Was sagt klitschko zu ukraine konflikt

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im BR-Exklusiv-Interview mit Chefredakteur Christian Nitsche am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.

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Klitschko zu Situation in Ukraine: "Krieg nicht ausgeschlossen"

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz erneut deutsche Waffenlieferungen für die Ukraine gefordert. Im BR-Exklusiv-Interview sagte Klitschko, er sehe die Gefahr eines Krieges.

Die Ukraine steht im Mittelpunkt der Münchner Sicherheitskonferenz, die heute begonnen hat. Eine wichtige Stimme ist Vitali Klitschko, der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Im Exklusiv-Interview spricht Klitschko mit BR-Chefredakteur Christian Nitsche am Rande der Sicherheitskonferenz über seine Forderungen und Sorgen.

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Erneut fordert er deutsche Waffenlieferungen für die Ukraine. Russland müsse verstehen, dass es bei einem Angriff einen hohen Preis zahlen werde, darum brauche man Verteidigungswaffen. Klitschko bedankt sich noch einmal für die Lieferung von 5.000 Helmen, aber damit könne man das Land nicht verteidigen. Auch wenn Deutschland in den vergangenen acht Jahren in der Ukraine mit fast zwei Milliarden Euro das größte Geldgeberland gewesen sei, sagt Klitschko: "Wir brauchen Verteidigung. Mit Helmen können wir das nicht schaffen."

Sorge vor russischer Invasion: Klitschko bleibt nicht lange bei Münchner Sicherheitskonferenz

Laut Klitschko stünden derzeit immer noch 150.000 russische Soldaten an der Grenze zur Ukraine. "Was machen die dort?", fragt der Kiewer Bürgermeister. Die Informationen zu einem möglichen Truppenabzug seien widersprüchlich. Die Kriegsgefahr schätzt Klitschko nach wie vor als sehr hoch ein, deshalb könne er auch nicht für die komplette Dauer der Sicherheitskonferenz in München bleiben.

"Die Invasion kann jede Stunde passieren", sagt der Kiewer Bürgermeister. Käme es zu einem Angriff, würde der Luftraum geschlossen, er werde in seiner Stadt Kiew gebraucht. "Ich fühle mich nicht wohl, wenn meine Stadt und meine Familien ohne mich da sind." Zudem sagt Klitschko: "Wir hören viele Drohungen, hören von vielen Szenarien, wie sich die Situation entwickeln könnte. Ein Krieg ist nicht ausgeschlossen."

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Klitschko: "Europa macht Russland durch Nord Stream 2 stark"

Die Gaspipeline Nord Stream 2 bleibt ein Streitpunkt. "Wir Europäer machen Russland stark", sagt der ehemalige Boxweltmeister Vitali Klitschko. "Wir geben eine finanzielle Unterstützung, wenn die Europäer russisches Gas kaufen. Dadurch machten wir uns so abhängig. Dabei geht die Gaspipeline über die Ukraine." Nord Stream 2 sei ein wichtiges Argument für die Russen, sagt Klitschko. Europa sollte Russland nicht diese Unterstützung geben.

Klitschko sieht den aktuellen Konflikt vor allem im Expansionsstreben Russlands begründet. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew geht davon aus, dass Russlands Präsident Putin die Ukraine erobern und ein russisches Imperium schaffen will. Das wäre ein Alptraum für die Ukraine und die gesamte Region.

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Redaktioneller Hinweis: Dieser Beitrag ist entstanden, bevor Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Informationen zu aktuellen Entwicklungen gibt es hier:

Einst Profi-Boxer und Weltmeister, ist Vitali Klitschko längst Politiker geworden. Seit Mai 2014 ist er Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew - und als solcher ab morgen auch Gast der Münchener Sicherheitskonferenz.

Im Interview mit dem WDR warnt er: Ein möglicher Krieg wäre ein Desaster, nicht nur für die Ukraine: "Das kann ein Alptraum sein für ganz Europa".

Die Bundesregierung sagt, wir helfen der Ukraine, wo wir können, aber wir liefern keine Waffen. Wie fühlt sich das für Sie an?

Vitali Klitschko: Wir wissen, wie angespannt die Situation derzeit an der Grenze der Ukraine ist. Mehr als 150.000 russische Soldaten stehen dort angriffsbereit. Alle sind nervös in der Ukraine. Wir hoffen dennoch, dass wir eine diplomatische Lösung finden können.

Heute hat sich die Situation noch stärker angespannt in der Donezk/Lugansk-Region. Der ukrainische Präsident ist dorthin gefahren, bevor er morgen oder übermorgen auch hierher zur Sicherheitskonferenz kommt. Wir hoffen auf Gemeinsamkeit mit allen europäischen Ländern, die die Ukraine als modernes, demokratisches Land betrachten.

Weil für das größte Land Europas die Stabilität von der wirtschaftlichen und politischen Situation abhängt - auch die Stabilität in der gesamten Region. Deswegen gibt es viele Themen zu besprechen.

Ein möglicher Krieg wäre ein Desaster, nicht nur für die Ukraine – das kann ein Alptraum sein für ganz Europa.