Bauen wespen immer am gleichen ort

Hornissen und Wespen sind friedlicher als allgemein gedacht

Ob der Sommer früh oder spät in die Gänge kommt, auf eines ist Verlass: Zu Kuchen oder Eis im Freien gesellen sich schnell ungebetene Gäste. Der NABU gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Wespen, Hornissen und Co.

  • So gehen Sie mit Wespen richtig um: 22 NABU-Tipps zum gedeihlichen Miteinander

  • Genuss aus der Natur: Wespe frisst an reifer Zwetschge - Foto: Helge May

  • Willkommene Nahrungsquelle: Wespe nagt an Zuckerguss von Mohnkuchen - Foto: Helge May

Wer draußen Obstkuchen, Saft und Eis genießt, lockt mit den süßen Speisen ungebetene Gäste an - Wespen. Der Ärger ist vorprogrammiert – einige schlagen nach den hungrigen gelb-schwarzen Fliegern und erzählen Horrorgeschichten. Nach wie vor halten viele Menschen Wespen und Hornissen für gefährlich. Die Liste der Vorurteile ist lang.

Aufklärung ist auch heute noch dringend notwendig, denn kaum eine Tiergruppe ruft so heftige Reaktionen hervor wie diese unter dem wissenschaftlichen Begriff Hautflügler zusammengefassten Insekten. „Die Tatsache, dass nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind, hat zur Bildung von Mythen und Vorurteilen beigetragen“, erklärt NABU-Expertin Melanie von Orlow.

Durch eine bessere Einschätzung zum Teil bekannter Situationen können selbst Hornissen und Menschen friedliche Nachbarn werden. So ist es im Sommer ratsam, süße Nahrungsmittel im Freien abzudecken. Außerdem ist es sinnvoll, nicht nach anfliegenden Tieren zu schlagen. Besser ist es, sie bestimmt, aber ruhig daran zu hindern auf der Nahrung zu landen. Einerseits unterbindet man so eine Rekrutierung von Nestgenossinnen, andererseits wird eine Kontamination der Nahrung mit Keimen vermieden.

Hornissen fressen an Apfel - Foto: Helge May

Es fliegen nur zwei der in Deutschland heimischen sozialen Wespenarten auf Cola, Steak und Kuchen. Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe haben den Wespen insgesamt einen schlechten Ruf eingebrockt. Die Leidtragenden sind die Hornissen und die im Freien, in Büschen oder unter Vordächern nistenden Langkopfwespen, deren Nester oft „vorsorglich“ ausgeräuchert werden.

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So gehen Sie mit Wespen richtig um

22 NABU-Tipps zum gedeihlichen Miteinander

Wespenkönigin im Frühjahr beim Besuch einer Schlehe - Foto: Helge May

  • Am Kaffeetisch und beim Grillen: Wespen stechen sobald sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie deshalb heftige Bewegungen.
  • Auch das Wegpusten der Tiere ist nicht ratsam: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal.
  • Nur zwei der heimischen Wespenarten stehen auf Süßspeisen und Fleisch oder Wurst, nämlich Deutsche Wespe und Gemeine Wespe. Es ist sinnvoll, Nahrungsmittel im Freien abzudecken und Reste wegzuräumen. Nach dem Essen sollte bei Kindern der Mund abgewischt werden, um die Wespen nicht anzulocken.

  • Vom Kauf von mit süßem Saft oder Bier gefüllten Wespenfallen rät der NABU ganz ab. Die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Zudem ist der unspezifische Insektenfang im Freien durch das Bundesnaturschutzgesetz verboten.
  • Wespen können von Gerüchen wie Parfum, Cremes, Holzmöbelpolitur oder ähnlichen Düften angezogen werden. Außerdem fliegen Sie gerne auf bunte Kleidung.
  • Sobald man doch einmal gestochen wurde, hilft es, eine halbierte Zwiebel auf den Stich zu drücken. Durch die ätherischen Öle und Verdunstungskälte wird der Schmerz und die Schwellung gelindert. Noch besser sind batteriebetriebene Stichheiler geeignet, die das Insektengift denaturieren und so Schwellungen und Juckreiz minimieren. Bei diesen Geräten ist es wichtig, sie mehrfach und unmittelbar nach dem Stichereignis anzuwenden. Anschließende Kühlung wirkt schmerzlindernd.
  • Beim Stich wird bei Wespen Alarmpheromon freigesetzt, welches weitere Stiche provozieren kann. Deshalb sollte man den unmittelbaren Ort, an dem der Stich erfolgte, schnell verlassen.
  • Ziehen Sie sich bei einem Stichereignis in unmittelbarer Nähe eines Nestes sofort und am besten in den Schatten anstatt in besonnte Bereiche zurück, um folgende Angreiferinnen abzuschütteln.

