Die Firma Schildkröt stellt seit 1896 hochwertige Puppen her, die damals ein echtes Luxusgut waren. Sie wurden überwiegend aus Porzellan gefertigt, waren somit leicht brechend und für Kinder nicht wirklich geeignet. Schildkröt brachte als erster Spielwarenhersteller eine Puppe aus Celluloid heraus, welche bruchsicher, farbecht und abwaschbar war. Diese neue Robustheit wurde durch die gepanzerte Schildkröte im Firmenlogo symbolisiert. Alle Puppen von Schildkröt werden auch heute noch in Deutschland handgefertigt und haben daher einen außergewöhnlichen Sammlerwert.
Schildkröt-Puppen sind ein beliebtes Sammlerstück
Einen ersten Anhaltspunkt für das Alter der Puppe kann auch das verwendete Material geben. Ab 1950 wurde das bereits erwähnte Celluloid aufgrund der hohen Brandgefahr gegen Tortulon ersetzt. Eine aus Celluloid gefertigt Puppe stammt demnach wahrscheinlich aus der Zeit vor 1950.
Webportale können auch bei der Bestimmung der Echtheit und des Wertes von Sammler-Puppen helfen. Die Seite Puppen.net führt zum Beispiel eine große Liste an Puppenmodellen von Schildkröt.
Zustand
der Puppen und Ersatzteile
Eine vollständige und gut erhaltene Puppe hat immer einen höheren Wert als eine bereits stark abgenutzte Puppe. Dabei sollte nicht nur auf die Gliedmaßen und den Kopf geachtet werden, sondern auch auf die Haare, Augen und Kleidung. Ein Vergleich mit Modellen aus dem Internet kann dabei hilfreich sein. Sollte ein Teil ausgetauscht und durch ein Originalteil ersetzt worden sein, ist dies nicht weiter schlimm, denn auch solche Stücke können noch hohe Werte erzielen.
Auch die Bemalung sollte nicht verkratzt oder nachgezeichnet sein, sondern sich möglichst im Originalzustand befinden, um einen hohen Verkaufswert zu erreichen.
Spezielle Funktionen wie Schlafaugen, die sich je nach Puppenposition öffnen oder schließen oder Klickeraugen, die bei Augenbewegungen ein Geräusch von sich geben, sollten funktionstüchtig sein.
Wert abhängig von Auflage und Nachfrage
Ein weiterer Preistreiber ist die Stückzahl, die von der jeweiligen Puppe gefertigt wurde. Dabei gilt: Je geringer die Stückzahl, desto höher der Preis. Puppenmodelle in niedriger Stückzahl wurden oft in aufwendiger Handarbeit gefertigt und weisen eine höhere Qualität auf. Die Seltenheit macht diese Modelle besonders wertvoll. Zugleich muss jedoch auch die Nachfrage stimmen, denn auch im Puppen-Markt ändern sich die Trends über die Zeit hinweg.
Eine kleine Geschichte der Fa. Schildkröt Puppen
Gründung im Jahre 1873
Die Firma Schildkröt produziert bis zum heutigen Tage Puppen. Im Jahre 1873 wurde die Firma in Mannheim im Stadtteil Neckarau unter dem Namen „Rheinische Hartgummiwarenfabrik“ gegründet. Im Jahre 1883 wurde sie umbenannt in „Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik“. Damit ist Schildkröt von den heute bestehenden Puppenherstellern der
älteste.
26 Jahre nach der Gründung, im Jahre 1896, konnte die erste Puppe aus dem neuen Material Celluloid (Zelluloid) hergestellt werden. Dies war gegenüber den bis dahin verwendeten Materialien Holz, Papp- oder Papiermache, Porzellan oder Bisquitporzellan
eine absolute Neuerung. Sie reagierte damit auf die industrielle Entwicklung in Verbindung mit maschineller Fertigung, Massenproduktion, Preisgestaltung und Nutzerfreundlichkeit. Die Puppen standen einen großen Grad an „Bespielbarkeit“ aus, das heißt, man konnte sie abwaschen, wenn sie schmutzig waren und sie waren im Gegensatz zum Porzellan bruchsicher, wenn sie denn mal aus der Hand fielen.
