Welche bedeutung haben spechthöhlen für den wald

In unserer Reihe “Tierisch hilfreich im Wald” stellen wir Ihnen Ihre besten Freunde bei der Pflege und Entwicklung Ihres Waldes vor. Denn es gibt besondere Tierarten, die täglich ihr Bestes geben, um Ihren Wald aktiv mitzugestalten, ihn vielfältiger und stabiler zu machen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen einen Kandidaten vor, den man getrost als Architekten und Baumeister des Waldes bezeichnen kann: Den Specht. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum das so ist und wie Sie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Specht fördern können!

Welche bedeutung haben spechthöhlen für den wald

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Die Lebensweise des Spechts

Zu finden da, wo Bäume sind

Wenige Tierarten haben sich so eng an ein Zusammenleben mit den Bäumen angepasst, wie der Specht. Er lebt daher überall dort, wo es viele Bäume gibt. Am liebsten große und alte Bäume, besonders gerne auch einige morsche und abgestorbene. Er kommt also vor allem in ausgedehnten Waldgebieten vor. Manchmal aber auch in größeren Parks, Gärten oder Friedhöfen mit ausreichend altem Baumbestand. Letztere Orte finden insbesondere beim Buntspecht Gefallen, da er als Generalist unter den Spechten besonders flexibel bei der Eroberung neuer Lebensräume ist. 

Ein Meister des Kletterns

Als gut angepasster Baumbewohner ist der Specht ein Meister des Kletterns. Dazu hat er sogar eine sogenannte Wendezehe, die er wie ein Steigeisen einsetzt. Auch verfügt er über einen Stützschwanz mit verstärkten Federkielen. Hierdurch kann er sich beim Klettern perfekt an senkrechten Baumstämmen stabilisieren.

So geschickt er am Baum klettert, so ungeschickt ist er als Flieger unterwegs. Daher legt er eher selten weite Strecken in der Luft zurück. Wer ihn einmal beim Fliegen beobachtet hat, der erkennt ihn danach recht gut wieder. Spechte machen häufig nur ein bis zwei Flügelschläge und gleiten dann leicht abfallend bis zum nächsten Flügelschlag. Ein recht charakteristisches und eher schwerfälliges Bild.

Spechte sind Einzelgänger und leben nur während der Aufzucht ihrer Jungen als Paar zusammen. Da sie sogenannte Höhlenbrüter sind, ziehen sie ihre Jungen in einer Baumhöhle auf. Womit wir zum wichtigsten Punkt kommen:

Ein Meister der Holzarbeit

Die herausragendste aller Eigenschaften des Spechtes ist, dass er perfekt auf Holzarbeiten jeder Art spezialisiert ist. Dabei meißelt, klopft, zerspant und trommelt er, was der Schnabel hält: Bis zu 12 000 Mal am Tag schlägt er mit dem Schnabel ins Holz. Dabei trifft sein Schädel jedes mal mit bis zu 25 km/h auf. Und weil sein Körper ein anatomisches Meisterwerk der Evolution ist, bekommt er noch nicht einmal Kopfschmerzen davon. Diese ausgedehnten Holzarbeiten bestimmen die gesamte Lebensweise des Spechts: Seine Ernährung, seine Kommunikation und seine Fortpflanzung. 

Im Übrigen ist der Specht sehr einfallsreich, wenn es darum geht, seine Fähigkeiten zu nutzen. Aufmerksame Waldbesucher können daher oftmals sogenannte Spechtschmieden finden: An groben Rindenstücken oder Holzspalten befestigt der Specht Tannen- oder Fichtenzapfen, indem er sie fest verkeilt. Manchmal baut er mit seinem Schnabel auch passgenaue Befestigungsmöglichkeiten im Holz. Danach befreit er die gut fixierten Zapfen von ihren Schuppen. So gelangt er an die darunter liegenden Samen. Diese sind insbesondere im Winter wichtig für ihn, da in dieser Zeit wenige Insekten im Wald vorkommen. An Spechtschmieden, die häufig genutzt werden, findet man oft viele im Holz oder der Rinde verkeilte Zapfen sowie darunter liegende Schuppen. Ein untrügliches Zeichen, dass der Specht im Revier ist!

