Immerhin: Es gibt ein paar Termine mehr. Aber: Weiße Kästchen sorgen bei Online-Buchungsversuchen für Verwirrung. Und das Personal steht weiterhin unter Druck.
Bürgeramt in Spandau.imago
Berlin-Wer online einen Termin bei einem der Berliner Bürgerämter vereinbaren will, um zum Beispiel einen Ausweis zu verlängern, schaut auf viele weiße Kalender-Kästchen. Dabei sollten sie laut Legende eigentlich rot sein. Anklicken kann man sie jedenfalls nicht. „Es handelt sich nicht um einen technischen Fehler“, sagt Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg. Weiß bedeute einfach, dass es keine freien Termine gebe. Und Termine gebe es nicht, weil sich währen der Pandemie ein Rückstau gebildet habe. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bürgerämtern seien zudem aktuell mit dem Thema Wahlen beschäftigt, teilweise würden auch Räumlichkeiten durch das Wahlamt genutzt. „Es kommen mehrere Herausforderungen zusammen“, sagt Lühmann.
Simon Schreiner* war verwirrt, als er für die Beantragung eines Personalausweises keine farbliche Kodierung bei den Terminen vorfand. „Für mich war nicht ersichtlich, was frei ist und was nicht. Das war auch im Folgemonat so“, sagt er. Schreiner hatte zuvor einen Brief vom Bürgeramt bekommen, der ihn darüber informierte, dass sein Personalausweis abgelaufen sei. Diese Ordnungswidrigkeit könne mit bis zu 4000 Euro belangt werden. Auch telefonisch sei niemand zu erreichen gewesen, erzählt Schreiner. Schließlich habe er sich an eine E-Mail Adresse gewandt, die wie die Telefonnummer auf dem Schreiben angegeben war. Auf diesem Weg habe er schnell einen Termin bekommen. „Das war dann überhaupt kein Problem, während es mir online über eine Woche lang nicht möglich war, einen Termin zu vereinbaren“, sagt Schreiner.
Sara Lühmann, die Sprecherin, sagt, sie kenne das Problem, auch ihr Personalausweis sei abgelaufen. Wer morgens buche, habe bessere Chancen auf einen Termin. Und sie ergänzt: „Wir werden bis Ende des Jahres 15 neue Mitarbeiter:innen für die Bürgerämter einstellen, um die Terminsituation zu entspannen.“ Auch wenn online noch keine Entspannung sichtbar ist, die Zahlen sprechen dafür, dass es vorangeht: Berlinweit gab es laut Lühmann eine Steigerung von rund 115.000 Terminen im Mai auf rund 140.00 im Juli, mit weiterhin positiver Tendenz.
Auch in Mitte gibt man sich Mühe, das Terminstau-Problem zu lösen. Senat und Bezirk eröffneten im Rahmen eines Maßnahmenpakets zur Verbesserung der Terminsituation ein neues Bürgeramt in der Klosterstraße 71. „Der Standort wird bei Volllast über 23 Mitarbeitende verfügen. Gestartet sind wir mit zehn Kolleg:innen“, teilte Sprecher Philipp Moeller mit. „Die für gestern und heute freigeschalteten Termine – je 200 – waren sehr schnell weggebucht.“ Über die Wahl des Standortes und den Eröffnungszeitpunkt habe die Senatsverwaltung für Inneres entschieden, welche auch die Finanzierung übernehme.
* Name von der Redaktion geändert
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Wie man einen Termin ergattert, ohne den Schreibtisch zu verlassen.
Es kann einen an den Rand der Verzweiflung bringen – im Berliner Bürgeramt sind die
Online-Termine permanent ausgebucht, so scheint’s … Wer schnell mal eben eine Meldebescheinigung braucht, einen Pass oder abgelaufenen Personalausweis verlängern muss und vielleicht gar verreisen will, kommt ganz schön ins Schwitzen. Dreimal auf Holz geklopft – ich konnte heute schon zum zweiten Mal in diesem Jahr erfolgreich einen Online-Termin ergattern, auch kurzfristig. Und so hats funktioniert:
- Über die Seite der allgemeinen Terminvergabe:
//service.berlin.de/terminvereinbarung/ - klick auf den Link mit der passenden „Dienstleistung“, z.B. Perso verlängern … (das ist irgendwo unten auf der Seite versteckt, von professioneller Nutzerführung, UX oder gar Barrierefreiheit oder barrierearmer Sprache keine Spur)
- Es erscheint ein Kalender, der ziemlich sicher komplett rot und ausgebucht ist.
