Ist ein Rauschen im Ohr normal?

Ohrgeräusche! Nahezu jeder Mensch hat sie schon einmal erlebt: Es pfeift, brummt, summt oder zischt für einige Sekunden oder Minuten im Ohr. Dann verschwindet das Geräusch wieder. Dieses Phänomen ist völlig normal. Anders verhält es sich, wenn das Ohrgeräusch, auch Ohrensausen oder Ohrenklingeln genannt, anhaltend oder immer wieder über einen längeren Zeitraum wahrgenommen wird. In diesen Fällen spricht man medizinisch von einem Tinnitus (lat. „tinnire“ = klingeln, klimpern oder schellen). Das Charakteristikum eines Tinnitus ist, dass dieses Geräusch nicht durch die Umwelt, sondern im Patienten selbst verursacht wird und keinen Informationswert für den Betroffenen besitzt. Nur selten kann man einen Tinnitus auch tatsächlich hören, man spricht dann von „objektivem Tinnitus“, der zum Beispiel bei Gefäßstenosen aufritt.

Die Beeinträchtigung durch einen Tinnitus im Alltag erleben Betroffene unterschiedlich – auch abhängig von der Ausprägung. Viele Patienten können mit dem Ohrgeräusch leben, einige aber belasten die Ohrgeräusche sehr. In diesen Fällen wird aus dem ursprünglichen Symptom „Tinnitus“ eine eigenständige Erkrankung, die psychotherapeutischer Unterstützung bedarf.

Die möglichen Ursachen für das Auftreten eines Tinnitus sind vielfältig und noch nicht abschließend geklärt. Die Patienten, bei denen ein Tinnitus nach einem emotionalen Erlebnis bzw. Stress oder starker Lärmbelastung – anfänglich z.B. in Form eines Hörsturzes verbunden mit einer Hörminderung – aufgetreten ist, sind gegenüber denen, die ihn erstmals nach einer körperlichen Störung wahrgenommen haben, in der Überzahl. In jedem Fall muss ein Tinnitus ernst genommen werden, die Betroffenen sollten den Besuch beim HNO-Arzt keinesfalls aufschieben.

Ein Tinnitus kann sich prinzipiell in jedem Lebensalter entwickeln, tendenziell aber vermehrt mit zunehmendem Alter und mit beginnenden Hörproblemen. Die meisten Betroffenen sind beim ersten Auftreten zwischen 40 und 50 Jahren. Allerdings steigt aufgrund lärmintensiver Freizeitaktivitäten der Anteil der jungen Patienten bis zum 30. Lebensjahr seit einigen Jahren. Laut der Dt. Tinnitus-Liga haben in Deutschland etwa 2,7 Millionen Erwachsene einen chronischen Tinnitus, d.h. einen Tinnitus der länger als 3 Monate besteht. Jährlich kommen circa 250.000 Neuerkrankungen hinzu. Der Anteil der Tinnitus-Patienten bei hochgradig schwerhörigen oder gehörlosen Menschen ist besonders hoch. Ein chronischer Tinnitus ist zwar nicht medikamentös heilbar, aber heutzutage gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, die den Umgang mit der Erkrankung erleichtern und den Patienten wieder mehr Lebensqualität geben. Dazu zählen eine umfassende Aufklärung sowie die akustische Stimulanz, d.h. das Angebot von Hörreizen, gerade bei schwerhörigen Patienten, sind hierbei ganz wichtige Säulen. 

Das Pfeifen oder Rauschen im Ohr als ständiger Begleiter: ein Tinnitus kann sehr störend sein. Viele Betroffene leiden als Folge der Geräusche unter Schlafproblemen. Auch Angst- und Depressionssymptome können in Verbindung mit Tinnitus vorkommen. Gefährlich ist ein Tinnitus in aller Regel nicht, wie Prof. Tobias Kleinjung, Leitender Arzt an der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie am Universitätsspital Zürich, sagt. „Ohrgeräusche sind fast nie Anzeichen einer schweren Erkrankung.“

Rund jeder Siebte nimmt hierzulande über längere Zeit einen Tinnitus wahr. Darunter versteht man subjektiv wahrgenommene Geräusche, die nicht von einer externen Quelle stammen. „Die Töne sind immer sinnleer“, spezifiziert Kleinjung, der in einem interdisziplinären Team am USZ zum Tinnitus forscht. „Hört jemand Stimmen oder Musik, deutet dies stattdessen auf eine psychische Störung hin.“

