Wann war der letzte kälteste Winter in Deutschland?

29.11.2013 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Wann war der letzte kälteste Winter in Deutschland?
Wie fast jedes Jahr kreisen auch 2013 wieder die Superlative durch die Medien. Ja, im Winter kann es kalt werden: wie z.B. im Dezember 2010 im Neckartal bei -20°C und 30cm Neuschnee an Weihnachten. Quelle: Maximilian Ziegler

Wie in fast jedem Jahr werden wir Meteorologen vor Beginn des Winters (der meteorologisch übrigens am Sonntag, 1. Dezember, losgeht) gefragt, wie denn der kommende Winter wird? Oft gibt es von den Fragestellern dann Hinweise, dass bereits von anderer Stelle verkündet wurde, dass wir den kältesten Winter seit 100 Jahren zu erwarten haben. Um es vorweg zu sagen, die eingangs gestellte Frage ist schwer zu beantworten. Natürlich könnte es einen "Horrorwinter" geben, genauso gut kann es aber auch ein deutlich zu milder Winter werden.

Von jeher hatten und haben die Menschen ein großes Interesse, das Klima einer Jahreszeit vorhersagen zu können. Als erster Ansatz gelten die sogenannten Bauernregeln. Dabei wurden von den Bauern über Jahre hinweg Wettererfahrungen gesammelt, um diese dann später für Vorhersagen nutzen zu können. Es handelt sich somit um ein einfaches statistisches Verfahren, das natürlich seine Schranken hat, insbesondere in Zeiten des Klimawandels. Mit Beginn des Computerzeitalters eröffneten sich den Meteorologen neue Möglichkeiten. So wurden Computermodelle für Langfristvorhersagen entwickelt.

Diese Computermodelle folgen dabei anderen Ansätzen als die Modelle für die Wettervorhersage der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine größere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien kaum Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten aber schon.

Der Deutsche Wetterdienst stellt für die an langfristigen Vorhersagen interessierten Kunden eine auf eine solche Computerberechnung gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie auf www.dwd.de, wenn Sie über "Wetter + Warnungen" auf "Deutschlandwetter" klicken, dort unter "Wetter Deutschland" auf "mehr" klicken und dann zum "Jahreszeitentrend" und zuletzt zum "aktuellen Trend" navigieren (alternativ steht die Grafik aktuell auch rechts auf www.dwd.de in der Rubrik "Thema des Tages" unter [mehr] bereit).

Der kommende Winter soll nach diesen Berechnungen mit einer Wahrscheinlichkeit von jeweils 38 % warm oder mild sein, was einem kältesten Winter seit 100 Jahren deutlich entgegen spricht. Nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 24 % wird ein kalter Winter erwartet. Das kommt der Gleichverteilung von jeweils 33 % ziemlich nahe, oder anders gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht.

Bei Evaluierungen dieser Jahreszeitenvorhersagen zeigte sich dann in der Vergangenheit auch, dass diese Methode über Europa bisher kaum zuverlässige Ergebnisse liefert. Im tropischen Pazifik funktioniert es dagegen besser. Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: "Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit den kältesten Winter seit 100 Jahren". Bis dahin müssen wir uns eben noch überraschen lassen.

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Wann war der letzte kälteste Winter in Deutschland?

Symbolbild

(GettyImages)

  • Im Dezember waren es in Deutschland durchschnittlich 3,8 Grad
  • Von den zehn wärmsten Wintern seit 1881 gab es fünf in den vergangenen 15 Jahren
  • Doch es gab auch damals schon Ausreißer nach oben, wie etwa 1974/75 mit 3,6 Grad.

Wer zirkelte diesen Winter schon mit Schlittschuhen Pirouetten auf zugefrorenen Seen? Oder wurde bei Schneeballschlachten so richtig gut eingeseift? Wohl kaum jemand - zumindest unter denjenigen, die in Deutschland blieben. Denn das Wetter hierzulande zeigt sich dieser Tage trist, grün und oft zu mild.

Waren die Winter früher wirklich kälter und weißer?

Landläufig herrscht die Meinung, dass die Winter früher immer weiß und kalt waren. Doch ist dem wirklich so? "Das trügt ein bisschen, aber nicht völlig", sagt Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Ja, damals sei es häufiger kälter gewesen. Zwischen 1961 und 1990 gab es im Winter im Schnitt 0,2 Grad. Im Vergleich dazu zeigt sich die aktuelle Jahreszeit recht mild: Im Dezember waren es in Deutschland 3,8 Grad, und auch im Januar ist bisher keine Kälte hereingebrochen.

Sicherlich gab es auch damals schon Ausreißer nach oben wie etwa 1974/75 mit 3,6 Grad. Doch lagen von den zehn wärmsten Wintern seit 1881 fünf in den vergangenen 15 Jahren. Zudem sah es genau heute vor einem Jahr auch noch anders aus, wie unser Artikel vom 21. Januar 2019 zeigt. Selbst im sonst so milden Köln sanken die Temperaturen damals auf -10 Grad.

