Was ist der Unterschied zwischen der Lutherbibel und der Einheitsübersetzung?

Der gläubige Bibelleser, der verschiedene Bibelübersetzungen vergleicht, stößt an manchen Stellen auf Unterschiede, die ihn befremden und stutzig machen. Besonders im Neuen Testament (NT) kann es vorkommen, daß in der einen Bibelübersetzung Verse oder Versteile stehen, die in einer anderen Bibel einfach fehlen. In manchen Bibeln findet er dann Fußnoten, die diese Weglassungen mit Formulierungen begründen wie z. B.: „In späteren Handschriften finden sich noch die Worte …; die ältesten und besten Handschriften lassen diese Worte weg“. Auch bei Versen, die im Text abgedruckt sind, stößt der Leser manchmal auf Anmerkungen, die die Echtheit des Bibelwortes in Zweifel ziehen: „Dieser Vers findet sich nicht in den ältesten Handschriften“ o. ä.

Normalerweise gehen nur wenige Bibelleser diesen Dingen gründlicher nach. Sie lesen vielleicht im Vorwort ihrer neueren Bibel eine Erklärung, daß diese Bibel dem „Nestle-Aland“-Grundtext (NA) folgt. Dieser Text sei aufgrund der Fortschritte der wissenschaftlichen „Textkritik“ viel besser und zuverlässiger als der „Textus Receptus“ (TR), dem ältere Bibelausgaben folgten. Nachdem man ja in anderen Bereichen auch davon überzeugt ist, daß der wissenschaftliche Fortschritt immer bessere, zuverlässigere Ergebnisse hervorbringt, geben sich manche schnell mit solchen Erklärungen zufrieden.

Dennoch sollten gereiftere, im Wort gegründete Gläubige sich einmal näher mit diesen Veränderungen im Bibeltext beschäftigen. Zwar reden viele Befürworter der modernen wissenschaftlichen Textausgaben des NT davon, daß die Unterschiede zwischen denn modernen und klassischen Bibeln nur geringfügig seien und keine wichtige Lehre der Bibel von ihnen betroffen sei.

Bei näherem Hinsehen muß man jedoch feststellen, daß dies eine Verharmlosung der Tatsachen ist. (Die Dokumentation der wichtigsten Unterschiede zwischen NA und TR findet sich in der Broschüre des ESRA-Schriftendienstes Dreihundert wichtige Veränderungen im Text des NT. Ein Vergleich zwischen Textus-Receptus-Bibeln und textkritischen Bibeln). Eine ganze Reihe von textlichen Veränderungen in den modernen Bibeln, die auf dem „textkritischen“ Grundtext beruhen, ist für die biblische Lehre und unser geistliches Leben recht bedeutsam. Als bibeltreue Gläubige müssen wir uns fragen, wie es zu diesen Unterschieden im Text kommt.

Was ist zum Beispiel mit dem Schluß des Gebetes des Herrn in Mt 6,13? Sind die gewichtigen Worte „Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ Bestandteil des Wortes Gottes oder nicht? Hat der Herr Jesus sie gesprochen, oder wurden sie (wie die textkritischen Fußnoten in modernen Bibeln es behaupten) von späteren Abschreibern nachträglich hinzugefügt? Der gläubige Bibelleser, der an die Inspiration der ganzen Heiligen Schrift glaubt, wird durch solche textkritischen Bemerkungen verunsichert: Sind diese Worte inspiriert, d. h. von Gott durch Seinen Geist wörtlich eingegeben? Darf ich sie als Wort Gottes annehmen und auslegen, oder muß ich sie als Menschenwort weglassen?

Wie sieht es mit dem Schluß von Markus 16 aus, wo die modernen Bibeln ganze 12 Verse des NT als eine spätere Hinzufügung bezeichnen? In ihnen findet sich u. a. eine für die Lehre von Christus wichtige Aussage in V. 19: „Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Ist das nun ein inspiriertes Zeugnis von der Himmelfahrt und Verherrlichung des Herrn? Oder muß ich diese Verse gedanklich aus meiner Bibel streichen? Sicherlich wird durch die Tilgung dieser 12 Verse keine biblische Lehre direkt umgeworfen; aber daß das Fehlen eines so gewichtigen Zeugnisses nichts ausmachen würde, kann eigentlich niemand behaupten, der die Bibel liebt und ernst nimmt.

