Show Mehlschwalben am Haus der Familie Karl-Heinz Arnemann „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht
verloren“, besagt ein altes Sprichwort. Nach einigen zaghaften Vorboten sind nun endlich die ersten Schwalben aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara auch nach Derental zurückgekehrt und beginnen mit dem Nestbau, beziehungsweise vorzugsweise mit der Reparatur ihrer alten Nester. Die Hauseigentümerin Gisela Krebs konnte schon vor einigen
Tagen Schwalben bei der Wohnungssuche beobachten, aber sesshaft wurden zwei Schwalbenpärchen tatsächlich erst am Morgen des Tages der Auszeichnung am 8. Mai. „Ich jubele jedes Jahr aufs Neue, wenn die Schwalben zu mir zurückkehren und ich morgens von dem fröhlichen Gezwitscher der Jungvögel im Nest direkt vor dem Schlafzimmerfenster geweckt werde“, so die Seniorin.
Familie Molthan führt einen Rinderzuchtbetrieb. „Die Hinterlassenschaften unserer Weiderinder bieten Insekten Nahrung, wovon auch die Schwalben profitieren“, so Jungbäuerin Frauke Molthan. Sie konnte letztes Jahr sogar 18 Nester der geselligen Rauchschwalben zählen. Fraukes Vater Wilhelm bedauert den schlechten Start für die Schwalben in diesem Jahr. „Aufgrund der niedrigen Temperaturen im diesjährigen Frühling sind noch kaum Fliegen oder Mücken zu sehen“, so sagt
er, „deren zahlreiches Vorkommen ist für die Schwalben als Insektenfresser aber überlebenswichtig.“ Familie Diedrich betrachtet seit letztem Jahr mit gemischten Gefühlen die alten Schwalbennester am Haus. Die Schwalben sind nicht zurückgekehrt, aus Angst vor dort nistenden Turmfalken. „Aber auch ein Falke freut sich über einen geeigneten Nistplatz“, grübelt Naturfreundin Susanne Diedrich. Dennoch möchte sie dafür sorgen, dass die angebrachten Kotbretter mit mehr
Abstand von den Nestern platziert werden und hofft, dass die Schwalben dann wieder zurückkehren. „Es empfiehlt sich hierbei ein Abstand von mindestens 60 cm, damit man Nesträubern keine Chance für einen Ansitz bietet“, rät Anna Schrader. Leider ist auch in Derental die Anzahl der Schwalbennester rückläufig, weiß NABU-Beauftragte Anna Schrader. Sie hat schon als Schülerin die Nester im Ort gezählt und
aufgelistet und beobachtet jedes Jahr mit viel Interesse die Entwicklung der Verbreitung dieser Vögel. Umso mehr freut sie sich über die positive Resonanz im Ort für die Plaketten-Aktion. Bei vielen Menschen wären die Schwalben nach wie vor willkommen, sie kehren jedoch manchmal aus unbekannten Gründen nicht mehr zurück. Wer keine Schwalben am Haus hat und trotzdem unterstützend tätig werden möchte, kann dies mit einem möglichst naturnahen und insektenfreundlichen Garten tun. Die Vielfalt an blühenden Pflanzen, Obstbäume und auch Wasserstellen locken Insekten an und bieten Futter für die Schwalben und ihren hungrigen Nachwuchs. Derental, im Mai 2021 Text: Anna Schrader Fotos: Nadja Schrader Foto: NABU Holzminden Seit Jahren besteht eine Mehlschwalbenkolonie mit 15 Brutpaaren an den Gebäuden des Wasserverbands Ithbörde/Weserbergland (WVIW) in Dielmissen. Als 2017 dann an einer etwas glatteren Hauswand zwei Schwalbennester abstürzten, war für die Mitarbeiterin Friederike Eilers klar, dass hier etwas unternommen werden sollte. Die abgestürzten Jungschwalben wurden vom Mitarbeiter Reinhold Lüttig zu Hause erfolgreich aufgepäppelt und im Spätsommer wieder in Dielmissen frei gelassen. Für die Zukunft sollte aber besonders an der glatten Fassade eine Lösung her. Mit Hilfe der NABU-Kreisgruppe Holzminden wurde entschieden, dass man an dieser Gebäudeseite mit künstlichen Nisthilfen nachhelfen sollte. Acht künstliche Nester wurden dafür Anfang April 2018 vom NABU-Vorstandsmitglied Torsten Maiwald zusammen mit der