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Aufgrund der enormen Dunkelziffer gibt es kaum zuverlässige epidemiologische Daten. Die Inzidenz von Epistaxis, so der medizinische Terminus für Nasenbluten (gr. "tropfen"), zeigt zwei Verteilungsgipfel: einmal das Kindesalter unter zehn Jahren, dann das Lebensalter über 50 Jahre. Männer scheinen häufiger betroffen zu sein als Frauen. Es wird geschätzt, dass rund 60% der Bevölkerung im Leben mindestens eine Episode mit Nasenbluten erleiden. Ursachen und SymptomatikIn den meisten Fällen ist Nasenbluten lokal bedingt, kann jedoch auch als Symptom eines generalisierten Krankheitsgeschehens auftreten (s. Box). Lokale Blutungen sind grundsätzlich aus dem vorderen sowie hinteren Nasenabschnitt möglich. Die Blutungslokalisation im vorderen Nasenabschnitt ist weitaus häufiger, zumeist im Locus Kiesselbachi (Abb. 1). Hierbei handelt es sich um eine Stelle im anterior-inferioren Drittel des Nasenseptums, an dem zahlreiche kleinere Arterien und Venen in der Nasenschleimhaut durch Anastomosen einen kapillären Plexus bilden. Posteriore Blutungen stammen aus Ästen der Arteria sphenopalatina des Nasopharynx oder der hinteren Nasenhöhle. Da diese Bereiche schwieriger einzusehen sind, kann es hier mühsam sein, die genaue Blutungsquelle zu erfassen. Lokale Ursachen der Epistaxis sind:
Epistaxis ist am austretenden Blut aus der Nase zu erkennen. In den meisten Fällen ist es dunkelrot, kann aber auch – im Falle einer arteriellen Blutung – hellrot spritzend sein. Gelegentlich kann jedoch ein Nasenbluten vorgetäuscht sein, wenn bei starken Blutungen anderer Lokalisation, etwa einer Blutung bei Ösophagusvarizen, auch Blut über die Nase austritt. Nasenbluten – systemische UrsachenAkute Infektionskrankheiten
Gefäß- und Kreislauferkrankungen
Koagulopathien
Vaskulopathien
SelbsthilfeIn der Regel wird der Betroffene bei Nasenbluten selbst Sofortmaßnahmen ergreifen, im Idealfall mit Unterstützung (s. Box). In den meisten Fällen gelingt es, eine unkomplizierte Blutung aus den vorderen Nasenabschnitten zum Stillstand zu bringen, insbesondere das häufige Bluten im Locus Kiesselbachi. Sofortmaßnahmen bei Nasenbluten– Ruhe bewahren, insbesondere auf betroffene Kinder beruhigend einwirken. – In sitzender(!) Position den Kopf nach vorne beugen, damit das Blut aus der Nase abfließen kann (Abb. 2). – Über mindestens 10 Minuten beide Nasenflügel ohne Unterbrechung gegen das Nasenseptum komprimieren (Abb. 2). – Normal durch den Mund atmen. – Nach Möglichkeit kein Blut verschlucken. – Einen Eisbeutel, eine Eiskrawatte oder einen feuchten kalten Waschlappen in den Nacken legen (umstritten). – Keine Tamponierversuche mit Taschentüchern u. ä. Wird der Kopf nicht nach vorne, sondern nach hinten gebeugt, wird das Blut verschluckt und das Ausmaß der Blutung kann nicht beurteilt werden. Zwar ist das Verschlucken von Eigenblut nicht gefährlich, führt jedoch häufig zu Erbrechen, da Blut als starkes Emetikum wirkt. Zudem besteht bei Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit die Gefahr der Blutaspiration mit Verlegung der Atemwege. Grundsätzlich zu beachten ist, dass arterielle Blutungen aus den hinteren Nasenabschnitten durch Kompression der Nasenflügel nicht beeinflusst werden, das Blut tritt dann unvermindert durch den Mund aus. Ob die Applikation von Kälte (Eisbeutel o. ä.) tatsächlich eine die Blutung vermindernde Vasokonstriktion in der Nasenschleimhaut bewirkt, ist umstritten. Dopplermessungen der Mikrozirkulation im Locus Kiesselbachi konnten in mehreren Studien keinen statistisch signifikanten Effekt nachweisen. Nasenbluten vermeiden
Ärztliche Therapie und DiagnostikPriorität haben Notfallmaßnahmen zur Blutstillung und – falls erforderlich – zur Beherrschung von Komplikationen. Bei entsprechenden Verdachtsmomenten wird parallel oder unmittelbar danach eine Basisdiagnostik durchgeführt (Algorithmus s. Abb. 3). Um die Blutungslokalisation zu bestimmen, wird die Nasenschleimhaut nach lokaler Betäubung und Abschwellung mittels vorderer Rhinoskopie oder Endoskopie inspiziert. Je nach Situation werden folgende Maßnahmen zur Blutstillung ergriffen: • Bei geringem Nasenbluten aus dem Locus Kiesselbachi genügt oft die Ätzung mit Silbernitrat (jedoch nicht an korrespondierenden Septumabschnitten).