Matsch statt Winterpracht

Natürlich kann auch in milden Wintern Schnee fallen, wenn regional oder an bestimmten Tagen Temperaturen um die null Grad herrschen. Klimaprojektionen haben festgestellt, dass sich Winterniederschläge in Zukunft sogar intensivieren dürften. Allerdings gehen DWD-Experten davon aus, dass durch den erwarteten weiteren Anstieg der globalen Temperaturen das Wasser häufiger als Regen denn als Schnee vom Himmel kommt. Die Folge: Matsch statt Winterpracht.

So auch aktuell: grün, braun und grau soweit das Auge reicht. Immerhin dauert für Meteorologen der Winter noch bis Ende Februar. Die kältesten Abschnitte im Jahr sind in der Regel von Ende Januar bis Anfang Februar. Besteht also dieses Jahr noch Hoffnung?

Jahreszeiten-Vorhersage des DWD könnte Aufschluss geben

Antworten könnte die Jahreszeiten-Vorhersage des DWD geben. Das ist keine Wettervorschau, wie sie etwa in Apps für die nächsten Tage gemacht wird. Sie ist vielmehr Indiz, was aus den Beobachtungen der Vergangenheit verknüpft mit Modellklimavorhersagen in einem bestimmten Zeitraum in naher Zukunft klimatisch zu erwarten ist.

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Auf diesen Jahreszeiten-Wetterkarten ist abzulesen, dass von Februar bis April 2020 die Temperatur in Deutschland wahrscheinlich bis zu einem Grad höher ist als das Mittel der Jahre 1990 bis 2017. Dieses lag bei ungefähr 5 Grad.

"Das spricht für einen milden, frühen Frühling", sagt DWD-Experte Andreas Paxian. Er schränkt allerdings ein, dass das überhaupt nicht sicher ist. Für die kommenden Monate seien für Deutschland nur sehr unzuverlässig Langzeitvorhersagen möglich. Denn Europa ist ein klimatisch hoch variables Gebiet.

Der letzte Strohhalm: Bauernregeln

Eine von ihnen besagt: Schaltjahr gleich Kaltjahr. Doch auch hier sagt die Statistik: Pustekuchen. Die Schaltjahr-Winter waren im Schnitt sogar um 0,2 Grad wärmer als der Mittelwert aller Winter seit 1881, so der DWD.

Ob Deutschland also doch noch einen richtigen Wintereinbruch erlebt, darüber ließe sich nur spekulieren. Die Wahrscheinlichkeit ist vielleicht nicht besonders hoch, ausgeschlossen ist es aber nicht.

"Ich gebe den Winter noch nicht so schnell auf“

"Der Winter in Europa hängt im Wesentlichen mit dem Polarwirbel zusammen", sagt Jan Schenk, Meteorologe bei The Weather Channel. In diesem Winter ist der Polarwirbel ungewöhnlich stark und damit sind die Westwinde vom Atlantik sehr beständig. Deshalb ist der Winter bisher bei uns sehr warm.

Doch die Rahmenbedingungen für einen späten Wintereinbruch sind immer noch gegeben. Wenn sich der Polarwirbel abschwächt, was auch plötzlich passieren kann, oder sich gar teilt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass arktische Kaltluft aus der Polregion auch Europa erreicht. Im Jahr 2018, als der Polarwirbel Ende Januar zerbrochen ist, kam die Kältewelle Ende Februar und hielt den März über an. Es wurden Temperaturen von unter -20 Grad gemessen in Deutschland. "Ich gebe den Winter noch nicht so schnell auf“, so Schenk weiter. "Die atmosphärischen Bedingungen für einen späten Winter sind immer noch gegeben. Es bleibt also spannend."

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Wann war der schlimmste Winter in Deutschland?

Eisige Kälte und extreme Schneefälle stürzen den Norden im Winter 1978/79 ins Chaos. Die Schneemassen sind noch nicht abgetaut, da kommt es im Februar 1979 erneut zu heftigen Schneefällen und Katastrophenalarm in mehreren Landesteilen.

Wann war die letzte Kältewelle in Deutschland?

Die Kältewelle in Europa Januar/Februar 2012 war ein Kälteeinbruch während des Winters 2011/2012, der beginnend in der dritten Januarwoche in weiten Teilen Europas und angrenzenden Räumen für langanhaltende tiefe Fröste und darüber hinaus für schwere Schneefälle im Mittelmeer- und Schwarzmeerraum sorgte.

Wie kalt war der letzte Winter?

Im Zeitraum 1961-1990 lag die kälteste Nacht noch im Schnitt bei -14.2 Grad. Das niedrigste Minimum wurde im Winter 1967/68 mit -21.6 Grad gemessen. 1990 bis 2020 wurde es durchschnittlich nur noch bis -10.9 Grad kalt, im Rückblick der letzten 10 Jahre gar nur -8.2 Grad (2021/22: -6.3 Grad).

Wann war die niedrigste Temperatur in Deutschland?

Die niedrigste Temperatur, die bislang in Deutschland gemessen wurde, betrug -37,8° Celisus.