Was macht der Magen wenn man Hunger hat?

Was macht der Magen wenn man Hunger hat?

Hast du dich schon mal gefragt, warum der Magen knurrt, wenn du Hunger hast? Und warum muss das ausgerechnet kurz vor dem Mittagessen in der Bürobesprechung passieren, wenn es auch noch jeder Kollege hört? In diesem Beitrag erkläre ich dir, warum der Magen überhaupt knurrt und wie du auch ohne Essen etwas dagegen tun kannst.

Die ‚houskeeper waves‘

Unser Magen-Darm-Trakt ist quasi immer in Bewegung. Sowohl die Magenwände als auch der Darm ziehen sich ständig zusammen und dehnen sich wieder aus. Dies sorgt dafür, dass der Verdauungstrakt ordentlich funktioniert und Speisereste weitertransportiert werden können. Diese wellenartigen Bewegungen werden aus diesem Grund auch „housekeeper waves“ genannt.

Befinden sich im Magen-Darm-Trakt verhältnismäßig wenig Speisereste und Flüssigkeiten, ist er vor allem mit Luft gefüllt. Der Magen wirkt dann wie ein großer Hohlkörper, ähnlich wie bei einer Gitarre oder einer Pauke. Die darin enthaltende Luft wird durch das wellenähnliche Ausdehnen und Zusammenziehen in Schwingung versetzt und wird als Magenknurren wahrgenommen. Denkst du in dieser Situation auch noch an Essen oder riecht etwas Leckeres, sorgt man ungewollt für ein reflexartiges Zusammenziehen des Magens und regt die Luft so zusätzlich zum Schwingen an.

Cool bleiben und Wasser trinken

Und was tut man gegen das Magenknurren? Ganz einfach: Etwas essen, sodass der Magen wieder gut gefüllt ist. Falls dies gerade nicht möglich ist, versuche nicht bewusst an Essen zu denken bzw. lenke dich ab und trinke einen Schluss. Die Flüssigkeit gelangt schnell in den Magen und hilft das Magenknurren für kurze Zeit zu unterdrücken und abzuschwächen.

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Über Arne

Seit vielen Jahren glücklich vegan & vegetarisch unterwegs, promovierter Physiker, experimentiert begeistert in der Küche, gibt Kochkurse & Workshops in Deutschlands erster veganen Kochschule und findet, dass Pizza alles besser macht! Mehr über mich...

ZUR PERSON

Tilman Sauerbruch ist Professor für Gastroenterologie an der Universität Bonn und Mitglied der Gastroliga , eines gemeinnützigen Vereins zur Information von Patienten.

SPIEGEL ONLINE: Herr Sauerbruch, was verursacht Magen-Darm-Geräusche?

Sauerbruch: Der Magen ist quasi ein Sack, dahinter verengt sich das Verdauungssystem zu einer Art Schlauch bestehend aus Dünndarm und Dickdarm. Magen und Darm haben Wände aus glatter Muskulatur. Sie erschlafft und zieht sich zusammen, im rhythmischen Wechsel. Durch diese Peristaltik wird die aufgeschlüsselte Nahrung in Richtung Enddarm vorangetrieben. Sind Gas und Flüssigkeit vorhanden, können Geräusche im Magendarmtrakt entstehen.

SPIEGEL ONLINE: Wo kommt das Gas denn her?

Sauerbruch: Wir schlucken täglich etwa zwei Liter Luft, zusammen mit Essen und Trinken. Außerdem entsteht reichlich Gas durch die Verdauung. Vor allem durch die Aufschlüsselung der Kohlenhydrate in der Nahrung werden Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan freigesetzt. Wenn verflüssigte Nahrung auf diese Gase trifft, blubbert es.

SPIEGEL ONLINE: Warum?

Sauerbruch: Das Glucksen entsteht dadurch, dass kleine Gasbläschen vom Darm durch Flüssigkeit getrieben werden. Wäre der Darm nur von Flüssigkeit ausgefüllt, gäbe es keine Geräusche.

SPIEGEL ONLINE: Magenknurren kennt man vor allem, wenn der Magen leer ist.

Sauerbruch: In diesem Fall zieht sich die Muskulatur des leeren Magens zusammen. Im Magen ist Luft, die vorher geschluckt wurde. Diese wird durch die Kontraktion in den Dünndarm geschoben, wo sich Nahrungsbrei befindet. Dort entstehen die Geräusche. Auch die Interaktion von Magengas mit Magenflüssigkeit kann Geräusche verursachen.

SPIEGEL ONLINE: Luft im Gedärm kann man kontrollieren, entweder durch kontrolliertes Aufstoßen oder indem man sie durch den Schließmuskel zurückhält. Bauchgluckern lässt sich dagegen nicht beeinflussen. Warum?

Sauerbruch: Weil die Geräusche aus dem Dünndarm kommen, über den wir weniger Kontrolle haben als über die Schließmuskel des Mageneingangs und des Dickdarmausgangs. Hat man das Gefühl, man wolle eine Blähung ablassen, handelt es sich dabei um Gas, das im Dickdarm entsteht.

SPIEGEL ONLINE: Kann eine ernsthafte Erkrankung hinter lauten Magen-Darm-Geräuschen stecken?

Sauerbruch: Treibt der Darm den Nahrungsbrei gegen eine Verengung, eine sogenannte Stenose, kommt es zu lauten Darmgeräuschen. Bei jüngeren Menschen tritt das sehr selten auf, bei älteren können sich dahinter ernsthafte Krankheiten verbergen: Vernarbungen und Tumoren etwa. Treten sehr laute Magen-Darm-Geräusche neu auf und halten sie an, sollte man einen Arzt aufsuchen.