NABU-Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ an Friederike Eilers und den Geschäftsführer des WVIW Herrn Witte überreicht und sollen bis zur Ankunft der Schwalben angebracht werden. Diese werden voraussichtlich je nach Witterungsverhältnissen bis Mitte April eintreffen und vielleicht beziehen sie bereits in diesem Jahr die angebotenen Kunstnester für ihre Brut. Rauchschwalbe brütet auf Netz (Foto: Markus Janz) In diesen Tagen kehren Rauch- und Mehlschwalben aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück, um hier während der warmen Jahreszeit zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Sie fliegen 10.000 km weit, überqueren Wüsten, Gebirge und das Mittelmeer, um in ihr eigenes, selbstgemauertes Nest zurückzukehren. Und das über viele Jahre – vorausgesetzt, sie überstehen die vielen Gefahren auf dem langen Zugweg und ihr Nest ist bei ihrer Ankunft noch da. Doch leider werden immer wieder Schwalbennester von den Hauswänden entfernt – obwohl es laut Bundesnaturschutzgesetz verboten ist und eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Während der Brutzeit, wenn Eier oder Jungvögel dabei zu Schaden kommen, ist es gemäß Tierschutzgesetz sogar ein Straftatbestand. Das Gesetz schützt übrigens auch andere Tierarten und ihre Quartiere, wie zum Beispiel Fledermäuse, Mauersegler, Turmfalken, Eulen oder Dohlen.
nabu_leitfaden_schwalben_willkommen.pdf Adobe Acrobat Dokument 3.7 MB Foto: Ulrich Frischgesell „Wir müssen ganz leise sein, wenn wir zu den Schwalben gehen.“, sagt Luca zu den Erwachsenen vom NABU Holzminden, die zu Besuch im Kindergarten sind. So wie Luca wissen auch die anderen Kinder aus der Wölfi-Gruppe bestens Bescheid über „ihre“ Rauchschwalben, die in dem leerstehenden Nebengebäude brüten. Die Kinder der Wölfi-Gruppe mit ihren Betreuern Birgit-Malz-Menken, Erwin Beier, Patricia Diekmann und Philipp Pachel sowie Tanja Frischgesell und Gerhard Hasse vom NABU Holzminden nach der Verleihung der Plakette "Schwalben willkommen" Danach fragten sie beim NABU Holzminden, ob sie eine Plakette bekommen können, die an Menschen in ganz Niedersachsen verliehen wird, bei denen Schwalben willkommen sind. Nachdem Laura stellvertretend für die ganze Wölfi-Gruppe Urkunde und Plakette entgegen genommen hat, beantworten die Kinder mit Begeisterung viele Fragen: Feli, Luca, Jonas, Laura, Robin, Letizia, Leonie und Emely kennen die Unterschiede zwischen Rauch- und Mehlschwalben und wissen, dass Schwalben fliegende Insekten fangen und in der kalten Jahreszeit nicht da sind, weil es dann hier keine Nahrung für sie gibt. Seit 2013 wirbt der NABU Niedersachsen mit dem Projekt „Schwalben willkommen“ für mehr Toleranz im Umgang mit den gefiederten Mitbewohnern, die sich so eng an die Menschen angeschlossen haben und früher als Frühlingsboten und Glücksbringer begrüßt wurden. Mittlerweile sind Schutzmaßnahmen dringend erforderlich: Seit 1965 ist die Zahl der Mehlschwalben, die in Niedersachsen brüten, um 20 Prozent zurückgegangen und die der Mauersegler, die oft mit Schwalben verwechselt werden und auf Nischen in Gebäuden angewiesen sind, sogar um 45 Prozent. Am schlimmsten hat es die Rauchschwalbe getroffen, hier beträgt der Rückgang 75 Prozent! Das liegt vor allem an den Veränderungen in der Viehhaltung und der Intensivierung der Landwirtschaft. Doch auch die Privatgärten haben sich stark verändert. Der Trend geht leider immer noch zu immergrünen Gehölzen und exotischen Pflanzen, von denen keine Insekten leben können, die die Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse sind. Dabei sind heimische Sträucher und Pflanzen mindestens genauso schön und vor allem besser an Klima und Bodenverhältnisse angepasst. Jeder kann im