Wir sehen, daß die Veränderungen in den modernen Bibeln ernste Fragen aufwerfen, über die man nicht leichtfertig hinweggehen sollte. Das Unbehagen verstärkt sich, wenn der Gläubige sich näher mit diesen Fragen beschäftigt und herausfindet, was ihm in den modernen Bibeln durchweg verschwiegen wird: daß nämlich die Weglassungen und Veränderungen von bekannten Bibelworten sich nur auf ganz wenige Handschriften aus einem ganz bestimmten Randgebiet der frühen Christenheit stützen, während sich die vertrauten Worte in mehr als 95%, oft mehr als 99% aller Handschriften aus dem ganzen Bereich der Christenheit finden! Der Markusschluß etwa wird als „unecht“ in Zweifel gezogen, weil er in ganzen drei (tatsächlich: DREI!) von wahrscheinlich 3 – 4.000 Handschriften des NT weggelassen wurde!

Wer legt eigentlich fest, daß gerade diese verschwindende Minderheit von Handschriften den ursprünglichen Text bietet und nicht die große Mehrheit? Wie kommt die wissenschaftliche „Textkritik“ zu dem Urteil, diese drei Handschriften seien die „besten“? Weshalb findet man in so vielen modernen Bibeln Zweifel erweckende Fußnoten an dieser Stelle, aber keine zeigt das tatsächliche Zahlenverhältnis der Textzeugen an? Warum setzen die modernen Bibelübersetzer den Markusschluß überhaupt noch in den Bibeltext, obgleich sie der Überzeugung sind, daß er eine spätere Hinzufügung sei? Vielleicht, weil sonst viel mehr Bibelleser aufwachen und Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer modernen Übersetzung bekommen würden?

Diese Schrift wurde geschrieben, um die geistlichen Hintergründe für die Veränderungen in den Bibelausgaben des 19. und 20. Jahrhunderts gegenüber dem vorher geltenden reformatorischen Grundtext deutlich zu machen. Sie will dem gläubigen Bibelleser eine Hilfe geben, damit er geistlich prüfen und beurteilen kann, welchem Grundtext er sein Vertrauen schenken kann und soll.

Wir finden heute zwei verschiedene Arten von Bibeln mit unterschiedlicher Textgrundlage: auf der einen Seite die Bibeln mit dem überlieferten Text, die Bibeln der Reformation, der Täufer und der Erweckungsbewegung, die im AT auf dem hebräischen Masoretischen Text und im NT auf dem griechischen Textus Receptus beruhen. Dazu zählen die berühmte King-James-Bibel, die spanische Reina-Valera, die italienische Diodati, die holländische Statenvertaling und viele andere mehr; im deutschen Sprachraum sind dies vor allem die Luther-Bibel bis 1912, die alte Zürcher Bibel vor 1931 und die neu revidierte Schlachterbibel 2000.

Auf der anderen Seite finden sich die „textkritischen“ Bibeln. Sie beruhen auf einem Grundtext, der von der wissenschaftlichen „Textkritik“ zusammengestellt wurde und sich im AT wie im NT von den reformatorischen Texten unterscheidet. Dazu zählen die Lutherrevisionen 1956 und 1984, die Zürcher Bibel 1931, die Menge-Bibel, die Revidierte Elberfelder Bibel, die Ökumenische Einheitsübersetzung, Gute Nachricht und Hoffnung für alle, die Neue Genfer Übersetzung, Neues Leben u. a. Eine Zwischenstellung nehmen die Schlachterbibel 1905/51 und die unrevidierte Elberfelder Bibel 1871/1905 ein.

Manche meinen, diese Fragen seien nicht so wichtig, weil ja etwa 90% des Textes des NT ohnehin nicht von den Textunterschieden betroffen sind und keine wichtige Lehre des NT durch sie in Frage gestellt wird. Nun dürfen wir dankbar dafür sein, daß die Unterschiede tatsächlich nur begrenzt sind und der allergrößte Teil des NT einheitlich bezeugt ist. Darin zeigt sich die Bewahrung Gottes; Gott hat nur eine begrenzte Anzahl von Textunterschieden in der Überlieferung Seines Wortes zugelassen und dafür gesorgt, daß es zu 90% völlig einheitlich von allen noch bestehenden Handschriften bezeugt wird. Auf der anderen Seite ist es für den bibeltreuen Gläubigen, der das Wort Gottes liebt und es mit ihm genau nimmt, dennoch wichtig, auch in bezug auf die Stellen, in denen moderne Bibeln gegenüber den älteren abweichen, Klarheit zu bekommen.

Immerhin sind mindestens 15 ganze Verse, die im Textus Receptus bezeugt sind, in modernen Grundtextausgaben und den meisten ihnen folgenden Bibeln weggelassen, an 185 Stellen wurden wichtigere Versteile gestrichen; in 212 Fällen wurden Namen und Titel Gottes und des Herrn Jesus Christus wie „Herr“, „Jesus“, „Christus“ oder „Gott“ gestrichen. Dazu kommen mehr als 280 Textveränderungen, die auf den Inhalt der biblischen Aussage Einfluß haben. Über 2.000 Unterschiede zwischen dem NA-Text und dem TR haben einen Einfluß auf die Übersetzung. Laut E. Fowler (Evaluating Versions of the New Testament) wurden 3.602 Wörter aus dem TR bei NA (genauer: Nestle 23. Aufl.) weggelassen, 3.146 verändert, 976 hinzugefügt (der Textus Receptus umfaßt etwa 140.000 griechische Wörter).

