Auf hohe vermögen soll wieder eine steuer erhoben werden.

Grundsätzlich existiert in Deutschland eine Vermögensteuer. Sie wird nur seit 1997 nicht mehr erhoben. Der Auslöser dafür war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Die Richter hatten die Bewertung des Immobilienvermögens als ungerecht angesehen und forderten Nachbesserung. Statt die Immobilien höher zu bewerten, wie gefordert, entschied sich die damalige Bundesregierung, die Steuer auszusetzen.

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Problem: Wie hoch ist ein Vermögen?

Die Vermögensteuer ist eine sogenannte Substanzsteuer. Das heißt, sie muss bezahlt werden, auch wenn aus dem Vermögen kein Gewinn gezogen wird. Notfalls muss der Steuerpflichtige also Vermögen verkaufen, um die Steuer bezahlen zu können. Das ist vor allem bei Immobilienbesitzern und Unternehmen ein Problem. Selbst bei hohen Freibeträgen von ein oder zwei Millionen Euro können Hausbesitzer in Großstädten in Bedrängnis geraten.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Bewertung des Vermögens. Bei Aktien oder Geldanlagen ist es einfach, aber bei Grundstücken, Fabrikhallen oder auch Kunstgegenständen müssten regelmäßig die Werte ermittelt und festgelegt werden. Ein hoher Aufwand für relativ wenig Ertrag. 1996 wurden mit der Vermögensteuer gut 4,6 Milliarden Euro eingenommen.

Reiche wurden entlastet

Immer wieder betonen die Befürworter einer Vermögensteuer, dass die Reichen im Land zu wenig beisteuern und bevorzugt behandelt würden. Tatsächlich ist der Spitzensteuersatz heute niedriger als Mitte der 90er Jahre. Damals lag er bei 53 Prozent plus Solidaritätszuschlag. Heute sind es nur noch 42 Prozent beziehungsweise 45 Prozent für sehr hohe Einkommen ab 270.501 Euro Jahreseinkommen.

Steuerflucht wegen Vermögensteuer?

Eine Vermögensteuer würde Geld umverteilen von den Reichen zu den Armen, argumentieren Befürworter. Die Gegner befürchten dagegen, dass Reiche auswandern, ihre Betriebe verlegen oder ihr Vermögen in die Steuerparadiese bringen und dann gar nichts mehr für den deutschen Fiskus übrig bleibt. Ist das Vermögen hier angelegt, dann erhält der Staat wenigstens einen Anteil an den Erträgen aus dem Vermögen über die Kapitalertragsteuer.

CDU/CSU und FDP gegen Vermögensteuer

Zur Vermögensteuer gibt es unter den Parteien eigentlich nur zwei Lager: Die eher linken Parteien und die liberal-konservativen. Kurz gesagt: Die Unionsparteien und die FDP lehnen eine Vermögensteuer ab, im Unionsprogramm heißt es dazu, die Steuer "wäre eine Wohlstandsbremse". Die Freien Wähler äußern sich im Wahlprogramm nicht dazu. Parteichef Aiwanger hat sich aber in den Medien schon dagegen ausgesprochen. Ganz anders sieht das im linken Lager aus.

SPD und Grüne mit gemäßigten Konzepten

Die SPD spricht sich für die Einführung einer Vermögensteuer auf sehr hohe Vermögen aus, ein Prozent davon möchte sie gern einziehen. Was die Partei unter sehr hohen Vermögen versteht, konkretisiert sie dabei nicht. Dafür werden Bündnis90/Die Grüne sehr konkret: Vermögen über zwei Millionen Euro sollen mit einem Prozent besteuert werden. Für Betriebe soll es gesonderte Regelungen geben. Interessant an diesem Konzept ist, die Grünen wollen die Einnahmen aus der Vermögensteuer an die Länder geben, die das Geld für Investitionen ins Bildungssystem ausgeben sollen.

Die Linke will Vermögensteuer plus Vermögensabgabe

Nicht nur eine Vermögensteuer, sondern zusätzlich auch eine Vermögensabgabe, fordert die Linke. Sie will einen progressiven Steuertarif, der bei einer Million mit einem Prozent beginnt und dann bis auf fünf Prozent steigt, die bei Vermögen über 50 Millionen Euro fällig werden. Bei Betriebsvermögen beginnt die Steuer erst ab fünf Millionen Euro. Zusätzlich zur Steuer will die Linke aber auch noch eine Vermögensabgabe - zehn bis 30 Prozent auf 20 Jahre verteilt.