eigenen Garten oder auf dem Balkon etwas für mehr Natur im Siedlungsbereich tun und damit den Schwalben helfen. Foto: Jürgen Bommer Es ist schon ein festes Ritual auf dem Hof der Familie Bossow in Pegestorf. Spätestens am 6. April muss der obere Flügel des hölzernen Scheunentores geöffnet sein, denn von da an fliegen sie ein, die gefiederten Sommergäste. Eine Rauchschwalbe nach der anderen kehrt heim und besetzt ihr altes Nest in der Scheune oder baut neu. Und dabei müssen sie sich beeilen, denn bei Familie Bossow fühlen sich nicht nur die Rauchschwalben wohl, auch die kurze Zeit später eintreffenden Mehlschwalben brüten immer häufiger entgegen ihrer eigentlichen Gewohnheit im Stall anstatt an der Fassade des Bio-Hofes. Foto: Jürgen Bommer Vier Generationen wohnen auf dem Hof der Familie Bossow in Pegestorf und schon immer waren ihnen ihre geflügelten Untermieter herzlich willkommen. „Als wir noch die Rinder hatten, gab es viele Fliegen auf dem Hof. Spätestens wenn die Schwalben kamen, konnte man zusehen wie sie weniger wurden“ berichtet Großmutter Bossow. Und auch wenn es heute weniger Fliegen, und leider auch weniger Schwalben gibt, erfreuen sich alle Mitglieder der Familie immer wieder am regen Treiben auf dem Hof und in der Scheune. 18 Nester werden momentan in ihrer Scheune von Rauch- und Mehlschwalben bebrütet. Jetzt konnte die Familie für ihre Duldung der nützlichen Glücksboten eine Würdigung des NABU Holzminden entgegen nehmen. Die NABU- Vorstandsmitglieder Stefan Jacob und Gerhard Hasse überreichten der Familie eine Urkunde und eine Plakette, die ihren Hof als Schwalbenfreundliches Haus ausweist. Foto: Jürgen Bommer Bereits in den Vorjahren konnte der NABU Holzminden mehrere Hausbesitzer für ihr Engagement für unsere heimischen Schwalben auszeichnen. Denn immer häu- figer leiden die Zugvögel unter der Beeinträchtigung ihrer Lebensräume. Die Versiegelung von Flächen und Feld- wegen sowie das Fehlen von lehmigem Boden erschweren ihnen den Nestbau, moderne Fassaden und die Hygienevorschriften der intensiven Landwirtschaft rauben ihnen Brutmöglichkeiten, Insekten als Nahrungsquelle fallen weg. Mit der Kampagne „Schwalben willkommen“ möchte der NABU die Akzeptanz für die Vorboten des Sommers erhöhen. „Wir sind jedem Hausbesitzer dankbar, der Nistmöglichkeiten für Schwalben schafft oder erhält“ versichert Gerhard Hasse. Und wer das tut, kann die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen" beantragen: Einfach eine E-Mail an schicken. Was bedeuten Schwalben im Haus?Schwalben galten schon immer als Glücksbringer. Schwalben, die am Haus brüten, bedeuten im Volksglauben Schutz vor Unwetter. Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und damit an menschliche Siedlungen als Lebensraum gebunden. Beide Schwalbenarten bauen ihre Nester an Fassaden.
Sind Schwalben Glücksbringer?Früher galten Schwalben als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten. Die meisten Menschen mögen Schwalben, und als Kulturfolger fühlen sich die Vögel in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl.
Wo die Schwalben nisten wohnt das Glück?»Wo Schwalben nisten wohnt das Glück«, das sagt ein altes Sprichwort. Leider verzichtet so mancher Hausbesitzer auf dieses Versprechen und entfernt die Nester von den Fassaden, weil die flotten Flieger eben nicht nur Glück, sondern auch etwa Schmutz mit sich bringen.
Was lockt Schwalben an?Mit einem naturnahen Garten und Ihrer Unterstützung für eine ökologische Landwirtschaft ohne Pestizide helfen Sie den Schwalben, Nahrung zu finden. Die Vielfalt an Pflanzen lockt Insekten an und bietet genügend Futter für die Schwalben und ihren hungrigen Nachwuchs.
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