem anderen Spieler (meist Wide Receiver), der Running Back übernimmt den Ball vom Quarterback und versucht damit, so weit wie möglich zu laufen, oder der Quarterback wagt selbst einen Laufspielzug.

4 VERSUCHE FÜR 10 YARDS

Um so nahe wie möglich an oder im besten Fall in die Endzone zum kommen, muss die Offense den Ball über das Footballfeld bewegen. Sie hat vier Versuche („Downs“), um dabei mindestens 10 Yards (9,14 m) zu überbrücken. Die Defense versucht dies zu verhindern. Werden innerhalb der 4 Downs 10 oder mehr Yards erzielt, werden der Offense von dort aus 4 neue Downs zugesprochen.

TOUCHDOWN UND EXTRAPUNKT

Gelangt die Offense mit dem Ball tatsächlich in die Endzone, erhält sie 6 Punkte. Nach einem Touchdown erhält die Offensive sofort die Möglichkeit, diese Punktzahl zu erhöhen – den sogenannten Extrapunkt. Dabei versucht der Kicker des angreifenden Teams den Ball aus kurzer Distanz zwischen die Field-Goal-Stangen zu befördern. Gelingt dies, zählt der Touchdown 7 anstatt 6 Punkten. In einzelnen Fällen versucht die Offense auch eine sogenannte Two-Point-Conversion. Dabei wird anstelle des Extrapunktes ein weiterer Angriffsspielzug von der 3-Yard-Linie ausgeführt. Schafft man es beim ersten Versuch, den Ball erneut in die Endzone zu befördern (mittels Lauf oder Pass), gibt es statt einem Extrapunkt gleich 2: Der Touchdwon zählt insgesamt 8 Punkte.

PUNT VS. FIELD GOAL

Erreicht eine Mannschaft in den ersten 3 Versuchen nicht die notwendigen 10 Yards, ist ein regulärer 4. Versuch oftmals zu riskant, da dieser – sollte auch er scheitern – zu einer direkten Ballübernahme durch die gegnerische Offense an der Ballposition nach Beendigung des Spielzuges führt. Hat man es bereits nah genug an die gegnerische Endzone geschafft, wird ein Field-Goal- Versuch ausgeführt, bei dem der Kicker des Teams in Ballbesitz versucht, den Ball von der derzeitigen Position aus durch die Torstangen zu treten. Ist dies erfolgreich, erhält sein Team 3 Punkte. Ist man hingegen noch zu weit von der Endzone entfernt, als dass das Field Goal erfolgreich sein könnte, wird meist ein „Punt“ ausgeführt. Dabei tritt der „Punter“ des offensiven Teams den Ball (ähnlich wie beim Ausschuss eines Fußballtormannes) so weit wie mögich in die gegnerische Hälfte. Nun ist das gegnerische Team in Ballbesitz und startet (bei erfolgreichem Punt) von einer möglichst schlechten Feldposition aus.

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