Jedem anfang wohnt ein zauber inne zitat

Jedem anfang wohnt ein zauber inne zitat

Robert Sedlaczek ist Autor zahlreicher Bücher über die Sprache. Zuletzt ist "Österreichisch für Anfänger" im Verlag Amalthea erschienen, ein heiteres Lexikon, illustriert von Martin Czapka.

Unlängst haben mir Freunde erzählt, dass der neue Bundeskanzler Christian Kern in einer rund einstündigen Rundfunkdebatte mit Reinhold Mitterlehner mehrmals aus literarischen Werken zitiert hat. Ich sah mir die gemeinsame Sendung von Ö1 und ORF III aus der Reihe "Klartext" in der TVthek des ORF nachträglich an - es war ein niveauvolles Gespräch, dessen Moderator Klaus Webhofer höchstes Lob verdient. Kern spickte seine Aussagen mit einigen Zitaten, das interessanteste war jenes von Hermann Hesse: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..." Es ist ja allseits bekannt: Politiker lassen sich häufig von Mitarbeitern kluge Sprüche aus Zitatensammlungen heraussuchen und streuen sie beliebig ein. In diesem Fall ist aber nicht nur das Zitat, sondern auch das Werk und dessen Autor beziehungsvoll gewählt.

Hermann Hesse war ein erklärter Gegner nationalistischer Tendenzen. Als er 1914 in einem Zeitungsartikel mit dem Titel "O Freunde, nicht diese Töne" an die Intellektuellen appellierte, nicht in eine nationalistische Polemik zu verfallen, bekam er Hassbriefe und Freundschaften zerbrachen. Zuspruch erhielt er von Theodor Heuss, dem späteren ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, und von dem französischen Pazifisten Roman Rolland.

Das von Kern gebrachte Zitat stammt aus der ersten Strophe des philosophischen Gedichts "Stufen". Darin beschreibt Hesse das Leben als fortwährenden Prozess, bei dem auf jedem durchschrittenen Lebensabschnitt ein neuer folgt. Später hat Hesse das Gedicht in den Roman "Das Glasperlenspiel" eingebaut.

"Wie jede Blüte welkt und jede Jugend / Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, / Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend / Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. / Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe / Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, / Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern / In andre, neue Bindungen zu geben. / Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, / Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." Der Mensch soll sich also von alten Lebensstadien verabschieden und einen Neubeginn wagen.

In der zweiten Strophe werden diese Gedanken weitergesponnen. "Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen, / Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, / Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten... Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen..." Das Gedicht mündet in den Schlusssatz: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"

Wenn man den Text heute liest, stellt man unwillkürlich einen Bezug zum neuen Lebensabschnitt Christian Kerns her, aber auch zur österreichischen Innenpolitik. Auch dort wären ein Neubeginn und ein Aufbruch angeraten.

Ich erinnere mich: Im Präsidentschaftswahlkampf stellte ein Journalist alle Kandidaten auf die Probe: Ob sie ein Gedicht aufsagen können? Keine Kandidatin, kein Kandidat konnte es - mit einer Ausnahme: Richard Lugner rezitierte "Das Lied von der Glocke". Das ist allgemeines Schulwissen, aber immerhin. Sollte Kern im nächsten Nationalratswahlkampf dieselbe Frage gestellt bekommen, ahnen wir, was er sagen wird.

Es ist ein Gedicht über die Lebensabschnitte eines Menschen, die jeder von uns unweigerlich durchschreitet. Verständlich, dass gerade der Satz „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ sich auf Glückwunschkarten zur Geburt eines Babys oder für Hochzeiten wiederfindet. Schließlich geht man bei solchen Ereignissen in eine neue Lebensstufe über – genau wie Hesse es in seinem Gedicht meinte.
Hier kannst Du übrigens das ganze Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse lesen.

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Übrigens ist dieses Lettering auch ganz zu Anfang meiner Reise in die schöne Welt des Handletterings entstanden. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich es tatsächlich mit Feder und Tinte erstellt. Etwa fünf Monate später habe ich eine zweite Version gemacht, dieses mal mit dem [eafl id=“7095″ name=“bunte Pentel Touch Pens mit flexibler Spitze“ text=“Brushpen von Pentel“] und einem farblich passenden Fineliner von Stabilo.

 

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Seit meinen Anfangszeiten im Jahr 2015 hat sich einiges getan. Du kannst Dir viele, viele weitere Letterings anschauen in meiner Handlettering Galerie.

Was bedeutet der Spruch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne?

Das von Kern gebrachte Zitat stammt aus der ersten Strophe des philosophischen Gedichts "Stufen". Darin beschreibt Hesse das Leben als fortwährenden Prozess, bei dem auf jedem durchschrittenen Lebensabschnitt ein neuer folgt.

Wann wurde das Gedicht Stufen von Hermann Hesse geschrieben?

Stufen ist der Titel eines der bekanntesten philosophischen Gedichte von Hermann Hesse. Er schrieb das Gedicht am 4. Mai 1941 nach langer Krankheit; es trug ursprünglich den Titel „Transzendieren!

War Hermann Hesse schizophren?

Nicht zuletzt durch die Schizophrenie seiner Frau, eine ernste Krankheit seines jüngsten Sohnes und den Tod seines Vaters geriet Hermann Hesse 1916 in eine psychische Krise, die er durch die Psychoanalyse bei einem Schüler Carl Gustav Jungs (1875 – 1961) wieder überwand. Von 1919 an lebte er in Montagnola im Tessin.

Was schrieb Hermann Hesse?

Hesse starb 1962 in Montagnola bei Lugano. Zu seinen wichtigsten Werken gehören "Unterm Rad" 1906; "Siddharta" 1922; "Der Steppenwolf" 1927; "Narziss und Goldmund" 1930; "Die Morgenlandfahrt" 1932; "Das Glasperlenspiel" 1943.