Am und im Haus

  • Um Wespen, Bienen und andere Insekten aus dem Haus zu halten, empfiehlt es sich, Fliegengaze an Fenstern und Türen anzubringen, insbesondere an Küchen-, Bad- und Kinderzimmerfenstern.
  • Haben sich trotz aller Vorkehrungen Wespen ins Haus verirrt, wird ein Glas über das Insekt gestülpt und vorsichtig ein Stück Papier als Boden untergeschoben, um das Tier wieder nach draußen zu bringen.
  • Wespennester am Haus dürfen nicht einfach eingeschlossen werden, da sich die Tiere dann einen anderen Ausgang suchen und so ins Haus gelangen können. Am verschlossenen Einflugloch müssen Sie dann mit aggressiven Wespen rechnen.

Auch schwarz-gelb geringelt, aber ausgesprochen friedlich: Feldwespen – zu erkennen unter anderem an den rotbraun überhauchten Flügeln und den orangen Fühlern – bilden eine eigene Unterfamilie und gehören nicht zu den Echten Wespen. Im Sommer sieht man sie häufig auf Blüten Nektar naschen. Besonders einfach sind sie im Flug zu erkennen, da sie die langen Beine weit nach hinten gestreckt halten. Hier knabbert eine Gallische Feldwespe (unsere häufigste Art) an einem Holzpfahl, um Material für den Nestbau zu sammmeln. Foto: Helge May

  • Bleibt man auf einer Distanz von rund zwei Metern zum Nest, sodass keine Erschütterungen des Nestes verursacht werden können, und versperrt die Flugbahn der Wespen nicht, fühlen sie sich nicht bedroht.
  • Obst rechtzeitig abernten und aufsammeln. Blattläusen mit biologischen Maßnahmen vorbeugen beziehungsweise diese bekämpfen, da die süßen Ausscheidungen der Läuse Wespen anziehen.
  • Als einzige Wespenart fliegen Hornissen auch bei Nacht – dementsprechend können sie sich dann an Partybeleuchtungen, erleuchteten Fenstern oder Hauseingangsbeleuchtungen sammeln. Hier sollte man die Gelegenheit beim Schopfe packen, unnötige Lichtverschmutzung zu beenden oder zumindest zu begrenzen: Haus- und Wegbeleuchtungen sollten mit Bewegungsmeldern versehen sein, um wirklich nur bei Bedarf zur Verfügung zu stehen. Dauerhafte Beleuchtungen sollten möglichst schwach ausfallen, beispielsweise durch Verwendung von LED-Strahlern. Unnötig sind Lichtquellen, die ihr Licht ungerichtet abstrahlen, wie Kugelleuchten oder Leuchten mit Reflektorenschirm. Sie sollten besser gegen zielgerichtete Punktstrahler ersetzt werden. Wer sich an der Lichtfarbe nicht stört, sollte Natriumdampflampen wählen, deren Lichtspektrum für nächtliche Insekten schlecht wahrnehmbar ist. Am besten aber ist es, Lichtquellen wann immer möglich abzuschalten oder erst in Betrieb zu nehmen, wenn das Fenster geschlossen ist – das gilt auch für den Fernseher.

Die Arbeiterinnen vieler Wespenarten sterben bereits am Ende des Hochsommers, die Völker von Gemeiner und Deutscher Wespe halten dagegen bis in weit den Oktober hinein aus. Foto: Helge May