Geräusche des Spechts verstehen

Das rhythmische Trommeln des Spechts, das oft im Wald zu hören ist, dient der eindrucksvollen Bekanntmachung seines Revieranspruches und dem Anwerben von Partnern. Dabei trommelt der Specht aber nicht wahllos auf irgendetwas herum. Wie ein Instrumentenbauer, wählt er hierzu Bäume oder Äste mit besonders guten akustischen Eigenschaften aus. Hat der Specht einen Partner gefunden und ist mit der Aufzucht seines Nachwuchses beschäftigt, dann verstummt sein Trommeln für den Rest des Jahres im Wald.

Hören Sie im Hochsommer noch einen Specht trommeln, dann handelt es sich daher offenkundig um einen Single, der wenig Erfolg bei der Partnersuche hatte. Sein eher unregelmäßiges Hacken, das ebenfalls oft im Wald zu vernehmen ist, dient im Übrigen seiner Nahrungsaufnahme oder dem Bau von Höhlen. Sein Trommeln hat mit diesen Arbeiten nichts zu tun.

Aber warum sind die Holzarbeiten des Spechts von so großer Bedeutung für den Wald und mich als Waldeigentümer? Das erfahren Sie im nächsten Kapitel!

Ein einzelner Dreizehenspecht frisst bis zu 670 000 Borkenkäfer im Jahr. Zusätzlich entzieht er unzähligen Borkenkäferlarven das Brutmaterial. Hierdurch hilft er Ihnen aktiv dabei, Ihren Wald gesund zu halten.

Ein einzelner Dreizehenspecht frisst bis zu 670 000 Borkenkäfer im Jahr. Zusätzlich entzieht er unzähligen seiner Larven das Brutmaterial. Hierdurch hilft er aktiv dabei, Ihren Wald gesund zu halten.

Was leistet der Specht für meinen Wald?

Der Specht: Eine Schlüsselart

In der Ökologie des Waldes gibt es sogenannte Schlüsselarten. Schlüsselarten nehmen eine besonders wichtige (Schlüssel-)Rolle im Wald ein. Denn ihr Vorkommen entscheidet darüber, ob auch eine Vielzahl anderer Tierarten im Wald vorkommen können oder nicht. Gleichzeitig sind Schlüsselarten auch ein wichtiger Indikator für den Zustand Ihres Waldes. Sind sie dauerhaft vorhanden, dann kann davon ausgegangen werden, dass der Wald in einem naturnahen Zustand ist. Auch kann davon ausgegangen werden, dass sich die übrige Artenvielfalt des Waldes fast von alleine positiv unter der Anwesenheit der Schlüsselart entwickelt. Der Specht ist eine ebensolche Schlüsselart. Aber warum?

Gemeinnützige Arbeit im Wald

Der Specht nimmt die Rolle einer Schlüsselart im Wald ein, da er als Holzbau-Pionier aktiv Brut-, Aufzucht- und Schutzräume für andere Tierarten erschließt, die sie nicht selbst erschaffen könnten. Man kann also sagen, der Specht kümmert sich unermüdlich um den sozialen Wohnungsbau im Wald. Denn Baumhöhlen, die er erbaut, bewohnt er nicht ewig selbst. Gerne zieht er im nächsten Jahr auch einmal weiter und zimmert ein neues Baumhaus zur Aufzucht seiner Jungen. Zudem baut er Höhlen oftmals auch nur halb fertig, da ihn auf einmal irgendetwas daran stört. Ein Perfektionismus, der im Übrigen auch dem Balzritual der Spechte dient: Wer viele halbfertige – und am Ende die perfekte – Baumhöhle baut, bekommt die wählerische Braut!