Insgesamt ist der NA-Text um 2.886 Wörter kürzer als der TR. Das würde einer Bibel entsprechen, bei der der 1. und der 2. Petrusbief fehlt. (Zahlenangaben nach D. A. Waite, Defending the King James Bible, Bible for Today, Collingswood, N.J. 2. Aufl. 1996, S. 41-42). Solche Veränderungen sind bestimmt nicht als „unwichtig“ oder „untergeordnet“ zu bezeichnen. Die Frage ist berechtigt: Woher kommen sie?

Wir wollen in dieser Schrift möglichst kurz und einfach erklären, wie die Unterschiede im NT der verschiedenen Bibeln zustandegekommen sind und was geistlich hinter den textkritischen Veränderungen des überlieferten Textes der Reformation steckt. Wir möchten begründen, weshalb der über Jahrhunderte bewährte Text der reformatorischen Bibeln (der auch der Text der Täufergemeinde, der Waldenser sowie der von Gott gesegneten Erweckungsbewegungen im 17. und 18. Jahrhundert war) auch heute noch der vertrauenswürdige, zuverlässige Text ist, den bibeltreue Gläubige annehmen können und sollen.

Es ist nicht möglich, in dieser kurzen Aufklärungsschrift auf alle z. T. komplizierten Einzelheiten dieses Themas einzugehen. Wir haben bewußt im Rahmen dieser Einführung auf ergänzende Zitate, Fußnoten usw. verzichtet. Viele Informationen finden sich nur in englischsprachigen Veröffentlichungen, während es im Deutschen leider wenig Schriften gibt. Der Verfasser, der selbst sieben Jahre lang an der Revision der Schlachterbibel mitarbeitete, hat sich über mehrere Jahre mit diesem Thema beschäftigt und einige weitere Broschüren geschrieben, die dem interessierten Leser empfohlen seien. In ihnen findet der Leser auch ausführliche Belege für die hier gemachten Angaben sowie Literaturhinweise (vgl. die Texte zum Download auf unserer Themenseite Textus Receptus).

Im Gegensatz zu manchen extremen Befürwortern des Textus Receptus aus den USA, die manchmal auch als „King-James-Only“-Anhänger bezeichnet werden, ist es ein Anliegen des Verfassers, daß die geistliche Prüfung der Frage, welches der bewahrte und zuverlässige Grundtext des Neuen Testaments ist, nicht zu Parteistreit, Verleumdungen und Spaltungen unter bibeltreuen Gläubigen führt.

Hier geht es um ernste Dinge, die eigentlich nur von geistlich mündigen Gläubigen richtig beurteilt werden können. Unterschiedliche Auffassungen in der Grundtextfrage dürfen nicht zu Meinungsstreit, Besserwisserei oder Trennungen mißbraucht werden, wie es z. T. geschieht. Ein geistlicher Umgang mit diesen Dingen schließt ein, daß man die Überzeugung anderer Gläubiger respektiert; das gilt allerdings für beide Seiten.

Was ist der Unterschied zwischen Bibel und Lutherbibel?

Die von Luther getroffene Festlegung des alttestamentlichen Schriftkanons hat sich im Protestantismus weltweit durchgesetzt. Im Gegensatz dazu unterscheidet sich die Reihenfolge der Bücher am Ende des Neuen Testaments in vielen Sprachen und auch einigen deutschen Bibelübersetzungen von der in der Lutherbibel.

Was ist der Unterschied zwischen der evangelischen und der katholischen Bibel?

Für Evangelische ist seit Luther klar: "Sola Skriptura" - die Bibel ist die einzige Quelle für das Wort Gottes. Katholiken hingegen glauben, dass die Bibel allein nicht ausreichend ist, sondern dass neben der Heiligen Schrift auch die römisch-katholische Tradition für Christen bindend ist.

Welche ist die richtige katholische Bibel?

Die Einheitsübersetzung (EÜ) ist eine deutsche Bibelübersetzung für den liturgischen Gebrauch im römisch-katholischen Gottesdienst.

Welche Bibel ist dem Original am nächsten?

Die Elberfelder Bibel gilt nach wie vor als diejenige unter den verbreiteten deutschen Übersetzungen, die dem Grundtext am nächsten kommt – neben dem Konkordanten Neuen Testament und einigen vor allem als Studienhilfen gedachten Übersetzungen wie der von Fridolin Stier oder dem Münchener Neuen Testament.