Hauptursache für die von aussen meist nicht hörbaren Ohrgeräusche ist eine Schädigung des Gehörs und ein damit einhergehender Hörverlust. Ein solcher tritt in den meisten Fällen schleichend auf, denn ab einem Alter von 35 bis 40 Jahren nimmt unser Hörvermögen ganz automatisch ab. Die Ohrgeräusche entstehen, weil unser Gehirn versucht, den Hörverlust zu kompensieren: Die zuständigen Nervenzellen drehen einfach gesagt jene Frequenzen lauter, die nicht mehr gehört werden. Ein Pfeifen kann darum eher auf ein Problem im Hochton-, ein Rauschen eher auf eines im Tieftonbereich hindeuten.

Auch starker Lärm kann dazu führen, dass Sinneszellen im Ohr (sogenannte Haarzellen) «brechen» und gewisse Töne nicht mehr ans Gehirn weitergeleitet werden. Nicht jeder Tinnitus nach einem Konzert- oder Discobesuch muss allerdings Anlass zur Sorge sein: Die Geräusche können nämlich auch eine Art Schutzreaktion unseres Gehörs auf eine zu laute Umgebung darstellen und nach kurzer Zeit wieder verschwinden.

Bei einem Hörsturz zum Arzt

Wer an einem Tinnitus leidet, sollte also zunächst abwarten und sein Gehör schonen, damit sich dieses erholen kann. Es sei denn, die Geräusche treten gleichzeitig mit einem Hörsturz oder einer Mittelohrentzündung auf. „In diesem Fall sollte man innerhalb weniger Tage zum Ohrenarzt“, so Kleinjung. Als wichtigste Vorbeugemassnahme nennt der USZ-Experte einen sorgsamen Umgang mit dem eigenen Gehör – beruflich wie auch privat. Gegen hohe Lärmpegel helfen Lärmschutz-Kopfhörer oder Ohrstöpsel.

Heilbar ist ein Tinnitus nicht, auch wenn er von alleine wieder verschwinden kann. Erfolgreiche Behandlungen zielen auf eine Akzeptanz des Phänomens. „Es geht darum, den Tinnitus in den Alltag zu integrieren“, so Kleinjung. „Man kann lernen, seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken.“ Die Hirnforschung zeigt, dass ein Tinnitus nicht alleine durch die Aktivität der Nervenzellen im Bereich des Hörzentrums, sondern immer erst in Verbindung mit anderen Gehirnarealen entsteht. Diese sind für Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Stress oder Gedächtnis zuständig. „Darum macht es Sinn, die Therapie auf das gesamte Netzwerk auszurichten“, so der USZ-Experte. Die Wissenschaft stützt also die Wirksamkeit von «sanften» Therapien wie beispielsweise Psychotherapie.

Auch wenn ein Tinnitus normalerweise nicht gefährlich ist: wer sich von den Ohrgeräuschen anhaltend und stark gestört fühlt, sollte sich beraten lassen. Das Universitätsspital Zürich bietet Betroffenen eine Spezialsprechstunde sowie interdisziplinäre Behandlungen an. Für die fachübergreifende Beratung ist eine Überweisung des Haus- oder Facharztes nötig.

Wie viel Rauschen im Ohr ist normal?

Was sind natürliche Ohrgeräusche? Wenn es ganz still wird, hören die meisten Menschen ein leichtes Piepen, Rauschen oder Pfeifen in den Ohren. Das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Es ist möglich im Ohr den eigenen Puls, das Rauschen des Blutes oder Nervenspannungen wahrzunehmen.

Was bedeutet wenn man ein Rauschen im Ohr hat?

Das Pfeifen oder Rauschen im Ohr kann in jedem Alter auftreten. Die Ursachen können in verschiedenen Bereichen des Ohrs oder auch im Gehirn liegen. Typische Ursachen sind übermässiger Lärm, starke Belastungen und Stress, Bluthochdruck, ein Hörsturz, Erkrankungen im Ohr oder Beeinträchtigungen der Halswirbelsäule.

Ist Rauschen im Ohr schlimm?

Rauschen im Ohr Ohrenrauschen tritt ein- oder beidseitig auf. Wenn zum Ohrenrauschen ein Druckgefühl hinzukommt oder man wie durch Watte hört, könnten dies ein Anzeichen für einen Hörsturz sein. Bei anhaltenden Beschwerden sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden.

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