AfD lehnt sogar Erbschaftssteuer ab

Die AfD fällt mit ihren Forderungen aus dem Zweier-Lager etwas heraus. Sie will, genauso wie Union und FDP, keine Vermögenssteuer. Aber sie will zusätzlich auch die Erbschaftssteuer abschaffen.

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Inhaltsverzeichnis

  • Vermögenssteuer in Deutschland - Gechichte und Rechtsprechung
  • Bundesverfassungsgericht: Vermögenssteuer verfassungswidrig?
  • Aktuelle Diskussion zu Wiedereinführung und Höhe
  • SPD und Vermögenssteuer
  • CDU/CSU-Fraktion
  • FDP
  • Die Grünen
  • AfD
  • Die Linke
  • Vermögenssteuer - Pro & Contra
  • Vorteile
  • Nachteile

Auf hohe vermögen soll wieder eine steuer erhoben werden.

Vermögenssteuer in Deutschland? (© Zerbor – stock.adobe.com)

Im Jahr 1995 hat das Bundesverfassungsgericht die Vermögenssteuer als verfassungswidrig eingestuft, die Steuer wurde daraufhin aufgehoben. Dabei ging es jedoch nicht um die Verfassungswidrigkeit der Steuer an sich – die sogar gem. Art 106 GG erhoben werden darf. Vielmehr rügte das BGH die Form, in der die Steuer erhoben wurde, da es zu einer ungerechten Besteuerung im Vergleich von Immobilienwerten zu Kapitalvermögen kam. Seit Aufhebung der Steuer flammen immer wieder Diskussionen über deren Wiedereinführung in Deutschland auf, was mit verschiedenen Vor- wie auch Nachteilen verbunden wäre.

Vermögenssteuer in Deutschland - Gechichte und Rechtsprechung

Bei der Vermögenssteuer handelte es sich um eine vermögensbezogene Substanzsteuer, die auf das Reinvermögen erhoben wurde. Als Bemessungsgrundlage wurde das Gesamtvermögen des Steuerpflichtigen hinzugezogen, abzüglich der Schulden.

Die Ersteinführung einer Vermögenssteuer in Deutschland erfolgte 1893 mit dem Preußischen Ergänzungssteuergesetz.

Es folgten:

  • 1913: Wehrbeitrag, der durch das Deutsche Reich erhoben wurde (einmalige Vermögensabgabe)
  • 1918: Kriegsabgabe, ebenfalls durch das Deutsche Reich erhoben (einmalige Vermögensabgabe)
  • 1919: In der Weimarer Republik wurde das Reichsnotopfer erhoben
  • 1923: Reichsnotopfer wurde durch eine Vermögenssteuer nach preußischem Vorbild ersetzt
  • 1952: Deutscher Bundestag beschließt das Vermögensteuergesetz, dieses ist bis heute formal in Kraft
  • 1997: Die Vermögenssteuer wird nicht mehr erhoben, das Vermögenssteuergesetz wurde aber nie aufgehoben

JuraForum.de-Tipp: Nach der Wiedervereinigung wurde die Vermögenssteuer im Übrigen nie in den neuen Bundesländern erhoben.

Bundesverfassungsgericht: Vermögenssteuer verfassungswidrig?

Nachdem auch in Deutschland bis 1996 eine Vermögenssteuer erhoben wurde, führte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts dazu, dass diese ausgesetzt wurde.

Der Grund war, dass es in der Praxis zur Anwendung ungleicher Maßstäbe für Geldvermögen und Immobilien- bzw. Betriebsvermögen kam.

JuraForum.de-Tipp: Zur Beanstandung der Steuer an sich kam es hingegen nicht! Vielmehr sieht sogar das Grundgesetz (Art. 106) die Erhebung einer Vermögenssteuer vor.

