Schmerzen im gesäß beim sitzen und aufstehen

Obwohl auf MRT-Bildern Bandscheibenvorfälle häufig zu sehen sind, kann die Ursache der Beschwerden auch eine andere sein:

Der Piriformis-Muskel! Dieser birnenförmige Muskel liegt verborgen unter dem großen Gesäßmuskel (Musculus Gluteus) und verbindet Kreuzbein und Oberschenkel. Normalerweise ist er wie alle Muskeln weich und dehnbar. Verspannt er jedoch und verkürzt sich, wird er dick und hart und übt so Druck auf den direkt darunterliegenden Ischiasnerv aus.

„Die Schmerzen beim Piriformis-Syndrom können durchaus einen Bandscheibenvorfall vortäuschen. Eine umfassende Anamnese und Untersuchung des Patienten ist hier für die exakte Diagnose besonders wichtig“, weiß Désirée Meinl, Ärztin in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin und Wirbelsäulenerkrankungen in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt. “Wir arbeiten hierfür eng mit unseren Kolleginnen in der Physiotherapie zusammen, um die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten zu erzielen.“

MedicalNewsToday, Hana Ames – What causes buttock pain when sitting?: https://www.medicalnewstoday.com/articles/pain-in-bottom-when-sitting (online, letzter Abruf: 02.06.2022)

Universitätsspital Zürich – Steissbeinfistel: https://www.usz.ch/krankheit/steissbeinfistel/ (online, letzter Abruf: 02.06.2022)

Gesundheit.gv.at – ISG-Blockade (Iliosakralgelenk): https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/schmerzen/isg-blockade (online, letzter Abruf: 02.06.2022)

Schmerzen im Gesäß können viele unterschiedliche Ursachen haben. Häufig lässt sich die Ursache auf eine Funktionsstörung der Bewegungs- und Halteorgane des Körpers zurückführen, die durch eine statische Überbelastung hervorgerufen werden. Häufiges langes Sitzen und einseitige Belastungen und Tätigkeiten führen oftmals dazu, dass unsere Muskeln und Faszien überspannen und unnachgiebig werden. Langes Sitzen führt dazu, dass der gesamte Oberkörper auf die Lendenwirbelsäule und das Gesäß drückt. Eine solche Überlastung führt zu Schmerzen. Eine Folge von Haltungsfehlern und monotonen Bewegungen sind myofasziale Schmerzen, also verspannte Muskeln und Sehnen die zu Gesäßschmerzen führen. Natürlich können Fehlbildungen des Skeletts und Krankheiten dazu führen, dass Muskeln nicht gleichmäßig belastet werden, wodurch diese auch verspannen können.

Natürlich können auch verschiedene Alltagssituationen die Ursache für den Schmerz im Gesäß sein. So kann beispielsweise ein zu weicher, schmaler oder gar neuer Fahrradsattel den Sitzknochen und die Muskelsehnen reizen. Des Weiteren kommt es beim Sport häufig zu Fehlbelastung der Bänder oder durch eine Fehlstellung, beispielsweise durch einen Beckenschiefstand zu Verspannungen, Zerrungen oder Reizungen am Gesäßmuskel. Die hierdurch entstandenen Gesäßschmerzen klingen in den meisten Fällen nach kurzer Zeit von allein ab. Ungewohnte körperliche Belastungen können darüber hinaus einen klassischen Muskelkater an den Gesäßmuskeln, Hüftmuskeln oder an den hinteren Oberschenkelmuskeln am Sitzbein hervorrufen, wodurch temporäre Schmerzen entstehen. Muskelkater ist bei ungewohnten körperlichen Belastungen ganz normal. Die Regeneration der betroffenen Muskelpartien dauert wenige Tage und verschwindet dann wieder von allein.

Gesäßschmerzen können darüber hinaus auch durch das Piriformis-Syndrom ausgelöst werden. Der Piriformis-Muskel liegt unter dem großen Gesäßmuskel und gehört zu den inneren Hüftmuskeln. Durch langes und ständiges Sitzen wird der birnenförmige Muskel stark strapaziert. Der kleine Hüftstabilisator kann sich durch Bewegungsmangel entzünden, verkürzen und dicker werden. Ein einseitiges Bewegungsverhalten führt zu einer Verkürzung von Muskeln und Faszien an der Vorderseite des Körpers. Beim Aufrichten des Körpers führt dies dazu, dass Hüfte, Gesäß und der Piriformis-Muskel stark gegenspannen müssen. Dieser Kraftaufwand führt jedoch auch dazu, dass sich der große Gesäßmuskel dauerhaft zusammenziehen muss. Der Gesäßmuskel und der Piriformis-Muskel können dabei den angrenzenden Ischiasnerv reizen oder gar zusammendrücken.  Durch den Druck auf den Ischiasnerv können dumpfe bis stechende Schmerzen im Po entstehen.