Eine Nasentamponade sollte nicht länger als 2 bis 3 Tage belassen werden, Ballonkatheter sind bereits ab dem 2. Tag sukzessive zu entlasten. Wegen der Infektionsgefahr bei liegender Tamponade empfiehlt sich eine antibiotische Abdeckung. Vor allem eine posteriore Nasentamponade kann zu Hyperventilation und Hypoxie führen, hiervon betroffene Patienten sollten daher kontinuierlich überwacht werden. Medizinische SoforthilfeUmgehende medizinische Hilfe bei Epistaxis ist erforderlich, wenn
Die initiale Maßnahme im Rahmen der Diagnostik – außer bei Kindern – ist die Blutdruckmessung. Bei starken Blutungen sollte der Blutverlust quantifiziert (Hämatokrit-, Hämoglobinwert) und vor allem eine Gerinnungsstörung ausgeschlossen werden, hierzu werden folgende Werte bestimmt: Blutungszeit, Thrombozytenzahl, Thromboplastinzeit, PTT, INR ("international normalized ratio"). Bei rezidivierendem Nasenbluten bzw. korrelierenden systemischen Anhaltspunkten muss eine weiterführende differenzialdiagnostische Abklärung erfolgen, beispielsweise ein MRT bei Verdacht auf einen Nasopharynxtumor.
Grevers G. Erkrankungen von Nase, Nasennebenhöhlen und Gesicht. In: Probst R, Grevers G, Iro H. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2000: 32 – 35.Kucik CJ, Clenney T. Management of Epistaxis. Am Fam Physician 2005; 71(2): 305 – 311Bamimore O, Silverberg MA. Epistaxis in Emergency Medicine, 2010. http://emedicine.medscape.com/article/764719-printTeymoortash A et al. Efficacy of ice packs in the management of epistaxis. Clin Otolaryngol Allied Sci. 2003; 28(6): 545 – 547. Autor DAZ 2011, Nr. 19, S. 66, 12.05.2011 Wie oft Nasenbluten gefährlich?Nasenbluten - wann muss man zum Arzt? Wenn das Nasenbluten bei Erwachsenen nach 20 Minuten nicht zum Stillstand gebracht werden kann (bei Kindern früher!), droht ein zu hoher Blutverlust. Der Betroffene muss umgehend zum Arzt! Ebenso, wenn die Blutung außergewöhnlich stark ist oder die Nase sichtbar verletzt ist.
Was tun wenn man ständig Nasenbluten hat?Nasenbluten - erste Hilfe
Bei Nasenbluten sollte man sich aufrecht hinsetzen oder zumindest den Kopf hochlagern, um den Blutdruck im Kopf zu verringern, und den Kopf nach vorne (!) hängen lassen. Eine effektive Maßnahme zum Stoppen der Blutung ist das Zusammendrücken der Nasenflügel für einige Minuten.
Wieso hat man ständig Nasenbluten?Zu den Ursachen zählen z.B. : starkes Schnäuzen, Nasenbohren (Borkenbildung, trockene Nasenschleimhäute) Gefäß- und Kreislauferkrankungen ( z.B. Bluthochdruck, Arteriosklerose, Nierenerkrankungen) Medikamenteneinnahme, Blutverdünnung (blutgerinnungshemmende Medikamente, z.B. ASS)
Ist plötzliches Nasenbluten schlimm?In den meisten Fällen ist Nasenbluten nicht gefährlich und hat lokale Ursachen, zum Beispiel: Niesen oder kräftiges Naseputzen kann genügen, um die kleinen Äderchen in der Nase platzen zu lassen.
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