Warum hat man mehr hunger wenn man krank ist

Wer akut erkrankt ist, hat keinen Appetit. Haben ansonsten gesunde Kinder oder Erwachsene ein, zwei Tage keinen Hunger, ist das nicht dramatisch. Wenn dann die Genesung einsetzt, kommt der Appetit oft von alleine wieder. Dann sollte man dem Körper vor allem Nahrung zuführen, die ihn stärken statt belasten.

«Leichtverdaulich soll die erste Mahlzeit sein, also nicht zu fettig und nicht blähend, denn Leichtverdauliches belastet weder die Verdauung noch den Energiehaushalt», sagt Ernährungsberaterin Helena Kistler. «Ausserdem verspürt man nach einer Krankheit oft Lust auf Frisches. Frisches Obst und Gemüse gibt dem Körper den wichtigen Energiekick.»

Das heisst: Selbst wenn einem der Sinn nach Panierten, Frittierten, oder reichhaltigen Rahmsaucen steht, sollte man die Finger davon lassen. Auch Knoblauch, Gurken oder Peperoni beispielsweise sind für den Körper schwerer verdaulich.

Vom Appetit leiten lassen

Abgesehen davon ist der eigene «Gluscht» aber ein guter Indikator. Er zeigt an, was der Körper braucht. Wenn er ausbleibt, «dann muss man Geschmack in die Speisen bringen: Kräuter auf das frische Gemüse, Gewürz in den Tee oder Zitronensaft ins Wasser», so die Ernährungsberaterin. Der Frischekick kann nämlich nicht nur durch die Nahrung kommen, sondern auch durch eine Extraportion Wasser oder frisch gepresste Obst- oder Gemüsesäfte.

Helena Kistlers persönlicher Tipp für Rekonvaleszente ist übrigens die altbewährte Hühnersuppe. Frisch gemacht ist sie leichtverdaulich und sorgt für die nötige Energie.

Füttere eine Erkältung, hungere ein Fieber aus - so lautet eine alte Weisheit. Eine Untersuchung zeigt, wie wichtig Essen oder Fasten bei Krankheit sind.

von Daniel Lingenhöhl

Warum hat man mehr hunger wenn man krank ist

© iStock / Kamil Macniak (Ausschnitt)

Bei einer Grippe oder Erkältung soll Hühnersuppe Wunder wirken: Das bewährte Hausmittel blockiert die Bewegung bestimmter weiße Blutkörperchen – der so genannten Neutrophilen –, die für Entzündungsprozesse mitverantwortlich sind. Sie werden bei Virusinfektionen in großen Mengen freigesetzt und lösen Entzündungen und Schwellungen der Schleimhäute in den oberen Atemwegen aus. Die Suppe lindert also aktiv die Beschwerden. Häufig geht Krankheit aber mit Appetitlosigkeit einher, so dass sich die Betroffenen zur Nahrungsaufnahme zwingen müssen. Je nach Art der Infektion kann dies unterschiedliche Folgen haben, darauf weist eine Studie von Andrew Wang von der Yale University School of Medicine und seinem Team hin. Denn der Unwille zu essen kann bestimmte Erreger aushungern und so die Genesung beschleunigen – während er in anderen Fällen kontraproduktiv ist.

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Warum hat man mehr hunger wenn man krank ist

Warum hat man mehr hunger wenn man krank ist

Für ihren Versuch infizierten die Mediziner Mäuse mit unterschiedlichen Keimen und fütterten sie anschließend beziehungsweise verwehrten ihnen die Nahrung. Eine Gruppe erkrankte dabei an Listerien: Bakterien, die über verunreinigte Lebensmittel aufgenommen werden und bei Menschen häufig Magen-Darm-Probleme auslösen. Die Keime verursachten auch bei den Mäusen Appetitlosigkeit. Wurden die Nager dennoch gefüttert, starben sie überdurchschnittlich häufig verglichen mit Artgenossen, die auf Diät gesetzt wurden. Ganz anders sah es dagegen bei jenen Tieren aus, die nach einer Virengabe an Grippe litten: Hier überlebten überwiegend die Nager, die zu fressen bekamen. Schon eine frühere Studie hatte darauf hingedeutet, dass Fasten bei Bakterieninfektionen hilft, während man bei Viruserkrankungen ausreichend Nahrung zu sich nehmen sollte: Nach einer Mahlzeit stiegen bei Versuchsteilnehmern die Blutkonzentrationen von Interferon-gamma um durchschnittlich 450 Prozent an – der körpereigene Botenstoff aktiviert das Immunsystem so, dass die Vermehrung von Viren gebremst und die Ausschaltung infizierter Zellen gefördert wird. Hatten die Probanden lediglich Wasser zu sich genommen, erhöhte sich die Konzentration des Botenstoffs Interleukin-4. Das dämmt akute Infektionen ein, indem es die Produktion von Antikörpern anregt.

Warum hat man mehr hunger wenn man krank ist

Dieser Artikel ist enthalten in Spektrum – Die Woche, Die Maschinen der Zukunft sind unsichtbar

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Praktische Ernährungstipps leiten Wang und Co aus ihren Ergebnissen bisher nicht ab, dazu müssten die Studien noch vertieft werden, so die Forscher. Ärzte sollten aber Appetitlosigkeit bei Krankheit als wichtiges Zeichen des Körpers schätzen und entsprechende Essensvorgaben darauf abstimmen. Dies gelte vor allem für Patienten auf Intensivstationen, die über Magensonden ernährt werden und die aufgenommene Menge nicht aktiv bestimmen können. Weniger sei hier vielleicht manchmal mehr, so Wangs Team.

Sollte man bei Erkältung essen?

Lebensmittel wie grünes Gemüse (z. B. Grünkohl), Knoblauch, Ingwer, Zwiebeln, probiotischer Joghurt und Honig sorgen für ein starkes Immunsystem und helfen gegen Erkältung. Heißer Tee, Suppe oder Milchprodukte liefern Flüssigkeit.

Was passiert wenn man krank ist und nichts isst?

Ob Grippe, Erkältung oder Magen-Darm-Beschwerden: Wer krank ist, hat keinen Appetit. Doch Essen bringt die Energie wieder zurück. Wer akut erkrankt ist, hat keinen Appetit. Haben ansonsten gesunde Kinder oder Erwachsene ein, zwei Tage keinen Hunger, ist das nicht dramatisch.

Was isst man bei Grippe?

Ideal sind sie, wenn nach einem Magen-Darm-Infekt erst einmal Schonkost aus Zwieback oder Haferschleim angeordnet ist und diese nach und nach mit frischen Früchten, Nüssen oder Milchprodukten angereichert werden soll.

Wie lange fühlt man sich nach einer Erkältung schlapp?

Bei einer starken Erkältung fühlt man sich oft auch schlapp und krank. Meist klingt eine Erkältung nach etwa einer Woche von selbst wieder ab. Manche Beschwerden können aber länger anhalten.