Fast genau vor 63 Jahren (am 18. Juli 1958) wurde das Ehegattensplitting in Deutschland eingeführt. Kritik daran gab es gefühlt immer. „Das hält die Ehefrau am Herd fest“, ist wohl der am häufigsten genannte Grund. Zuletzt gab es aber mehr Gegenwind. So streben SPD, Grüne, Linke und auch die AfD in ihren Wahlprogrammen zumindest eine Reform an. Doch was würde das bringen? Was wären die Alternativen oder Varianten? All das erklären wir Ihnen – und zuerst natürlich auch, was das Splitting überhaupt bringt. Show So funktioniert das EhegattensplittingVerheiratete oder Paare in einer anerkannten Lebenspartnerschaft können bei der Steuer die Zusammenveranlagung wählen. Das Paar ist demnach eine wirtschaftliche Einheit mit gemeinsamer Versteuerung. Und zwar so:
Erst halbieren – und dann verdoppeln. Da ändert sich doch nichts, sagen Sie jetzt vielleicht. Aber: Wir haben eine Steuerprogression. Mit steigendem Einkommen steigt meist auch der Steuersatz. Dabei gilt die Faustregel: Je größer der Einkommensunterschied ist, desto größer die Steuerersparnis. Was wäre wenn?Wissenschaftler des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) haben sich in einer Studie genau diese Frage gestellt: Was wäre, wenn statt des Ehegattensplittings wieder individuell besteuert werden würde? Die überraschende Antwort: Es könnten mehr als eine halbe Million neue Jobs entstehen! Aber natürlich sehen die Experten auch die Kehrseite der Medaille. Denn gerade Paare mit sehr unterschiedlichem Einkommen müssten mit sinkendem verfügbarem Einkommen rechnen, was bei Paaren, die insgesamt eh nicht viel verdienen, schon an die Existenz gehen könnte. Zudem lässt die Untersuchung der Wissenschaftler eins außer acht: Rechtlich ist die Abschaffung des Splittings von einem Tag auf den anderen kaum vorstellbar. In den Programmen der Parteien ist dann auch in der Regel von einer Reform die Rede. Bei der SPD etwa, dass schon bestehende Ehen unangetastet bleiben. Welche Möglichkeiten gibt es für eine Reform?Wenn wir mal von der eben erwähnten Individualbesteuerung absehen, die juristisch nicht gehen dürfte und der Idee eines Familiensplittings (Schwerpunkt Kinder) der AfD, bleiben noch zwei Vorschläge:
Was würde das bringen?Aber würde das dazu führen, dass die wenig oder gar nichts verdienende Person jetzt anfangen würde zu arbeiten? In einem Artikel des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft heißt es: „Eine Einschränkung des bestehenden Splittings würde die Arbeitsanreize für Zweitverdiener jedoch nur leicht erhöhen.“ Also kurz gesagt: So lassen sich kaum mehr – vor allem – Frauen in Arbeit oder eine Arbeit mit höherem Verdienst bringen. Mehr Steuern wären aber oft zu zahlen. Es sei denn, es gäbe irgendeine Form der Kompensation. Was bedeutet das konkret für mich? Wie viel spart man durch Ehegattensplitting?Ehepaare genießen weitere Vorteile: Der Sparerpauschbetrag verdoppelt sich auf 1 602 Euro – Singles bekommen 801 Euro. Bis dahin werden keine Steuern auf Kapitalerträge erhoben. Ab 2023 sind 2 000 Euro auf Erspartes steuerfrei, für Singles 1 000 Euro.
Wann lohnt sich der Splittingtarif?Wann sich die Zusammenveranlagung richtig lohnt
Besonders lukrativ ist die Zusammenveranlagung, wenn ein Partner ein sehr hohes Einkommen hat und der andere gar keins. Am höchsten fällt der Splittingvorteil aus, wenn zu der Einkommensdifferenz noch ein hoher Steuersatz kommt.
Wie viel bringt Ehegattensplitting?Die dabei berechnete Steuer wird dann verdoppelt und das wäre die Steuer für das Paar. Bei dieser Konstellation entsteht für die Partner durch das Ehegattensplitting ein Steuervorteil in Höhe von 1.705 Euro.
Ist Ehegattensplitting sinnvoll?Dieses Splitting kann sich sehr lohnen, denn der Steuersatz steigt bei steigendem Einkommen. Je größer der Einkommensunterschied ist, desto mehr Steuern lassen sich sparen. Steuerlich am besten ist es, wenn eine oder einer allein verdient – und der Partner oder die Partnerin zu Hause ist.
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