SPIEGEL ONLINE: Gibt es Nahrung, die besonders starke Magen-Darm-Geräusche verursacht?

Sauerbruch: Das ist individuell sehr verschieden. Wem die Geräusche Probleme bereiten, der sollte ein Ernährungstagebuch führen und aufschreiben, nach Genuss welcher Speisen das Problem auftritt. Ein viel größeres Problem ist die Gasbildung, die Blähungen und Schmerzen machen. Das tritt besonders bei Menschen auf, bei denen die Schmerzschwelle in der Darmwand erniedrigt ist.

SPIEGEL ONLINE: Niedrige Schmerzschwelle bedeutet Reizdarm?

Sauerbruch: Genau. Man kann zur Diagnose den Enddarm mit einem Ballon dehnen. Menschen mit Reizdarm spüren früher Schmerzen.

SPIEGEL ONLINE: Lange wurde der Reizdarm als Diagnose nicht recht ernst genommen.

Sauerbruch: Heute nehmen wir das sehr ernst. Es gibt unterschiedliche Ursachen für den Reizdarm. Eine Form kann durch Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsstoffe hervorgerufen werden. Fruchtzucker etwa, wird im Dünndarm durch einen Transporter aktiv aufgenommen. Ist dessen Aktivität gehemmt, gerät der Fruchtzucker in den Dickdarm, wird dort von Bakterien zersetzt und verursacht so Blähungen. Bei gleichzeitig niedriger Schmerzschwelle kommt es dann zu einer Form von Reizdarm.

SPIEGEL ONLINE: Was sind die anderen Ursachen?

Sauerbruch: Infektiöse Durchfälle. Durch eine Reisediarrhö etwa, kann sich - selten - die nervale Regulation des Darms ändern. Die Folge können Reizdarmbeschwerden sein.

SPIEGEL ONLINE: Was sind typische Beschwerden?

Sauerbruch: Erstens: vermehrt Durchfälle. Zweitens: vermehrt Verstopfung, jeweils verbunden mit chronischen Bauchschmerzen und Blähungen, die sich nach dem Stuhlgang bessern.

SPIEGEL ONLINE: Wie diagnostiziert man einen Reizdarm?

Sauerbruch: Man versucht, alle anderen organischen Ursachen auszuschließen. Findet man nichts, und die beschriebenen Beschwerden dauern über lange Zeit an, spricht man von einem Reizdarm.

SPIEGEL ONLINE: Wie wird er behandelt?

Sauerbruch: Man versucht den Patienten klarzumachen, dass sie keine lebensbedrohliche Krankheit haben. Gegen die Blähungen gibt es Medikamente. Bei einem Reizdarm, der mit Verstopfung einhergeht, versucht man Substanzen zu geben, die mehr Flüssigkeit in den Darm bringen. Und mit einem Ernährungstagebuch versucht man herauszufinden, welche Speisen Beschwerden machen. Oft hilft das Fortlassen von frucht- oder milchzuckerhaltiger Nahrung, oder von Zuckeraustauschstoffen und bestimmten Kohlenhydraten. Daneben verschreibt man Medikamente, die den Darm entspannen. Gelegentlich bekommen Betroffene bestimmte Antidepressiva in sehr niedriger Dosis.

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Was passiert im Magen bei Hunger?

Im Körper geschehen dann unterschiedliche Dinge: Der Blutzuckerspiegel (Glucose) sinkt – wir haben das Gefühl, etwas essen zu müssen. Der Magen produziert das Hormon Ghrelin (es wird auch „Hunger-Hormon“ genannt), Nerven senden entsprechende Signale an das Hungerzentrum im Gehirn – zack, der Magen knurrt.

Warum knurrt der Magen auch wenn man keinen Hunger hat?

In diesem Fall ist der Magen lediglich mit Magensäure / Magensaft und Wasser gefüllt. Da der Inhalt zu diesem Zeitpunkt sehr dünnflüssig ist, vermischt sich die aufgenommene Luft mit der Flüssigkeit und es entstehen die typischen Geräusche des Knurrens.

Was macht der Magen wenn er leer ist?

Magenknurren und -grummeln sind völlig normale Anzeichen dafür, dass der Magen aktiv ist. Besonders laut können diese Geräusche werden, wenn der Magen leer ist und nur Luft enthält. Trotzdem arbeitet er stetig weiter, presst sich ringförmig zusammen und transportiert damit die Luft in den Darm.

Sollte man erst essen wenn der Magen knurrt?

Statt zu vorgegebenen Essenszeiten sollten sie nur dann essen, wenn sie bewusst Hunger verspürten. Im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe nahmen die Probanden während der fünfmonatigen Studiendauer durchschnittlich 6,7 Kilogramm ab.

Warum tut der Bauch weh bei Hunger?

Magen und Darm haben Wände aus glatter Muskulatur. Sie erschlafft und zieht sich zusammen, im rhythmischen Wechsel. Durch diese Peristaltik wird die aufgeschlüsselte Nahrung in Richtung Enddarm vorangetrieben. Sind Gas und Flüssigkeit vorhanden, können Geräusche im Magendarmtrakt entstehen.

Wie hört der Magen auf zu knurren?

Tipps, um das Magenknurren zu vermeiden.
Beim Essen nicht reden. Denn durch das Sprechen während der Nahrungsaufnahme gelangt vermehrt Luft in den Magen. ... .
Gut kauen. ... .
Regelmäßig Essen & Trinken. ... .
Warmes Wasser oder Tee. ... .
Milch trinken. ... .
Nicht ans Essen denken..