Von den vielen zurückgelassenen oder halbfertigen Baumhöhlen profitiert am Ende eine Vielzahl anderer Tierarten des Waldes. Darunter Vögel, Säugetiere und Insekten. Unter den Vögeln sind es zum Beispiel Höhlenbrüter, wie die Kohl- und die Tannenmeise, die Hohltaube sowie die Eulenarten Sperlingskauz, Rauhfußkauz und Waldkauz. Unter den Säugetieren nutzen die Waldmaus, der Siebenschläfer, der Baummarder, verschiedene Fledermausarten und das Eichhörnchen die verlassenen Bauwerke. Und unter den Insekten sind es beispielsweise wildlebende Bienen – die zur Bestäubung vieler Pflanzen unerlässlich sind – sowie Hornissen. Alles Arten, von denen viele keine nennenswerte Chance auf ein Vorkommen im Wald hätten, gäbe es nicht den Specht!

Der Specht als Gesundheitspolizei

Als weitere Besonderheit verfügt der Specht als Insektenfresser über eine sehr lange, klebrige und mit Borsten besetzte Zunge. Diese setzt er wie eine Harpune ein, um Insekten und ihre Larven tief aus dem Holz zu bekommen. Derart versteckt lebende Insekten bleiben vielen anderen Waldbewohnern verborgen, da nur der Specht über diese perfekte Anpassung verfügt. Und da er sich primär von Insekten ernährt, übernimmt er hierdurch eine wichtige Funktion bei der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in Ihrem Wald.

Der natürliche Feind des Borkenkäfers

Dies gilt insbesondere auch für die, bei Waldeigentümern überaus unbeliebte, Gruppe der Borkenkäfer, auf die er besonders gerne Jagd macht. Ein großer Dienst für Waldeigentümer und ihren Wald. Denn ohne den Specht sowie die vielen Arten, die der Specht durch seine Lebensweise fördert, sind Massenvermehrungen von baumschädlichen Insekten viel wahrscheinlicher und verlaufen unkontrollierter.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise ein einzelner Dreizehenspecht 670 000 Borkenkäfer pro Jahr vertilgt. Hinzu kommt eine große Zahl an Borkenkäfern, denen er indirekt den Garaus macht. Durch das Ablösen der Rinde befallener Bäume entzieht er ihnen das Brutmaterial, setzt die Larven Trockenheit oder anderen widrigen Umweltbedingungen aus oder ermöglicht ein Verpilzen ihrer Eigelege. In der Folge sterben viele Eier und Larven des Borkenkäfers zusätzlich ab. Auch kommen durch seine Vorarbeit zahlreiche andere Vogelarten an die Gelege des Käfers und helfen somit zusätzlich bei der Bekämpfung seiner Vermehrung.

Und, da dies noch nicht genug ist, profitieren noch weitere Nützlinge von den Vorarbeiten des Spechts und halten dadurch mögliche Baumschädlinge im Griff: Durch das Hacken des Spechts an der Rinde befallener Bäume wird diese dünner. Hierdurch gelangen nun auch andere Insekten an den Borkenkäfer, die als natürliche Gegenspieler – sogenannte Antagonisten – des Borkenkäfers wirken, indem sie diesen gezielt parasitieren. Dies tun beispielsweise Schlupfwespen, indem sie ihre Eier durch die vom Specht vorbearbeitete Rinde hindurch in den Borkenkäferlarven ablegen.

Auch, wenn der Nutzen des Spechts bereits vielseitig klingen mag, so beschreibt er noch nicht im Ansatz die vollständigen ökologischen Wechselwirkungen zwischen Spechten, anderen Lebewesen des Waldes und ihren positiven Auswirkungen auf Ihren Wald. Denn am Ende ist im Ökosystem Wald alles auf faszinierende Weise miteinander verbunden. Wir hoffen jedoch, Sie bekommen bereits eine erste Idee!