- Lade diesen mehrmals pro Stunde neu (in Firefox: STRG+R+F5 oder auf den gedrehten Pfeil oben in der Adressleiste klicken)
- Überraschung! Wie aus dem Nichts tauchen immer mal wieder blaue, freie Termine auf. (Neu nachgeschoben oder abgesagt.)
- Diesen Termin SOFORT anklicken und bestätigen! Nicht lange fackeln, die sind minutenschnell weggebucht – man kann dabei zusehen …
Effizient vorgehen – passendes Bürgeramt finden
Die Termine sind wahllos über ganz Berlin verstreut. Wer nicht 25 km quer durch die Stadt fahren will, um einen Pass zu beantragen (und einige Wochen später dort abzuholen) und einen zeitlichen Spielraum hat, kann die Suche räumlich eingrenzen. Der Trick ist, den Link manuell zu bearbeitet … und das geht so:
- Auf der Übersicht über die Bürgerämter service.berlin.de/standorte/buergeraemter/
- fährt man mit der Maus über das jeweilige Amt und notiert die Nummer, die im Link steht, z.B. hat der Standort Kreuzberg Yorkstraße die Nr 122231 service.berlin.de/standort/122231/
- Dann ruft man die berlinweite Suche nach der jeweiligen Dienstleistung auf – auch diese hat eine Nummer, Perso verlängern ist z.B. das Anliegen Nummer 120703
- Es wird wieder ein (vermutlich ausgebuchter) 2-Monats-Kalender angezeigt.
Den Link zur Suche manuell anpassen
Man kopiert den Link aus der Adressleiste, das ist eine elend lange Zahlenkolonne aus allen Standortnummern und der Dienstleistung. Diesen Link kann man in einem Textprogramm oder Editor bearbeiten (z.B. WordPad, Texteditor)! Einfach die gewünschten Standortnummern stehen lassen und die restlichen löschen. Dann den Link in die Browseradresszeile kopieren, aufrufen und die Kalenderübersicht den ganzen Tag lang immer wieder neu laden. So schnell kanns gehn – bei mir hats gleich am zweiten Tag vormittags geklappt, nach etwa 15 bis 20 Versuchen … immer noch besser, als am Lageso in der Schlange zu stehn … also Leute, Geduld und Teetrinken.
Und, bitte lasst euren Ärger nicht an den Leuten im Bürgeramt aus. Die sind angestellt im Öffentlichen Dienst und können echt nichts dafür – im Gegenteil. Deren professionelle, gleichbleibende Freundlichkeit, trotz Stress und Pöbeleien, ist höchst respektabel!
Pech gehabt, wer nicht online ist …
Man kommt ins Grübeln, was Leute machen, die z.B. keine Links manuell bearbeiten können oder gar weder Computer noch Smartphone haben … und weder findige Enkel noch Geld haben, jemanden dafür zu bezahlen. Denen bleibt dann wohl oder übel nichts anderes übrig, als vor Ort eine Nummer zu ziehen und viele Stunden lang in einem gruseligen, überfüllten Wartesaal auf eine Anzeigtafel mit Nummern zu starren, die sich alle paar Minuten erneuern. Wer die Nummer verpasst, muss neu warten.
Davon bekommt man als privilegierte Online-Termin-Besitzerin nur wenig mit. Denn, länger als 15 Minuten muss man nicht auf den Aufruf der reservierten Nummer warten … verfolgt von den ungläubigen, neidvollen Blicken der seit Stunden Wartenden.
Übrigens, die Berliner Verwaltung bekommt derzeit eine neue Software, was kurzfristig erstmal zu noch weniger Terminen führen wird … es bleibt also spannend …