Schildkröte als Markenzeichen
Weltweite Vermarktung
Sicher ist, dass die „Rheinische“ weltweit verkaufte, nicht nur in die USA; daher wird man als Sammler oftmals auch im Ausland fündig! Die Nachfrage aus aller Welt war damals groß, – das Sortiment der Firma fing bei Puppengrößen um 1,5 cm an. Diese Püppchen, zumeist für Puppenstuben produziert, besaßen bereits bewegliche Arme und Beine, die Köpfe waren entweder feststehend oder bewegliche Kurbelköpfe. Die Firma lieferte auch sogenannte „Badepuppen“. Mit Beginn des 1. Weltkrieges kam die Produktion zum Erliegen, es wurde auf Rüstungsproduktion umgestellt. Nach dem 1. Weltkrieg kam das Auslandsgeschäft nicht wieder in Gang. Die Firma wurde der Frankfurter IG Farben einverleibt. Die IG Farben war eine Trustbildung aus den größten deutschen Chemieunternehmen wie Höchst, BASF, Bayer , Agfa, Casella und vielen anderen wie dann auch die „Rheinische“. Die nachfolgende Weimarer Republik mit ihren Goldenen Zwanzigern war auch eine äußerst erfolgreiche Zeit für die „Rheinische“ Es wurden wohl auch Puppen aus Kunststoff hergestellt. Diese sind allerdings alle nahezu verschollen, wie auch sonstige Unterlagen oder Firmenkataloge. Solche tauchen erst ab den 30er Jahren wieder auf. Im 2. Weltkrieg wurde die Anlagen wiederum restlos zerstört. Als Mitglied bei den IG Farben, die wegen ihrer Nähe zum Hitlerregime unter besonderer Behandlung der Siegermächte stand, wurden sämtliche vorhandenen Bestände beschlagnamt. Die IG Farben selbst wurde wieder in die ursprünglichen Chemieunternehmen aufgeteilt. Nach dem Krieg wurde die „Rheinische“ wieder eine eigenständige Firma.
Die Zelluloidpuppe
Der Übergang zur reinen Zelluloidpuppe geschah in mehreren Schritten. Zunächst wurden nur die Köpfe aus Zelluloid hergestellt. Der Rest der Puppe bestand aus Leder oder Wachstuch. Teile des Kopfes konnten ebenfalls noch aus anderen Materialien hergestellt sein; so bestanden die Augen anfangs noch aus Glas. Später waren sie, wie wir es gut kennen, aufgemalt. Nach und nach wurde auch die Ellenbogen, Hände und Unterschenkel aus Zelluloid gefertigt, endlich dann der gesamte Korpus.
Die bekanntesten Schildkröt-Puppen
Die bekanntesten Schildkröt Puppen waren zu ihrer Hochzeit ab den 30er Jahren der Hans, die Bärbel, die Christel, die Inge und das Puppenbaby Strampelchen. Die Modelle wurden auch in kleinen Größen für die Puppenstube hergestellt.
Während der Nazizeit wurde kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges die an die arische Herrenrasse appellierende „Sonnenbraun-Puppe“ zum Verkaufserfolg. Zu dieser Zeit standen auch die Ausstattungen der Hitlerjungen beim Hans sowie die des Bundes Deutscher Mädchen bei der Kleidungswahl Pate.
Die Firma Schildkröt nach 1945
Nach dem Krieg wurde das brennbare Zelluloid durch das wesentlich stabilere und sichere Tortulon ersetzt. Ab 1950 wurde Celluloid aufgrund der hohen Brandgefahr verboten. Anbei sei erwähnt, dass die Schildkrötwerke bereits 1885 durch einen Großbrand fast völlig zerstört wurden. Die Erfolgsschlager Hans, Bärbel, Christel, Inge und Strampelchen werden als Neuauflagen ab 1952 aus Tortulon hergestellt. Bekannt sind auch noch die Erika und die Ursel. Die mit Tortulon verarbeiteten Modelle der Nachkriegszeit besitzen den auf Hals und Körper eingeprägten Buchstaben „T“. Die Modelle konnten nun schlanker bearbeitet werden. Arme und Beine besaßen nun Kugelgelenke statt der früheren Scheibengelenke.
Im Jahre 1966 wurde die Firma umbenannt in Fa. Schildkröt AG. Die Firma Schildkröt verlagerte im Jahre 1993 ihren Standort ins thüringische Rauenstein. Dieser Ort liegt unweit von Sonneberg, dem ehemals weltgrößten Spielzeugwaren-Zentrum.
Neben hochwertigen Künstlerpuppen stellt die Firma Schildkröt auch Plüschtiere und Bären aus qualitativ besten Materialen her. Sie finden meist bei Sammlern ihre Abnehmer. Ältere Schildkröt-Puppen ersteht man am Besten auf einer Auktion.
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