Strukturreichtum im Wald fördert den Specht.

Strukturreichtum im Wald. Hier erkennt man viele wichtige Elemente auf einen Blick: Nadel- und Laubbäume unterschiedlichen Alters, Licht und Schatten sowie stehendes und liegendes Totholz.
© Markus von Willert

Wie fördere ich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Specht?

Naturnaher Waldbau – Der Grundstein für den Specht

Wenn Sie als Waldeigentümer einen stabilen und artenreichen Wald erschaffen möchten, der den Specht und seine „Gefolgschaft“ fördert sowie gleichzeitig auch alle weiteren Waldfunktionen erfüllt, dann ist der naturnahe Waldbau das erste Mittel der Wahl. Grundlage ist hierbei, im Rahmen der Waldpflege und -entwicklung dem Vorbild der Natur zu folgen und sich somit an natürlichen Prozessen im Wald zu orientieren. Hierdurch legen Sie den wichtigsten Grundstein für das Leben des Spechtes in Ihrem Wald.

Wie sehen naturnahe Wälder aus?

Schaut man sich unterschiedliche Wälder an, die sich natürlich entwickeln, dann verfügen diese oftmals über wiederkehrende Elemente. So bestehen diese zumeist aus heimischen Nadel- und Laubbäumen, die gut an ihren Standort angepasst sind. Auch kommen viele Bäume unterschiedlichen Alters, Durchmessers und Höhe zur gleichen Zeit vor. Vom imposanten Baumriesen mit seiner ausladenden Krone und seiner furchigen Rinde über vitale Bäume mittleren Alters bis hin zu kleinen Sprösslingen, die sich durch eine natürliche Verjüngung unter den alten Bäumen angesiedelt haben. Naturnahe Wälder weisen daher in der Regel mehrere Schichten auf, die sich aus den verschiedenen Baumarten und ihrem unterschiedlichen Alter ergeben.

Ebenfalls gehören eine gewisse Zahl morscher und toter Äste oder auch einmal ein ganz abgestorbener Baum zum normalen Erscheinungsbild naturnaher Wälder. Das alles sind keine Fehler sondern besonders wertvolle Elemente des Waldes. Ruhig kann auch mal ein Baum umfallen und liegt dann über viele Jahre am Boden bis er ganz langsam von einer Vielzahl an Lebewesen zersetzt wird. Durch die Lücke, die der umgestürzte Baum im Kronendach hinterlassen hat, kommt plötzlich viel Licht und Wärme auf den Waldboden. In diesem explodiert dann förmlich die Zahl von Bäumen und Sträuchern, deren Samen viele Jahre lang nur auf diesen einen Moment gewartet haben. Solche Flecken im Wald ziehen besonders viele Insekten an und dienen daher Insektenfressern, wie dem Specht, als wichtige Nahrungsquelle.

Kurzum: Naturnah bewirtschaftete Wälder sind in jeder Hinsicht reicher und vielfältiger als sogenannte Reinbestände gleichen Alters, die nur aus einer Baumart bestehen. Naturnahe Wälder weisen daher eine höhere Strukturvielfalt auf, wie der Fachmann sagt. Unzählige Pflanzen und Tiere – so auch wichtige Schlüsselarten, wie der Specht – profitieren von dieser. Aber welche Elemente dieser Strukturvielfalt braucht der Specht ganz besonders?

Alte Bäume fördern

Wer dem Specht in seinem Wald eine Heimat bieten möchte, um im Gegenzug von seinen vielseitigen Diensten zu profitieren, der sollte nach Möglichkeit darauf achten, einige alte Bäume im Rahmen von Holzerntemaßnahmen zu erhalten. Besonders die im Sinne der Holzqualität als schlecht zu bewertenden Bäume können hierbei in angemessener Zahl im Wald belassen werden.

