Wie ist es ein Vater zu sein?

Martin Rachlinger  & Harald Burgauner

Über Väter, die ihrer Rolle nicht angemessen gerecht werden, die sich der Verantwortung entziehen, wurde bereits viel geschrieben. Weniger hört man von Männern, die aus ihren Fehlern gelernt haben, denen es gut gelingt, die Rolle des Vaters einzunehmen. Von Papas, die alltäglich Verantwortung für ihre Kinder übernehmen. Es ist die Mehrheit der Väter, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrnehmen und kompetent darauf reagieren.

Wir richten den Fokus auf die Bedürfnisse und Stärken der Väter, damit sie die Herausforderung, Vater zu sein, gut bewältigen können. „Gut genug ist das neue perfekt“, hat der Familientherapeut Jesper Juul Eltern empfohlen. Vater sein heute heißt, das Rollenbild des Vaters ständig weiter zu entwickeln. Die Herausforderung vor der Väter stehen, um im Alltag für ihre Kinder gut präsent zu sein, hat zwei Seiten. Wir nennen sie hier die „politische“ und die „persönliche“ Seite von Vaterschaft. Die politische Seite meint den sozialen und ökonomischen Kontext und die Rahmenbedingungen für Eltern. Was Familien brauchen, kann man in wenigen Sätzen zusammenfassen:

  • Gleicher Lohn für Frauen und Männer.
  • Wertschätzung für Erziehungszeit und gute Betreuungseinrichtungen.
  • Wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Müttern und Vätern nachhaltig abbauen.

Das sind Forderungen für die Gleichstellung der Geschlechter, von denen Mütter, Väter und Kinder profitieren würden. Aus der Erfahrung der Männerberatung vertreten wir die Ansicht, dass der Wert der gemeinsamen Lebenszeit mit Kindern höher bewertet werden muss. Den wesentlichen Unterschied zwischen Vätern und Müttern sehen wir in der strukturellen Ungleichheit der Geschlechter. Dadurch sehen sich nach wie vor (junge) Väter mit der Realität konfrontiert, mehr Zeit im Erwerbsleben und weniger Zeit in mit ihren Kindern zu verbringen. Ohne diese Ungleichheit würde die Diskussion über Väter anders geführt werden. Vor allem aber hätte es eine grundlegende Auswirkung auf die Kinder: Mehr Zeit, Beziehung und Fürsorge vom Vater. Bessere Rahmenbedingungen schaffen kann eine Gesellschaft, der Kinder wirklich am Herzen liegen. Nicht zuletzt brauchen Väter das Vertrauen der Mütter.

Dieses Vertrauen führt zur persönlichen Seite der Herausforderung. Jeder Vater muss seinen Weg gehen und individuelle Lösungen finden. Das geht nicht ohne Reflexion der eigenen Erfahrungen, eigener Rollenbilder, seiner Gefühle, seiner Stärken und Schwächen. Das Gespräch mit der Mutter des Kindes, anderen Vätern, den eigenen Eltern u.a. ist notwendig. Dabei sollten wir uns mehr den Geschichten des Gelingens zuwenden. Väter sollen mehr Gelegenheiten finden, wo sie von Beispielen hören, wie Probleme gelöst wurden.

Aus der Beratung von Vätern kennen wir das Bedürfnis nach mehr Kontakt und Beziehung zu den Kindern. Gleichzeitig gibt es eine große Ratlosigkeit, wie sie das erreichen können. Kontakt und Beziehung sind nur mit Gefühl herzustellen und zu pflegen. Das gelingt Vätern, wenn sie sich selbst vertrauen und Verantwortung übernehmen.

In der Beratung geben wir Vätern, manchmal den Tipp Tagebuch zu führen, um die innere Wahrnehmung zu schärfen. Es hilft eigenen Emotionen wahrzunehmen und die richtigen Worte zu finden. Das ist Vätern in schwierigen Situationen hilfreich.

Wenn der Kontakt zum Kind unmöglich erscheint, wirkt schreiben. Es ist aktive Kontakt Aufnahme, auch wenn das Kind die Zeilen erst Jahre später lesen kann.

Es kann helfen, Konflikte bedachter und ruhiger zu lösen. Mit Herz und Hirn ein guter Vater zu sein, erfordert viele Kompetenzen. Heute sind Männer freier, emotional intelligente Väter zu sein. Dadurch werden sie zu gleichwertigen Bezugspersonen für ihre Kinder.

Allgemeine Tipps für Väter von den Männerberatern:

  • Lass dich überraschen von deinem Kind und reagiere gefasst in schockierenden Situationen.
  • Zeig deine Freude und übe zu lächeln.
  • Lerne mit Enttäuschungen umzugehen und erkenne Trauer als wichtiges Gefühl.
  • Unsicherheit und Angst gehören dazu, denn sie schützen vor Gefahr und lassen dich sorgsam sein.
  • Sei ehrlich und klar in deinem Ärger, ohne abzuwerten.
  • Sei neugierig wie viele Lösungen es für Probleme gibt.
  • Was dir widerstrebt und deine Abneigung auslöst, hilft dir Grenzen zu erkennen.
  • Merke dir: Wenn du Deine Emotionen nicht offen wahrnehmen und steuern kannst, bist du gefährdet mit Gewalt eine Lösung zu suchen.

Wenn wir in diesem Artikel von Vätern schreiben, dann sind damit nicht nur biologische Väter gemeint, sondern auch jene, die eine väterliche Rolle im Leben von Kindern übernehmen. Sei authentisch, partnerschaftlich und finde zeitgemäße Lösungen!

Martin Rachlinger
Sozialarbeiter, Männerberater
Leitet das Männerbüro Salzburg
Katholische Aktion
www.maennerbuero-salzburg.at

Harald Burgauner
Erziehungswissenschaftler, Männerberater
Leiter der Beratungsstelle Männerwelten
Jugend am Werk Salzburg – GmbH
www.maennerwelten.at

Dieser Artikel wurde Veröffentlicht in:
Familienjournal des Landes Salzburg, Ausgabe März 2021, in Vorbereitung auf die Tagung Väter heute. Fachimpulse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine Kooperation von St. Virgil Salzburg und dem Land Salzburg.

Wie fühlt es sich an Vater zu werden?

Durch das Kind können Väter ganz neue Seiten an der Partnerin kennen und schätzen lernen und es entsteht eine neue Verbundenheit. Aber auch Frustration und andere negative Gefühle können auftreten. Sie werden am besten gemeistert, wenn beide aufmerksam sind und frühzeitig wahrnehmen, wenn etwas aus dem Lot gerät.

Wie verhält sich ein guter Vater?

So genannte gute Väter “nehmen das Kind ernst, begegnen ihm mit Zuneigung, Offenheit und Verständnis und widmen ihm Zeit” . Sie wenden keine Gewalt an und verzichten auf das “unkontrollierte Ausleben ihrer Affekte” , wird in der Studie klargestellt.

Wie ist ein Papa?

Im Gegensatz zu den verankerten Stereotypen sind die meisten Papas liebevoll, zuverlässig und aufmerksam. Um besser zu verstehen, wie Väter das selbst empfinden, haben wir 10 Papas aus der ganzen Welt gefragt, was das Papa-Sein für sie so besonders macht. Ihre Antworten sind berührend und überraschend zugleich!

Ist er ein guter Vater?

Er ist liebevoll Ein Kind braucht nicht nur einen Papa, der Geld für die Familie verdient. Es braucht vor allem Liebe, Verständnis und Unterstützung. Wenn er liebevoll im Umgang mit dir ist, dann wird er das höchstwahrscheinlich auch beim Nachwuchs sein.

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