  • Wespen können Holzverschalungen oder Holzverkleidungen leicht beschädigen, da sie das Holz als Grundstoff zum Bau ihrer Nester verwenden. Wenn Sie sicher gehen möchten, dass Ihre Holzverkleidungen intakt bleiben, sollten Sie diese mit umweltfreundlichen Lacken und Farben regelmäßig pflegen.
  • Nach den ersten Frostnächten im Herbst gehen die Wespen ein. Man kann das Nest dann gefahrlos entfernen, sofern es einfach zu erreichen ist. Es empfiehlt sich, insbesondere das Einflugsloch gut zu säubern und Wespendicht zu verschließen, denn Wespen orientieren sich am Geruch. Wohnungssuchende Königinnen könnten sonst im nächsten Jahr wieder an der Stelle einfinden, an der es „nach Wespe riecht“.
  • Falls sich Wespen an ungünstiger Stelle angesiedelt haben, wenden Sie sich an Fachkundige vor Ort für eine Beratung. Manchmal gibt es sogar die Möglichkeit, ein problematisches Nest schonend umsiedeln zu lassen, anstatt es gleich dem Schädlingsbekämpfer zu überlassen. Falls eine Abtötung unumgänglich ist, wenden Sie sich an ökologisch arbeitende Schädlingsbekämpfer, die sich zum Beispiel am Berufsverbandsiegel des vFöS (Verein zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung) erkennen lassen. Lassen Sie sich immer erklären und zeigen, welche Mittel der Schädlingsbekämpfer einsetzen will. Insbesondere bei der Abtötung von Wespennestern in Rollladenkästen kann es zu einer unnötigen Raumluftkontamination kommen, wenn ungeeignete Mittel eingesetzt werden.
  • Übrigens besteht kein grundsätzlicher Anspruch des Nachbarns auf Entfernung des Nestes. Man haftet also nicht für das Nest und seine Folgen, es sei denn, man hat es gezielt und bewusst dort angesiedelt.
  • Die meisten Wespenarten sind kurzzyklisch und ab Ende August wieder verschwunden. Die Nester, die dann noch aktiv sind und wachsen, sind Nester der Deutschen oder der Gemeinen Wespe. Generell kann man sagen, dass alle Arten, deren Nester man sieht – also freihängend im Gebüsch oder unter dem Schuppendach – den „unproblematischen“ Arten zuzuordnen sind, die frühzeitig verschwinden und die auch keine Bauschäden verursachen.
  • Wespennester in Rollladenkästen oder unter Dachziegeln sind häufig Nester von Kurzkopfwespen. Diese können, müssen aber nicht Schäden an der Bausubstanz anrichten. Achten Sie auf das Austragen von Material, wie Dämmung beispielsweise. Ein knabberndes Geräusch ist dahingegen kein Hinweis auf Nagetätigkeit: Wie bei Hornissen betteln die Larven mit Kratzgeräuschen an den Zellwänden; zudem klingen die Laufgeräusche der Tiere auf den Waben wie Nagen. Allerdings kann es besonders im Herbst dazu kommen, dass die Wespen die Wärme suchen und in Innenräume kommen.

Broschüre „Bienen, Wespen und Hornissen“

Mehr Informationen bietet die Broschüre „Bienen, Wespen und Hornissen – Kein Grund zur Panik“ aus der Reihe „NABU aktiv“. Neben Tipps zu Konfliktfällen gibt es auf 44 Seiten ausführliche Infos zu Nisthilfen und zum insektenfreundlichen Garten.

Einzelexemplare der Broschüre mit der Artikelnummer 4024 erhalten Sie beim NABU-Infoservice, 10108 Berlin. Bitte legen Sie 2 Euro für die Broschüre plus 1,55 Euro Porto in Briefmarken bei. Mehrfachbestellungen erfolgen über den NABU-Shop (online bestellen).

Hornissen

  • Hornissen machen in der Regel keine unmittelbaren Bauschäden durch Benagen, wie das zum Beispiel Wespen tun können. Allerdings koten sie unterhalb des Nestes flüssig ab, dies kann Schäden am Bauwerk, wie Verfärbung oder Gerüche verursachen. Sofern möglich, bietet sich das Unterstellen eines Eimers oder Wanne mit Katzenstreu an – zumindest sollte man unter dem Nest Befindliches entfernen oder abdecken.
  • Hornissen genießen durch die Bundesartenschutzverordnung besonderen Schutz. Werden Nester ohne Genehmigung zerstört oder umgesiedelt, kann es zu hohen Geldbußen kommen. Ist die Umsiedlung oder Beseitigung eines Hornissennestes notwendig, beantragen Sie die erforderliche Ausnahmegenehmigung bitte bei Ihrer Stadt oder Gemeinde. Dabei lassen Sie sich bitte von der genehmigenden Behörde qualifizierte Personen benennen, die solche Maßnahmen durchführen können.

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Holzbalken in Dachböden oder Rollädenkästen mit ätherischen Ölen einreiben. ... .
Mülleimer und Komposthaufen mit Deckeln abdecken..

Wann suchen Wespen Nistplätze?

Wann bauen Wespen ihre Nester? Mit dem Bau ihres Nestes beginnen Wespen im Frühjahr. Ab Anfang April begibt sich die Wespenkönigin auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz und beginnt direkt mit dem Bau.

Wie lange versuchen Wespen in ihr Nest zu kommen?

Lediglich die begatteten Jungköniginnen überstehen den Winter. Je nach Wespenart sterben von Anfang September bis Ende Oktober die Nester ab. Sie sind leer und werden auch nicht wieder von einer Wespenart bezogen. In der Regel zersetzen sie sich mit der Zeit von selbst.

Wo bauen die Wespen ihr Nest?

Die Deutsche Wespe baut ihr Nest beispielsweise häufig in Rollladenkästen oder auf Dachböden unter Deckenverkleidungen. Wieder andere nisten unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfsgängen. Einige besonders geschützte Arten bauen ihr Nest freihängend an Bäumen, in Sträuchern oder Hecken.

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