Grund hierfür ist, dass alte Bäume aufgrund der Vielfalt ihrer sogenannten „Kleinstrukturen“ besonders wertvoll für den Specht sind. Mit diesen Kleinstrukturen sind beispielsweise ihre tiefe, furchige Rinde, ausgebrochene Äste, abgelöste Rindenteile, tiefe Astgabeln, Schleim- oder Harzfluss und vieles mehr gemeint. Gerade von diesen Strukturen leben eine Vielzahl von Insekten, die wiederum dem Specht als Nahrung dienen. Junge Bäume decken diesen Bedarf zumeist nicht ausreichend, da es ihnen altersbedingt an der Vielfalt dieser Kleinstrukturen fehlt.

Sie brauchen dabei jedoch keineswegs Bäume in ihrem Wald belassen, die über einen höheren Holzwert verfügen und bei denen Sie daher vor einem Nutzungskonflikt stehen würden. Das Tolle ist: Gerade die Bäume, die weniger interessant für den Holzverkauf sind, sind von besonders hohem Wert für den Specht. Je krummer, grobastiger, beschädigter und einzigartiger, desto strukturreicher und so besser.

Achten Sie jedoch bei der Auswahl der alten Bäume, die sie bewusst im Wald stehen lassen möchten darauf, dass auch langfristig keine Gefahr für Spaziergänger von diesen ausgeht. Denn als Waldeigentümer sind sie zur sogenannten Verkehrssicherung verpflichtet. Das heißt, Sie müssen dafür Sorge tragen, dass von Ihrem Wald keine Gefahr für Dritte ausgeht. Idealerweise stehen diese Bäume also nicht direkt am Wegesrand, wo sich Spaziergänger bewegen, sondern dort, wo Sie diese getrost für einige Jahrzehnte sich selbst – und dem Specht – überlassen können.

Auch müssen Sie es nicht übertreiben mit dem Belassen alter Bäume im Wald. Natürlich sollen Sie auch jederzeit  genug Raum für junge und mittelalte Bäume belassen, von einem Verkauf Ihrer Bäume profitieren können und somit andere wichtige Funktionen Ihres Waldes fördern. Wenn Sie je Hektar Wald eine Hand voll Bäume besonders alt werden lassen, dann ist das bereits ein großartiges Geschenk an den Specht und die Artenvielfalt in ihrem Wald.

Totholz im Wald belassen

Ein gewisser Anteil an Totholz ist sehr natürlich und wichtig im Wald. Denn es gibt paradoxerweise kaum etwas lebendigeres als totes Holz. Unzählige Lebewesen leben in und um dieses herum, darunter auch viele seltene und geschützte Arten. Und davon profitiert insbesondere auch der Specht. Denn er ist einer der Spezialisten des Waldes, wenn es um die Erschließung von Nahrungsquellen geht, die das Totholz bietet.

Jede Form morschen und toten Holzes ist dabei von Bedeutung. Dies können Baumstümpfe gefällter Bäume sein, die langsam vor sich hin modern, umgefallene Bäume, größere tote Äste die noch am Baum hängen oder Äste die schon abgefallen sind und am Waldboden liegen. Auch bietet insbesondere stehendes Totholz – also tote Bäume, die noch nicht umgefallen sind – großartige Möglichkeiten für den Specht, um Höhlen zu bauen.

Entfernen Sie also nicht das gesamte Totholz, sondern belassen Sie auch etwas davon im Wald, um den Specht und viele andere Pflanzen und Tierarten zu fördern, die von seinem Vorkommen abhängen. Auch hierbei müssen Sie es jedoch nicht übertreiben. Ein gesundes Mittelmaß an Totholz im Wald ist am besten, da ansonsten andere Probleme im Rahmen der Waldbewirtschaftung entstehen können. So zum Beispiel die Einschränkung der Sicherheit beim Betreten Ihres Waldes oder eine erhöhte Brandgefahr durch zuviel trockenes Holz.