Das BGH sah jedoch damals eine Bevorzugung des Grundeigentums als gegeben und bewertete die Vermögenssteuer daher als verfassungswidrig. Denn Immobilien und Grundstücke wurden durchschnittlich lediglich mit einem Zehntel ihres Werts besteuert. Darin sah das Gericht eine erhebliche Ungerechtigkeit gegenüber Besitzern von Geldvermögen, Immobilien wurden also gegenüber dem Geldvermögen unverhältnismäßig begünstigt.

Daher wurde seitens des Bundesverfassungsgerichts empfohlen, Immobilien höher zu bewerten und eine Anpassung der Immobilienbesteuerung an die Besteuerung übriger Kapitalvermögen vorzunehmen. Dies ist jedoch nicht geschehen. Daher wurde die Vermögenssteuer nicht mehr angewendet.

Aktuelle Diskussion zu Wiedereinführung und Höhe

Seitdem die Vermögenssteuer 1997 aufgehoben wurde, gibt es immer wieder Diskussionen um deren Wiedereinführung. Auch die Fragen, wie hoch die Vermögenssteuer sein sollte und wer sie bezahlen müsste, werden viel diskutiert.

Die Parteien haben hierzu unterschiedliche Meinungen:

SPD und Vermögenssteuer

Im Rahmen des Parteitags 2010 hat sich die SPD für eine Einführung einer privaten allgemeinen Vermögenssteuer ausgesprochen. Dabei soll das Aufkommen nicht unter dem aus dem der 1997 ausgesetzten Steuer liegen. Und auch 2019 sprach sich die SPD erneut dafür aus. Dahingehend soll es SPD-Pläne für eine Vermögenssteuer nach „Schweizer Vorbild“ geben, bei der Sonderregeln für wirtschaftliche Schieflagen beinhaltet sein sollen. Als mögliches Steueraufkommen wurden 10 Milliarden Euro im Jahr genannt. Auf der offiziellen Website der SPD ist ein Zitat des kommissarischen SPD-Vorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel zu lesen: „Superreiche müssen einen größeren Beitrag für Investitionen in Infrastruktur, Wohnen und für den Klimaschutz leisten.“

CDU/CSU-Fraktion

Die von der SPD geplante Vermögenssteuer wird von der Unionsfraktion klar abgelehnt. Vielmehr sieht die CDU/CSU eine klare Priorisierung von Steuerausgaben vor. Laut Ansicht von CDU/CSU würde das Wiedereinführen einer Vermögenssteuer mit hohen Kosten aber nur wenig Nutzen einhergehen.

FDP

Auch die FDP spricht sich gegen erneute Vermögenssteuer aus. Stattdessen heißt es: „Wir Freien Demokraten wollen, dass sich Sparen und Vermögensaufbau lohnen.“ Es darf durch steuerliche Regelungen nicht zu einer Behinderung von der Fortführung von Familienunternehmen oder bei der Weitergabe von erarbeitetem Eigentum und Vermögen kommen. Die FDP sieht die Besteuerung von Unternehmenssubstanz als schädlich für die Unternehmen an. Daher wird neben der Wiedereinführung der Vermögenssteuer auch die weitere Verschärfung der Erbschaftsteuer abgelehnt.

Die Grünen

Die Grünen sprechen sich für eine „verfassungsfeste, ergiebige und umsetzbare Vermögensteuer“ aus. Durch diese sollen Superreiche noch mehr als bisher zum Gemeinwesen beitragen.

AfD

Durch die AfD wird eine Vermögenssteuer abgelehnt. Die Alternative für Deutschland spricht sich daher gegen den SPD-Vorschlag zur Reaktivierung der Vermögenssteuer aus.

Die Linke

Die Linke hingegen setzt sich für die Vermögenssteuer aus. Die Partei will Millionäre besteuern und spricht sich für eine Vermögensteuer von 5 Prozent auf alle Vermögen oberhalb von 1 Million Euro aus. Zudem will Die Linke höhere Einkommen stärker besteuern und auch noch die Reichensteuer erweitern.

Vermögenssteuer - Pro & Contra

Die erneute Einführung der Vermögenssteuer würde verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringen.

