Die katholische Kirche kennt seit Jahrhunderten feste Buß- und Bettage (Fastentage, wie z.B. Quatembertage). Solche Tage sind auch in die Kirchenordnungen der reformatorischen Kirchen eingegangen. Da aber jede Obrigkeit andere Termine bestimmte, gab es Ende des 19. Jahrhunderts über 40 verschiedene Bußtage, bis 1893 in Preußen ein einheitlicher Buß- und Bettag bestimmt wurde. Als Termin wählte man den Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr.
Der Buß- und Bettag gilt als Tag des fürbittenden Eintretens der Kirche für die Schuld der Gläubigen und als Tag der Gewissensprüfung des Einzelnen vor Gott.
Während des 2. Weltkriegs verschob man den Bußtag auf einen Sonntag und schaffte ihn somit als separaten Feiertag ab. 1945 wurde er wieder auf den alten Termin gelegt und war in der DDR bis 1967, in der Bundesrepublik und im wiedervereinigten Deutschland bis 1994 gesetzlicher Feiertag. Abgeschafft wurde er zur Finanzierung der Pflegeversicherung.
Lediglich in Sachsen besteht der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag weiter. Dafür bezahlen die Arbeitnehmer in Sachsen einen um 0,5 %-Punkte erhöhten Beitrag zur Pflegeversicherung.
Mehr Informationen zu Ursprung, Bedeutung und Brauchtum von kirchlichen Festen finden Sie unter: Brauchtum im Kirchenjahr.
Kathweb Lexikon
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Am heutigen Mittwoch soll es in weiten Teilen des Landes regnen. Mit mancherorts zweistelligen Temperaturen ist es immer noch viel zu warm für Mitte November. Und in vier Bundesländern fällt von heute an die Corona-Isolationspflicht weg.
War sonst noch was? Nö, oder?
Vermutlich wissen noch nicht mal besonders viele Protestanten, dass am heutigen Tag eigentlich der evangelische Buß- und Bettag gefeiert wird. Nur in Sachsen ist er noch ein gesetzlicher Feiertag. Und bayerische Eltern von Schulkindern haben höchstens noch augenrollend registriert, dass sie heute noch eine Kinderbetreuung organisieren müssen, weil die Schule zu hat.
Der Buß- und Bettag wurde einst für die Finanzierung der Pflegeversicherung geopfert. Leider hielt dieses Ziel nicht besonders lange vor, Beitragserhöhungen kamen dann trotzdem. Und alle Bemühungen, den Tag zurückzuholen, scheiterten: einmal weg ist weg.
Nun gut, haben sich Kirchenleitende gesagt, dann feiern wir den Tag eben besonders kreativ und bewusster als zuvor. Aber damit lügen sie sich, wenn sie ehrlich sind, in die eigene Tasche: Nur das eigene Klientel feiert den Bußtag überhaupt noch, eine gesellschaftliche Strahlkraft hat der Tag längst nicht mehr. Er ist aus dem öffentlichen Bewusstsein einfach verdunstet. Dies sollte auch bei weiteren Diskussionen über christliche Feiertage eine Mahnung sein.
Was soll das überhaupt sein, so ein Buß- und Bettag, das klingt düster und altbacken – brauchen wir so etwas überhaupt? Der Buß- und Bettag lädt ein zu einer kritischen Bilanz, zum Nachdenken über Versagen und Schuld, über Fehlentscheidungen und Versäumnisse, und nicht zuletzt, zum Gebet – darum, all das vor Gott abzuladen.
Angesichts von Klimakatastrophe, Pandemie und Krieg, angesichts von Not und Verzweiflung in der Welt wäre ein solcher Tag des Innehaltens und Betens wohl nötiger denn je.
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.Die
Autorin
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