Alte Eichen sind von großem ökologischen Wert. Auch für den Specht.

Die Eiche. Man sagt, sie wächst 300 Jahre, steht 300 Jahre und stirbt 300 Jahre. Und mit jedem Jahrzehnt wird ihr ökologischer Wert größer. So auch für den Specht.

Vorhandene Höhlenbäume schützen

Gezielt auf den Erhalt alter Bäume zu achten und totes Holz im Wald zu belassen, um den Specht zu fördern, wäre wenig zielführend, wenn gleichzeitig vorhandene Höhlenbäume entfernt würden, die bereits vom Specht bewohnt werden. Daher ist es von zentraler Bedeutung, bei Holzerntemaßnahmen darauf zu achten, dass keine Bäume gefällt werden, die bereits über Spechthöhlen verfügen. Jeder Förster, der eine Holzerntemaßnahme plant, achtet auf genau solche Dinge, wenn er darüber entscheidet, welche Bäume entnommen werden. Aber auch, wenn Sie keinen Förster oder Forstberater engagieren, dann bedarf es lediglich ein wenig Aufmerksamkeit bei der Begutachtung der Bäume, die entnommen werden sollen. Spechtlöcher sind in der Regel gut zu erkennen. Das gilt insbesondere im Winter, wenn der gesamte Stamm sowie alle unbelaubten Äste der Baumkronen betrachtet werden können.

Wenn Sie im Übrigen Pilze an der Rinde von lebenden Bäumen erkennen, dann können Sie davon ausgehen, dass der befallene Baum bereits von Innen durch eine Holzfäule zersetzt worden ist. Solche Bäume sind wichtige zukünftige Höhlenbäume, da sie besonders gerne vom Specht angenommen werden. Aufgrund der vorhandenen Holzfäule erzielen sie ohnehin keinen nennenswerten Erlös beim Holzverkauf, falls sich überhaupt ein Käufer findet. Belassen Sie solche Bäume daher am besten direkt im Wald, bevor Sie die Säge ansetzen. Wenn Sie derartige Bäume fällen und erst dann bemerken, dass sie faul sind, so ist ein zukünftiger Höhlenbaum mit besonders großem Potential verloren.

Auf den Zeitpunkt von Holzerntemaßnahmen achten

Achten Sie zudem darauf, zwischen April und Juli keine Holzerntemaßnahmen in Ihrem Wald durchzuführen. In der Brutzeit des Spechtes sind solche Maßnahmen besonders kritisch für ihn. Dies gilt im Übrigen für eine Vielzahl von Vögeln und sollte daher bestmöglich vermieden werden. Klassischerweise finden Holzerntemaßnahmen ohnehin im Winterhalbjahr statt. Nicht zuletzt auch, weil die Kronen dann nicht belaubt sind und der Boden bestenfalls gefroren ist. Hierdurch ergeben sich deutlich weniger Schäden im Wald.

Waldameisen fördern

Viele Spechtarten ernähren sich von Ameisen. Hierzu gehören insbesondere der Grünspecht, der Schwarzspecht, der Grauspecht, der Mittelspecht und der Buntspecht. Wenn Sie Rote Waldameisen fördern, dann tun Sie daher viel Gutes für eine Vielzahl von Spechten. Und wie immer, schlagen Sie damit (mindestens) zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die Waldameise vertilgt eine Menge Insekten, beseitigt Aas und hilft bei der Verteilung von Pflanzensamen, womit sie selbst eine überaus wichtige ökologische Funktion im Wald übernimmt. Fördern Sie die Ameise, so fördern sie nicht nur den Specht, sondern direkt eine Vielzahl positiver Effekte!