Vorteile

  • Im internationalen Vergleich besteuert Deutschland Vermögen noch wenig. Andere Länder wie die USA oder Großbritannien besteuern Vermögen wesentlich höher.
  • Die Vermögenssteuer könnte sich positiv auf die soziale Gerechtigkeit auswirken, Finanzlücken ließen sich schließen.
  • Das Grundgesetz nennt die Vermögenssteuer ausdrücklich als mögliche Einnahmequelle des Staates.

Nachteile

  • Steuern werden nicht zweckbestimmt erhoben – daher können sich Steuerzahler nicht sicher sein, dass das zusätzliche Geld nicht etwa für Bürokratie, Rüstung oder Prestigeprojekte genutzt oder auf andere Weise verschwendet wird.
  • Wer entsprechend vermögend ist, hat bereits Einkommensteuer gezahlt. Wieso noch mehr abgeben, wenn man seiner Steuerpflicht bereits ordnungsgemäß nachgekommen ist? Zudem geht der Staat auch bei Schenkungen und Erbschaften nicht leer aus und will seinen Teil auch bereits in Form der Abgeltungssteuer haben.
  • Eine weitere Steuer bedeutet mehr Aufwand, sowohl für Privatpersonen und Firmen, als auch für den Staat. Das deutsche Steuersystem gehört ohnehin schon zu den komplexesten der Welt und würde sich so noch weitere verkomplizieren.
  • Seit 1997 wurde keine Vermögenssteuer mehr erhoben – also seit mehr als 20 Jahren kommt Deutschland ohne diese Steuer aus.
  • Es wäre fraglich, ob es tatsächlich möglich ist, Geld- und Sachvermögen einheitlich zu bewerten. Dies wäre aber zwingend erforderlich, damit die Vermögenssteuer nun verfassungsgemäß wäre. Zumindest wäre mit einem extrem hohen Bürokratieaufwand zu rechnen. Mögliche Einnahmen müssten auch in Relation zu dem sehr hohen bürokratischen Aufwand gesetzt werden.
  • Es kann befürchtet werden, dass Unternehmen ihren Sitz ins Ausland verlagern, um der Steuerpflicht so zu entgehen. Das würde auch ein Risiko hinsichtlich des Verlusts von Arbeitsplätzen bedeuten.
  • Die Vermögenssteuer wäre keine einkommensabhängige Steuer, sondern eine Substanzsteuer. Sie würde auch in einer Rezession erhoben werden. Auch wenn rote Zahlen geschrieben werden würden und keine Gewinne eingefahren werden, müssen Unternehmen demnach Vermögensteuer zahlen.
  • Der Staat verfügt bereits über sehr hohe Steuereinnahmen. Der Fokus sollte auf einem vernünftigem Haushalten liegen, statt auf einer neuen Steuer.

Auf hohe vermögen soll wieder eine steuer erhoben werden.

Was bedeutet Steuer auf hohe Vermögen?

Die Grundidee ist so einfach wie einleuchtend: Es geht darum, Vermögende entsprechend ihrer besonders gu- ten wirtschaftlichen Lage und Leistungsfähigkeit stär- ker an der Finanzierung der Staatsaufgaben zu betei- ligen. Wer sehr reich ist, soll also eine zusätzliche Steuer zahlen.

Wie viel Vermögen darf ich steuerfrei haben?

Der Grundfreibetrag beträgt bei einzelveranlagten Steuerbürgerinnen und Steuerbürgern im Jahr 2021 9.744 €. Bei zusammenveranlagten Ehegatten/Lebenspartnern verdoppelt sich der Grundfreibetrag auf 19.488 €.

Wie wird Vermögenssteuer erhoben?

Die Mehrheit der Richter hat sich ferner zu dem Halbteilungsgrundsatz bekannt. Hiernach darf die Vermögensteuer zuzüglich der übrigen Steuern wie Einkommensteuer nur zu einer Steuerbelastung zu rund 50 Prozent erfolgen. Seit 1997 wird die Vermögensteuer in Deutschland nicht mehr erhoben.

Wer wäre von Vermögenssteuer betroffen?

Alle Deutschen wären mit ihrem gesamten Weltvermögen steuerpflichtig, so wie es jetzt die Deutschen mit Wohnsitz in Deutschland sind, es sei denn, dieses Vermögen unterliegt bereits in einem anderen Land einer Vermögensteuer.