Wer einseitig stechende Gesäßschmerzen hat, die sich im Sitzen verstärken und sich teilweise bis in den Oberschenkel oder Fuß ausstrahlen, sollte nicht direkt einen Bandscheibenvorfall vermuten. Oft liegt das Piriformis-Syndrom vor, das sich durch ähnliche Beschwerden nicht so leicht zu erkennen gibt.

Schmerzen im Gesäß: Was versteht man unter dem Piriformis-Syndrom?

Das Piriformis-Syndrom ist eine krankhafte Quetschung des Ischiasnervs durch den Piriformis-Muskel. Der im Gesäß liegende Piriformis Muskel engt also den nahe gelegenen Ischiasnerv ein, was zu starken Schmerzen im Gesäß führen kann, die bis ins Bein gehen können. 

Zum Video "Dehnen vor dem Sport: gesund oder ungesund?"

Schmerzen im gesäß beim sitzen und aufstehen

Es ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die aufgrund der Beschwerden auch leicht mit einer Ischialgie oder einem Bandscheibenvorfall verwechselt werden kann. Das Piriformis-Syndrom tritt oft als Folge sportlicher Betätigung oder durch länger anhaltenden Druck auf die Stelle auf.

Bei manchen Betroffenen entsteht es auch durch eine langfristig veränderte Muskelspannung, bei der das Kreuzbein fehlgestellt ist. Nicht in allen Fällen lässt sich der tatsächliche Auslöser ausfindig machen.

Ursachen: Wie kommt es zum Piriformis-Syndrom?

Die eigentliche Ursache des Piriformis-Syndroms ist eine Quetschung im Gesäßbereich, dort wo der Piriformis-Muskel aus dem Beckenknochen austritt und den Ischiasnerv bedeckt. Aber wodurch kann es zu dieser Quetschung des Ischiasnervs kommen?

Zum einen können Verletzungen der Muskulatur dazu führen. Beispielsweise nach einem Auffahrunfall, bei dem der Beckenmuskel betroffen ist, kann es oft dazu kommen, dass der Ischiasnerv gequetscht wird. Auch starke Stöße oder Schläge auf Hüfthöhe können den Nerv bereits so weit zusammenpressen, dass er seine normale Funktion nicht mehr ausüben kann. Vor allem bei Sportlern sind solche Verletzungen üblich. Auch eine Fehl- oder Überbelastung der Muskulatur, also schnelle Bewegungen oder zu hohe körperliche Anstrengungen, können kleine Verletzungen, wie bei einem Muskelkater hervorrufen. Die beschädigte Muskulatur verhärtet sich dann und drückt auf den Ischiasnerv.

Weitere Ursachen des Piriformis-Syndroms können zu langes Sitzen und Stehen sein. Der Piriformis-Muskel verbindet den Oberschenkel mit dem Kreuzbein. Wird dieser Muskel durch anhaltendes Sitzen dauerhaft angespannt, kann es durch Überbelastung zur Entzündung des Piriformis-Muskels kommen.

Außer Schmerzen im Gesäß: Welche Symptome können vorliegen?

Es gibt einige Symptome, die auf das Piriformis-Syndrom hinweisen können. Schmerzen und Kribbeln- oder Taubheitsgefühle, meist nur eine Gesäßhälfte betreffend, die bis in den Oberschenkel, die Wade oder den Fuß ausstrahlen können, sollten ernst genommen werden. Sie treten meist beim Sitzen auf, können sich aber auch beim Joggen, Radfahren oder Treppensteigen zeigen. Auch bei Bewegungen, bei denen die Beine angewinkelt werden, können Schmerzen auftreten. Deshalb haben viele Betroffene Beschwerden beim Schlafen, vor allem Seitenschläfer*innen, die die Beine stark anwinkeln. 

Viele Patient*innen klagen außerdem über Schmerzen im Bereich des unteren Rückens*, manche spüren den Schmerz eher in den Beinen, auf der Rückseite des Oberschenkels und in seltenen Fällen in den Füßen.

Auffällig ist zudem, wenn die Person beim Gehen und Stehen auf der entsprechenden Seite unsicher wirkt. Das kann auch ein Hinweis sein, dass der Ischiasnerv durch den Piriformis eingeklemmt ist.

Wie lässt sich das Syndrom feststellen?

Nachdem der Arzt/die Ärztin nach den Beschwerden gefragt hat, steht eine körperliche Untersuchung an. In manchen Fällen lässt sich ertasten, dass der Piriformis-Muskel angespannt oder schmerzempfindlich ist. Jedoch gibt es bislang keinen Test, der ein Piriformis-Syndrom eindeutig nachweist, weshalb andere Verletzungen ausgeschlossen werden müssen. Es gibt nämlich Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden hervorrufen, wie:

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  • Bandscheibenvorfall
  • Hüftgelenkserkrankungen
  • Funktionsstörungen des Iliosakralgelenks
  • Gelenkverschleiß im Bereich der Lendenwirbelsäule oder des Kreuzbeins
  • Tumoren im kleinen Becken