Aber wie fördere ich das Vorkommen der Roten Waldameise in meinem Wald? Die Rote Waldameise benötigt vor allem Wärme. Darum ist sie darauf angewiesen, dass es Stellen in Ihrem Wald gibt, an denen die Sonne direkt bis auf den Waldboden durchdringt. Ein Spiel von Licht und Schatten in Ihrem Wald ist daher sehr wichtig. Pflegen Sie Ihren Wald regelmäßig indem Sie einzelne Bäume entnehmen und somit Licht und Wärme in Ihren Wald hinein lassen. Diese Möglichkeit besteht zusätzlich auch an Waldwegen. Halten Sie die Ränder der Waldwege nach Möglichkeit sonnig und warm, indem Sie Bäume entnehmen, die eng am Wegesrand stehen und deren Kronen weit über den Weg ragen. Häufig werden solche Wegesränder gerne von Ameisen besiedelt. Nebenbei fördern Sie hierdurch auch eine Vielzahl an Blühpflanzen von denen viele andere Insekten in Ihrem Wald profitieren.

Achten Sie auch darauf, dass bestehende Ameisennester unbeschädigt bleiben, wenn Sie Holzerntemaßnahmen oder andere Arbeiten in Ihrem Wald durchführen. Da die Rote Waldameise Hügelnester baut, sind diese in der Regel sehr gut zu erkennen.

Zusammen mit den Waldnachbarn arbeiten

Da der Specht in größeren Gebieten lebt, freut er sich, wenn er auch auf möglichst großer Waldfläche gefördert wird. Wenn Sie Kontakt zu Ihren Waldnachbarn haben, dann suchen Sie doch einmal das Gespräch und erzählen ihnen von einigen Inhalten dieses Artikels. Vielleicht schaffen Sie es ja, sie ebenfalls von einem naturnahen Waldbau zu begeistern und ähnliche Maßnahmen auf Ihren Nachbarflächen durchzuführen. Die positive Wirkung auf den Specht und viele andere Pflanzen und Tiere wäre mit einem Schlag multipliziert! Und sicher macht es gemeinsam doppelt viel Freude zu erleben, wie sich Ihre Waldflächen natürlich entwickeln und der Specht eines Tages zu hören ist.

Über Fördermöglichkeiten in Ihrem Bundesland informieren

Wie Sie in unserem Artikel erfahren haben, laufen viele Maßnahmen zur Förderung des Spechtes auf den Schutz und Erhalt sogenannter Habitat- oder auch Biotopbäume hinaus. Damit sind zumeist alte Bäume gemeint, die über die zuvor benannten Kleinstrukturen verfügen. Da die Politik von der großen ökologischen Bedeutung dieser Bäume in Ihrem Wald weiß, bieten viele Bundesländer eine gezielte finanzielle Förderung für Waldeigentümer an, die ihrem Erhalt dient. Das heißt, Sie können oftmals Gelder im Rahmen des sogenannten Vertragsnaturschutzes erhalten, wenn Sie einzelne Bäume alt werden lassen und erhalten. Damit möchte man Ihnen den großen Wert Ihrer Arbeit für unsere Umwelt entlohnen.

Fragen Sie daher bei der für Sie zuständigen Unteren Forstbehörde, ob diese von Fördermöglichkeiten für den Erhalt von Habitat- oder Biotopbäumen im Privatwald weiß. Natürlich können Sie sich vorab auch selbst im Internet informieren. Relevant sind hierbei alleinig die Förderregeln des Bundeslandes, in welchem Ihr Wald liegt. Also nicht des Landes Ihres Wohnsitzes, sollte dieses von der Lage Ihres Waldes abweichen.

Waldhilfe wünscht Ihnen viel Freude bei Ihrer neuen Partnerschaft mit dem Specht und der naturnahen Entwicklung Ihres Waldes!

Artenreiche und klimastabile Wälder sind das Ergebnis einer Waldpflege, die sich an natürlichen Prozessen in der Natur orientiert und diese gezielt nutzt.