Um diese Erkrankungen ausschließen zu können, werden bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie, Röntgenuntersuchung und Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Das Syndrom selbst lässt sich damit nicht nachweisen. Die Kombination aus einem Stresstest und einer Laufanalyse kann ebenso Hinweise geben, ob der Ischiasnerv durch den Piriformis-Muskel beeinträchtigt ist. Beim Stresstest werden bestimmte Bewegungen ausgeführt, um zu ermitteln, welche Muskeln für die Schmerzen verantwortlich sind. Bei der Laufanalyse, einem modernen Verfahren, wird das Gangbild untersucht. Dazu muss der Patient/die Patientin eine kurze Strecke gehen und wird dabei von Kameras aufgezeichnet. Auf den Aufzeichnungen lässt sich dann erkennen, wie weit die Beine nach außen gedreht werden und ob bereits eine Schonhaltung eingenommen und die schmerzende Körperhälfte weniger belastet wird.

Piriformis-Syndrom: Wie wird behandelt?

Als ersten Schritt muss der/die Betroffene für eine Weile alles meiden, was Schmerzen auslöst oder verstärkt (Joggen, Radfahren..). Wenn Schmerzen beim Sitzen oder bei bestimmten Bewegungen auftreten, sollte eine andere Haltung eingenommen werden. Wer viel sitzt, sollte alle 20 Minuten aufstehen, um die Muskeln im Gesäßbereich zu strecken. Auch Entspannung, Kälte- oder Wärmepackungen können verschrieben werden, um die Muskulatur weich und flexibel zu machen. Bei akutem Schmerz hilft die Einnahme von Schmerzmitteln, die entzündungshemmend sind, oder die Muskeln entspannen.

Physiotherapeutische Maßnahmen sind zusätzlich da, um den Druck auf den Ischiasnerv zu verringern, indem der/die Therapeut*in die umgebende Muskulatur dehnt oder Triggerpunkte in der Gesäßmuskulatur bearbeitet. Dort lernt man auch korrekte Körperhaltungen, Übungen und Dehnungsmöglichkeiten, die speziell für den Piriformis-Muskel gemacht sind. Als effektive Therapie gilt zudem die Triggerpunkt-Akupunktur. Dabei werden feine Nadeln in die schmerzenden Bereiche gestochen, was bewirkt, dass sich die Muskeln entspannen und die Schmerzen abklingen. Außerdem werden die Sauerstoffzirkulation und die Durchblutung angeregt und natürliche Heilungsprozesse des Körpers aktiviert, um beschädigtes Gewebe schnell und effektiv zu kurieren.

Bei manchen Personen zeigt eine Behandlung mit Ultraschall Verbesserungen und in schweren Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, bei dem die Sehne des Piriformis-Muskels getrennt wird.

Piriformis-Syndrom: Vorbeugende Maßnahmen

Wer sich regelmäßig bewegt und durch gezielte Übungen die Muskulatur im Rücken, dem Gesäß und der Hüfte dehnt und stärkt, kann dem Piriformis-Syndrom etwas vorbeugen.

Wenn der Alltag durch viele stehenden und sitzende Tätigkeiten geprägt ist, hilft es zudem, immer wieder kleine Pausen zu machen, um sich zu Dehnen und die Blutzirkulation anzuregen.

Wichtig ist es, den Muskelbereich regelmäßig zu entspannen, um einer Verkürzung und Verhärtung frühzeitig entgegenzuwirken. Dazu gibt es effektive Übungen für Zuhause. Lesenswert: Was dir bei einem eingeklemmten Ischiasnerv akut hilft, erfährst du in unserem Artikel.

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Wie schlimm kann Piriformis

Das kann ausstrahlende Schmerzen im Gesäß und Bein sowie Kribbeln und Missempfindungen auslösen. Experten schätzen, dass viele Bandscheiben-Operationen vermieden werden könnten, wenn das Piriformis-Syndrom vorher richtig diagnostiziert und behandelt würde.

Ist Wärme gut bei Piriformis

Verwende Wärme und Kälte Eine Kälte- und Wärmetherapie innerhalb eines Therapieschemas hat in einzelnen Studien gegen Symptome des Piriformis-Syndroms geholfen. [16] Besonders die alternierende Anwendung von Hitze und Kälte kann laut Erfahrungsberichten von Betroffenen helfen, die Beschwerden zu lindern.

Was tun wenn der Gesäßmuskel schmerzt?

Bei stärkeren Funktionsstörungen am Bewegungssystem kann der Arzt Physiotherapie (Krankengymnastik) verordnen. Es gibt viele einfache und wirkungsvolle Übungen, um verkürzte Muskeln zu dehnen, geschrumpfte zu stärken und das Muskel-Teamwork zu verbessern.

Was ist wenn die Pobacken beim Sitzen weh tut?

Oft passiert das durch eine Fehlbelastung der Bänder, zum Beispiel beim Sport, oder aufgrund einer Fehlstellung wie Beckenschiefstand. Vielleicht hast du dir aber auch einfach nur einen Muskelkater an den Hüftmuskeln oder an den hinteren Oberschenkelmuskeln am Sitzbein zugezogen.